Fitness, Gesundheit, Markt | Autor/in: Prof. Dr. Arne Morsch |

Professionalisierung der Bewegungsförderung

Der Bedarf an bewegungsbezogener Prävention ist so groß wie nie. Wollen Fitness- und Gesundheitsunternehmen als wichtige Gesundheitsdienstleistende wahrgenommen werden, muss sich das in der Angebotsstruktur der Einrichtungen und in der Qualifikation der Mitarbeitenden widerspiegeln.

Professionalisierung der Bewegungsförderung

Im internationalen Vergleich werden in Deutschland besonders häufig ärztliche Sprechstunden wahrgenommen. Im Durchschnitt geht die Bundesbevölkerung etwa zehn Mal im Jahr zu ärztlichem Fachpersonal, Besuche bei Fachkräften der Zahnmedizin nicht eingerechnet (Janson, 2020). Häufig handelt es sich lediglich um leichte Erkrankungen, die symptomatisch schnell zu kurieren sind, wie z. B. die üblichen Erkältungskrankheiten.

Viele Besuche bei Ärzt:innen werden aber auch durch die sogenannten Zivilisationserkrankungen verursacht. Dabei handelt es sich um Krankheiten, die durch einen ungesunden Lebensstil, aber auch durch die heutigen Lebens- und Arbeitsbedingungen mit einem stetig wachsenden Anteil an sitzendpassiven Tätigkeiten bedingt sind. (Lesen Sie dazu: 'Warum BGM gerade jetzt besonders wichtig ist')

Typische Krankheitsbilder

Häufige ärztlich gestellte Einzeldiagnosen sind beispielsweise Bluthochdruck (ohne eine definierte organische Ursache), Rückenschmerzen sowie Blutzucker- und Fettstoffwechselstörungen. Des Weiteren sind mittlerweile etwa zehn Prozent der Bevölkerung von Adipositas betroffen (Grobe, Steinmann & Szecsenyi, 2019). (Lesen Sie dazu: 'Zivilisationskrankheiten')

Diese Diagnosen werden von Ärzt:innen in aller Regel rein symptomatisch behandelt. Die Folge: Die Symptome der Erkrankung werden zwar gelindert, die Ursachen bleiben allerdings bestehen. Betroffene werden also nicht gesund und müssen oft dauerhaft medikamentös therapiert werden.

Einen zentralen Risikofaktor für die Entwicklung dieser Zivilisationskrankheiten stellt der Mangel an körperlicher Aktivität dar (WHO, 2018). Umgekehrt gibt es überzeugende wissenschaftliche Belege für die präventiven und therapeutischen Effekte regelmäßiger Bewegung (PAGAC, 2018).


Lesen Sie auch: 'Akuter Bewegungsmangel'


Ein Mindestmaß an körperlicher Aktivität schützt demnach vor der Entstehung diverser Krankheiten, außerdem können bestehende Erkrankungen und gesundheitliche Beschwerden vebessert werden. Ein individualisiertes und an den persönlichen Voraussetzungen ausgerichtetes Fitnesstraining in den motorischen Fähigkeitsbereichen Ausdauer und Kraft sowie Koordination und Beweglichkeit scheint aus Kosten-Nutzen-Sicht besonders wertvoll zu sein und führt auch zu den besten Gesundheitseffekten (ACSM, 2021).

Es stellt sich daher die Frage, warum es bisher noch nicht gelungen ist, die Bewegungsförderung bzw. ein körperliches Training kategorisch in medizinische Behandlungsstrategien einzubeziehen.

Notwendigkeit der Professionalisierung

Während das Berufsfeld der Gesundheitsversorgung mit den etablierten Berufsgruppen Ärzt:innen, Apotheker:innen, Therapierende, psychologische Fachkräfte etc. hoch professionalisiert ist, muss jedoch für das Tätigkeitsfeld der Bewegungsförderung ein vergleichsweise geringerer Professionalisierungsgrad festgestellt werden.


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Es scheint sich jede:r im Gesundheitsbereich mit dem Thema Bewegungsförderung gut auszukennen, spezielle Qualifikationen zur gezielten Beratung und Anleitung von Patient:innen sind häufig allerdings nicht ausreichend vorhanden.

In der Konsequenz bleiben Empfehlungen oft auf der Metaebene („Sie müssten sich etwas mehr bewegen“) und das hohe gesundheitliche Potenzial von körperlichem Training bleibt weitgehend ungenutzt.


Über den Autor

Prof. Dr. Arne Morsch ist Sportwissenschaftler und Dozent an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und der BSA-Akademie. Er leitet dort den Fachbereich Gesundheitswissenschaft/Gesundheitsförderung. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen in den Bereichen der Individualprävention sowie der Gesundheitsförderung in Settings.


Die Bewegungsförderung benötigt daher einen Prozess zur Professionalisierung, der eine entsprechende Tätigkeit zum Beruf macht und der insbesondere die erforderlichen Qualifikationen und Kompetenzen definiert, die für die Ausübung erforderlich sind. (Lesen Sie auch: 'Survial of the fittest')

Nur so kann es gelingen, Bewegungsfachkräfte im Gesundheitssystem zu etablieren und ein höchstmögliches Maß an Versorgungsqualität zu sichern (Huber, 2016).

Die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) ist mit ihren Studienangeboten in den Zukunftsfeldern Prävention, Gesundheit, Ernährung, Fitness, Sport und Informatik positioniert.

Ziel ist es, mit den Studiengängen einen bildungspolitischen Beitrag zur Professionalisierung der Bewegungsförderung gerade auch in der Fitness- und Gesundheitsbranche zu leisten und den Absolvent:innen arbeitsmarktfähige Abschlüsse für dieses Tätigkeitsfeld zu garantieren.

Unterstützt wird dies unter anderem durch eine Bildungspartnerschaft mit dem Deutschen Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie e. V. (DVGS) und eine gemeinsame Qualifikationsstruktur im Bereich der Gesundheitsförderung sowie in der Sport- und Bewegungstherapie.

Duale Bachelor-Studiengänge der DHfPG

Die DHfPG bietet aktuell sechs verschiedene Bachelor-Studiengänge mit jeweils unterschiedlicher Schwerpunktsetzung an (vgl. Abb. 1). Hierbei handelt es sich in Anlehnung an die Typisierung des Wissenschaftsrates um praxisintegrierte duale Studienangebote, die der beruflichen bzw. akademischen Erstausbildung dienen (Wissenschaftsrat, 2010).

Das moderne Studienkonzept bietet eine Symbiose aus Theorie und Praxis, indem ein akademisches Hochschulstudium mit einer Ausbildung in einem Partnerunternehmen kombiniert wird.

Die Studienphasen setzen sich aus einem Fernstudium mit modulspezifischen Lehrveranstaltungen zusammen. Darüber hinaus arbeiten die Studierenden über die gesamte Dauer des Studiums bei einem:einer Ausbildungspartner:in, wie z. B. einem Fitness- und Gesundheitsunternehmen. Somit sammeln die Studierenden vom ersten Tag an wichtige Berufserfahrung.

Derzeit sind an der DHfPG über 8.400 Studierende immatrikuliert, die in mehr als 4.300 Kooperationsunternehmen ihre betriebliche Ausbildung absolvieren. Dies ist als deutlicher Beleg für die hohe Branchenrelevanz und -akzeptanz der Hochschule, des dualen Studiensystems im Bereich Prävention, Gesundheit und Bewegung sowie der von der DHfPG vergebenen staatlich anerkannten Abschlüsse zu werten.

Gerade in den Fitness- und Gesundheitseinrichtungen als zentrale Ausbildungspartner:innen leisten die Studienangebote der DHfPG einen wichtigen Beitrag für eine zunehmende Akademisierung und damit Professionalisierung.

Den „Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft“ zufolge ist mittlerweile mehr als ein Fünftel der dort Beschäftigten akademisch ausgebildet (DSSV, 2022). Des Weiteren sind die Bachelor-Abschlüsse der DHfPG anschlussfähig für eine akademische Weiterqualifikation auf Master-Niveau. (Lesen Sie auch: 'Eckdaten 2022')

Neuer dualer Bachelor-Studiengang Sport- und Bewegungstherapie

Aktuell im Akkreditierungsverfahren befindet sich der neue duale Studiengang Bachelor of Arts Sport- und Bewegungstherapie der DHfPG. Dieser qualifiziert für eine sporttherapeutische Tätigkeit in stationären und ambulanten medizinischen Rehabilitationseinrichtungen.

Darüber hinaus erfüllen ausgebildete Sport- und Bewegungstherapeut:innen die Voraussetzungen, um abrechnungsfähige Leistungen im Bereich der Prävention zu erbringen. Hierzu zählen beispielsweise die Durchführung von Präventionsangeboten nach Paragraf 20 SGB V im Handlungsfeld Bewegungsgewohnheiten und die Leitung indikationsspezifischer Rehabilitationssportgruppen, die auch wichtige Tätigkeitsfelder für Fitness- und Gesundheitseinrichtungen darstellen.

Der Studiengang wird von der DHfPG in Kooperation mit dem DVGS angeboten. Nach erfolgreichem Bachelor-Abschluss können die Absolvent:innen zusätzlich die vom DVGS vergebene Studiengänge „Sport- und Bewegungstherapie DVGS“ in den Indikationsbereichen Internistische Erkrankungen, Orthopädie/Rheumatologie/Traumatologie und Neurologie erwerben.

Wollen Fitness- und Gesundheitseinrichtungen als wichtige Gesundheitsdienstleistende wahrgenommen werden, können derartige Personalqualifikationen für die Außendarstellung oder auch die Kooperation mit Ärzt:innen gezielt genutzt werden. (Lesen Sie auch: 'Warum Employer Branding immer wichtiger wird')


Fazit

Die dualen Studienangebote der DHfPG im Bachelor-Bereich bieten den Unternehmen der Fitness- und Gesundheitsbranche die Möglichkeit, das eigene Personal mit einer spezifischen Schwerpunktsetzung akademisch zu qualifizieren.

Die Studienmöglichkeiten der DHfPG leisten somit einen wichtigen Beitrag zur Qualitätsentwicklung und Professionalisierung der Fitness- und Gesundheitsbranche. Hiervon profitieren sowohl die Unternehmen als Leistungserbringende wie auch die Absolvent:innen selbst.


Auszug aus der Literaturliste

DSSV e. V. – Arbeitgeberverband Deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (Hrsg.). (2022). Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2022. Hamburg: Hrsg.
Huber, G. (2016). Zur Professionalisierung der Bewegungsförderung. Bewegungstherapie & Gesundheitssport, 32 (4), 128–132.
Physical Activity Guidelines Advisory Committee. (2018). 2018 Physical Activity Guidelines Advisory Committee Scientific Report. Washington D.C.: U.S. Department of Health and Human Services.

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.

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