Management, DSSV | Autor/in: fM Redaktion |

Prof. Dr. Thomas Wessinghage ist der neue 1. Vorsitzender des DSSV

„Ich glaube, es ist an der Zeit, dass die gesundheitliche Eigenverantwortung der knapp 10 Millionen Menschen, die regelmäßig in Gesundheits- und Fitnesseinrichtungen trainieren, künftig die gebührende Wertschätzung in der Gesellschaft erfährt.“

1. Vorsitzender des DSSV Prof. Dr. Thomas Wessinghage

fM: Herr Prof. Dr. Wessinghage, Sie sind seit vielen Jahren eng mit dem Fitness- und Gesundheitsmarkt und dem DSSV e. V. – Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen verbunden. Wo liegen aus Ihrer Sicht aktuell die größten Herausforderungen, vor denen die Branche steht?

Prof. Dr. Thomas Wessinghage: Noch nie war der gesundheitliche Präventionsbedarf so groß wie heute: Die Corona-Pandemie und die beiden Lockdowns haben der Volksgesundheit stark zugesetzt und die Branche vor immense Herausforderungen gestellt.


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Umfangreiche Studienergebnisse bspw. aus den beiden wissenschaftlichen Abhandlungen der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement, DHfPG, und die Corona-Studien weiterer einschlägiger Institutionen, unter anderem der TU München, haben klar aufgezeigt, dass der Bewegungsmangel und die damit einhergehenden Zivilisationskrankheiten auf einem neuen Rekordniveau liegen.

Was es jetzt braucht, sind ganzheitliche branchenübergreifende Präventionslösungen, um diesen negativen Entwicklungen gesamtgesellschaftlich zu begegnen.

In Sachen Prävention gibt es also gemeinsam noch viel zu tun – Hat Sie das für die Kandidatur zum  1. Vorsitzender des DSSV motiviert? Warum wollen Sie sich noch mehr einbringen und engagieren?

Auf jeden Fall – mein Herz schlägt schon sehr lange für die Branche, es ist meine Passion. Mit ihren professionellen Gesundheitsdienstleistungen sind die Fitness- und Gesundheitsstudios aus meiner Sicht die zentrale Anlaufstelle, wenn es darum geht, sich körperlich und mental rundum fit zu halten. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag zur Volksgesundheit, der in der Praxis leider allzu häufig unterschätzt bzw. deutlich zu wenig wertgeschätzt wird.

Aus diesem Grund möchte ich mich in meiner neuen Rolle als 1. Vorsitzender des DSSV noch mehr einbringen, Verantwortung übernehmen und auf allen gesellschaftlichen und gesundheitspolitischen Ebenen für die Belange der Branche einsetzen.


Weitere Interviews & Hintergründe

Den Rück- und Ausblick von Florian Kündgen (DSSV-Geschäftsführer) sowie die Interviews mit Werner Kündgen (DSSV-Vizepräsident) und Ralf Capelan (DSSV-Schatzmeister) lesen Sie, indem Sie auf eines der nachstehenden Bilder oder den Namen klicken.


Durch meine persönlichen Kontakte und die gute Vernetzung innerhalb des Gesundheitswesens ergeben sich für unsere Fitness- und Gesundheitsbranche, den Verband und die Fitnessindustrie neue Synergien, die wir gewinnbringend nutzen wollen, um der Branche so einerseits zu noch mehr Akzeptanz zu verhelfen und die Prävention durch neue Netzwerke mit Krankenkassen, Kommunen und Unternehmen weiter voranzubringen.

Seit einigen Jahren haben Sie den DSSV-Vorstand bereits aktiv als Gesundheitsexperte unterstützt und zusammen mit Verbandspartnern, wie der DHfPG und BSA-Akademie, zukunftsweisende Projekte angestoßen. Wie wichtig sind solche und andere gesundheitspolitische Aktivitäten für die Branche?

Sie sprechen sicher den Erfolg der „Fitmach-Aktion“ an. Dieses Modellprojekt in Kooperation mit dem saarländischen Gesundheitsministerium, der DHfPG, dem Verein für Prävention und Gesundheit im Saarland (PuGiS) e. V. sowie den ortsansässigen Krankenkassen ist ein Paradebeispiel dafür, wie branchenübergreifende Projekte Menschen zu mehr Bewegung und einem gesunden Lebensstil motivieren können. (Lesen Sie dazu: 'Erfolg der Fitmach-Aktion')

So ein Projekt wäre auch auf Bundesebene umsetzbar und wünschenswert, um die Prävention gemeinsam weiter voranzubringen. Des Weiteren stellen wissenschaftliche Erkenntnisse, die man aus diesen Projekten sowie Studien und Umfragen, wie bspw. den „Eckdaten der deutschen Fitnesswirtschaft“ gewinnt, eine wichtige Diskussionsgrundlage dar, um die Gesundheitsrelevanz der Branche mit aktuellen Zahlen zu untermauern und weiteren Handlungsbedarf aufzuzeigen. (Auch interessant: 'Visitenkarte der Branche')

Auf dem 6. Parlamentarischen Abend des DSSV, der DHfPG und BSA-Akademie in Berlin haben wir am 18. Mai 2022 über ebendiese Herausforderungen mit namhaften Bundestagsabgeordneten und Krankenkassenvertretern diskutiert und weitere Ideen gesammelt sowie Projekte und Kooperationen angestoßen.

Als DSSV-Gesundheitsexperte konnte ich vor kurzem u. a. beim digitalen Fachgespräch der CDU/CSU zum Thema „Bessere Prävention durch mehr Bewegung – Lösungen für eine gesündere Gesellschaft“ am 19. Oktober 2022 die zentrale Rolle der Studios im Rahmen der Prävention in den Fokus rücken. Weitere Podiumsdiskussionen mit anderen Fraktionen sind in Planung. (Lesen Sie auch: '6. Parlamentarischer Abend')

Und wie soll es weitergehen? Welche Weichen wollen Sie zusammen mit dem neuen Vorstandsteam nach Ihrem Amtsantritt stellen und was sind Ihre Ziele?

Mit unseren bisherigen Aktivitäten sind wir auf viel positive Resonanz und offene Ohren gestoßen – darauf wollen wir aufbauen! Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir die Unterstützung der Studios sowie Mitglieder, die unsere Interessen auch auf kommunaler Ebene vertreten und sich dort aktiv einsetzen können.

Als Verband und Sprachrohr der Branche wollen wir die Gesundheitspolitik und die Prävention künftig noch aktiver mitgestalten und zusammen mit dem neuen Vorstand viel bewegen.

Ich glaube, es ist an der Zeit, dass die gesundheitliche Eigenverantwortung der knapp 10 Millionen Menschen, die regelmäßig in Gesundheits- und Fitnesseinrichtungen trainieren, künftig die gebührende Wertschätzung in der Gesellschaft erfährt. Dies einer breiten Öffentlichkeit zu vermitteln und mehr Menschen diesem Vorbild folgen zu lassen, ist mein Ziel für die nächsten Jahre.


Über den Interviewpartner

Prof. Dr. Thomas Wessinghage, der Facharzt für Orthopädie sowie für Physikalische und Rehabilitative Medizin mit der Zusatzbezeichnung Sportmedizin ist Prorektor der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). Im Laufe seiner ärztlichen Karriere hatte er u. a. verschiedene Führungspositionen in großen Rehakliniken inne und war zuletzt als Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Medical Park Kliniken im Tegernseer Tal tätig.

Im Juli 2008 wurde ihm der Professorentitel der DHfPG im Fachbereich Fitnesstraining, Studiengebiet Medizin/Trainingswissenschaften verliehen.

Weltruhm erlangte er als Ausnahmeathlet: Unter anderem wurde er 1982 Europameister über 5.000 Meter in Athen und siegte in 22 Deutschen Meisterschaften. Er stellte eine Vielzahl europäischer Rekorde auf – zwei deutsche Bestzeiten über 1.500 und 2.000 Meter sind bis heute ungebrochen.

Zu den Themen Laufen und Ernährung ist er ein gefragter Experte z. B. für Seminare und Publikationen.

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