Ernährung, Fitness, Gesundheit | Autor/in: Niklas Schwarz |

Effektive Gewichtsreduktion dank optimaler Beratung

Oft möchten Abnehmwillige mit einer Ernährungsumstellung ihr Aussehen und gleichzeitig bestimmte Krankheitsparameter verbessern. Welche Faktoren in der Beratung zur Gewichtsreduktion berücksichtigt werden müssen und welche Bedeutung qualifizierte Ernährungsfachkräfte für Fitness- und Gesundheitsanlagen haben, zeigt der folgende Artikel.

Qualitativ hochwertige Ernährungsberatung individuell gestalten

Heutzutage gibt es unzählige Ernährungsformen. Viele sollen mit der Gewichtsreduktion auch gewissen Krankheiten, wie bspw. Bluthochdruck oder Diabetes mellitus Typ 2, vorbeugen können. Außerdem wird häufig versprochen, dass die Ernährungsformen leicht anzuwenden und daher für jede Person geeignet sind.

Doch ist tatsächlich jede Strategie auch für jede:n sinnvoll?

Zielgruppenanpassung

Die Ansprüche an eine Ernährungsberatung wachsen immer weiter, gleichzeitig gibt es eine sehr große Anzahl unterschiedlicher Ernährungsformen. Dies macht eine zielgruppenorientierte Anwendung essenziell. Daher ist ein ausführliches Eingangsgespräch inklusive Anamnese die Basis für eine erfolgsorientierte Ernährungsberatung.

Im Eingangsgespräch können die Erfahrungen einer:eines Klient:in mit verschiedenen Ernährungsformen abgefragt werden. Wurden beispielsweise mit einer Low-Carb-Ernährung positive Erfahrungen gemacht, kann daran angeknüpft werden.

Trifft aber das Gegenteil zu, ist es sinnvoll, eine andere geeignetere Ernährungsform auszuwählen. Eine ketogene Ernährungsweise ist zum Beispiel für vegetarisch und v. a. vegan lebende Personen schwieriger umzusetzen als für sogenannte Mischköstler:innen.

Allergien, Abneigungen, Unverträglichkeiten

Außerdem wird die Durchführung verschiedener Ernährungsformen aufgrund vorliegender Allergien, Abneigungen oder Unverträglichkeiten von Klient:innen erschwert. Eine Ernährungsform mit einem hohen Anteil an Milchprodukten ist z. B. für eine laktoseintolerante Person nicht sinnvoll.

Das Gleiche gilt für eine:n Zöliakiepatient:in, für den:die eine Ernährungsform mit starker Weizenzufuhr nicht geeignet wäre.

Unterschiedliche Ernährungsformen

Aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen differenter Zielgruppen müssen die Vor- und Nachteile der einzelnen Ernährungsformen individuell abgewogen werden.

Ist die zu betreuende Person, die Gewicht reduzieren möchte, sportlich aktiv, sollte die Proteinzufuhr gesteigert werden. Trainierende benötigen eine Proteinzufuhr von 1,2 bis 2,0 g/kg Körpergewicht (König et al., 2020). Sportlich Inaktive können schon mit einem geringeren Proteinanteil in der Ernährung Erfolge bei der Gewichtsreduktion erzielen.

Richtige Proteinzufuhr

Trotzdem profitieren auch weniger Aktive von einer erhöhten Proteinzufuhr. Positive Effekte dieser Ernährungsform sind eine verstärkte Sättigungswirkung, eine Blutdrucksenkung, verbesserte Blutfettwerte oder auch eine Abschwächung des Muskelmasseverlusts im Alter (Stulnig, 2011).

Ein diesen Ausführungen entgegengesetztes Beispiel sind nierenkranke Personen. Diese Zielgruppe muss ihre Proteinzufuhr stark reduzieren. Zufuhrmengen wie bei Sportler:innen wären auch bei Abnehmwilligen gegebenenfalls sogar gesundheitsschädigend.


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Von einer kohlenhydratbetonten Ernährung profitieren Sportler:innen mit einer hohen Belastungsintensität (Raschka & Ruf, 2012). Da Personen aus dem Bereich des Leistungssports einen deutlich höheren Energiebedarf haben, wird eine erhöhte Kohlenhydratzufuhr von 6 bis 10 g/kg Körpergewicht empfohlen.

Dagegen wird ein:e Durchschnittsbürger:in ohne hohe sportliche Aktivität, aber mit dem Ziel der Gewichtsreduktion, dieses nur schwer mit einer solch hohen Zufuhr an Kohlenhydraten erreichen.

Somit zeigt sich: Während eine kohlenhydrat- und proteinbetonte Ernährung vor allem für Sportler:innen sinnvoll ist, sollte sie bei weniger aktiven Personen mit dem Ziel der Gewichtsreduktion mit Vorsicht eingesetzt werden. Nicht selten profitieren diese Personen sogar von einer kohlenhydratreduzierten Ernährungsform (Mansoor, Vinknes, Veierød & Retterstøl, 2016).


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Neben den genannten existieren weitere häufig eingesetzte Ernährungsformen wie intermittierendes Fasten, die Paleo-Diät, die „High Carb Low Fat“-Diät (HCLF) oder eine vegane bzw. vegetarische Ernährungsweise. Auch deren Besonderheiten müssen mit den Voraussetzungen der Anwendenden abgeglichen und individualisiert werden.

Anforderungen an die Ernährungsformen

Um sie als qualitativ hochwertig einstufen zu können, müssen die Ernährungsformen verschiedene Anforderungen erfüllen. Beim exemplarischen Ziel der Gewichtsreduktion ist die Grundvoraussetzung eine negative Energiebilanz, sprich die Anwendenden nehmen weniger Energie zu sich, als sie verbrennen.

Zusätzlich soll der Umfang der Energiereduktion moderat gewählt werden. Wenn die eigentliche Kalorienzufuhr unter 3.000 kcal pro Tag liegt, kann ein Defizit von bis zu 500 kcal täglich gewählt werden. Personen mit einem Energiebedarf über 3.000 kcal können das Defizit entsprechend erhöhen.

Gleichzeitig muss eine Mindestenergiezufuhr von 1.200 kcal gewährleistet werden. Unterhalb dieser Energiemenge kann nicht mehr sichergestellt werden, dass alle essenziellen Nährstoffe (bspw. Proteine, Omega-3-Fettsäuren, Vitamine, Mineralstoffe) bedarfsdeckend zugeführt werden (Groeneveld & Rösch, 2010).

Denn diese Bedarfsdeckung ist für die Qualität der Ernährungsform ebenfalls essenziell. Außerdem sollte während der Gewichtsreduktion der Erhalt der fettfreien Masse gewährleistet sein und somit dem Abbau von Muskelmasse entgegengewirkt werden.

Alltagstaugliche Ernährungsumstellung

Gleichzeitig muss die gewählte Kost eine bestmögliche Sättigung bewirken und individuell in den Alltag integrierbar sein (z. B. Esszeiten, Mahlzeitenfrequenz und -größe, Zubereitung).

Weitere Anforderungen stellen die Befriedigung von Bedürfnissen (psychische und soziale Aspekte), eine langfristige Anwendungsdauer, die Anpassung an den finanziellen Rahmen und die mögliche Vermeidung des Jo-Jo-Effektes dar.

Der:die Kund:in sollte möglichst ein neues, förderliches Ernährungsverhalten erlernen und sich nicht nur stumpf an die Vorgaben halten. Erfüllt die jeweils gewählte Ernährungsform diese Anforderungen, so ist sie zur Gewichtsreduktion geeignet und muss anschließend, wie bereits erwähnt, an die jeweilige Zielperson oder -gruppe angepasst werden.

Bedeutung von Ernährungsberater:innen

Aufgrund der hohen Anzahl an Ernährungsformen sollten Ernährungsberater:innen hinsichtlich der Trends immer auf dem neuesten Stand sein und Effekte wissenschaftlich fundiert beurteilen können.


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Deshalb ist die Betreuung durch eine Fachkraft wichtig, da es zu diesen neuen Trends oftmals noch keine langfristigen Erfahrungsberichte gibt. Gleiches gilt für altbekannte Ernährungsformen. Auch diese sollten stets mit aktueller Literatur wissenschaftlich bewertet werden können.

Nachhaltige Kund:innenbindung

Auch eine ständige Auffrischung des eigenen Kenntnisstandes ist dabei von besonderer Bedeutung. Die Betreuung durch eine qualifizierte Ernährungsfachkraft (z. B. Diätassistent:innen, B. A. Ernährungsberatung oder Oecotropholog:innen) ist wichtig, um eine Beratung auf einem qualitativen und wissenschaftlich hohen Niveau zu gewährleisten und somit eine nachhaltige Kund:innenbindung zu schaffen.

Für Unternehmen, die Ernährungsberatung anbieten, ist es aufgrund der oben genannten Punkte sinnvoll, sich nicht auf eine feste Ernährungsform festzulegen. Menschen sind sowohl physisch als auch psychisch zu individuell, um nur eine Ernährungsform für alle anbieten zu können.

Daher sollte im Betrieb eine qualifizierte Ernährungsfachkraft tätig sein. Sie ist in der Lage, die aus wissenschaftlicher Sicht richtige Ernährungsform für eine Zielgruppe oder spezifische Personengruppe auszuwählen. Somit kann eine individuelle Ernährungsberatung gewährleistet werden, durch die die Kund:innen ihre Ziele nachhaltig erreichen und langfristig zufrieden sind.

Interdisziplinäre Arbeit

Eine zufriedene Klientel sorgt für eine Steigerung des Umsatzes und für neue Kund:innen. Weiterhin kann die Ernährungsfachkraft, je nach Ausbildung, interdisziplinär arbeiten und noch die Bereiche Bewegung und Verhaltensmodifikation mit in die Ernährungsberatung einbeziehen und so das Dienstleistungsangebot des Betriebes erweitern.


Fazit

Wer Kund:innen nachhaltig und effektiv bei der Gewichtsreduktion unterstützen möchte, sollte eine Ernährungsform wählen, die zu den Bedürfnissen der Kund:innen passt. Um als Fitness- und Gesundheitsanlage bei den vielen verschiedenen Ernährungsformen, Diäten und Trends einen Überblick zu behalten, ist die Zusammenarbeit mit einer qualifizierten Ernährungsfachkraft essenziell.

Sie sorgt für eine qualitativ hochwertige Ernährungsberatung, die einerseits zufriedene Kund:innen und andererseits eine Umsatzsteigerung mit sich bringt.


Über den Autor

Niklas Schwarz, B. A. Ernährungsberatung, ist als Dozent, Autor und Tutor an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) sowie als Referent an der BSA-Akademie im Fachbereich Ernährung tätig. Praktische Erfahrung sammelte er mehrere Jahre als Fitnesstrainer und Ernährungscoach in der Betreuung von Sportler:innen sowie übergewichtigen Personen.


Auszug aus der Literaturliste

König, D., Carlsohn, A., Braun, H., Großhauser, M., Lampen, A., Mosler, S. et al. (2020). Proteinzufuhr im Sport. Position der Arbeitsgruppe Sporternährung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE). Ernährungs Umschau, 67 (7), 132–139.
Raschka, C. & Ruf, S. (2012). Sport und Ernährung. Wissenschaftlich basierte Empfehlungen und Ernährungspläne für die Praxis (1. Aufl.). Stuttgart: Thieme

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.

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