Fitness, Markt, DSSV | Autor/in: Anke Sörensen |

Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2022

Nach mehr als 30 Jahren des kontinuierlichen Wachstums der Fitness- und Gesundheitsbranche haben sich Fitness und aktives Gesundheitstraining als wesentlicher Bestandteil im Leben vieler Menschen etabliert. Dann kam mit der Corona-Pandemie eine Zäsur, von der sich die Branche noch nicht erholt hat. Nach dem zweiten von der Pandemie geprägten Wirtschaftsjahr sind die Folgen nicht vollständig absehbar.

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Die „Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft“ zeigen die bisherigen drastischen Auswirkungen der Krise in 2021. Gleichzeitig hat gerade durch die Pandemie der Stellenwert von Prävention, Fitness und Gesundheit deutlich an gesellschaftlicher Relevanz gewonnen.

Das gibt Anlass zur Hoffnung auf erneutes Wachstum und auf eine baldige Erholung dieses Zukunftsmarktes. Mit der Erhebung der „Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft“ führt der DSSV e. V. – Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen einmal jährlich eine repräsentative Untersuchung zum deutschen Fitnessmarkt durch.


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Unterstützt wird er dabei seit mehreren Jahren von dem Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte und der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). Die Eckdaten liefern einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Kennzahlen der Fitness- und Gesundheitsbranche.


Podcast zu den Eckdaten

Wenn Sie auf untenstehendes Bild klicken, können Sie sich die Podcastfolge 61 von #Fitnessindustrie 'Die Eckdaten 2022 und die Zukunft der deutschen Fitnessbranche' anhören – Gesprächspartner von Andreas M. Bechler sind Prof. Dr. Sarah Kobel, Leiterin Marktforschung DHfPG, und Florian Kündgen, stv. Geschäftsführer des DSSV.


Doppelbelastung in 2021

Die Corona-Krise hat die Fitness- und Gesundheits-Anlagen im Betrachtungszeitraum 2021 vor große Probleme gestellt.

Die behördlich angeordneten Schließungen von November 2020 bis Mitte des Jahres 2021 und die darauffolgenden Zugangsbeschränkungen (2G, 2G plus und 3G) wirken sich negativ auf zentrale Kennzahlen wie die Mitglieder- und Anlagenzahl sowie auf den Gesamtumsatz der Branche aus.

Im zweiten Jahr in Folge wurde die Branche komplett ausgebremst, denn je nach Bundesland fand nur etwa vier Monate lang „Normalbetrieb“ statt.

Professionelle Dienstleistungsbranche mit Gesundheitsauftrag

Gleichzeitig ist der Gesundheitsnutzen von Fitnesstraining vielfach wissenschaftlich belegt. Die Branche muss jetzt die Chance nutzen und sich als professionelle Dienstleistungsbranche mit einem wesentlichen Gesundheitsauftrag positionieren, die Menschen zu einem aktiven und gesunden Lebensstil anregt.

Hierfür bedarf es weiterhin der Investitionen in die hohe Qualifizierung der Mitarbeiter:innen ebenso wie in umfangreiche Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen, damit sich die Mitglieder gut betreut und sicher fühlen.

Weiterentwicklung und Digitalisierung

In den vergangenen Jahrzehnten konnte sich die Fitness- und Gesundheitsbranche immer wieder flexibel an veränderte Kund:innenbedürfnisse anpassen und neue zielgruppenspezifische Angebote entwickeln.

Im zweiten Krisenjahr 2021 standen die Digitalisierung und die Schaffung von Outdoortrainingsmöglichkeiten dabei im Fokus. Die Branche entwickelte viele neue, kreative Lösungen für ein sicheres und innovatives Training, passend zu den neuen Rahmenbedingungen.

Sinkende Mitgliederzahlen

Allen Anstrengungen zum Trotz führt die Corona-Krise wie bereits im Vorjahr zu einem Rückgang der Mitgliederzahlen. Zum Stichtag 31. Dezember 2021 zählen die Fitness- und Gesundheits-Anlagen 9,26 Millionen Mitglieder, was einem Minus von 10,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Im Vergleich zum Vorkrisenniveau ergibt sich damit ein Rückgang um 2,4 Millionen Mitglieder, insgesamt etwas über 20 Prozent. Hinzu kommt, dass die Zahl der stillgelegten Mitgliedschaften durch die Corona-Pandemie Ende 2021 überproportional ansteigt.

Angst vor Ansteckung

Sie beträgt 9,6 Prozent und ist neben der Angst vor Ansteckung primär auf die zu diesem Zeitpunkt geltende 2G-plus-Regelung zurückzuführen, die ungeimpften Mitgliedern den Zugang zum Studio verwehrte. Werden stillgelegte Mitgliedschaften von der Gesamtsumme abgezogen, sind in den Anlagen Ende 2021 noch 8,37 Millionen Mitglieder aktiv.

Erschwerte Mitgliedergewinnung

Je nach Bundesland waren die Fitness- und Gesundheits-Anlagen in Deutschland zwischen fünf und sechs Monate geschlossen. Da der Schließungszeitraum auch den Januar und Februar 2021 betraf, entfielen damit die wichtigsten Monate zur Neukund:innengewinnung.

Die Reaktionsquote sinkt von 12,4 Prozent in 2020 auf 11,1 Prozent in 2021 und ist im Rahmen der Pandemie damit in den letzten zwei Jahren insgesamt um 2,9 Prozentpunkte gesunken.

Da jedoch auch alle anderen Sportarten gleichermaßen von den Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise betroffen sind, bleibt Fitnesstraining weiterhin die mitgliederstärkste Trainingsform vor Fußball und Turnen.

Einbrechende Umsätze

Der Rückgang der Mitgliederzahlen sowie die Schließung der Anlagen im ersten Halbjahr 2021 führen zu einem Umsatzeinbruch in Höhe von 46,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die deutsche Fitness- und Gesundheitsbranche erwirtschaftete 2021 einen Nettogesamtumsatz von 2,23 Milliarden Euro.

Im Vergleich zum Vorkrisenniveau bedeutet das einen Umsatzeinbruch von 59,5 Prozent. Dabei sind die akuten ökonomischen Schwierigkeiten der Branche ganz klar die Folge der pandemiebedingten Einschränkungen und keineswegs struktureller Natur.

Staatliche Hilfen

Die Überbrückungshilfe III konnte den Umsatzrückgang zwar mildern, aber nicht vollständig ausgleichen. Antragsberechtigt waren alle Unternehmen, die im Förderzeitraum Januar bis Juni 2021 einen pandemiebedingten Umsatzeinbruch von mindestens 30 Prozent im Vergleich zum Referenzmonat im Vorjahr erlitten haben.

Aufgrund der behördlich angeordneten Schließungen traf dies auf einen Großteil der Fitness- und Gesundheits-Anlagen zu. 94,2 Prozent aller Betriebe in der Branche nahmen daher die staatlichen Fördergelder in Anspruch.

Betrachtet man den Umsatz zuzüglich der Überbrückungshilfe beträgt der Gesamtumsatz 3,60 Milliarden Euro. Dieser Wert liegt um 13,5 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Positive Prognosen

Obwohl derzeit jede:r zweite Betreiber:in die wirtschaftliche Situation als (eher) schlecht einstuft, gibt es große Hoffnung auf eine Besserung der Lage. Die Talsohle ist erreicht und die Zukunftsaussicht besser als zunächst befürchtet.

Knapp zwei Drittel der Betreiber:innen (62,8 %) glauben, dass sich ihre wirtschaftliche Situation in den nächsten zwölf Monaten verbessern wird.

Ketten

Die Prognosen unterscheiden sich hier je nach Anlagenform: Im Vergleich zu Dezember 2019 verzeichnen die Ketten den größten Mitgliederverlust von mehr als einer Million. Ausgehend von Dezember 2021 rechnen sie damit, innerhalb von 14 Monaten wieder ihr Ursprungsniveau zu erreichen.


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Einzelbetreiber:innen

Die Einzelbetreiber:innen hatten zwar pro Anlage geringere Verluste, sind aber in ihrer Prognose vorsichtiger und rechnen mit 18 Monaten, um ihren Mitgliederstamm zu regenerieren.

Mikroanlagen

Die Mikroanlagen schließlich gehen davon aus, schon in der zweiten Jahreshälfte 2022, also bereits nach sieben Monaten, zu den ursprünglichen Mitgliederzahlen zurückkehren zu können.

Brachendurchschnitt

Über alle Anlagen hinweg schätzen die Betreiber:innen im Durchschnitt, dass sich die Branche im zweiten Quartal 2023 von den Auswirkungen der Pandemie auf die Mitgliederzahl erholt haben wird. Das entspräche einem Aufbau von 253 Mitgliedern pro Anlage – also 17 Neumitgliedern pro Monat – in den kommenden 15 Monaten.

Gesundheitsauftrag wahrnehmen

Wissenschaftliche Studien belegen (z. B. Bloch et al., 2020; Brawner et al., 2021), dass eine gute körperliche Fitness eine wichtige Basis für eine erfolgreiche Krankheitsbewältigung ist und als Schutzfaktor vor schwerwiegenden Verläufen bei Infektionserkrankungen wie COVID-19 dient.

Regelmäßiges körperliches Training führt zu einer verbesserten Funktionalität des Immunsystems und ist – gepaart mit einer guten körperlichen Leistungsfähigkeit – für eine angemessene Immunreaktion des Körpers von wichtiger Bedeutung (Bloch et al., 2020; Thevarajan, 2020; Duggal, Pollock, Lazarus, Harridge & Lord, 2018).

Schlüsselbranche für Prävention, Fitness und Gesundheit

Laut Einschätzung des DSSV, der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Deloitte und der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) sowie vieler Expert:innen bleibt die Fitness-Wirtschaft weiterhin die Schlüsselbranche für Prävention, Fitness und Gesundheit.

Fitnessstudios sind zu einem elementaren Bestandteil der Gesundheitsversorgung geworden, tragen zur Gesunderhaltung der Bevölkerung bei und helfen, Zivilisationskrankheiten vorzubeugen.

Die Corona-Pandemie hat das Bewusstsein für den hohen Wert von Gesundheit geschärft. Viele Menschen wollen jetzt aktiv etwas für ihre Gesundheit tun und haben einen hohen Nachholbedarf, den Fitness- und Gesundheits-Anlagen jetzt optimal erfüllen können – das ist Ihre Chance nach diesem schweren Jahr.

Die Einschätzung der Expert:innen

Wir haben die Protagonisten der Eckdaten-Erhebung zur Relevanz der Studie und ihrer Einschätzung der aktuellen Zahlen der deutschen Fitness- und Gesundheitsbranche befragt.

Unsere Interviews mit Florian Kündgen, stellvertretender Geschäftsführer des DSSV e. V., Ralf Capelan, Sachverständiger und Unternehmensberater im Fitness- und Gesundheitsmarkt, Prof. Dr. Sarah Kobel, Leiterin der Abteilung Marktforschung an der DHfPG, sowie Stefan Ludwig und Christian Rump von Deloitte lesen Sie, indem Sie den Links folgen oder in Ausgabe 02/22 der fMi.

Die vollständige Studie „Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2022“ jetzt erhältlich

Preis: 99,- EUR (zzgl. Versand), ermäßigt: 39,- EUR (zzgl. Versand) (für Schüler und Studierende bei Vorlage einer gültigen Bescheinigung)

Für DSSV-Mitglieder, Fördermitglieder und Studierende der DHfPG ist die Studie kostenfrei hier erhältlich.


Auszug aus der Literaturliste

Bloch, W., Halle, M. & Steinacker, J. M. (2020). Sport in Zeiten von Corona. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 71 (4), 83–84.
Brawner, C. A., Ehrman, J. K., Bole, S., Kerrigan, D. J., Parikh, S. S., Lewis, B. K. et al. (2021). Inverse relationship of maximal exercise capacity to hospitalization secondary to coronavirus disease 2019. Mayo Clinic Proceedings, 96 (1), 32–39.
Duggal, N. A., Pollock, R. D., Lazarus, N. R., Harridge, S. & Lord, J. M. (2018). Major features of immunesenescence, including reduced thymic output, are ameliorated by high levels of physical activity in adulthood. Aging cell, 17 (2).
Thevarajan, I., Nguyen, T. H. O., Koutsakos, M., Druce, J., Caly, L., van de Sandt, C. E. et al. (2020). Breadth of concomitant immune responses prior to patient recovery: a case report of non-severe COVID-19. Nature Medicine, 26 (4), 453–455.

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte info@fitnessmanagement.de.

Diesen und weitere Artikel finden Sie in der fMi 02/2022 & für Abonnenten EXKLUSIV vorab.

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