Riccarda Kolb im Interview: „Yoga ist wirklich magisch“
Durch die Pandemie ist den Menschen bewusst geworden, achtsamer mit sich umzugehen. Für Riccarda Kolb vom karmakarma Yogastudio in Düsseldorf strahlt Yoga eine Verbindung von Körper, Geist und Seele aus. Sie erzählt uns, wie sie mit dessen vielfältige Wirkweise täglich jeden abholt.
fM: Warum werden Stressbewältigungs-, Achtsamkeits- und Entspannungskurse immer stärker nachgefragt?
Riccarda Kolb: Die Pandemie hat bei vielen Menschen die Denkweise verändert – dahin, mehr auf die innere mentale Kraft zu achten und sich mit Meditation, Achtsamkeit und Entspannungstechniken auseinanderzusetzen.
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Vor der Pandemie waren die Kundinnen und Kunden sehr körperlich, wollten beim Vinyasa Yoga schwitzen und am Schluss durfte man kurz mal in Ruhe mit ihnen atmen. Nun ist vielen Menschen bewusst geworden, dass es über den körperlichen Aspekt hinaus viel mehr gibt, sie denken mehr nach und haben mehr Tiefgang.
Mit welchen Angeboten können Studios zielführend auf diese Entwicklung reagieren?
Die Mischung aus körperlichen Kursen in Verbindung mit Entspannungstechniken oder Meditation spricht die breite Masse sehr gut an. Über die Körperarbeit erreicht man auch den Geist. Derzeit sind unsere zweistündigen Workshops zur Atemtechnik besonders gefragt, auf „Breathwork Special“ und „The Art of Breathing“ gegen Stress gibt es einen regelrechten Run.
Über den Atem verbindet sich der Körper mit dem Geist und der Seele, das führt schließlich in die Entspannung oder Meditation. Wenn man nur sagt „Setz dich still hin und meditiere“, werden viele Menschen unruhig und sind überfordert. Aber wenn sie atmen sollen, haben sie etwas zu tun und bekommen sehr schnell eine Verbindung zu ihrer Mitte.
Sie haben sich mit karmakarma am Markt klar positioniert. Warum haben Sie sich gerade auf Yoga spezialisiert?
Weil ich finde, dass Yoga wirklich magisch ist. Yoga strahlt für mich von Anfang an diese wunderbare Verbindung von Körper, Geist und Seele aus. Ich liebe auch Pilates und die Ergänzung von Yoga mit anderen Sportarten wie Boxen oder Laufen.
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Aber Yoga hat mich in meinem Leben schon oft vor Schlaflosigkeit oder totaler Überlastung im Studium oder Job gerettet. Immer, wenn es mir schlecht ging, wusste ich, dass ich meine Yogaroutine vergessen hatte.
Ich habe damals gedacht, wenn mir „das Universum hold“ sein sollte, würde ich gern ein Yogastudio eröffnen, weil es so viele Menschen körperlich kräftigen, aber auch mental unglaublich stärken kann. Diese Kombination ist etwas ganz Besonderes.
Welche spezifischen Lösungen – analog und digital – bieten Sie Ihren Mitgliedern an, um Körper, Geist und Seele (wieder) in Einklang zu bringen?
Wir haben sieben Tage pro Woche geöffnet. Je nach Wochentag bieten wir von früh morgens bis spät am Abend Kurse an: von Early Bird um 7:15 Uhr über Lunch Yoga um 12:45 Uhr bis hin zu Jivamukti Yoga um 20 Uhr.
Jeder Mensch hat einen eigenen Tagesrhythmus und soll bei uns die perfekte Uhrzeit finden, das ist wichtig. Ich habe meine Yogaausbildung in New York gemacht. Dort macht jeder Yoga. Es ist keine Frage ob, sondern nur wann, wo und wie.
Von dieser Stadt, die immer busy ist, habe ich gelernt: Ich möchte jeden abholen. Das erfordert ein großes Team mit vielen Yogalehrerinnen und -lehrern aus verschiedenen Bereichen und passt super zu uns, da wir als Akademie auch selbst ausbilden.
In der Ausbildung arbeiten wir teilweise hybrid. Durch die Pandemie haben wir viel gelernt und bieten sowohl Präsenz- als auch Online-Kurse an. Wir fahren bewusst zweigleisig, weil viele Kundinnen und Kunden durch die Pandemie Nachholbedarf haben und wir wirklich jedem ein Angebot liefern wollen.
Der eine macht aus Vorsicht lieber Yoga zu Hause im Wohnzimmer, die andere lieber in Präsenz im Studio. Beides wird sehr gut angenommen.
Im Sommer waren wieder 70 Prozent der Mitglieder im Studio und wollten Menschen sehen, im Winter werden wir wieder mehr Online-Kurse anbieten, wenn Erkältungszeit ist und die Infektionszahlen steigen.
Welche Philosophie verfolgen Sie?
Unser Schwerpunkt ist Vinyasa Yoga. Wir haben natürlich auch andere Yogaarten wie Kundalini oder Yin Yoga im Programm. Aber den modernen Businesstyp mit langer To-do-Liste holt Vinyasa Yoga super ab, weil es so dynamisch ist. Erstmal wird der Körper 45 Minuten lang beschäftigt und ertüchtigt.
Innerhalb von zehn Minuten kommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf der Matte an. Man merkt, wie der „Monkey Mind“, der verrückte kleine Affe in unserem Kopf, der immer Geschichten erzählt und uns ablenken will, durch die Körperarbeit immer ruhiger wird.
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Am Schluss kann man die Schülerinnen und Schüler in die Meditation, Stille und Schlussentspannung führen; sie gehen raus und haben ein „Engelsgesicht“. Vorher waren sie im Stress, danach sind sie völlig entspannt.
Um mit Stress im Alltag effektiv umzugehen, braucht es neben dem passenden Ausgleich auch ein positives Mindset: Wie können qualifizierte Coaches Kunden dabei unterstützen, die eigene Resilienz zu stärken? Wo sollten sie konkret ansetzen?
Ich finde es sehr sinnvoll, dass sich Menschen hin und wieder Einzelsessions gönnen, wenn sie nicht weiterwissen oder ihr Leben zu anstrengend wird. Das kann Yoga, Coaching oder Aura-Reading sein, je nachdem, was sie gerade brauchen.
Im Studio arbeiten wir mit drei Coaches, die unterschiedlich aufgestellt sind, ganz klassisch für Beruf und Privatleben oder ihr Coaching mit Aura-Reading kombinieren. Beim Coaching oder Aura- Reading, wo man stark in das Energiefeld des Gegenübers eintaucht, passiert oft innerhalb von ein bis zwei Sessions à 90 Minuten unglaublich viel.
Über die Interviewpartnerin
Mit dem karmakarma Yogastudio hat sich Riccarda Kolb vor 13 Jahren einen Traum erfüllt. Die Volljuristin arbeitete als Brandmanagerin bei L'Oréal, bis ein Burn-out mit Tinnitus sie zwang, sich darauf zu besinnen, was ihr im Leben wirklich wichtig ist.
Als Studiobesitzerin, Yogalehrerin, Stresspräventionscoach, Aura-Readerin, Energy-Mentorin, Healerin und Autorin lebt sie heute die ganze Bandbreite von Yoga und Achtsamkeit, frei nach ihrem Motto: Rock the universe! Ihr Schwerpunkt ist Vinyasa Yoga, seit zwölf Jahren bildet sie zudem Vinyasa-Yoga-Lehrkräfte aus.
Ich selbst biete nur Aura-Reading und Healing an und bezeichne das als „Psychoanalyse im Schnellverfahren“. Dabei „logge“ ich mich über die sieben Chakren beim Gegenüber „ein“, mache ihm seine eigene Intuition bewusst und ermutige dazu, wieder auf die innere Stimme zu hören.
Wer abschalten will, sucht Ausgleich vom stressigen und fordernden Alltag. Was brauchen Mitglieder, damit sie sich im Studio wirklich rundum wohlfühlen können?
Das Ambiente ist sehr wichtig. Wir sind bewusst in sehr schöne Altbauräume gezogen, mit viel Licht, hohen Decken und toller Ausstrahlung. Als ich vor 13 Jahren hier zur Besichtigung war, dachte ich sofort: „Wenn ich jemals die Chance bekomme, ein Yogastudio aufzumachen, dann hier.“
Draußen sind Büros und Einkaufsstraßen, die Teilnehmenden kommen direkt von der Arbeit oder von Besorgungen. Wer aus der Hektik reinkommt, spürt: „Hier bin ich angekommen.“ Im karmakarma arbeiten wir mit einem speziellen Räucherstäbchenduft.
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Man sieht die schönen Räume im Kerzenlicht, riecht den Duft, hört angenehme Musik und bekommt einen leckeren Tee. Innerhalb von kürzester Zeit fällt der Stress ab, als hätte man bereits Yoga gemacht. Wir bitten unsere Schüler, idealerweise eine Viertelstunde vor dem Unterricht zu kommen, um sich langsam in einen friedvollen Zustand zu versetzen. Dann wirkt der Unterricht umso intensiver.
Neben Privatpersonen gehören auch Unternehmen zu Ihrem Kundenstamm. Welche Angebote fragen Unternehmen derzeit besonders nach? Was brauchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am nötigsten?
In den Firmen bieten wir eine Kombination aus Rückenyoga und Stressprävention an. Egal, ob im Homeoffice oder im Büro, die Menschen sitzen heute zu viel am Computer. Daher ist auch Augenyoga dabei, um die Augen von der Bildschirmarbeit zu entlasten.
Die meisten Firmen schicken ihre Mitarbeitenden wegen der schönen Atmosphäre zu uns. Oft unterrichte ich aber auch 30 bis 45 Minuten in den Büroräumen einer Firma und kann dort unglaubliche Effekte erzielen. Selbst in Kostüm und Anzug kann man Entspannungs- und Atemtechniken sowie Stressprävention üben und gute Sätze hinterlegen, um mental gestärkt in den Tag zu gehen.
Welches Entwicklungspotenzial steckt mittel- und langfristig in Fitnessangeboten wie Yoga?
Vor der Pandemie gab es für Firmen nur physisches Präsenzyoga. Seit der Pandemie unterrichten wir häufig Firmenyoga online, das gab es vorher nicht. Inzwischen kommen nicht nur deutsche Konzerne auf uns zu, sondern wir geben weltweit Unterricht in englischer Sprache. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind weiter im Homeoffice und schalten sich von dort für eine Dreiviertelstunde zu.
Es entwickelt sich außerdem ein neues Verständnis: Yoga wird häufiger ins Teammanagement integriert. Arbeitgeber wollen ihre Mitarbeiter nicht nur energetisch „auftanken“, sondern ganzheitlich coachen. Wir werden jetzt vermehrt gebucht, um auf einem Teamevent z. B. einen Vortrag zur Stressprävention zu halten und eine Stunde Yoga zu geben.
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In weiteren Interviews sprechen Ronny Schöning und Christine Heller über die Integrierung von Body-Mind-Angeboten in den Studioalltag. Lesen Sie außerdem unseren Artikel 'Body & Mind' als Einstieg zu den Interviews.
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