Fitness, Markt, DSSV | Autor/in: Janosch Marx & Florian Schmidt |

#DAT2022: Deutscher Arbeitgebertag 2022

Der Deutsche Arbeitgebertag der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) e. V. hat am 13. September 2022 auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Berlin Tempelhof stattgefunden. Beim größten und wichtigsten Kongress der gesamten deutschen Wirtschaft kamen Spitzenvertreter:innen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zusammen, um sich über aktuelle wirtschafts- und sozialpolitische Herausforderungen auszutauschen. Die DSSV e.V.-Repräsentanten Florian Kündgen und Sabrina Fütterer sowie Janosch Marx (fitness MANAGEMENT, offizielles Organ des DSSV), waren für Sie vor Ort.

Deutscher Arbeitgebertag 2022 auf dem ehemaligen Flughafen Berlin Tempelhof.

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Die wichtigsten Fakten in Kürze:

  • Der Arbeitgebertag ist der wichtigste Kongress der deutschen Wirtschaft, um sich mit Spitzenvertreter:innen aus Politik über aktuelle wirtschafts- und sozialpolitische Herausforderungen auszutauschen.
  • Der DSSV war als Arbeitgeber- und Spitzenverband der BDA e.V. für die deutschen Fitness- und Gesundheitsanlagen in Berlin vor Ort.
  • Die DSSV-Vertreter:innen nutzten die Veranstaltung, um sich mit weiteren Arbeitgeberverbänden über mögliche konzentrierte Aktionen zum Wohle der Unternehmer:innen der verschiedenen Branchen auszutauschen.
  • Unter den Redner:innen waren unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz, Gastgeber und Arbeitgeberpräsident Dr. Rainer Dulger, Bundesfinanzminister Christian Lindner, Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sowie Friedrich Merz (CDU-Parteivorsitzender).
  • Der Arbeitgeberpräsident zeigte sich in seiner Rede in großer Sorge um den Wirtschaftsstandort Deutschland. Treiber der 3-D-Inflation seien Deglobalisierung, Demografie und Dekarbonisierung
  • Bundeskanzler Olaf Scholz entgegnete mit Blick auf die Energiekrise mit beruhigenden Worten. Die Regierung plane weitere Maßnahmen zu ergreifen, damit die Preise wieder sinken.
  • „Wir kommen wohl durch diesen Winter“, so der Bundeskanzler.

Los geht's! Die Hintergründe und Detailinformationen:

Arbeitgeberpräsident Dr. Rainer Dulger eröffnete den Deutschen Arbeitgebertag 2022 (#DAT2022) mit freundlichen aber auch sehr fordernden Worten an die Politik.

Dulger mahnte, dass der „Spirit“, den die Ampelregierung in den Koalitionsverhandlungen noch verbreitet habe, aktuell nicht mehr vorhanden sei. Noch vor wenigen Monaten diskutierte die Regierungsriege um Olaf Scholz im einheitlichen und vertrauensvollen Ton und die Ampelkoalition hatte sich „Mehr Fortschritt wagen“ auf die Fahne geschrieben.


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In der Wirtschaft sei dieser „Fortschritt“ jüngst nicht zu spüren. Im Gegenteil: Der Arbeitgeberpräsident betonte, dass er bei einem ausbleibenden Umdenken der Politik aktuell sogar den Erfolg des Wirtschaftsstandorts Deutschland gefährdet sieht.

Umdenken der Politik erforderlich

Doch die Situation sei alles andere als aussichtslos. Die deutsche Wirtschaft müsse gestärkt werden, so Dulger, um auch zukünftig den Anker für Europa darzustellen.


„Das ist vielleicht die schwerste Krise seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Gerade der Mittelstand und die KMUs müssen aufgrund der aktuellen Situation rund um die Energiekrise eine Stärkung seitens der Politik erfahren. Wenn wir die Wirtschaft stärken, stärken wir das Land!“
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Dr. Rainer Dulger – Arbeitgeberpräsident BDA e.V.


Veränderungsbereitschaft seitens der Politik sichere diesen wirtschaftlichen Erfolg. „Starke Wirtschaft, starkes Deutschland!“ lautete deshalb sein Plädoyer, zugleich Motto des #DAT2022. Denn Wirtschaft sind wir alle, jeder Arbeitgeber, jeder Arbeitnehmer, jeder Mitbürger, jeden Tag!

Unternehmen nicht bevormunden

Als Beispiel nannte Dulger die Home-Office-Bürokratie“, die von der Politik seit Monaten diktiert werde. Er forderte, dass diese umgehend enden müsse. Unternehmen dürften nicht bevormundet werden.

An welcher Stelle Home-Office sinnvoll eingesetzt werden soll, könne nur der Arbeitgeber selbst entscheiden. Zudem biete die Mehrheit der Unternehmen Home-Office ohnehin an und es müsse nicht von der Regierung vorgegeben werden.

Abschließend äußerte Dulger seine Enttäuschung darüber, dass Bundesarbeits- und Sozialminister Hubertus Heil „kein Zeitfenster“ gefunden habe, um auf dem Deutschen Arbeitgebertag mit der Wirtschaft zu sprechen.

3-D-Inflation: Deglobalisierung, Demografie & Dekarbonisierung

Die größte Herausforderung, der die deutsche Wirtschaft aktuell gegenübersteht, sei die 3-D-Inflation, die von den Faktoren Deglobalisierung, Demografie und Dekarbonisierung getrieben werde. Durch die Deglobalisierung, wie etwa der Ukraine-Russland-Krise oder der wirtschaftspolitischen Entwicklung in China, steigen Kosten für Import, Export und Transport an.


„Es sind historische Zeiten, in denen wir leben. Die Politik muss aufhören, sich mit der Symptombehandlung und anfangen sich mit den Ursachen zu beschäftigen.“
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Dr. Rainer Dulger – Arbeitgeberpräsident BDA e.V.


Die zweite Säule stelle die Demografie dar. Das Verhältnis zwischen Angestellten zu Pensionierten steige zulasten der Arbeitnehmer:innen an. Der damit einhergehende Fachkräftemangel zwinge Arbeitgeber, höhere Löhne zu bezahlen, um Personal zu halten und zu finden. (Lesen Sie jetzt: 'Herausforderung Fachkräftemangel')

Die dritte Säule, also die Dekarbonisierung in der Energieversorgung, nehme eine kritische Entwicklung an. Funktionierende, aber umweltunfreundlichere Energiequellen würden abgestellt, ohne ausreichend Kapazitäten aus erneuerbaren Quellen zu gewährleisten. Dazu komme die Gasverknappung durch den Russlandkonflikt. Es müssten pragmatische Lösungen gefunden werden, um die Energiepreise nicht weiter steigen zu lassen. (Auch interessant: 'DSSV Energiekampagne')

Wohlstand durch Bildung sichern

Abschließend wurde der Bereich Bildung thematisiert. „Bildung ist wichtiger denn je. Von der Fachkraft im Blaumann bis hin zu den Akademikern“, führte Arbeitgeberpräsident Dulger fort.

Aus-, Fort- und Weiterbildung müsse gefördert werden. Die Menschen müssten einen niedrigschwelligen Zugang zu Bildung haben. Nur dann hätten sie die Möglichkeit, am wirtschaftlichen Leben teilzunehmen und auf eigenen Beinen zu stehen, anstatt im Sozialsystem gefangen zu sein.

Diesem Punkt stimmt auch Bundeskanzler Olaf Scholz zu: „Wir werben für Bildung, das ist das A und O. Bildung sichert den Wohlstand der kommenden Generationen.“

Leider habe der Bundeskanzler es versäumt zu erwähnen, welche konkreten Maßnahmen er dazu plane und wie die Umsetzung gelingen solle, wandt Dulger ein.

Glücklicherweise finden sich in der Fitness- und Gesundheitsbranche auch private Bildungsanbieter (wie bspw. die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement oder die BSA-Akademie), die nicht auf die Versprechen des Kanzlers angewiesen sind und bereits innovative Lösungen für die aktuellen Herausforderungen bieten.

Bevor Rainer Dulger an Bundeskanzler Scholz übergab, zitierte er dessen Vorgänger und SPD-Parteigenossen, den 1992 verstorbenen Willy Brandt:


„Nichts kommt von selbst. Und nur wenig ist von Dauer. Darum besinnt Euch auf Eure Kraft und darauf, dass jede Zeit eigene Antworten will und man auf ihrer Höhe zu sein hat, wenn Gutes bewirkt werden soll.“
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Willy Brandt – ehemaliger Bundeskanzler (1969 bis 1974) und SPD-Parteivorsitzender (1964 bis 1987)


Nach diesem Wink mit dem Zaunpfahl verließ der Arbeitgeberpräsident bei ausgiebigem Applaus der Kongressteilnehmer:innen die Bühne und übergab an Scholz.

Bundeskanzler Scholz dankte der Wirtschaft, dass sie die Sanktionen gegen Russland mittrage. Die Solidarität mit Ukraine forderten ihren Preis und dieser mache sich akut bemerkbar. (Auch interessant: 'DSSV Energiekampagne')

Dennoch zeigte sich Scholz optimistisch. Deutschland mache sich unabhängig von Kohle und Öl. Das seien bereits gute Fortschritte. Nun sei die Herausforderung, sich von Gas unabhängig zu machen. Die Gas-Unabhängigkeit werde von der Regierung mit hohem Tempo vorangetrieben.


„Wir kommen wohl durch diesen Winter und das ist eine gute Botschaft in dieser Zeit.“
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Olaf Scholz – Bundeskanzler


Scholz verwies dabei beispielhaft auf Gespräche mit den Niederlanden, Belgien und Frankreich. Bereits für Januar 2023 versprach er neue Import-Möglichkeiten für Gas. Außerdem sei die Füllung der Gasspeicher per Gesetz zwingend und die Gasspeicher seien zu 85 Prozent gefüllt, bekräftigte Scholz.

Versprechen der Politik an die Wirtschaft

Hilfspakete in Milliardenhöhe werden derzeit geschnürt, um Bürger:innen und Wirtschaft zu entlasten. Die Inflation werde gemeinsam mit der Europäischen Union (EU) bekämpft.

Die Regierung werde die Strompreise im Winter in den Griff bekommen, so die Versprechen des Bundeskanzlers an die deutsche Wirtschaft. Vizekanzler und Wirtschaftsminister Dr. Robert Habeck schloss sich Scholz mit einem weiteren Versprechen an: Bis Ende des Jahres 2023 solle die Strompreisbremse in Kraft treten.

Finanzminister und FDP-Vorsitzender Christian Lindner betonte zudem die schnelle Umsetzung des von Scholz angekündigten Hilfspakets.

Oppositionsfüher und CDU-Parteivorsitzender Friedrich Merz forderte, den Mittelstand und die KMUs, wozu auch die Betriebe der Fitness- und Gesundheitsbranche zählen, zu stützen.

Merz sei sehr gespannt darauf, wie die Umsetzung dieser Versprechen tatsächlich erfolgen werde. Insbesondere wenn man sich an die versprochenen unbürokratischen Überbrückungshilfen erinnere, die teilweise bis heute nicht abgeschlossen seien.

Florian Kündgen, stellvertretender Geschäftsführer des DSSV e.V., betonte auf dem Deutschen Arbeitgebertag: „Dr. Dulger hat in seiner Ansprache den richtigen Ton angeschlagen.

Kündgen weiter: „Ich bin der Meinung, dass wir einen wirtschaftlichen als auch politischen Abstieg erleiden werden, wenn nicht unverzüglich die Weichen neu gestellt werdenAllein mit Worten und Ankündigungen kommen wir nicht mehr weiter!“


„Wir benötigen dringend schnellere Lösungen seitens der Politik, um eine Rezession zu verhindern oder vielmehr eine Insolvenzwelle nicht aufkommen zu lassen. Nur dann kommen wir noch einmal mit einem blauen Auge davon!“
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Florian Kündgen – stellv. Geschäftsführer DSSV e.V.


Auf die Frage, was für konkrete Lösungen es brauche, erläuterte Florian Kündgen: „Vor dem Hintergrund der schleppenden Erholung unserer Branche (3 Prozent Wachstum seit Januar bis Juni 2022, Anm. d. Red.) nach der langanhaltenden Corona-Krise brauchen unsere Unternehmer:innen nun in der gegenwärtigen Situation erneute Unterstützung im Sinne von monetären Hilfspaketen und Steuerentlastungen.“

Forderungen der Fitnesswirtschaft an die Politik

„Aber ich fordere auch die Unterstützung auf der Nachfragerseite. Wieso soll die Regierung mit Blick auf die Gesundheitskosten nicht auch Entlastung schaffen, indem sie die Menschen bei der Zahlung der Mitgliedsbeiträge unabhängig von § 20, für die Gesunderhaltung fördert.“ (Jetzt lesen: 'Gesundheitskosten senken')

Weitere Schritte des DSSV

Der DSSV nutzte die Veranstaltung in Berlin, um sich mit weiteren Arbeitgeberverbänden über mögliche konzertierte Aktionen zum Wohle der Unternehmer:innen verschiedener Branchen auszutauschen.

Florian Kündgen: „Wir werden nun mit der DIHK und der BDA weitere Schritte einleiten, um die Fitness- und Gesundheitsbranche zu stärken. Die Forderungen an die Politik werden wir weiter stellen und hartnäckig bleiben.“

Parallel werde man auch weitere Schritte mit den Partner:innen und den Sozialversicherungsträgern initiieren, bei denen wir nicht auf die Gunst der Politik angewiesen sind, so Florian Kündgen abschließend.


Persönliches Fazit fitness MANAGEMENT

Dank unseres Partners, dem Arbeitgeberverband DSSV e.V., hatten wir in der Vergangenheit mehrfach die Möglichkeit, dem deutschen Arbeitgebertag beizuwohnen. Nach zwei Jahren Corona-Pandemie und dem anhaltenden Krieg in Europa war unsere Erwartungshaltung an die Veranstaltung 2022 besonders hoch.

Leider wurde diese nicht erfüllt. Dr. Rainer Dulger und Florian Kündgen haben es auf den Punkt gebracht: Die Politik muss weg von der Symptombehandlung und hin zur Ursachenbekämpfung.

Ein klares Commitment, genau das zu tun und den Forderungen der Fitnesswirtschaft sowie auch allen anderen Wirtschaftszweigen nachzukommen, hatten wir erwartet. Wir hoffen, dass der Arbeitgebertag 2022 ein Weckruf für die Politik war. Gleichzeitig sind wir froh, dass die Fitness- und Gesundheitsbranche als Teil der deutschen Wirtschaft am Arbeitgebertag gehört wurde.

Als Partner des DSSV, mit der BDA als starken Verbündeten, schauen wir hoffnungsvoll in die Zukunft und bleiben für Sie am Ball. Weiter geht’s!


Weitere Hintergründe und Bilder der Veranstaltung finden Sie hier beim DSSV oder auf unserem Facebook-Kanal.

Mehr zum Thema: 'DSSV-Update'

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