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Disziplin, Durchhaltevermögen und Motivation: Kritik an der Generation „Social Training“ 

Hat der deutsche Spitzensport tatsächlich ein Nachwuchsproblem? Welche Rolle spielen dabei die Social-Media-Kanäle der Athleten? Namhafte Bundestrainer kritisieren aktuelle Entwicklungen und sehen Handlungsbedarf. In Deutschland gebe es viele Talente, es hapert an Ehrgeiz, Förderung und Vorbildern.

Kritik an Sportnachwuchs: Oft fehlt der klare Fokus.

Die Einstellung stimmt oft nicht. Mangelnder Fokus. Smartphone, Kamera und das perfekte Selfie sind wichtiger als die perfekte Trainingseinheit. Was zeichnet "mündige Athleten" aus?


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Tennis-Bundestrainerin Barbara Rittner brachte sie mit ihrem kritischen Interview nach dem enttäuschenden Abschneiden des deutschen Tennisnachwuchses in Wimbledon ins Rollen: eine sportartübergreifende „Generationskritik“. Es mangele vielen Nachwuchsathleten (nicht nur im Tennis) an Disziplin, Durchhaltevermögen und Motivation. Immer weniger Sportler seien bereit, die eigene Komfortzone zu verlassen und dem deutschen Sportnachwuchs gehe es zu gut. Ähnlich äußerte sich auch Stabhochsprung-Bundestrainerin Christine Adams in einem aktuellen Interview mit dem Deutschlandfunk.

Per Klick auf das Logo öffnet sich das Audio-Interview:

Sie vermisst sportartübergreifend bei vielen Nachwuchsathleten den letzten Biss, das Durchhaltevermögen sowie die nötige Selbstständigkeit und sieht auch ein „Generationsproblem“ auf den Spitzensport und die Trainer zukommen. Oftmals fehle es den Teenagern an einem klareren Fokus – die Ablenkungen sind groß und auch Wertvorstellungen haben sich grundlegend verändert. 

Jagd nach Instagram-Likes statt nach Siegen?  

Sind Instagram und Co. heute also wirklich wichtiger als das Training? Es erwecke zumindest aktuell den Anschein, so die Bundestrainerin. Aber nicht nur die Athleten selbst, sondern auch ihr direktes Umfeld und insbesondere die Eltern hätten dazu beigetragen, dass sich der Status Quo so darstelle.

Hier gelte es, gemeinsam umzudenken, denn Deutschland habe viele gute Talente. Diese müssten jedoch noch besser gefördert werden. Hier sei weniger manchmal auch mehr: Man müsse den Athleten den Raum geben, um sich in ihrer Rolle selbst weiterzuentwickeln. 

Nachwuchsleistungssport: ein komplexes Thema

Bei aller Kritik sollte man aber nicht vernachlässigen, dass die Themen Nachwuchsleistungssport und die Frage des „mündigen Athleten“ deutlich komplexer sind, als es die aktuelle Diskussion vermuten lässt. Im Hinblick auf Förderung, Entwicklungschancen und das Talentsystem sind viele neuralgische Punkte zu berücksichtigen, die in der aktuellen Debatte zu kurz kommen. Sicher steht in allererster Linie der Sport und das Training im Fokus – aber Selbstvermarktung usw. werden gerade in Randsportarten immer wichtiger und deshalb gehört heute für viele Nachwuchs- wie auch Spitzensportler der Instagram-Account schon früh zur sportlichen Karriere und zum Alltag dazu. 

Statt Bizeps den Account wachsen lassen

Dabei ist das Phänomen „Social Training“ aber längst nicht nur auf den Leistungssport beschränkt. Auch im Fitnessstudio stehen Trainings-Selfies heute an der Tagesordnung – ob da vor lauter Posen das Training nicht doch zu kurz kommt, kann man durchaus hinterfragen. Zumindest der Daumen wird so auf jeden Fall ausreichend trainiert.

Influencer-Marketing in der Fitnessbranche

Unzählige Influencer (Lesen Sie mehr zum Thema in unsere zweiteiligen fMi-Artikelserie: Influencer-Marketing für die Fitnessbranche und Wie erkennt man seriöse Beiträge?), Kraft- und Hobbysportler machen Selfies, posen beim Training und teilen die Bilder mit ihren Followern.

Studios, wie etwa das Anytime Fitness Hornby in Christchurch in Neuseeland, haben sich diesem Trend schon längst geöffnet und bieten sogar schon eigene Selfie-Räume im Studio an. Das kommt nicht nur bei den Digital Natives gut an, sondern sorgt auch für einen reibungslosen Trainingsalltag. (Lesen Sie auch: Social Fitness - Selfie-Raum im Studio)