Fitness, Gesundheit, Markt | Autor/in: fM Redaktion |

Prof. Dr. Sabine Kind im Interview: „Gesundheit, körperliche wie psychische, sollte wesentlicher Bestandteil einer Unternehmenspolitik sein.“

Betriebliches Gesundheitsmanagement spielt eine entscheidende Rolle für mentale Gesundheit. Und das Potenzial steigt. Hier gilt es von Yoga-Kursen über Führungskräfte-Workshops bis hin zu sozialen Strukturen im Unternehmen alles im Blick zu haben. Prof. Dr. Sabine Kind zeigt im Interview, was ein umfassendes und nachhaltiges BGM ausmacht und wie Fitness- und Gesundheitsanbieter auf sich aufmerksam machen können.

Prof. Dr. Sabine Kind: Neben ihrer Tätigkeit als gefragte Autorin zahlreicher Fachartikel und renommierte Expertin für Fitness- und Gesundheitsthemen arbeitet sie als Dozentin, Autorin und Tutorin an der DHfPG sowie als Referentin an der BSA-Akademie.

fM: Insbesondere in der Arbeitswelt nehmen Stress sowie Zeit- und Termindruck kontinuierlich zu und verlangen Berufstätigen körperlich wie mental viel ab – wie wichtig sind ganzheitliche BGF-/BGM-Angebote daher für Unternehmen?

Prof. Dr. Sabine Kind: Um es kurz zu machen: sehr wichtig! Wir sind ständig mit neuen Herausforderungen in der Arbeitswelt konfrontiert und versuchen gleichzeitig, den Spagat zwischen Berufs- und Privatleben zu schaffen. Viele Beschäftigte sind damit überfordert und fühlen sich oft auch hilflos.


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Kommt es dann z. B. zu arbeitsbedingten Fehlzeiten, spielen aus Unternehmenssicht nicht nur die dadurch entstehenden Kosten eine große Rolle. Auch Fachkräftemangel, Engagement der einzelnen Personen, Zufriedenheit mit der Arbeit usw. sind wichtige Bereiche, die Unternehmen dabei immer wieder fordern.

Und daher sollte Gesundheit, körperliche wie psychische, ein wesentlicher Bestandteil einer verantwortungsvollen Unternehmenspolitik sein.

Welche individuellen Lösungen können Gesundheits- und BGM-Fachkräfte anbieten, um die Mitarbeitergesundheit (physisch und mental) im Unternehmen nachhaltig und umfassend zu verbessern?

Die Palette an Möglichkeiten ist vielfältig, angefangen bei klassischen Präventionskursen wie Yoga und Wirbelsäulengymnastik bis hin zu Coachings oder auch Führungskräfte-Workshops. (Lesen Sie auch: 'Yoga im Praxischeck')

Neben den individuellen Möglichkeiten sollten aber auch die Strukturen und Verhältnisse sowie die soziale Unterstützung z. B. durch das Kollegium und/oder die Vorgesetzten nicht außer Acht gelassen werden.


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In der Praxis gelingt ein Einstieg oftmals über sogenannte Gesundheitstage, die z. B. mit Krankenkassen oder regionalen Partnern wie Fitnesseinrichtungen durchgeführt werden. Diese Gesundheitstage können ein spezielles Motto haben, sollen neugierig machen und für das Thema Gesundheit sensibilisieren.

Aber Achtung: Es sollte eben nur ein Einstieg sein. Ein umfassendes und nachhaltiges BGM geht immer mit einer umfangreichen Analyse und Planung einher. Und natürlich muss das Thema Gesundheit in der Unternehmensstrategie ankommen bzw. in diese fest verankert werden.

Wie beurteilen Sie das künftige Wachstums- und Entwicklungspotenzial von solchen Angeboten?

Um es auch hier kurz zu machen: extrem groß. BGM und BGF nehmen schon jetzt einen hohen Stellenwert ein – Tendenz steigend. Ich nenne nur mal die Schlagworte „demografischer Wandel“, „Generationsmanagement“, „New Work“, „Digitalisierung“ und „Homeoffice“, ohne tiefer darauf einzugehen. (Lesen Sie mehr: 'Warum BGM gerade jetzt besonders wichtig ist')

Welche spezifischen Aus- und Weiterbildungen werden in diesem Zusammenhang im Markt immer wichtiger und warum?

Beispielsweise eine Ausbildung zur Fachkraft im BGM. Wie bereits erwähnt, sollte ein nachhaltiges und langfristiges BGM als strategisches Instrument einer zukunftsorientierten Unternehmenspolitik und nicht nur als die Aneinanderreihung von zahllosen Einzelmaßnahmen betrachtet werden.

Dabei ist es wesentlich, dass die BGM-Anbieter die gesundheitliche Ausgangssituation analysieren und daraus zielorientierte Maßnahmen ableiten und umsetzen. Und genau dazu qualifizieren solche Lehrgänge, die die Bildungsempfehlungen des Bundesverbandes Betriebliches Gesundheitsmanagement e. V. (BBGM) umsetzen und somit die Zulassungsvoraussetzungen für die Prüfung der Basisstufe des BBGM erfüllen.

Was müssen Fitness- und Gesundheitsanbieter Ihrer Meinung nach tun, um als professionelle und ganzheitliche Gesundheitsdienstleistende noch besser wahrgenommen zu werden?

Erst einmal in Erscheinung treten und wahrgenommen werden. Das heißt auch, raus aus der eigenen Komfortzone, Kontakte knüpfen sowie Kongresse, Tagungen und After-Work-Veranstaltungen besuchen und positiv in Erscheinung treten. Auch hier sind die bereits erwähnten Gesundheitstage eine gute Möglichkeit, um auf sich aufmerksam zu machen.

Gerade Fitness- und Gesundheitseinrichtungen haben Expertise in verschiedenen Gesundheitsfeldern, wie Bewegung, Ernährung, Entspannung und Stressmanagement.


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Aber damit Mitarbeitende von Fitness- und Gesundheitsunternehmen bestmöglich im BGM mitwirken als auch selbst davon profitieren können, sind spezifische Fach- und Methodenkompetenzen notwendig, u. a. Wissen über den Aufbau und die Steuerung eines BGMs, die Netzwerkarbeit, die Kommunikation sowie die Moderation. Daher ist eine Weiterbildung in diesem Bereich zu empfehlen.


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In weiteren Interviews sprechen Prof. Dr. Julia Krampitz und Elisabeth Graser über die Portfolioerweiterung mit Entspannungsangeboten in den Studioalltag. Lesen Sie außerdem unseren Artikel 'Körper & Geist' als Einstieg zu den Interviews.

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