Markus Sigl im Interview: „Empathie macht den Unterschied!“
„Nordisch by Nature“ – die Fitnesskette wellyou hat ihre Wurzeln in Schleswig-Holstein. Das Unternehmen betreibt inzwischen 25 Anlagen und konnte unter der Führung von Christian Rapior und Markus Sigl auch während der Pandemie-Jahre expandieren. Die fMi hat mit Geschäftsführer Markus Sigl über die Entwicklung der Marke wellyou und die Wachstumsstrategie des Unternehmens in Zeiten des Fachkräftemangels gesprochen.
fM: Herr Sigl, wellyou fitness ist einer der größten Anbieter der Branche in Norddeutschland. Woher kommt wellyou, seit wann besteht das Unternehmen und welche Meilensteine kennzeichnen seine Entwicklung?
Markus Sigl: wellyou wurde 2002 in Kiel gegründet. Die erste Filiale betreiben wir übrigens heute noch in den ursprünglichen Räumlichkeiten. 2008 eröffnete das Unternehmen seine zweite Filiale in Flensburg und ist bis 2017 organisch auf 14 Anlagen gewachsen, vorwiegend in Schleswig-Holstein.
Ein Meilenstein ist die Übernahme durch ein Private-Equity-Unternehmen im Jahr 2017. Seitdem hat sich das Unternehmen wellyou von 14 Anlagen auf – Stand heute – 25 Anlagen weiter vergrößert. Auch während der Corona-Pandemie haben wir weitere Studios eröffnet.
Sie führen das Unternehmen seit Jahresbeginn 2021 gemeinsam mit Christian Rapior. Wie sind die Kompetenzen zwischen Ihnen beiden verteilt?
Christian Rapior ist seit über zehn Jahren im Unternehmen tätig und hat seine Karriere bei wellyou begonnen. Er hat im Unternehmen alle Hierarchieebenen bis hin zur Geschäftsführung durchlaufen und kennt so ziemlich jeden Prozess und jedes Gerät persönlich. Er verantwortet Bau und Expansion sowie den Einkauf über das bestehende Netzwerk des Unternehmens
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Ich bin im Rahmen der Nachfolgeregelung des Unternehmensgründers Ende 2020 zu wellyou gestoßen. Zuvor war ich bei der RSG Group und dann bei FITNESSLOFT in leitender Position im Vertrieb und im Marketing tätig.
Als Sportökonom interessiere ich mich besonders für die zahlengetriebenen Bereiche unseres Unternehmens: Bei wellyou verantworte ich die Bereiche Marketing, Vertrieb, Personal und Strategie.
Sie sind als Geschäftsführer zu wellyou gekommen, um ein erfolgreiches Unternehmen weiter voranzubringen. In welchen Unternehmensbereichen sind Sie zuerst aktiv geworden? Wie haben Sie die Weiterentwicklung gestaltet und was konnten Sie trotz der Corona-Pandemie bisher erreichen?
wellyou ist mit mittlerweile mehr als 400 Mitarbeitenden kein kleines Unternehmen mehr. Unsere mittlere Unternehmensgröße ist ein Vorteil für uns: Wir sind einerseits klein genug, um Entscheidungen agil und auf kurzen Wegen zu treffen, andererseits sind wir groß genug, um ausreichend Finanzkraft für langfristiges Handeln und Denken sicherzustellen – das hat uns in der herausfordernden Zeit gestützt.
Zu Beginn unserer Zusammenarbeit haben wir uns im Rahmen der Neupositionierung folgende Kernfragen gestellt: Wie werden wir von außen wahrgenommen? Wie sehen wir uns selbst? Was können wir besser als unsere Wettbewerber? Und: Wo wollen wir überhaupt hin?
Der darauffolgende Prozess war nicht leicht und hat von allen Beteiligten Vertrauen und Ehrlichkeit verlangt. Wir haben verkrustete Strukturen, Trägheit in den Prozessen sowie teilweise zu lange und intransparente Entscheidungswege ermittelt.
Im Team wurden neue Prozesse entwickelt und ein gemeinsames Zielbild geformt. Insgesamt haben wir daran gearbeitet, ein einheitliches Bewusstsein für die Marke wellyou sowie unsere Positionierung und strategische Ausrichtung zu schaffen. Schwerpunkte waren ganz klar Marketing und Vertrieb.
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Wir haben unsere bestehenden Vertriebsstrukturen gekappt, völlig neue entwickelt und diese anschließend über Veränderungen der Unternehmensorganisation im Tagesgeschäft etabliert.
Die Preispolitik der Marke wellyou haben wir durch große Veränderungen nahezu „komplett auf links gedreht“, weil sie durch zahlreiche Mitgliedschaftsmodelle inzwischen „verwachsen“ war.
Dafür haben wir das Verhalten unserer Mitglieder analysiert, die Entwicklungen des Marktes berücksichtigt und entsprechend unserer strategischen Neuausrichtung die Anzahl unserer Vertragsmodelle reduziert.
Aufgrund der Veränderungen, die wir vorgenommen haben, konnten wir den Verkauf von Premiummitgliedschaften um über 750 Prozent steigern und sind in völlig neue Dimensionen vorgestoßen, auch bei den absoluten Abschlusszahlen.
Trotz Corona und aller gebotenen Vorsicht vor dem anstehenden Winter können wir heute sagen, dass wir uns sehr gut erholt haben und für die Zukunft gut gerüstet sind.
Auch die Fitness- und Gesundheitsbranche ist vom Fachkräftemangel betroffen: Wie punktet wellyou auf dem Arbeitsmarkt? Durch welche Maßnahmen haben Sie das Unternehmen als „good place to work“ etabliert?
Die Motivation und die Zufriedenheit unserer Mitarbeitenden sind für uns ausschlaggebende Faktoren für unseren Unternehmenserfolg. Im Wettbewerb um Fachkräfte müssen wir deshalb hervorstechen und machen vermehrt sowohl intern als auch extern auf uns aufmerksam.
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Employer Branding spielt bei wellyou mittlerweile eine viel größere Rolle. Wir haben dazu unser Personalteam aufgestockt und in neue Ressourcen im digitalen Personalmarketing und Recruiting investiert.
Wir entwickeln eine gemeinsame Unternehmenskultur und bieten engagierten Beschäftigten Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten. Projektteams beschäftigen sich regelmäßig mit der Identifikation unserer Mitarbeitenden mit unserem Unternehmen und wie wir sie dauerhaft für wellyou begeistern.
Auf welche Ausbildungen und Fähigkeiten legen Sie bei Interessierten und Bewerbern besonders Wert?
Bei allen Bemühungen im Marketing und in der Positionierung unseres Unternehmens steht seit 20 Jahren die persönliche Interaktion mit unseren Mitgliedern im Vordergrund.
Die Grundlage für unseren Erfolg schaffen unsere Mitarbeitenden in den Studios und ihr persönlicher Kontakt zu unseren Mitgliedern. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind es, die der Marke wellyou das charmante, kompetente Gesicht verleihen, im direkten Kontakt zum Mitglied unsere Werte transportieren und für Glaubwürdigkeit sorgen.
Das soll auch zukünftig so bleiben. Wir legen Wert auf Dienstleistungsqualität und Kommunikationsfähigkeit und stellen immer wieder fest, dass Empathie dafür ein entscheidender Erfolgsfaktor ist.
Wir wünschen uns ein prinzipielles Interesse an trainings- und ernährungswissenschaftlichen Themen und arbeiten mit den bekannten Ausbildungsinstituten unserer Branche zusammen. Empathie und Dienstleistungsqualität koppeln wir nicht an einen bestimmten Bildungsweg, sondern wir sind neugierig auf Menschen und erwarten eine ähnliche Neugier auch bei unseren Mitarbeitern.
Welche Ziele verfolgt das Unternehmen wellyou im Bereich Personalentwicklung in den kommenden zwei Jahren?
Als Unternehmen sind wir nur dann zukunftsfähig, wenn wir eine überzeugende Markenidentität entwickeln. Das gilt nicht nur für die Neukundengewinnung, sondern insbesondere für die Bindung unserer Mitarbeitenden. Wir werden uns auch zukünftig regelmäßig hinterfragen, für welche Werte wellyou steht, welche Stärken wir haben und was wir unseren Mitarbeitern bieten können.
Natürlich geben wir uns viel Mühe, Fachkräfte nach ihrer Ausbildung an das Unternehmen zu binden. Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten – aber auch Wertschätzung für die Mitarbeitenden – sind für uns entscheidende Faktoren.
Wir legen viel Wert auf einen wertschätzenden Umgang der Führungskräfte mit ihren Mitarbeitern. Auch hier spielen unserer Meinung nach Empathie und Vorbildcharakter eine sehr große Rolle.
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Wer sich bei wellyou wohlfühlt, wechselt nicht so schnell. Deswegen legen wir Wert auf ein gesundes Betriebsklima, ein professionelles, faires Verhalten der Führungskräfte und Möglichkeiten, sich im Unternehmen zu entfalten und arbeiten kontinuierlich daran, das Arbeitsumfeld zu optimieren.
Diese Kultur im Alltag überall im Unternehmen zu etablieren, ist eine große Herausforderung für einen Arbeitgeber unserer Größe. Es macht uns aber viel Spaß und Freude.
Erste Ergebnisse der Intensivierung unserer Personalentwicklung zeigen sich darin, dass wir bereits heute 65 Prozent unserer Studioleitungsstellen intern durch die Bindung früherer Azubis oder Studierender erfolgreich besetzen konnten. Wir profitieren enorm von dieser Entwicklung und ihren kürzeren Onboarding-Phasen.
Über den Interviewpartner
Markus Sigl, Jahrgang 1987, verheiratet und Vater eines Sohnes, stammt aus Willingen im Sauerland. Durch den Besuch der dortigen Eliteschule des Sports kam er früh mit dem Leistungssport in Berührung. Nach dem Abitur studierte er Sportökonomie und Romanistik und arbeitete als Sportjournalist.
Nach seiner Selbstständigkeit als Personal Trainer war er ab 2013 fünf Jahre für die RSG Group tätig. Ab 2018 arbeitete er für FITNESSLOFT, zunächst als Regionalmanager, dann als Head of Sales and Marketing.
Seit Anfang 2021 ist Markus Sigl geschäftsführender Gesellschafter bei wellyou fitness. Nach wie vor liebt er das Fitnesstraining sowie Golf und Reisen und verbringt gern viel Zeit mit seiner Familie.
Diesen und weitere Artikel finden Sie in der fMi 06/2022 & für Abonnenten EXKLUSIV vorab.
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