Fitness, Gesundheit | Autor/in: Anke Sörensen |

Warum Fitnessstudios eine wichtige Rolle für die mentale Gesundheit spielen

Auf Club Industry erläutert C. Victor Brick, CEO PF Growth Partners LLC, warum Fitness- und Gesundheitsanlagen wesentlich für die mentale Gesundheit sind und wie sie diese Positionierung zur Verbesserung ihres Images nutzen sollten. Er erklärt seine Überlegungen anhand eines klinischen Modells für psychische Erkrankungen.

Mit Bewegung zu psychischem Wohlbefinden

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Die wichtigsten Fakten in Kürze:

  • Infolge der Corona-Pandemie haben psychische Erkrankungen stark zugenommen.
  • Fitness- und Gesundheitsanlagen können dazu beitragen, das psychische und physische Wohlbefinden entscheidend zu verbessern.
  • Studiobetreiber sollten diese Chance nutzen und gesundheitsrelevante Angebote entwickeln.

Los geht's! Die Hintergründe und Detailinformationen:

Die Corona-Pandemie hat weltweit zu Krisen der psychischen Gesundheit geführt, und zwar so schwerwiegend, dass diese als 'Parallelpandemie' bezeichnet werden. Litten vorher jährlich circa 27 Prozent der Bevölkerung an irgendeiner Form diagnostizierbarer psychischer Probleme, wird der Prozentsatz aufgrund der Auswirkungen von COVID 19 inzwischen auf circa 40 Prozent geschätzt, so C. Victor Brick.



Was die Psyche gesund hält

Die Basis für eine gesunde psychische Gesundheit liegt in der Verbindung zu anderen Menschen und in der Kompetenz, Krisen zu bewältigen. Als soziale Wesen haben Menschen das Bedürfnis, mit anderen in Kontakt zu treten. Mithilfe verschiedener Praktiken und Techniken zur Krisenbewältigung sind wir fähig, seelisch gesund zu bleiben.

Umgekehrt führen Einsamkeit und mangelnde Bewältigungsstrategien häufig zu psychischen Problemen. Die Coronamaßnahmen – Quarantäne, Abstandsregeln und Lockdowns – haben den Zugang zu Beratern, Coaches und Fitnesstrainern zusätzlich erschwert, so C. Victor Brick.


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Modell zur psychischen Gesundheit

Historisch gesehen galt psychische Gesundheit als Kontinuum: An einem Ende standen keine bzw. nur geringe psychische Erkrankungen, in der Mitte leichte Depressionen und Angstzustände und am anderen Ende schwere Formen klinisch diagnostizierter Krankheiten wie Schizophrenie, Psychosen und Depressionen.

Man ging davon aus, dass sich Menschen im Lauf ihres Lebens zwischen diesen Polen hin und her bewegen, abhängig von chemischen Prozessen im Stoffwechsel, Physiologie und prägenden Ereignissen im Leben. Ganzheitliche Praktiken wie Bewegung, Ernährung und gesunder Lebensstil spielten in diesem Modell kaum eine Rolle.


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Dual Continuum Model of Mental Wellness/Mental Illness

Die Mental Wellness Initiative des Global Wellness Institute hat ein duales Kontinuumsmodell der psychischen Gesundheit entwickelt. Es behält das oben besprochene horizontale Prinzip bei, wird aber um ein vertikales Kontinuum erweitert. Dieses reicht vom Verkümmen am unteren bis zum Aufblühen am oberen Ende, je nachdem, welche Bewältigungsstrategien Menschen einsetzen, um ihr mentales Wohlbefinden zu verbessern.

Das heißt: Eine Person kann unabhängig von ihrem klinischen Zustand aufblühen, wenn sie die richtigen Bewältigungsmöglichkeiten nutzt. Umgekehrt kann jemand auch ohne klinische psychische Erkrankung verkümmern, wenn er nicht über die richtigen Bewältigungsstrategien verfügt – das gilt besonders in Zeiten großer psychischer Belastungen wie während der Corona-Pandemie.

Veränderte Rolle der Fitnessstudios

Da kommen Fitness- und Gesundheitsanlagen ins Spiel. Wie können sie dazu beitragen, psychische Krisen zu verbessern? Die horizontale Achse des Dual Continuum Model of Mental Wellness/Mental Illness behandelt psychische Krankheit oder Gesundheit, die eine klinische Betreuung und medizinische Intervention erfordern. Die vertikale Achse hingegen befasst sich mit psychischem Wohlbefinden und Wellness, also Faktoren, die die menschliche Gesundheit unterstützen.

Es geht dabei um Selbstfürsorge und darum, was jeder Einzelne für sich tun kann. Während das horizontale Kontinuum also die Gesundheitsfürsorge und das Gesundheitswesen betrifft, dreht sich das vertikale Kontinuum um die Verantwortung des Einzelnen.

Appell für Verantwortung

In diesem Zusammenhang ist die Rolle der Fitness- und Gesundheitsanlagen interessant. Denn diese können durch ihre vielfältigen Bewegungs- und Wellnessangebote wesentlich dazu beitragen, Menschen unabhängig von ihrem medizinisch diagnostizierten Zustand in Balance zu bringen.


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Gesundheitsrelevanz der Fitnessbranche

C. Victor Brick ermutigt deshalb alle Studiobetreiber, das duale Modell zu verstehen und sich damit auseinanderzusetzen, wie viel die Ftness- und Gesundheitsbranche zur Erhaltung der psychischen Gesundheit beiträgt. Er appelliert an die Branche, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um Trainingsprogramme und Dienstleistungen zu entwickeln, die den Menschen helfen, in ihre Kraft zu kommen.


„Wir müssen als einheitliche Branche zusammenkommen, um unsere Rolle bei Politikern und Entscheidungsträgern sowie in der Öffentlichkeit zu fördern, damit wir als wesentlicher Teil des Gesundheitssystems wahrgenommen und akzeptiert werden – insbesondere des Systems zur Versorgung der psychischen Gesundheit.“
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C. Victor Brick, CEO PF Growth Partners LLC


Wenn es der Branche gelingt, dies effektiv umzusetzen, werde sie nicht nur den Umsatz steigern, sondern könne auch die für die Förderung der psychischen Gesundheit zur Verfügung stehenden staatlichen Mittel in Anspruch nehmen und sogar Versicherungsleistungen für Personen erhalten, die die Dienste für ihre psychische Gesundheit und ihr Wohlbefinden benötigen, so C. Victor Brick weiter.

Auf diesem Weg könne die Fitness- und Gesundheitsbranche dazu beitragen, die Flut der 'Parallelpandemie' einzudämmen und ihr Image entscheidend verbessern, so dass Fitnessstudios im Fall einer nächsten Pandemie nicht mehr wie Bars oder Restaurants geschlossen werden müssten.


Über den Autor

C. Victor Brick ist Gründer und CEO von PF Growth Partners LLC – einem der größten privaten Planet Fitness Franchisenehmer – und Gründer der John W. Brick Mental Health Foundation. Er ist Mitglied der Mental Wellness Initiative des Global Wellness Institute, des Beratergremiums des Global Wellness Summit und des Beratergremiums des Johns Hopkins Department of Psychiatry and Behavioral Sciences.