'Fit wie Eisenkurt' – Auf Warnsignale des Körpers und Geistes hören
Zu oft, zu anstrengend, zu intensiv: Wenn das Training ins Ausgebranntsein führt. Die Thematik Burnout ist in unserer heutigen Zeit sehr weit verbreitet. Damit es gar nicht so weit kommt, teilt fM Experte Kurt Köhler (68) in Teil 8 unserer fM ONLINE-Serie 'Fit wie Eisenkurt' seine Erfahrungen aus mehr als 50 Jahren Training und Wettkampf.
Wir wollen stets perfekt sein und alles leisten – doch irgendwann kommen Körper und Geist nicht mehr hinterher. Die Folge: ein geistiger, körperlicher und seelischer Erschöpfungszustand, der sich über Wochen oder sogar Jahre hinziehen kann, das sogenannte Burn-Out-Syndrom. (Lesen Sie auch: Burnout – Zwischen Modeerscheinung und anerkannter Krankheit?)
Droht ein Burnout, kann sich dies sowohl in körperlichen Anzeichen, etwa Rückenschmerzen, Schlaflosigkeit als auch in psychischen Alarmsignalen äußern.
Passieren kann es auch beim Sport. Denn: Wer sich im Training neben beruflichem und privatem Stress zu viel aufbürdet, kann schnell ins Übertraining rutschen. Dann gilt es, erst einmal eine Pause einzulegen.
Burnout erkennen und abwenden
Jeder kann etwas tun, um einen drohenden Burnout abzuwenden. Je früher, umso besser. Der erste Schritt ist jedoch, sich selbst einzugestehen, dass es zu viel ist.
Das weiß auch Kurt Köhler aka 'Eisenkurt', der uns an seinen Erfahrungen aus dem Bereich des Stressmanagements teilhaben lässt:
"Wenn Körper und Geist richtig ausgelaugt sind, durch zu viel Sport plus Arbeit und Stress, dann nenne ich das immer ein sogenanntes Kaugummigefühl. Man merkt physisch und auch geistig eine strarke Erschöpfung."
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Als Beispiele nennt 'Eisenkurt' einen Spitzenläufer, eine Topschwimmerin und einen Triathleten. Der Läufer habe ihm berichtet, dass er sich immer schlechter fühle und seine Trainingsleistungen nicht mehr durchführen konnte. Der Grund dafür sei zu viel Training gewesen.
Die Schwimmerin, die vor über 25 Jahren auch Deutsche Meisterschaften geschwommen war, habe ihm damals ihren Trainingsplan gezeigt und erklärte, dass Sie bereits nach vier von sechs Trainingstagen einen Leistungsabfall habe, aber dennoch die ganze Woche durchtrainiert habe.
Warnsignale nicht ignorieren
Die Leistung des Triathleten habe sich durch Übertraining extrem verschlechtert, denn sein Körper habe laut Arzt immer weniger weiße Blutkörperchen produziert. Bei Wettkämpfen sei er bis zu 10 Minuten hinter seiner Bestleistung zurückgeblieben.
Große Sorgen machte sich auch seine Frau, denn er sei so stark aufs Training fixiert, dass er zunächst alle Warnsignale ignoriert habe.
Die Geschichte hat aber ein Happy End: "Er konnte damals noch rechtzeiitig umdenken und änderte sein Programm, mit dem Ergebnis dass er wieder Wettkämpfe gewann", sagt Kurt Köhler.
Alarm! Wenn die Ohren klingeln
Er fügt hinzu: "Ich kenne dieses Gefühl der Überlastung auch sehr gut, da ich natürlich extrem ehrgeizig im Sport bin. Einmal war ich durch Sport und Beruf so belastet, dass meine Ohren zu klingeln anfingen."
"Hält dieses Gefühl permanent im Geist und Körper an, geht der Mensch den Weg zum sogenannten Burnout", warnt er. Denn sonst seien oft Monate nötig, um sich von diesem Zustand wirklich voll zu erholen.
'Burnout-Syndrom: Bis zur völligen Erschöpfung' – Video des Bayerischen Rundfunks:
Auf Signale von Geist und Körper hören
Man sollte vorher immer auf die Signale von Geist und Körper hören, um gar nicht in diesen Zustand zu kommen, rät 'Eisenkurt'.
Und fügt hinzu: "Ich sprach einmal mit einem 34-jährigen Mann, den ich im Verkauf kennenlernte, der mir plötzlich eine E-Mail schrieb, dass er nicht mehr arbeiten kann, durch völlige Überlastung. Somit konnte ich mit ihm keine weiter Zusammenarbeit planen. Er musste für eine Studiokette über 100 Studios betreuen, was extrem viel Stress bedeutete."
Auf das Bauchgefühl hören
Auch wenn Trainer oder Chef noch mehr Leistung fordern, müsse das sogenannte Bauchgefühl richtig beachtet werden.
"Viele Menschen, die immer über zu wenig Zeit klagen, kennen dieses Gefühl des Ausbrennens", fasst Kurt Köhler zusammen.
Bewegung, Erholung, Schlaf,…
'Eisenkurt' nennt als Gründe: falsche Ernährung, keine körperliche Bewegung, keine mentale Erholung, Körperübersäuerung, Stress durch schlechte finanzielle Situation, Trennung vom Partner, zu viel Training, zu wenig Schlaf, totale Überarbeitung…
Das Fazit lautet also: Gönnen Sie Ihrem Körper ab und zu die nötige Erholung, die er braucht. Er wird es Ihnen danken!
Oder in 'Eisenkurts' Worten: "Es ist wichtig immer ganzheitlich zu denken und sämtliche Faktoren, die den Körper und Geist beinflussen, zu beachten. Die höchste Arlarmstufe ist gegeben, wenn die Ohren zu klingeln beginnen."
Übrigens: Berufstätige zwischen 45 und 59 Jahren gelten als besonders gefährdet. Weitere Studien zum Thema Stress und Burnout finden Sie auf fM ONLINE (Stress & Burnout – auch auf dem Uni-Campus ein Thema) und außerdem in einer fM Infografik.
Über Eisenkurt
Kurt Köhler ist 68 Jahre alt und lebt in der Gemeinde Erdweg in Bayern. Er hält zahlreiche Weltrekorde: Darunter den Beintraining-Rekord (2006) mit der schrägen Beinpresse (385 kg), den Box-Rekord (2013) mit 23.150 Speed-Schlägen und den Rekord 500 Gewichtheberkniebeugen (in tiefer Ausführung, 2018). Sein Ziel: Der weltweit fitteste Sportler in der Kombination 'Kraft, Ausdauer & Schnelligkeit' zu werden. Mit 42 Jahren startete er noch eine Karriere als Leistungsschwimmer. Im Jahr 2019 plant er, mit dem Rennrad quer durch Frankreich zu fahren, eine ähnliche und gleich lange Strecke wie bei der Tour de France.
Alles über Eisenkurt und seine Rekorde lesen Sie auf seiner Homepage.
Sie wollen noch mehr von Eisenkurt?
Alle bereits veröffentlichten Artikel der fM ONLINE-Serie 'Fit wie Eisenkurt' können Sie per Klick auf die Bilder lesen!
Auf diese Themen dürfen Sie sich außerdem in der fM ONLINE-Serie „Fit wie Eisenkurt“ freuen:
- Teil 9: Der innere Schweinehund
- Teil 10: Trainingszyklus Regeneration
- Teil 11: Mentale Stärke
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