Fitness, Gesundheit, DSSV | Autor/in: Cara Jedamski |

Eckdaten 2023: Die Fitnessbranche auf dem Weg zum Gesundheitsanbieter

Der Faktor Gesundheit wird immer wichtiger. Dies spiegelt sich auch in den 'Eckdaten der deutschen Fitnesswirtschaft 2023' wider. Die Branche erholt sich im Betrachtungsjahr 2022 von den negativen Entwicklungen der Corona-Pandemie und ist auf dem Weg, das Vorkrisenniveau wieder zu erreichen. Fitnessangebote in Einrichtungen aus dem Gesundheitsbereich wie Physiotherapiepraxen oder Kliniken gewinnen zunehmend an Bedeutung. Auch in der breiten Bevölkerung findet das aktive Gesundheitstraining immer mehr Zuspruch. Die medical fitness and healthcare hat sich die jüngsten Branchenkennzahlen genauer angeschaut.

Eckdaten 2023: Faktor Gesundheit immer wichtiger

Die 'Eckdaten der deutschen Fitnesswirtschaft' werden jährlich vom DSSV e. V. – Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen erhoben. Er kooperiert dabei seit mehreren Jahren mit dem Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte sowie der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG).

Eckdatenstudie liefert wichtige Branchenzahlen

Diese wissenschaftliche Studie stellt die wesentlichen Kennzahlen wie bspw. Mitgliederzahlen, Anlagenstrukturen sowie weitere Zahlen der Fitness- und Gesundheitsbranche dar.

Damit schafft sie Transparenz und ist ein wichtiges Instrument, um die positive Wahrnehmung in der Öffentlichkeit zu fördern und die Akzeptanz in der Politik, im Gesundheitssystem und bei Banken zu steigern.

Fitness und aktives Gesundheitstraining sind elementar

Fitness- und Gesundheitsanlagen kommt heutzutage eine wesentliche Schlüsselrolle für das Wohlbefinden der Bevölkerung in Deutschland zu. Dies belegen wissenschaftliche Studien, die sich mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Gesundheitszustand der Bevölkerung beschäftigen.

Fitnessstudios können aktiv dazu beitragen, die Negativfolgen der Pandemie zu bekämpfen, wie beispielsweise den zunehmenden Bewegungsmangel.


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Die Fitnesswirtschaft ist laut Einschätzung von namenhaften Experten als Schlüsselbranche für Prävention, Fitness und Gesundheit anzusehen. Dieses Fazit ziehen auch die Studienpartner DSSV e. V., Deloitte und DHfPG. Hinsichtlich der Folgen der Corona-Pandemie stellt diese Zukunftsbranche einen Teil der Lösung für viele Zivilisationskrankheiten dar.


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Die Corona-Krise hat die Problematik des Bewegungsmangels deutlich verschärft. Umso wichtiger ist es, die wissenschaftlichen Erkenntnisse zur positiven Auswirkung regelmäßigen Trainings weiter voranzutreiben. Hier erfüllen Fitness- und Gesundheitsanlagen einen wesentlichen Gesundheitsauftrag, der von der Bevölkerung zunehmend in Anspruch genommen wird.

Die Positionierung als Gesundheitsanbieter dominiert

Seit Jahren ist in der Fitness- und Gesundheitsbranche der Trend zu beobachten, dass sich die Anlagenbetreiber zunehmend als Gesundheitsanbieter positionieren. Im Jahre 2022 war diese Positionierung mit 43,7 Prozent am weitesten verbreitet. Dies verdeutlicht, dass die Anlagen ihre wichtige Rolle als Gesundheitsdienstleister weiter internalisiert haben.

Unterstrichen wird diese Entwicklung dadurch, dass auch vermehrt Physiopraxen an bestehende Fitnessanlagen angebunden werden. Gleichzeitig kooperieren aber auch bestehende physiotherapeutische Einrichtungen mit Fitnessstudios oder etablieren einen eigenen Selbstzahlerbereich, der nach Abschluss eines Rezepts die Patientinnen und Patienten bei ihrer Gesunderhaltung unterstützt.

Zugleich trug die Corona-Situation zu einer Sensibilisierung der Menschen für die Notwendigkeit regelmäßiger Bewegung bei. Die mehrmonatigen Schließungen machten eine regelmäßige körperliche Aktivität für viele erforderlicher denn je. Demnach ist nachvollziehbar, dass auch die schwerpunktmäßige Positionierung im Bereich Training weiterhin eine große Rolle spielt (31,2 %). Fitness, Training und Gesundheit gehen hier Hand in Hand.

Positionierungen in den Bereichen Lifestyle (19,5 %) und Wellness (5,6 %) kommt eine vergleichsweise untergeordnete Bedeutung zu.

Gesundheit als Haupttrainingsmotiv unabhängig vom Alter

Eine Endverbraucherstudie der DHfPG zum Konsumentenverhalten mit 2.078 Probandinnen und Probanden von August 2022 zeigt, dass die eigene Gesundheit das übergeordnete Trainingsmotiv ist.

Bemerkenswert ist, dass sowohl Menschen gehobeneren Alters als auch jüngere Menschen vor allem aus gesundheitlichen Gründen trainieren. Es ist festzuhalten, dass die Gesundheit einer der stärksten Beweggründe für die Mitgliedschaft in einer Fitness- und Gesundheitsanlage ist – und das unabhängig vom Alter.


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Das Durchschnittsalter der Mitglieder liegt über alle Anlagen hinweg bei 40,6 Jahren. Knapp ein Viertel der Mitglieder ist 50 Jahre und älter. Insbesondere für diese Zielgruppe höheren Alters ist ein regelmäßiges Krafttraining essenziell für die Erhaltung der Lebensqualität, da der Muskelschwund (Sarkopenie) ohne Gegenmaßnahmen mit jedem Lebensjahr zunimmt.

Die Fitness- und Gesundheitsbranche bietet eine zeitgemäße und mit 9.149 Einrichtungen auch eine flächendeckende Lösung für die Bevölkerung, diesem entgegenzuwirken.

Steigende Mitglieder- und Umsatzzahlen – Nachholeffekt macht sich bemerkbar

Die Mitgliederanzahl konnte von 2021 auf 2022 wieder gesteigert werden. Dies gilt sowohl pro Anlage als auch im Markt insgesamt. Am 31. Dezember 2022 wurden 10,3 Millionen Mitglieder verzeichnet. Dies stellt eine Steigerung um 1,0 Millionen Mitglieder dar, was einem Wachstum von 10,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Dieser Wert zeigt, wie groß der Nachholeffekt der Bevölkerung ist, denn von 2015 bis 2019 wurde ein durchschnittliches jährliches Mitgliederwachstum von 5,4 Prozent verzeichnet. Schlussfolgernd kann man also sagen, dass die Nachfrage nach der Dienstleistung 'Fitness' weiterhin in der deutschen Bevölkerung besteht.

Und es ist davon auszugehen, dass sich im Jahr 2023 dieser Nachholeffekt fortsetzen wird. Anders ausgedrückt, trainieren 12,4 Prozent der deutschen Bevölkerung aktuell in einer Fitness- und Gesundheitsanlage.

Mitgliederzahl hinter Vorkrisenjahr 2019 zurück

Trotz positiver Entwicklung bleibt die Mitgliederzahl im Jahr 2022 noch um 1,4 Millionen hinter der Zahl aus dem Vorkrisenjahr 2019 zurück. Ausgehend von Dezember 2022 geben die Anlagen durchschnittlich an, dass sie noch elf Monate und damit in etwa bis zum Ende des vierten Quartals 2023 benötigen werden, um das ursprüngliche Mitgliederniveau pro Anlage wieder zu erreichen.

Durch die angestiegene Mitgliederzahl sowie eine Preiserhöhung bei über zwei Drittel der Anlagen um durchschnittlich 4,98 EUR brutto erwirtschaftete die deutsche Fitness- und Gesundheitsbranche im Jahr 2022 einen Nettoumsatz von 4,9 Mrd. EUR. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Umsatzsteigerung von 122,7 Prozent.

Für Gesundheitsangebote werden qualifizierte Mitarbeiter benötigt

Die Anzahl der Mitarbeitenden stieg im Jahr 2022 wieder an. Das ist bemerkenswert, da insgesamt weniger Anlagen bzw. Arbeitgeber im Markt sind als im Vorjahr. Gleichzeitig zeigt diese Entwicklung aber auch, dass aufgrund der steigenden Auslastung in den Anlagen wieder mehr Personal benötigt wird.

Zum Stichtag 31. Dezember 2022 wurden insgesamt 162.500 Mitarbeitende gezählt. Im Vergleich zu 2021 bedeutet dies einen Zuwachs von 8.600 Arbeitsplätzen (+5,6 %). Insbesondere die Anstellungsverhältnisse 'dual Studierender' und 'Honorarkraft' haben die höchsten Zuwächse gegenüber dem Vorjahr.

 

Zudem haben 92,7 Prozent der Betriebe ihre Beschäftigten weitergebildet. Dies untermauert, dass die Betriebe nach wie vor großen Wert auf qualifiziertes Personal legen und in die Aus- sowie Weiterbildung ihrer Belegschaft investieren.

2,5 dual Studierende pro Anlage

Die Zahl der Mitarbeitenden mit einem Hochschulabschluss ist ebenfalls gestiegen. 22,8 Prozent, also mehr als jeder fünfte Mitarbeiter in der Branche, können im Betrachtungszeitraum als höchste Qualifikation einen Studienabschluss nachweisen.

83,1 Prozent aller Anlagen beschäftigten mindestens einen dual Studierenden – im Branchenschnitt sind es 2,5 dual Studierende pro Anlage. Eine Endkundenbefragung der DHfPG während der beiden Schließungszeiträume hat dies eindeutig bestätigt.


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Viele zufriedene Mitglieder haben die qualifizierte, individuelle Betreuung im Studio schmerzlich vermisst und sind froh, diese Dienstleistung wieder nutzen zu können. Den Fachkräften wie bspw. den Trainern kommt hier eine entscheidende Rolle zu.

Schließlich sind sie der Schlüssel zu einer intensiven Kundenbeziehung, einem effektiven Trainingserfolg sowie zur Mitgliedermotivation. (Auch interessant: 'Studie: Wie funktioniert Motivation?')

Persönlich und individuell können sie den Wiedereinstieg nach der langen Trainingsabstinenz erleichtern und den Kunden das notwendige Gefühl von Sicherheit und Professionalität im Umgang mit den Folgen der Pandemie vermitteln.

Wachsende Bedeutung für EMS-Training

Auch in diesem Betrachtungszeitraum kommt dem Elektromyostimulationstraining (EMS) in der Fitness- und Gesundheitsbranche eine wachsende Bedeutung zu. Zum 31. Dezember 2022 wurden in Deutschland 1.434 reine EMS-Studios gezählt.

Dies entspricht einem Nettozuwachs von sieben Anlagen im Vergleich zum Vorjahr. Trotz insgesamt rückläufiger Anlagenzahlen im Gesamtmarkt setzt sich das Wachstum des EMS-Segments weiter fort. Einrichtungen, die ihre Angebotsausrichtungen auf das EMS-Training fokussieren, sind als EMS-Studio definiert.


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Zum 31. Dezember 2022 verzeichneten EMS-Studios rund 200.000 Mitglieder. Die durchschnittliche Mitgliederzahl in Relation zur kleineren Trainingsfläche ist pro Anlage mit 132 Mitgliedern geringer als im Gesamtmarkt (1.126 Mitglieder pro Anlage).

Im Betrachtungszeitraum betrug der durchschnittliche Nettoumsatz einer EMS-Anlage rund 136.000 EUR pro Jahr. Dies entspricht für dieses Segment einem Gesamtumsatz von rund 200 Mio. EUR netto im Kalenderjahr 2022.


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Der Mitgliedsbeitrag beträgt durchschnittlich 98,51 EUR brutto pro Monat. Aus diesem Wert sowie einem Zusatzbeitrag von 14,5 Prozent, welcher sich primär aus dem Verkauf von Trainingsbekleidung ergibt, setzt sich der Gesamtumsatz zusammen.

Im Segment der Mikroanlagen führen die EMS-Studios mit über 1.400 Anlagen. Seit Jahren entwickelt sich das EMS-Training positiv im deutschen Markt. Die Grundlage hierfür ist die gut erforschte und schon seit einiger Zeit im therapeutischen Bereich etablierte Technologie in Verbindung mit einem fachlich lizenzierten Trainer.

Betriebliches Gesundheitsmanagement als prosperierendes Geschäftsfeld

Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) weist einen enormen Bedarf an qualifizierten Angeboten auf und ist weiterhin eine ausgezeichnete Chance für die Fitness- und Gesundheitsanlagen. Einige Unternehmen haben das Arbeiten aus dem Homeoffice dauerhaft in ihre Betriebsabläufe integriert.

Über viele Monate waren pandemiebedingt Maßnahmen des BGM wie Betriebssport, 'bewegte Pausen' oder das Training in einem kooperierenden oder sogar firmeneigenen Fitnessstudio unmöglich.

Durchschnittliches Körpergewicht angestiegen

Dadurch hat sich der Bewegungsumfang seit Beginn der Pandemie deutlich reduziert und das durchschnittliche Körpergewicht ist angestiegen. Ebenfalls hat die körperliche Leistungsfähigkeit der Bevölkerung abgenommen. Dies erhöht das Risiko zentraler Krankheiten.


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Für die Betriebe ist es also umso bedeutsamer, zukünftig Fitness- und Präventionsmaßnahmen anzubieten, die Gesundheitskompetenz aufzubauen, arbeitsbedingte Belastungen zu reduzieren und die Gesundheitsressourcen zu fördern.

Kooperationen mit Firmen, die ihren Mitarbeitern Zugang zu Fitness- und Gesundheitsangeboten ermöglichen möchten, finden bei 42,5 Prozent der Fitnessanlagen statt. Zudem sind 62,7 Prozent der Anlagen über einen Aggregator an Firmenfitnessnetzwerke angeschlossen.


Fazit

Die Fitness- und Gesundheitsbranche in Deutschland ist ein Zukunftsmarkt mit steigender Bedeutung für die Gesunderhaltung der deutschen Bevölkerung. Die Mitarbeiterzahl in der Fitness- und Gesundheitsbranche steigt an.

Der Gesamtmarkt hat eine positive Entwicklung der Mitglieder verzeichnet und die Branche erzielte ein starkes Umsatzplus im Jahr 2022.

Die Studie zeigt, dass der Wert Gesundheit nochmals deutlich an Bedeutung im Leben der Menschen gewonnen hat. Zwei Drittel der Betreibenden aller Marktsegmente sind der Meinung, dass sich ihre wirtschaftliche Situation in den nächsten zwölf Monaten verbessern bzw. eher verbessern wird, auch hier zeigt sich ein zukunftsweisender Trend.


 

Die vollständige Studie 'Eckdaten der deutschen Fitnesswirtschaft 2023' ist jetzt erhältlich:

Preis: 99,– EUR (zzgl. Versand), ermäßigt: 39,– EUR (zzgl. Versand) (für Schüler und Studierende bei Vorlage einer gültigen Bescheinigung)

Für DSSV-Mitglieder, Fördermitglieder und Studierende der DHfPG ist die Studie kostenfrei erhältlich.


Auszug aus der Literaturliste

Bloch, W., Halle, M. & Steinacker, J. M. (2020). Sport in Zeiten von Corona. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 71 (4), 83–84.
DSSV e. V. – Arbeitgeberverband Deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (Hrsg.). (2023). Eckdaten der deutschen Fitnesswirtschaft 2023. Hamburg: Hrsg.
Manz, K. & Krug, S. (2022). Veränderung des Sporttreibens und der aktiven Wegstrecken seit der COVID-19-Pandemie – Ergebnisse der Studie GEDA 2021. Journal of Health Monitoring, 7 (4), 24–38.
Kirwan, R., McCullough, D., Butler, T., Perez de Heredia, F., Davies, I. G. & Stewart, C. (2020). Sarcopenia during COVID-19 lockdown restrictions: long-term health effects of shortterm muscle loss. Geroscience, 42 (6), 1547–1578.

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie presse@fitnessmanagement.de.

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