Fitness, Management | Autor/in: Jürgen Wolff |

Arne Greskowiak im Interview: „Erfolg ist nicht Planbar, Leistung schon“

Arne Greskowiak ist Personal Trainer und Athletiktrainer der Eishockey-Bundesligisten Kölner Haie, der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft und auch als Athletiktrainer der deutschen Basketball-Nationalmannschaft. Er hat die Arbeit im Sport von der Jugend an gelernt. Im Interview sein Wissen, wie das ganzheitliche Athletiktraining der Spitzensportler auch im Fitnessstudio umgesetzt werden kann.

'Train like an Athlete' – Arne Greskowiak im Interview

fM: 2023 war für dich ein sehr erfolgreiches Jahr. Zweiter bei der Eishockey-WM, Weltmeister mit den Basketballern. Beide Sportarten haben von außen betrachtet nicht viel gemeinsam. Wie kam es für dich zu dieser eher ungewöhnlichen Kombination?

Arne Greskowiak: Ich arbeite als Athletiktrainer und Personal Trainer und betreue dabei zwei Zielgruppen. Die eine Zielgruppe sind Unternehmer, die andere Spitzensportler. Beide Zielgruppen vereint, dass sie einen sehr intensiven Lebensstil haben.

Die einen müssen ihre Unternehmung führen und brauchen dafür Energie, die anderen wollen auf dem höchsten sportlichen Level performen.


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Im Sport habe ich die Arbeit von der Pike auf gelernt und sehr viele Sportarten betreut – von meinen Anfängen im American Football, Feldhockey, Judo, Handball sowie eben auch Basketball und Eishockey.

Auch hier habe ich in der Jugend begonnen und bin dann zu den Profis gekommen bis zum Elitelevel. Für mich ist es daher nicht ungewöhnlich, sondern ein Resultat jahrelanger Arbeit.

Deutschland ist Basketballweltmeister: Du betreust das Team als Athletiktrainer schon einige Jahre. War der Weltmeistertitel nach der Entwicklung der Mannschaft bei den vorausgegangenen Turnieren für dich noch überraschend? Welche Faktoren waren für dich ausschlaggebend für diesen Erfolg?

Natürlich war es überraschend, dass wir bei der WM acht von acht Spielen gewinnen konnten. Wenn man aber die vielen Jahre davor betrachtet, wie wir uns als Team gefestigt haben, wie wir eine Kultur aufbauen konnten und wie der Bundestrainer die Mannschaft über die Europameisterschaft zur Höchstleistung gepusht hat, überrascht es nicht mehr so sehr.

Die Faktoren für den Erfolg sind die Qualität der Spieler, die Kultur in der Mannschaft sowie die Leader und Coaches im Team.

Du sagst: „Erfolg ist nicht planbar, Leistung schon!“ Welche Ziele hast du dir für das Olympiajahr 2024 gesetzt?

Maximale Leistung abzurufen. Das ist das Einzige, das wir wirklich beeinflussen können. Wenn uns das gelingt – egal bei welchem Athleten oder welcher Sportart –, dann kommen wir sehr weit und erreichen neben unseren prozessorientierten Zielen auch unsere ergebnisorientierten Ziele.


Über unseren Interviewpartner

Der Personal Trainer und Athletiktrainer Arne Greskowiak (Jahrgang 1984) spielte in der Jugend leistungsmäßig Handball. Nach seinem Studium an der Deutschen Sporthochschule in Köln und dem Bachelor of Arts Fitnessökonomie an der DHfPG machte er sich 2011 mit einem eigenen Leistungszentrum für Athletik- und Personal Training in Köln selbstständig.

Er arbeitet inzwischen als Athletiktrainer im Trainerteam des Eishockey-Bundesligisten Kölner Haie, der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft und auch als Athletiktrainer der deutschen Basketball-Nationalmannschaft. Mit der Eishockey-Nationalmannschaft wurde Arne Greskowiak 2023 Vizeweltmeister, mit den Basketballern sensationell Weltmeister.

Darüber hinaus verantwortet er das Training einzelner Spitzensportler sowie privat Trainierender und doziert an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Im Juni 2024 erscheint Arne Greskowias Buch „Bessermacher – von Spitzensportlern lernen“.

Instagram-Account von Arne Greskowiak


Ein ergebnisorientiertes Ziel ist zum Beispiel das Endergebnis eines Spiels. Hierauf habe ich in meiner Rolle aber keinen Einfluss. Ich kann auf die prozessorientierten Ziele Einfluss nehmen, wie z. B.: Sind alle Spieler einsatzfähig? Haben alle Spieler im gesamten Spiel ausreichend Energie, um die Möglichkeit zu haben, gut zu spielen?

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den anderen Betreuern, Spezialisten und Trainern in den Teams?

Jeder Verein, Verband oder Individualsportler hat seine Struktur: Headcoach, Assistenzcoaches, Teammanager, Ärzte, Physios und eben Fitnesstrainer.

In den modernen Sportkulturen betreibt der Headcoach kein Mikromanagement mehr, sondern lässt seine Experten ihren Bereich koordinieren und vertraut ihnen. Alles geschieht natürlich immer in der Absprache mit den anderen Bereichen.

Du bist seit über zehn Jahren als Personal Trainer und Athletiktrainer tätig. Inwiefern hat sich der Stellenwert des Athletiktrainings im Spitzensport verändert?

Athletiktraining hat einen festen Platz im Spitzensport bekommen. Das Training neben der Kernsportart gehört dazu und ist nicht mehr wegzudenken. Dadurch haben sich sämtliche Sportarten immer athletischer entwickelt.

Wir können präventiver arbeiten und vermeiden mehr „non-contact injuries“. Aber durch die immer größere Geschwindigkeit der Athleten kommen auch neue Herausforderungen auf die Sportarten zu.

Präventives Training bauen wir in den Trainingsalltag mit ein. Das kann z. B. die individuelle Warm-up-Routine eines Spielers vor dem Training sein, in der er zehn bis 15 Minuten an seinen Schwachstellen arbeitet, oder das Regenerationsmanagement nach der Belastung, in dem wir uns darum kümmern, dass der Spieler alle Prozesse für eine gute Erholung bekommt – ausreichend Schlaf, gute Ernährung, Maßnahmen wie Behandlungen, Eisbäder, Sauna, Massage, u. v. m.

Du verantwortest das Athletiktraining der Kölner Haie über die ganze Saison, die Auswahlteams betreust du konzentriert bei Lehrgängen oder Turnieren. Wie bereitest du dich auf diese unterschiedlichen Herausforderungen vor?

Am wichtigsten ist die Kommunikation mit den Sportlern, auch über den Wettkampfzeitraum hinaus. Wenn ich weiß, welche Verletzungen, Herausforderungen, Probleme ein Athlet über das Jahr hatte, dann kann ich diese in meiner Planung berücksichtigen. Athletiktraining ist individuell und ich ermittle gemeinsam mit dem Athleten das perfekte Programm für ihn.

In einer Verbandsstruktur hat man die Herausforderungen, dass man einen Athleten nur ein paar Wochen begleitet. Hier bin ich auch auf die hervorragende Arbeit meiner Kollegen in den Vereinen angewiesen, deren Arbeit ich dann nur für den Zeitraum fortführen muss.

Eishockey und Basketball sind Sportarten mit grundverschiedenen athletischen Anforderungen an die Sportler. Wie bewältigst du diesen Spagat?

Alle Menschen haben zunächst erstmal die gleichen Voraussetzungen und motorischen Fähigkeiten. Daher können wir diese auch ganzheitlich trainieren und aus den Sportlern allgemein das Beste herausholen.


Weitere Interviews und Hintergründe

In weiteren Interviews sprechen Patrick Esume, Kasim Edebali und Felix Streng über leistungsorientiertes Training im Fitnessstudio. Lesen Sie außerdem unseren Artikel 'Train like an athlete' als Einstieg zu den Interviews.

Indem Sie auf das entsprechende Bild oberhalb dieses Textes klicken, gelangen Sie direkt zum jeweiligen Artikel.


Dann kommen die besonderen, sportartspezifischen Anforderungen. Diese bauen wir in unsere Präventions- und Krafttrainingseinheiten mit ein und passen die den Anforderungen an. Natürlich gibt es hier teilweise große Unterschiede, allein aufgrund der Körpergröße der Athleten.

Eishockey ist eine explosivkräftige Sportart, bei der Menschen, die im Schnitt 1,85 Meter groß sind und ca. 90 Kilogramm wiegen, 45 bis 60 Sekunden auf dem Eis sprinten und dabei ggf. härteren Körperkontakt haben.

Schultern, Rücken und Hüfte müssen dementsprechend gut trainiert sein und das Herz-Kreislauf-System muss in der Lage sein, zwischen 25 und 35 dieser 60-Sekunden-Intervalle gut zu verarbeiten.


Lesetipp: 'Buchtipp 'Bessermacher' von Arne Greskowiak'


Beim Basketball haben wir Menschen, die nicht selten über zwei Meter groß sind, gern auch mal 2,10 Meter oder größer und auch ein dementsprechend höheres Körpergewicht mitbringen.

Sie müssen in der Lage sein, auf einem stumpfen Untergrund wie einem Hallenboden für 40 Minuten auf und ab laufen zu können. Ihren Körper müssen wir darauf vorbereiten, dass sie springen und landen können. Sprunggelenke, Knie, Hüfte und Rücken müssen dafür trainiert werden.

Inwieweit können die Sportler vom Eis und vom Parkett davon profitieren, wenn ihr Athletiktrainer auf beiden Belägen zu Hause ist?

Ich denke mit meinem Team „outside the box“. Wir betrachten unser Training immer von mehreren Seiten und überlegen uns, welche Trainingsformen allgemein und aber eben auch spezifisch sinnvoll sein könnten.

Den größten Unterschied merken die Spieler in der Kultur, die ich mit in den Trainingsraum bringe. Von beiden Seiten nehme ich das Beste mit und packe es in meine Trainingsphilosophie, das motiviert.

Welche Tipps würdest du Trainerinnen und Trainern geben, die in Studios Trainierende aus ganz unterschiedlichen Sportarten betreuen?

Gute Trainingsausstattung für ein ganzheitliches Training, geschulte Trainer, die verstehen, welche Bedürfnisse Athleten haben, und ich empfehle, eine Trainingsphilosophie zu entwickeln, die eine progressive Steigerung des Trainingsniveaus der Athleten erlaubt.

Siehst du aktuell Innovationen oder Trainingstrends, die sich im Spitzensport festsetzen und das Potenzial haben, sich bei den Trainierenden in den Studios zu etablieren?

Ich glaube, die letzten Jahre haben gezeigt, dass ein Studio heute einen ordentlichen 'freien Trainingsbereich' braucht – mit Langhanteln, Kurzhanteln, Kettlebells, Rocks, Ropes, Bällen etc. Die Menschen wollen genauso ganzheitlich trainieren wie die Athleten. Wenn das Training für Athleten gut und zielführend ist, wieso sollte es nicht auch dem 'Alltagsathleten' helfen?

Inwiefern kann die Fitness- und Gesundheitsbranche von diesen Trends profitieren? Was braucht es dafür?

Solch eine Trainingsform bedarf der Betreuung, Anleitung und Korrektur. Natürlich sind z. B. Zirkelformate spitze, da man hier sehr kontrolliert und sicher trainieren kann und es einen Muskelaufbau ermöglicht. Es sollten aber auch die anderen motorischen Fähigkeiten für einen ganzheitlichen Ansatz trainiert werden. Hierzu braucht es dann eben Fachpersonal.

Wie sieht dein persönlicher Trainingsalltag aus? Welche Übungen würdest du Trainierenden in Studios empfehlen?

Ich trainiere jeden Tag. Es ist das Wichtigste in meinem Alltag, dass ich mich um meine körperliche und mentale Leistungsfähigkeit kümmere. Wenn ich ausbrenne und nicht fit bin, dann kann ich nicht mehr die unendliche Energie weitergeben, von der ich normalerweise lebe.

Ich trainiere daher immer auf etwas hin, ob es ein Marathon ist, bessere Kraftwerte oder meine Beweglichkeitsroutine. In meinem (Lebens-)System brauche ich jeden Tag Bewegung.

Im Alltag empfehle ich jedem, so viel Bewegung wie möglich zu bekommen. Wege zu Fuß gehen, mit dem Fahrrad, beim Telefonieren spazieren. Im Kraftraum würde ich mich immer an den Grundbewegungsmustern orientieren.

Eine Druckbewegung, z. B. Kniebeuge, eine Hebebewegung, z. B. Kreuzheben, und einmal Drücken und Ziehen, z. B. Bankdrücken und Klimmzüge. Damit kommt man sehr, sehr weit.

Diesen und weitere Artikel finden Sie in der fMi 03/2024 & für Abonnenten EXKLUSIV vorab.

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