'Schwer' belastet: Fitnesstraining als wichtiger Baustein im Kampf gegen Corona und Adipositas
Angesichts aktueller Studienergebnisse scheint starkes Übergewicht einer der zentralen Risikofaktoren für schwere COVID-19-Erkrankungen zu sein. Soll heißen: Jedes überflüssige Kilo auf der Waage kann das Immunsystem belasten und zusätzlich schwächen. Was die Gründe dafür sind, wer besonders bertoffen ist und wie man durch gezieltes Training sein Infektionsrisiko deutlich senken kann, erfahren Sie im Folgenden.
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Die wichtigsten Fakten in Kürze:
- Alles eine Frage des Körpergewichts? Warum adipöse Menschen schwerer an COVID-19 erkranken
- Aktuelle Studienergebnisse zeigen: Starkes Übergewicht ist ein wichtiger Risikofaktor
- Neben Vorerkankten und Älteren sind besonders Junge Männer mit Übergewicht besonders gefährdet
- Adipositas und viszerales Bauchfett verursachen chronische Entzündungsprozesse
- Gerade die Fettzellen bieten dem Virus eine sehr gute Angriffsfläche
- Das Immunsystem ist dadurch geschwächt und die Infektanfälligkeit steigt
- Renommierte Mediziner appellieren deshalb für eine ganzheitliche Pandemie-Bekämpfung
- Bessere Fitness und eine gesunde Ernährung senken Risiko und dienen der Prävention
- Ein Grund mehr, Studios auch in Zeiten der Pademie offen zu halten und gezielte Prävention zu ermöglichen
Los geht's! Die Hintergründe und Detailinformationen:
Dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes und Adipositas für eine Vielzahl von Folgeerkrankungen verantwortlich sind und sich untereinander potenzieren können, ist längst bekannt.
Im Rahmen der weltweit anhaltenden Corona-Pandemie untersuchen immer mehr internationale Forscher diese Risikofaktoren in Bezug auf das SARS-CoV-2-Virus und die Lungenkrankheit COVID-19.
Vorerkrankungen –> schwere Krankheitsverläufe
Deutsche Forscher konnten in einer aktuellen Studie bereits nachweisen, dass die Mehrheit der COVID-19-Klinikpatienten mindestens eine oder mehrere Vorerkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Herz-Rhythmus-Störungen, COPD oder Adipositas aufwies.
Unter den Patienten, die auf der Intensivstation künstlich beatmet werden mussten, war die Zahl jener mit Vorerkrankungen noch einmal deutlich erhöht.
Adipositas – einer der Hauptrisikofaktoren
Gerade Adipositas (BMI 30 und größer, Einteilung von Grad 1 bis 3) scheint unter den genannten Risikofaktoren besonders relevant zu sein. Das belegt u. a. ein aktueller Review (inkl. Metaanalyse) aus dem Fachjournal 'Obesity Review'.
Mit Adipositasgrad steigen schwere Folgen
US-Forscher konnten in diesem Zusammenhang in ihrer Studie ebenfalls neue Zahlen liefern: Bei Patienten mit Adipositas Grad 1, war das Risiko nach einer COVID-19-Infektion auf der Intensivstation zu landen, fast doppelt so hoch wie bei Patienten mit einem BMI unter der kritischen Schwelle von 30.
Bei Patienten mit Adipositas Grad 2 war das Risiko nochmals um das 3,6-fache erhöht.
Noch besorgniserregendere Ergebnisse lieferte ein französisches Medizinerteam. Die Forscher fanden in ihren Untersuchungen heraus, dass COVID-19-Patienten mit einem BMI jenseits der 35 siebenmal häufiger künstlich beatmet werden mussten, als Normalgewichtige.
Junge übergewichtige Männer haben erhöhtes Risiko
Eine weitere Studie aus Brasilien kam zu dem Ergebnis, dass neben Vorerkrankten und Älteren besonders auch junge übergewichtige Männer im Alter zwischen 20 und 39 ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe aufwiesen. Die Forscher konnten nachweisen, dass Adipositas als eigenständiger Risikofaktor bei dieser spezifischen Zielgruppe die stärksten negativen Effekte zeigte.
Warum trifft es Übergewichtige besonders schwer?
Noch wissen die Wissenschaftler, Mediziner und Virologen über die Langzeitfolgen und den genauen Zusammenhang zwischen Risikofaktoren und dem spezifischen Krankheitsverlauf zu wenig, um hier verlässliche Aussagen zu treffen.
Angesichts der bisherigen Studienergebnisse gehen die internationalen Experten aber davon aus, dass die Ursachen für diese negativen Effekte u. a. bei Fettzellen der Betroffenen Patienten selbst zu suchen sind.
Übergewicht und viszerales Bauchfett fördern Entzündungen
Aufgrund hormoneller Veränderungen in den Zellen kommt es bei Übergewichtigen deshalb häufiger zu latenten Entzündungsprozessen, die die körpereigene Immunabwehr permanent beanspruchen und bei einer zusätzlichen COVID-19-Infektion zu einer akuten Überbelastung der Abwehrkräfte führen können.
Dieser Effekt konnte bei normalen Grippeviren bereits nachgewiesen werden, weshalb der Schluss naheliegt, dass dies auch bei dem neuartigen Erreger der Fall sein könnte. (Lesen Sie mehr in einem ZEIT-ONLINE-Interview)
Fettzellen vom Virus infiziert
Eine klinische Studie der Stanford University, die aktuell medial heiß diskutiert wird, liefert hierzu neue Hinweise. So konnten die US-Forscher nachweisen, dass das SARS-CoV-2-Virus die Fettzellen aktiv befällt und in den Zellen selbst entzündliche Prozesse in Gang setzt, die schwere Infektionsverläufe begünstigen.
„Diese Studie ist ein weiterer Weckruf für die Ärzteschaft und das öffentliche Gesundheitswesen, sich intensiver mit übergewichtigen und fettleibigen Menschen und den Behandlungen und Impfungen, die wir ihnen verabreichen, zu befassen. Wir dokumentieren immer wieder das Risiko, das sie haben, aber wir gehen immer noch nicht umfassend darauf ein!“
Dr. Barry Popkin, Ernährungsmediziner und Professor an der University of North Carolina
Gerade deshalb appellieren renommierte Mediziner angesichts dieser Ergebnisse zu gezielter Prävention und einem ganzheitlichen Ansatz in der Pandemie-Bekämpfung.
Immunsystem kommt dadurch an seine Grenzen
Eine chronische Überbelastung des Immunsystems kann dazu führen, dass die Immunzellen auf 'Dauerfeuer' permanent Botenstoffe aussenden.
Dieser sogenannte 'Zytokinsturm' scheint ein weiterer Grund dafür zu sein, weshalb Patienten mit starkem Übergewicht signifikant häufiger besonders schwer erkranken und auf der Intensivstation landen. (Lesen Sie jetzt weiter: Studie im Journal 'Nature Reviews Immunology')
Erhöhtes Thromboserisiko als weitere Komplikation
Gleichzeitig haben Übergewichtige per se bereits vor einer COVID-19-Erkrankung ein erhöhtes Thromboserisiko, was zu zusätzlichen Komplikationen während der Erkrankung und der weiteren Behandlung führen kann.
Risiko minimieren und durch gezieltes Training schützen
Zwar können wir das Infektionsrisiko und die Wahrscheinlichkeit an COVID-19 zu erkranken nicht gänzlich ausschließen, aber sehr wohl können wir aktiv etwas dafür tun, die Symptome und den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.
Der Schlüssel: Minimieren Sie alle Risikofaktoren (so weit wie möglich) und investieren Sie mehr Zeit in Ihre körperliche Fitness.
Im Falle von Adipositas spielen hier eine gezielte Ernährungsumstellung und regelmäßiges Training eine zentrale Rolle, um nicht nur das eigene Körpergewicht und das damit einhergehende Gesundheitsrisiko aktiv zu senken, sondern auch die chronischen Entzündungsprozesse zu stoppen, die das Immunsystem dauerhaft belasten und schwächen.
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