Fitness, Management | Autor/in: fM Redaktion |

Jens Schulze im Interview: „Es geht darum, den Kollegen dabei zu helfen, die beste Version ihrer selbst zu sein!“

Jens Schulze hat die Branche aus verschiedenen Perspektiven kennengelernt und kann seine Erfahrungen effektiv einbringen. Im Interview erklärt der Head of Customer Experience von LES MILLS Germany, worauf es bei Qualifikation ankommt und wie Mitarbeitende motiviert und neugierig bleiben.

Über den Interviewpartner

Jens Schulze, Jahrgang 1985, stammt aus Greven. Der begeisterte Fitnesssportler studierte nach dem Abitur zunächst Geografie, bevor er sich für den dualen Studiengang Fitnesstraining an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) (damals noch BSA-Private Berufsakademie) entschied.

Bereits in seinem zweiten Ausbildungsjahr kaufte Jens Schulze gemeinsam mit den Inhabern seines Ausbildungsbetriebes ein Studio und machte sich selbstständig

Nach dem Studium arbeitete er ein Jahr freiberuflich als Kurs- und Personal Trainer, bevor er als Personal Trainer und Fitnessmanager zu Fitness First ging und später als National Fitness Manager bei HealthCity neue Herausforderungen suchte.

2017 wechselte Jens Schulze als Regionalleiter Nord zu LES MILLS nach Hamburg. 2019 übernahm er dort die Position des Head of Customer Experience.

fM: Im Laufe Ihrer Karriere in der Fitness- und Gesundheitsbranche haben Sie u. a. ein duales Studium absolviert. Wie hat sich Ihr Weg in der Branche entwickelt? Welchen Stellenwert hatten bzw. haben Ihre Qualifikationen für Ihre frühere und jetzige Tätigkeit?

Jens Schulze: Meine ersten praktischen Schritte bin ich während meines dualen Studiums an der DHfPG bei einem Einzelbetreiber gegangen. Während meines Studiums haben wir einen weiteren Standort übernommen, den ich als Teilhaber mit aufgebaut habe.

Nach dem Studium entschied ich mich für die sportlichere Laufbahn und begann, auf freiberuflicher Basis als Personal Trainer und Gruppenfitness-Instruktor zu arbeiten, bis ich von einer großen Kette als Trainingsleiter bzw. als Personal Trainier und Fitnessmanager eingestellt wurde. (Lesen Sie auch: 'Anforderungen an Trainer:innen steigen – interdisziplinäre Qualifikationen immer wichtiger')

Mein Weg führte dann zu einer anderen Kette in nationaler Verantwortung als National Fitness Manager. In dieser Position habe ich meinen jetzigen Arbeitgeber, LES MILLS Germany, von der Kund:innenseite aus kennengelernt. Nach intensiver Zusammenarbeit habe ich mich dazu entschieden, auf diese Seite der Industrie zu wechseln.

Bei LES MILLS bin ich als Regionalmanager eingestiegen und bin dann über die Regionalleitung zum Head of Customer Experience für Deutschland und Österreich aufgestiegen.

An der DHfPG habe ich grundlegende Kompetenzen erlernt. Das Studium hat mich durch die breit gefächerten Inhalte perfekt auf die Branche vorbereitet, sodass ich in jedem Bereich mit einem soliden Grundwissen tätig werden konnte. Durch die Vielfalt meiner gesammelten Erfahrungen kann ich heute bessere Entscheidungen treffen, weil ich verschiedene Perspektiven einnehmen kann.

Was waren für Sie die Beweggründe, nach mehreren Jahren erfolgreicher Tätigkeit in Einzelstudios sowie auch in größerenKettenbetrieben die Perspektive zu wechseln und sich aufseiten der Industrie zu engagieren?

Mich begeistert die Arbeit mit Menschen und ich bin der festen Überzeugung, dass wir bei LES MILLS genau das fokussieren. Ich identifiziere mich mit unserer Mission „For a Fitter Planet“ und habe die Möglichkeit gesehen, genau das in einem größeren Rahmen aufseiten der Industrie zu verwirklichen. (Lesen Sie mehr: 'In Fitness verlieben')


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Genau genommen mache ich jetzt fast das Gleiche, was ich in meinem ursprünglichen Job als National Fitness Manager gemacht habe, nur für mehrere Studios: Ich helfe ihnen, ein „gesünderes“ Geschäft aufzubauen und ihre Mitglieder zu begeistern.

Gibt es Tätigkeiten, Gegebenheiten oder auch Begegnungen aus dem Arbeitsalltag in einem Studio, die Sie rückblickend manchmal ein bisschen vermissen?

Natürlich gibt es Dinge, die ich immer gern gemacht habe. Außerdem vermisse ich es, eigene Kurse zu geben. LES MILLS GRIT® und Cyclingformate zu unterrichten hat mir immer viel Spaß gemacht. Zusätzlich hat mir die Verbindung zu den Mitgliedern immer viel gegeben.

Es bereitet mir sehr viel Freude, Fortschritte zu sehen und gemeinsame Ziele zu erreichen. Das kann ich in meinem Team bei LES MILLS zum Glück auch heute noch sehen, aber eben mehr auf der geschäftlichen Ebene. Hier sind die Intervalle, in denen man sich sieht, natürlich länger als bei der Beziehung zwischen Trainer und Mitglied im Fitnessstudio.

Inwieweit konnten Sie bei diesem „Seitenwechsel“ von Ihrem Branchen-Know-how profitieren? Aus welcher Ihrer Qualifikationen ziehen Sie heute den größten Benefit? Welche Soft Skills sind für Sie entscheidend?

Die eine Schlüsselqualifikation gibt es aus meiner Sicht nicht, es ist eher die Kombination aus Theorie, Praxis und Erfahrung. Ich glaube fest an einen Ansatz, der die Kundschaft ins Zentrum setzt. Das Produkt oder die Dienstleistung kann noch so toll sein, am Ende entscheidet der:die Kund:in, was passiert. (Auch lesenswert: 'Mitglieder verstehen')

Da ich die Industrie als Kunde kannte, habe ich diesen entscheidenden Blickwinkel von Anfang an mit eingebracht. Durch die langjährige Erfahrung im Studio kann ich den Transfer von einem Produkt oder einer Dienstleistung in den Studioalltag visualisieren und nachvollziehen. 

Die Bedeutung von Soft Skills wird immer wichtiger und ich glaube, dass das ehrliche Interesse an Menschen die wichtigste Fähigkeit ist. Entweder nehme ich mein Gegenüber wahr, höre zu, interessiere mich aufrichtig und entwickle gemeinsame Lösungen oder eben nicht. Das ist für mich der entscheidende Unterschied.

Wie wichtig sind Vertrauen, Wertschätzung, Freiraum für eigene Entscheidungen oder die Übertragung von Verantwortung für die Motivation der Mitarbeitenden? Inwieweit hat diese Motivation Ihrer Einschätzung nach Einfluss auf den langfristigen Unternehmenserfolg?

Wertschätzung und Vertrauen sind für mich die Grundlage für ein gesundes Verhältnis zu Mitarbeitenden, denn nur so können wir unser volles Potenzial entfalten. Freiraum ist auch wichtig, doch das richtige Maß an Freiraum variiert von Person zu Person. Die einen arbeiten am besten, wenn sie viel Freiraum, Platz und Zeit für Kreativität haben, während andere klare Vorgaben lieben – beides ist großartig.

Mich hat es damals absolut motiviert, als ich in die Planung, einen eigenen Standort zu kaufen und aufzubauen, integriert wurde. Die Übertragung von Verantwortung muss jedoch immer wohldosiert erfolgen, denn jeder Mensch geht anders damit um und hat unterschiedliche Bedürfnisse

Deswegen sind regelmäßige Kommunikation und Austausch so wichtig.

Meiner Meinung nach sind Mitarbeitende der entscheidende Faktor für den Unternehmenserfolg, egal ob im Studio, in der Industrie oder in einer anderen Branche. Aus diesem Grund ist die Motivation der Mitarbeitenden essenziell. Das heißt nicht, dass das eine Einbahnstraße ist, sondern etwas, worauf Arbeitgebende und Arbeitnehmende gemeinsam einzahlen.

Um genau diese Erkenntnis mit LES MILLS Partnerstudios zu teilen und sie zu inspirieren, sich ein unschlagbares Team an Rockstars im eigenen Studio aufzubauen sowie die Fitnessbranche als Arbeitgeber zu stärken, haben wir seit kurzem ein großartiges Angebot für DHfPG-Studierende.


Lesen Sie mehr: '80 Prozent sparen'


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Mit welchen Maßnahmen und Prozessen hält das Unternehmen LES MILLS die Qualifikation der Mitarbeitenden up to date?

Wir investieren stark in unsere Mitarbeitenden, individuell und im Kollektiv. Jede:r Mitarbeitende hat einen individuellen Entwicklungsplan mit klaren Handlungsfeldern. Es geht dabei nicht darum, Schwächen zu Stärken zu machen, sondern vielmehr den Kollegen dabei zu helfen, die beste Version ihrer selbst zu sein.

Nur wenn ich mich wohlfühle, Vertrauen bekomme, Wertschätzung erfahre und gefördert sowie gefordert werde, kann ich meine beste Leistung zeigen. Welche das ist, entscheidet jede Person selbst.

Wie beurteilen Sie die perspektivischen Job-, Aufstiegs- und Karrierechancen innerhalb der Branche generell?

Die Fitnessbranche wird von Jahr zu Jahr professioneller und entwickelt sich rasant weiter. Mittlerweile gibt es mehrere Jobprofile, die es vor einigen Jahren noch nicht gab, und ich nehme wahr, dass die Branche wächst, was ich sehr gut finde.


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Unser großer Vorteil ist, dass wir eine unfassbar positive Branche sind, die einen aktiven und gesunden Lebensstil fördert und so die allgemeine Gesundheit der Menschen verbessert.

Ich glaube, dass die Bedeutung unserer Branche in den nächsten Monaten und Jahren besonders aufgrund des Gesundheitsaspekts stetig zunehmen wird und wir mit mehr Nachfrage und Wachstum rechnen können.

Welche Tipps geben Sie jungen Menschen, die in der Fitness- und Gesundheitsbranche ein Studium absolvieren oder sich fortbilden und ihre Karriere – im Studiobetrieb, in der Industrie oder in der Selbstständigkeit – noch vor sich haben?

Neugierig sein und bleiben sowie ein ehrliches Interesse an Menschen haben. Nur wer fragt, bekommt eine Antwort. Es gibt so viele tolle Dinge zu entdecken und zu sehen – jeden Tag. Macht die Augen auf, beobachtet euer Umfeld! Wie setzt Betreiber A Szenario X um, wie geht Betreiberin B mit ihren Mitgliedern um?

Das Rad muss gar nicht neu erfunden werden, es muss nur wahrgenommen, verstanden und adaptiert werden. Inspiration gibt es überall.


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In weiteren Interviews sprechen Luke Kretzmann und Jannis Traxel über die Bedeutung von Qualifikationen. Lesen Sie außerdem unseren Artikel 'Qualität durch Qualifikation' als Einstieg zu den Interviews.

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