Ernährung, Fitness, Gesundheit | Autor/in: Christina Esser |

Ernährungsfachkräfte im Studio: Informierten Kund:innen gerecht werden

Bestseller, Influencer:innen, „Dr. World Wide Web“ – Die Liste der Möglichkeiten, um heutzutage an gesundheits- und ernährungsbezogene Informationen zu kommen, lässt sich fast unendlich weiterführen. Doch wie sinnvoll ist die Eigenrecherche im Internet? Und welche Herausforderungen bringt diese Informationsflut für Ernährungsfachkräfte im Studio mit sich?

Sichtbarkeit, Reichweite und Selbstvermarktung als Ernährungsfachkraft

Die meisten Gesundheitsinformationen, die im Netz kursieren, sind schlichtweg falsch – das hat ein deutsch-russisches Forschungsteam herausgefunden, das 1,5 Milliarden Suchanfragen nach gesundheitsbezogenen Informationen durchforstet hat (Bondarenko, Shirshakova, Driker, Hagen & Braslavski, 2021).

Fehlinfos und Schäden für die Gesundheit

Eine aktuelle Studie, in der 100 Bestseller zu den Themen Ernährung und Gesundheit überprüft wurden, kam zu dem Ergebnis, dass die wenigsten Autor:innen einen Abschluss im Ernährungsbereich hatten (Marton, Wang, Barabási & Ioannidis, 2020).


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Dem nicht genug, werden in Social Media auch Fehlinformationen über schwere Krankheiten wie Krebs gestreut. Etwa ein Drittel der Beiträge zur Prävention und Therapie von Krebs enthielten Fehlinformationen. Fast 80 Prozent davon waren sogar gesundheitsschädlich.

Zusätzlich verheerend war dabei, dass die durchschnittliche Anzahl der Zugriffe auf Beiträge mit Fehlinformationen höher war als die auf wissenschaftlich fundierte Beiträge (Johnson et al., 2021).

Schneller Abnehmerfolg vs. nachhaltige Energiebilanz

Das stellt Ernährungsfachkräfte vor große Herausforderungen, denn Beiträge mit Titeln wie „Lebensmittel, die garantiert helfen abzunehmen“ versprechen schnelleren und effektiveren Erfolg als das eigentlich effizientere und nachhaltigere „alte Lied“ der Energiebilanz.

Steigende Erwartungen durch steigendes (Pseudo-)Wissen

Fakt ist, die Informationsflut ist da. Aber wie sollen Laien erkennen, welche Aspekte wahr sind? Hier kommen die Ernährungsfachkräfte im Studio ins Spiel. Unsicherheiten, die auch durch die große Zahl an widersprüchlichen Informationen entstehen, können durch eine kompetente Ernährungsberatung aus der Welt geschafft werden.

Ernährungsplan schreiben

Vor ein paar Jahren war die Frage „zwischen Tür und Angel“ meist: „Kannst du mir einen Ernährungsplan schreiben?“ Obwohl Ernährungsexpert:innen auch damals schon mehr als nur diese Dienstleistung anbieten konnten, sind sie heute geforderter denn je.

Die Fragen sind komplexer geworden: „Sind Kartoffeln vom Vortag gesünder?“, „Ich habe in der Zeitung dieses Saftkonzentrat gefunden, soll ich mir das kaufen?“, „Wie kann ich mich nachhaltiger ernähren?“, „Was hältst du von Microgreens?“, „Was soll ich nehmen, wenn ich einen Muskelkrampf habe?“ oder aber „Was ist deine Meinung zu Ashwagandha?“

Lebensmittelintoleranz, Malabsorption & Ernährungsweisen

Nicht nur die Fragen stellen eine Herausforderung dar. Immer mehr Menschen haben zudem eine Lebensmittelintoleranz, Malabsorption oder möchten sich in verschiedenen Lebensphasen vegan ernähren, wie z. B. im Muskelaufbau oder in der Schwangerschaft.

Ernährungstrends 2022

Wie komplex die Ernährungsthemen sind, die unsere Gesellschaft beschäftigen, zeigt auch der neue Trendreport, der die zehn wichtigsten Ernährungstrends 2022 vorstellt (NUTRITION HUB DE, 2022).

  1. Klimafreundliche und nachhaltige Ernährung
  2. Vegane und pflanzenbasierte Ernährung
  3. Digitale Ernährungsberatung in Therapie und Prävention
  4. Bewusstsein für gesunde Ernährung
  5. Personalisierte Ernährung und Biohacking
  6. Convenience Food und gesundes Essen to go
  7. Ernährung für den Darm und Probiotika
  8. Ernährungsmythen und falsche Ernährungsinformationen aufdecken
  9. Betriebliche Gesundheitsförderung
  10. Ernährungsbildung in Kita und Schule

Wie können Sie es nun schaffen, diese ganzen Herausforderungen zu meistern und trendgerecht beraten zu können? Die Antwort ist: up to date bleiben!


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Mit diesen Tipps bleiben Sie immer auf dem neuesten Stand:

  • Investieren Sie stetig in Weiterbildungen.
  • Abonnieren Sie Fachzeitschriften im Ernährungs- und Fitnessbereich und schaffen Sie sich Zeitfenster, diese zu lesen.
  • Abonnieren Sie Newsletter beispielsweise von führenden Fachgesellschaften, Hochschulen, Verbänden, Instituten oder Wissenschaftler:innen. So erfahren Sie, was die Ernährungswelt gerade bewegt wie aktuell das Thema „Nachhaltige Ernährung“.
  • Vernetzen Sie sich und machen Sie sich dadurch sichtbar! Egal ob vor Ort oder digital. So lernen Sie voneinander, können sich gegenseitig unterstützen und Informationen austauschen.
  • Schauen Sie sich an, welche neuen Ernährungs(-fach)bücher es auf dem Markt gibt.
  • Folgen Sie Influencer:innen im Ernährungs- und Fitnessbereich. Nicht unbedingt als stichhaltige Informationsquelle, sondern um die neuesten Trends kennenzulernen und um gegebenenfalls zu beworbenen Produkten Stellung nehmen zu können.
  • Bieten Sie Ihre Ernährungsberatung vor Ort sowie digital an. Die digitale Ernährungsberatung in Therapie und Prävention liegt nicht zuletzt durch die Corona-Pandemie im Trendreport 2022 sehr weit vorne. Haben Sie dabei keine Angst vor technischen Herausforderungen.
  • Halten Sie die Augen auf beim Lebensmittelkauf! Schauen Sie auch in Regale, die Sie sonst meiden. So können Sie den Kund:innen gleich das Gefühl vermitteln, dass Sie Produkt XY kennen. Ein ganz besonderes Augenmerk sollte auf den Nahrungsergänzungsmitteln liegen. Da dieses Thema weiterhin präsent ist. Die Regale mit Nahrungsergänzungsmitteln sind in Drogeriemärkten sehr üppig gefüllt. Im Internet ist die Auswahl natürlich weitaus größer. Auch in diesem Bereich ist es wichtig, sich entsprechend weiterzubilden.

Dennoch: Ernährungsthemen sind sehr breit gefächert und deshalb müssen Ernährungsfachkräfte nicht direkt auf alles eine passende Antwort haben. Die Recherche zu neuen Trends oder weiterführenden Informationen kann z. B. über Ernährungsfachbücher oder -fachzeitschriften erfolgen.

Wissenschaftliche Datenbanken nutzen

Für die Studiensuche im Internet bieten sich wissenschaftliche Datenbanken wie z. B. Pubmed an. Die Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention, FET e. V. (2021) hat Tools entwickelt, die Ernährungsfachkräfte verwenden können, um qualitativ hochwertige Informationen im Netz von minderwertigen unterscheiden zu können.

Ernährungsmythen aufdecken

Gegen die vielen falschen Informationen im Netz kann etwas getan werden. Die mediale Präsenz einer Ernährungsfachkraft oder eines Fitnessstudios bietet die Chance, selbst aktiv zu werden. So kann fundiertes Ernährungswissen geteilt werden, um Ernährungsmythen zu bekämpfen.

Gleichzeitig schließen sich Fachkräfte dem Ernährungstrend auf Platz acht: „Ernährungsmythen und falsche Ernährungsinformationen aufdecken“ an. Die Sichtbarkeit und Reichweite von Ernährungsfachkräften wird erhöht und sie können sich dadurch selbst vermarkten (NUTRITION HUB DE, 2020).


Fazit

Anforderungen an eine Ernährungsberatung sind aufgrund der vielen leicht zugänglichen Informationen zum Thema Ernährung gestiegen. Kund:innen sind immer informierter und haben durch ihr bereits aufgenommenes „(Pseudo-)Wissen“ immer höhere Erwartungen.

Lebenslanges Lernen

Daher dürfen sich Ernährungsfachkräfte nicht auf ihrer Ausbildung ausruhen, sondern sollten sich ständig weiterbilden, aktuelle Trends kennen und bewerten können und wissen, was ihre Kund:innen interessiert. So werden sie automatisch den wachsenden Kund:innenerwartungen im Studio gerecht und können neue Kund:innen gewinnen.


Über die Autorin

Christina Esser, B. A. Ernährungsberatung, arbeitet als Dozentin, Tutorin und Autorin an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und als Referentin an der BSA-Akademie im Fachbereich Ernährung. Sie ist als Referentin und als lizenzierte Trainerin im Ernährungs- und Trainingsbereich tätig.


Literaturliste

Bondarenko, A., Shirshakova, E., Driker, M., Hagen, M. & Braslavski, P. (2021). Misbeliefs and Biases in Health-Related Searches. In G. Demartini, G. Zuccon, J. S. Culpepper, Z. Huang & H. Tong (Hrsg.), Proceedings of the 30th ACM International Conference on Information & Knowledge Management (S. 2894–2899). New York: ACM.
Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention. (2021). Informationsqualität und Evidenz – Gesundheitsinfos unter der Lupe – FETeV. Zugriff am 28.03.2022.
Johnson, S. B., Parsons, M., Dorff, T., Moran, M. S., Ward, J. H., Cohen, S. A. et al. (2021). Cancer Misinformation and Harmful Information on Facebook and Other Social Media: A Brief Report. Zugriff am 02.05.2022.
Marton, R. M., Wang, X., Barabási, A.‑L. & Ioannidis, J. P. A. (2020). Science, advocacy, and quackery in nutritional books: an analysis of conflicting advice and purported claims of nutritional best-sellers. Zugriff am 02.05.2022.
NUTRITION HUB DE. (2020). Zwischen Rabattcodes und Diät-Shakes: Wie stehen ErnährungsexpertInnen zu Social Media (Teil 1). Zugriff am 22.03.2022.
NUTRITION HUB DE. (2022). Essen mit Verantwortung und Leidenschaft: Die 10 TOP Ernährungstrends 2022. Zugriff am 10.03.2022.

Diesen und weitere Artikel finden Sie in der fMi 03/2022 & für Abonnenten EXKLUSIV vorab.

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