Ernährung, Fitness, Gesundheit | Autor/in: Christina Esser |

Ernährungsfachkräfte zielführend einsetzen – Interdisziplinäre Verstärkung des Studioteams

Zahlreiche Fitness- und Gesundheitsanlagen implementieren umfangreiche Ernährungsberatungen bereits in ihr Studioportfolio. Der Einsatz einer Ernährungsfachkraft bietet allerdings auch über den Ernährungsbereich hinaus neue Möglichkeiten sowie einen Mehrwert für Kunden, Kundinnen und Mitarbeitende!

Stärken Sie Ihr Studioangebot durch den Einsatz interdisziplinärer Kompetenzen

Sechs von zehn Erwachsene in Deutschland sind übergewichtig (OECD, 2021). Damit steigt auch der Anteil an Krankheiten wie Bluthochdruck oder Typ-2-Diabetes. Ernährungsfachkräfte können helfen, dieses Missverhältnis auszugleichen. (Auch lesenswert: 'Mangel an Bewegung akut')

Dabei ist das Einsatzgebiet für Ernährungsberater sehr vielfältig und im gesamten Gesundheitswesen sowie in der Fitnessbranche möglich.


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Parallel zu der alarmierenden Entwicklung steigt jedoch auch das Interesse an gesunder Ernährung und einem gesunden Lebensstil jährlich an; 25,4 Millionen der Deutschen waren 2022 besonders daran interessiert (IfD Allensbach, 2022), das individuelle Gesundheitsbewusstsein rückt also in den Fokus.

Der Hauptgrund für den Besuch deutscher Fitnessstudios ist, die allgemeine Fitness zu verbessern – das antworteten 30 Prozent der Befragten einer Online-Umfrage von Appinio (2019). 28 Prozent aller Befragten nannten eine Gewichtsabnahme als Hauptmotiv, wovon Fitness- und Gesundheitsanlagen sowie Ernährungsberater profitieren können.

Bedeutet das jedoch automatisch, dass die Bereitschaft da ist, Geld in gesunde Ernährung und einen gesunden Lebensstil zu investieren? Alle Fitnessstudiobesucherinnen und -besucher geben durch monatliche Beiträge Geld für ihre Gesundheit aus.

Eine gewisse Bereitschaft zur Investition ist also vorhanden. Ebenso bestätigte eine Umfrage, dass 28 Prozent aller Studiomitglieder Ernährungsberatungen nutzen oder genutzt haben (Statista, 2018). Gründe, die für den Einsatz einer qualifizierten Ernährungsfachkraft sprechen, gibt es also genug.

68,8 Prozent aller deutschen Fitnessanlagen setzen ohnehin bereits auf das Spezialangebot Ernährungsberatung (DSSV, 2023). Es stellt sich also die Frage: Wie kann ein Fitness- und Gesundheitsstudio von einer Ernährungsfachkraft bestmöglich profitieren? Die Antwort lautet:

  1. Indem ihr volles Potenzial in der Ernährungsberatung ausgeschöpft wird und
  2. sie ins Studioteam integriert wird. Davon profitieren das Team und die Inhaberinnen und Inhaber.

Das volle Potenzial einer Ernährungsfachkraft nutzen

Ernährungsfachkräfte informieren oder klären über eine gesunde Ernährungsweise auf. Sie coachen Kunden, analysieren Ernährungsprotokolle und geben Tipps zur Optimierung. Sie beraten Menschen, die abnehmen oder ihren Trainingserfolg verbessern möchten.

Dabei besteht die Möglichkeit, sich auf verschiedene Zielgruppen je nach Studioklientel zu spezialisieren. Diese Zielgruppen können beispielsweise Fitness- und Gesundheitssportler, leistungsorientiert Trainierende, Übergewichtige oder Senioren sein.


Über die Autorin

Christina Esser, B. A. Ernährungsberatung, ist als Dozentin, Tutorin und Autorin an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) sowie an der BSA-Akademie im Fachbereich Ernährung tätig. Zusätzlich verfügt sie über Erfahrung als Fitnesstrainerin, Übungsleiterin Rehabilitationssport im Bereich Orthopädie sowie als Yoga- und Pilates-Trainerin.


Dabei kann die Ernährungsberatung in verschiedenen Formen angeboten werden, z. B. in Einzelgesprächen oder in Gruppenkursen, im Studio oder in Form von Hausbesuchen, als Vortrag, als Maßnahme des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM) in Firmen oder online.

Technisch unterstützte Beratungen können den Klientinnen und Klienten beim Veränderungsprozess helfen. Sie können eine höhere Beratungsintensität und -qualität erfahren, weil der gesamte Ernährungsberatungsprozess besser auf ihre individuelle Situation angepasst werden kann. (Auch interessant: 'Professionelle Ernährungsberatung im Studio')

Die Interaktion zwischen Klienten und Beratenden kann sich dadurch intensivieren (Haab et al., 2021) 

Kooperationen mit gesetzlichen Krankenkassen eingehen

Der Begriff 'Ernährungsberater' ist in Deutschland nicht geschützt. Die Anerkennung durch die Krankenkassen weist auf eine gewisse Seriosität der Beratenden hin und bildet so eine Vertrauensbasis für potenzielle Klientinnen und Klienten.

Ebenso wird die Dienstleistung durch die Bezuschussung der Krankenkassen preisgünstiger für die Kundschaft, was wiederum zu einer höheren Nachfrage führen kann.

Zertifizierte Beraterinnen und Berater werden auf den Websites der Krankenkassen gelistet, was zudem eine kostenfreie Werbemöglichkeit darstellt. Wenn Ernährungsberatungen von gesetzlichen Krankenversicherungsträgern im Präventionsbereich nach Paragraf 20 Sozialgesetzbuch bezuschusst werden sollen, gibt es hier klare Vorgaben, wer diese anbieten darf.

Hierzu gehören staatlich anerkannte ernährungsbezogene Berufs- und Studienabschlüsse, die den DGE-Zulassungskriterien entsprechen (GKV-Spitzenverband, 2022). Diese sogenannten qualifizierten Ernährungsfachkräfte können sich bei der Zentralen Prüfstelle Prävention (ZPP) registrieren und haben nach erfolgreicher Prüfung die Möglichkeit, mit gesetzlichen Krankenversicherungsträgern zu kooperieren.

Ebenso können sich die Fachkräfte selbst bei verschiedenen Berufsverbänden zertifizieren lassen.

Ermittlung von Istzuständen und Fortschritten

Ernährungsfachkräfte lernen in ihrer Ausbildung, verschiedene biometrische Daten aufnehmen und bewerten zu können, beispielsweise korrekte Vermessungen sowie die Ermittlung des Taillen-Hüft-Quotienten oder des Körperfettanteils, wodurch unter anderem der Erfolg oder der Misserfolg einer Ernährungsumstellung festgemacht wird.


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Somit kann eine Ernährungsfachkraft Körperanalysen durchführen und Veränderungen der Körperzusammensetzung zeigen. Hier sollte im Anschluss durch ein kurzes Feedbackgespräch über die Ergebnisse aufgeklärt und damit auch die Motivation der Mitglieder gestärkt werden.

Heterogenes Team – gleiche Motivation

Viele Berufe in der Fitness- und Gesundheitsbranche verfolgen den gleichen Zweck: Sie helfen Menschen, ihre gesundheitlichen, sportlichen oder ästhetischen Ziele zu verwirklichen. Sie begeistern und motivieren; sie tragen dazu bei, die Welt gesünder zu machen.

Diese Motivation und Leidenschaft vereint Ernährungsberater, Fitnesstrainer und Kursleiter. Und genau hier kann angesetzt werden, wenn es darum geht, die Ernährungsfachkraft ins Studioteam zu integrieren, denn den meisten Mehrwert für ein Fitnessstudio bietet eine Kompetenzerweiterung im Fitnessbereich.

Dies erfordert jedoch spezifische Kenntnisse und Fähigkeiten, die nur über entsprechende Aus- und Weiterbildungen erlangt werden können. Nicht selten sind Ernährungsfachkräfte bereits im Trainingsbereich ausgebildet und können dadurch die Betreuung der Trainingsfläche oder die Leitung diverser Fitnesskurse übernehmen.

Zudem ist Coaching ein wichtiger Bestandteil in der Ausbildung einer Ernährungsfachkraft, über Motivational Interviewing kann ein Ernährungsberater z. B. die Eigenmotivation der Klientinnen und Klienten stärken (Götz, 2020). Diese Kommunikationsfähigkeiten können auch auf der Trainingsfläche Einsatz finden und so Mitglieder beim Training unterstützt und motiviert werden.

Professionelle Betreuung aus einer Hand

Es ist nicht erst seit gestern bekannt, dass sich die vorteilhaften Effekte von Ernährung und Fitnesstraining gegenseitig begünstigen (Kraemer et al., 1999). Das eine ist ohne das andere weniger erfolgreich, ob es um die Reduktion des Körperfettanteils, den Muskelaufbau oder die Herz-Kreislauf-Gesundheit geht.

Eine Ernährungsberatung ist sehr privat und kann nur wirklich erfolgreich sein, wenn zwischen Beratenden und Kunden ein Vertrauensverhältnis besteht. Diese Vertrauensebene bietet eine gute Basis für die Trainingsbetreuung durch eine Ernährungsfachkraft mit erweiterten Kompetenzen im Trainingsbereich.

Durch dieses Vertrauen kann auch einfacher ein Trainingsprogramm entwickelt werden, das sich komplett individuell auf das Leben und die Bedürfnisse der Kundschaft anpasst. Ebenso ist es organisatorisch sowohl für die Kundinnen und Kunden als auch für das Studioteam weniger aufwendig, wenn im Anschluss an die Ernährungsberatung die Trainingsbetreuung gleich bei derselben Person erfolgen kann.

Zufriedenheit im Team steigern

Wie zufrieden Menschen mit ihrer Arbeit sind und ob sie gern zur Arbeit gehen, hängt wesentlich vom Team ab (Horstmann, 2022). Ist gegenseitige Wertschätzung vorhanden? Wie ist der Umgang miteinander? Im interdisziplinären Team eines Fitnessstudios kann die Mitarbeiterzufriedenheit gefördert werden, indem die Kompetenzen des einen die Kompetenzen des anderen erweitern.

In regelmäßigen Abständen können hierzu kurze interne Fortbildungen stattfinden, die jeweils von einem Teammitglied vorbereitet und durchgeführt werden. Die Ernährungsberaterin oder der Ernährungsberater bereitet Ernährungsthemen vor wie „Supplements im Training“ oder „Vor- und Nachteile von verschiedenen Ernährungsformen“.


Lesen Sie auch: 'Gewichtsreduktion im Fitnessstudio: Reicht Training allein aus?'


Themen wie „Trainingsplanung“ oder „Aufbau und Funktionen unterschiedlicher Gelenke und Muskeln“ können von den Kolleginnen und Kollegen aus dem Fitness- oder Gesundheitsbereich vorgestellt werden. Dies stärkt die Fachkompetenzen sowie die Selbstsicherheit jedes einzelnen Teammitgliedes und nicht zuletzt profitiert hiervon der Kunde bzw. die Kundin.


Fazit

Ernährungsfachkräfte bieten dem Betrieb und der Kundschaft einen klaren Mehrwert. Durch das interdisziplinäre Einsatzgebiet kann die Ernährungsfachkraft das Team im Trainingsbereich unterstützen und zeitgleich eine professionelle Ernährungsberatung anbieten, die von Krankenkassen bezuschusst werden kann.

Diese Kooperation und auch Angebotserweiterung kann sich abschließend positiv auf den Umsatz auswirken.


Auszug aus der Literaturliste

Götz, M. (2020). Professionelle digitale Ernährungsberatung. Anforderungen und Einsatzmöglichkeiten verschiedener Formate und Methoden. Ernährungs Umschau, (06), M336-M343.
Haab, H., Alexandersson, J., Britz, J., Diekmann, R., Eichelberg, M., Elfert, P. et al. (2021). Digitalisierte Dienstleistungen im Bereich der Ernährungsberatung von Personengruppen mit erhöhten gesundheitlichen Risiken bei Fehlernährung. In D. Beverungen, J. H. Schumann, V. Stich & G. Strina (Hrsg.), Dienstleistungsinnovationen durch Digitalisierung (S. 169–212). Berlin, Heidelberg: Springer Berlin Heidelberg.
IfD Allensbach (01. Juli 2022). Interesse der Bevölkerung in Deutschland an gesunder Ernährung und gesunder Lebensweise von 2018 bis 2022 (Personen in Millionen) [Graph]. In Statista.

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.

Diesen Artikel können Sie folgendermaßen zitieren:

Esser, Christina (2023). Interdisziplinäre Verstärkung des Studioteams. Ernährungsfachkräfte zielführend einsetzen. fitness MANAGEMENT international, 3 (167), 118–120.

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