Ernährung, Gesundheit, Ernährung | Autor/in: Antje Ruhwedel |

Professionelle Ernährungsberatung im Studio – Wachsenden Kundenansprüchen gerecht werden

Essen ist Trend! Von Vegetarisch bis Vegan, von Low Carb bis Ketogen. Auch Clean Eating, Paleo, Raw Food oder eine Frei-von-(Ovo, Lakto, Gluten etc.) Ernährung sind einige von vielen Beispielen. Heute wie früher geht es darum, in oder dabei zu sein. Der Beratungsansatz „One fits All“ ist nicht mehr zeitgemäß. Insbesondere Besserwisser und die „Gesundheitspolizei“ sind out. Das heißt, professionelle Ernährungsberatung im Studio ist zwingend up to date zu halten und individuell zu gestalten.

Früher war klar, wer Milch sagt, meint Kuhmilch. Heute gilt es nachzufragen, ob Mandel-, Soja-, Getreide-, Hanfdrink oder am Ende doch Kuhmilch gemeint ist und ob dies dann ein Bio-, Fair-Trade- und/oder regional produziertes Produkt sein soll – in der Glasflasche oder im Tetrapack?

Es sind Alternativen in einem Lebensbereich entstanden, der zuvor als klar definiert galt. Die bunte Vielfalt des Lebensmittelsortiments bietet die Möglichkeit zur Umsetzung verschiedenster Ernährungsformen und -konzepte.

Waren es bis vor rund 20 Jahren fast ausschließlich die Vegetarier, die mit ihrer fleischlosen Ernährung eigene Wege gingen, haben sich heute zahlreiche weitere Ernährungstrends herausgebildet und es kommen immer mehr dazu (Holzapfel, Dawcynski, Henze & Simon, 2021).


 


Geschmack ist mehr als Schmecken

Die Gründe, einem Ernährungstrend zu folgen, sind vielfältig – teils bedingt durch Lebensmittelallergien, teils aus dem Bewusstsein für eine verantwortungsvolle und gesunde Ernährung heraus (Leitzmann & Keller, 2020). Klar ist aber auch, die 'neue' Ernährung soll Spaß machen.

Und Essen macht nur dann Freude, wenn es auch gut schmeckt. Aber Geschmack ist absolut individuell. Schon zum Zeitpunkt seiner Geburt hat der Mensch gewisse Vorlieben und die Lieblingsspeise aus Kindertagen bekommt einen festen Platz im autobiografischen Gedächtnis.

Diese geschmacklichen Präferenzen liefern auch im späteren Leben, weit über die schlichte Sättigung hinaus, soziale Identität, Geborgenheit und Genuss (Kopp, 2019).


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Quantität vs. Qualität

Die meisten Ernährungstrends bzw. -formen basieren auf einem immanenten Gesundheitsversprechen, das deren Attraktivität angesichts des im Fitnessbereich vorherrschenden Selbstoptimierungsparadigmas erhöht.

Diese Formen der Ernährung stoßen damit bei interessierten Laien auf große Resonanz.

In diesem Zusammenhang erweist sich das Internet als Fluch und Segen zugleich: Es gibt kein Lektorat, keine Kontrolle und kein Auswahlverfahren, das die Qualität der publizierten Inhalte sicherstellt. Alle Infos sind in gleicher Form verfügbar (Kriz, Möseneder & Leitner, 2019).

Aufgrund der teils widersprüchlichen Informationen im Internet zum Thema Ernährung konnte in einer Befragung von Ernährungsexperten eine Verunsicherung bei den Konsumenten bezüglich der richtigen Ernährungsform dokumentiert werden (Schmökel & Frey, 2020).


 


Das Smartphone gehört schon zum Besteck

Die Gabel in der einen, das Smartphone in der anderen Hand. Die digital immer mobiler werdende Gesellschaft fordert auch bei der Ernährung ihren Tribut: Zeitmangel und digitale Ablenkungen haben zu einem veränderten Ernährungsverhalten geführt.

Gemeinsame Essroutinen sind individuellen Präferenzen gewichen. Die Menschen verbringen zunehmend mehr Zeit auf der Arbeit, haben wenig Zeit zum Kochen und essen oft außer Haus (Techniker Krankenkasse, 2021).

Schnell unterwegs etwas beim Bäcker besorgen und im Auto, Zug oder beim Gehen essen – das sogenannte Snacking ist für viele Normalität. Zudem wird oftmals auf einen Lieferservice, Fertigprodukte oder Tiefkühllebensmittel zurückgegriffen.

Dabei richtet sich die Wahl des Essens nach den Vorlieben der einzelnen Familienmitglieder (Fischer, 2014).

Vom Wissen zum Handeln

Doch Ernährungstrend hin oder her: Wenn die Lebensmittelauswahl nicht ausgewogen ist, bringt auch der beste Trend nichts. Der Begriff 'Ernährungskompetenz' beschreibt die Fähigkeit eines Menschen, die komplexen Anforderungen einer ausgewogenen Ernährung im Alltag in angemessenes Handeln umzusetzen.

Die praktische Kompetenz, wie z. B. das Zubereiten einer ausgewogenen Mahlzeit, scheint dabei für das Ernährungsverhalten relevanter zu sein als das banale Ernährungswissen (bspw. Nudeln liefern Kohlenhydrate).

Manchmal fehlen Kunden einfach die Ideen, um das Ernährungswissen in die Praxis umzusetzen (Zastrow, Neher, Pentner & Hassel, 2021). 

Wichtigkeit der Berater

Wie bereits erwähnt, hat eine Befragung von Ernährungsexperten zu deren Eindrücken aus der Praxis deutlich gemacht, dass bei Konsumenten Interesse für, aber auch Verunsicherung durch die verschiedenen Ernährungsformen und -konzepte besteht.

Aufgrund dieser Entwicklungen ist die Beratung durch Ernährungsexperten notwendiger denn je (Schmökel & Frey, 2020).

Kundenzufriedenheit als oberste Priorität

Zusammenfassend legen diese Aussagen für die Zukunft der professionellen Ernährungsberatung im Studio die Erkenntnis nahe, dass Kunden auf Basis von Lebensstil und Alltagssituation, individuellen Präferenzen und Abneigungen sowie gegebenenfalls unter Berücksichtigung von Unverträglichkeiten und Allergien eine maßgeschneiderte, Erfolg versprechende Ernährungsberatung erhalten möchten (Holzapfel, Dawcynski, Henze & Simon, 2021).

Die Art der Kommunikation sollte auf die Zielgruppe abgestimmt sein und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen sowie die individuellen gesundheitlichen, sozialen, kulturellen, ökonomischen und ökologischen Dimensionen von Ernährung berücksichtigen (Koordinierungskreis zur Qualitätssicherung in der Ernährungsberatung und Ernährungsbildung, 2019).


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Schlussendlich gilt für jede (Dienst-)Leistung: Kundenzufriedenheit entsteht erst nachdem der Kunde die Ist-Leistung mit der individuell subjektiv erwarteten Soll-Leistung verglichen hat und das Ergebnis als positiv bewertet. Dabei hat die individuelle Kundenzufriedenheit Auswirkungen auf die Kundenloyalität.

Der Kunde bleibt durch Wiederkäufe oder Zusatzkäufe dem Unternehmen treu oder empfiehlt dieses sogar aktiv weiter. (Homburg & Bucerius, 2016).

Um einerseits den Ansprüchen der Kunden, aber andererseits auch den wirtschaftlichen Ansprüchen des Unternehmens gerecht zu werden, ist es notwendig, dass sich der Berater individuell auf den Klienten anpassen und somit eine ganzheitliche Beratung sicherstellen kann.


Fazit

Es lässt sich festhalten, dass die Ansprüche der Kunden an eine Ernährungsberatung immer weiter steigen. Daher sollten Ernährungsberater individuell auf ihre Kunden eingehen können und über die neuesten Ernährungstrends Bescheid wissen.

Da viele Unwahrheiten über das Thema Ernährung im Umlauf sind, gehört es zu den Aufgaben des Beraters, diese Unwahrheiten aufzudecken und dem Kunden qualifiziertes Wissen mitzugeben. Denn nur ein zufriedener Kunde bleibt längerfristig in der Beratung und empfiehlt die Dienstleistung weiter.


 

Über die Autorin

Antje Ruhwedel, M. A. Prävention und Gesundheitsmanagement, ist Dozentin und Tutorin der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) sowie Referentin für die BSA-Akademie. Sie ist selbstständige zertifizierte Ernährungsberaterin mit eigener Praxis sowie Inhaberin eines Gesundheitsstudios.


Auszug aus der Literaturliste

Holzapfel, C., Dawczynski, C., Henze, A. & Simon, M.-C. (2021).Personalized dietary recommendations for weight loss. A scientific perspective from various angles. Ernährungs Umschau, 68 (2), 26–35.
Leitzmann, C. & Keller, M. (2020). Vegetarische und vegane Ernährung (4. Aufl.). Stuttgart: Eugen Ulmer.

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.

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