Ernährung, Fitness, Gesundheit | Autor/in: Yamila Betz |

Individuelle Erfüllung von Mitgliederbedürfnissen: Passgenaue Konzepte in der Ernährungsberatung

Viele Fitness- und Gesundheitsanlagen bieten bereits vorgefertigte Ernährungspläne an – mit gängigen All-in-one-Konzepten wird man jedoch nicht jedem Mitglied gerecht. Eine individuelle Betreuung dagegen kommt dem Unternehmensimage zugute und steigert die Kundenbindung. Ernährungsberatung ist vielfältig und eröffnet neue Möglichkeiten für das Dienstleistungsportfolio, wer nur ein Konzept für alle hat, verschenkt Potenzial!

Individuelle Erfüllung von Mitgliederbedürfnissen: Passgenaue Konzepte in der Ernährungsberatung

Welche Ernährungsform ist die beste, um Gewicht zu reduzieren? Diese Frage dürfte u. a. im Kontext der Gewichtsreduktion oder beim Etablieren eines gesünderen Lebensstils öfter zu hören sein. Wie könnte die Empfehlung lauten? Low Carb? Mediterran? Fettreduziert? (Jetzt lesen: 'Ernährungsmythen im Check')

Oder eher: „Die, die für meine Kundschaft funktioniert“? Pauschale Empfehlungen ohne Berücksichtigung der individuellen Voraussetzungen, Ziele und Vorlieben einzelner Personen sind selten Erfolg versprechend.

Wer seine Mitglieder langfristig zum Erfolg führen und damit auch eine dauerhafte Kundenbindung erreichen möchte, sollte auf individuell angepasste Konzepte in der Ernährungsberatung setzen. Dies ist ein wichtiger Faktor, denn kurze Vertragslaufzeiten und der Kundenwunsch nach hoher Flexibilität spielen eine immer wichtigere Rolle (DSSV, 2022).

Unterschätztes Potenzial?

Oftmals werden pro Woche zwei bis drei Trainingseinheiten absolviert, während die meisten Menschen im gleichen Zeitraum ca. 21 Mahlzeiten einnehmen. Häufig wird dabei allerdings nicht genug auf Nährwerte oder Kalorienanzahl geachtet. Hinzu kommen kalorienhaltige Getränke wie Saftschorlen oder der Cappuccino zwischendurch, welche ohne ein gesundes Maß als fester Bestandteil in die Ernährung integriert sind.

Dadurch zeigt sich ein enormes Potenzial für die Ernährungsberatung, um auf die Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Körperkomposition der Trainierenden einzuwirken, das oftmals unentdeckt bleibt oder unterschätzt wird.


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Wer also Mitglieder beispielsweise auf dem Weg zur Gewichtsreduktion begleiten und erfolgreich unterstützen möchte, sollte sich – unabhängig von Alter oder Geschlecht – auch um ihre Ernährungsgewohnheiten kümmern (Jackson, Fatahi, Alabduljader, Jelleyman, Moore & Kubis, 2018; Shalitin et al., 2009; Washburn et al., 2014).

Ernährungsberatung – mehr als nur Ratschläge

Vorgefertigte, nicht individualisierte Ernährungspläne versprechen oft, die „perfekte Diät“ und für jede Person passend zu sein. Aber spätestens wenn Unverträglichkeiten oder Vorerkrankungen vorliegen bzw. Mitglieder sich nach einer bestimmten Ernährungsform wie dem Veganismus ernähren, müssen Lebensmittelempfehlungen angepasst werden. So wäre beispielsweise ein Ernährungsplan mit hohem Anteil an Milchprodukten für eine laktoseintolerante Person ungeeignet.

Zwar sind bereits einige Ernährungskonzepte dahingehend flexibel, allerdings bedarf es unbedingt der individuellen Absprache mit einem Ernährungsberater vor Ort. Anpassungen sind aber auch bei anderen Zielsetzungen notwendig, sei es Muskelaufbau, Verbesserung der Trainingsleistung oder mehr Nachhaltigkeit. (Lesetipp: 'Gewichtsreduktion im Fitnessstudio')

Für den Dienstleister stellt sich außerdem die Frage, welche Form der Ernährungsberatung sinnvoll ist: Sollten Einzelgespräche oder Gruppenkurse angeboten werden? Das kann nicht pauschal beantwortet werden, denn jede Variante bietet Vor- und Nachteile. Das Motto könnte daher lauten: Die Mischung machts!

Individualberatung

Im Rahmen einer Einzelberatung kann die Ernährungsfachkraft individuell auf die speziellen Bedürfnisse des Mitglieds eingehen und auch wirtschaftliche sowie soziale Faktoren einbeziehen. Das ist ein besonderer Pluspunkt, denn eine Ernährungsumstellung kann nur dann erfolgreich umgesetzt werden, wenn sich die neuen Essgewohnheiten in den Alltag integrieren lassen.

Der Ablauf einer Einzelberatung und die Art der Gesprächsführung kann dabei je nach Situation und Bedürfnissen der betreuten Person sehr unterschiedlich sein.

Abhängig von deren Kontext und Vorwissen müssen in der Beratungssituation vielleicht nur einige Wissenslücken gefüllt werden.

Eine ausführlichere Analyse der Essgewohnheiten, Motivation sowie der sozialen und ökonomischen Verhaltensweisen kann aber ebenso notwendig sein. Da die Lösung des individuellen Ernährungsproblems immer eine Verhaltensänderung notwendig macht, ist eine professionelle Beratung auch durch Aspekte der Ernährungspsychologie und des Coachings gekennzeichnet (Muñoz Obino, Aguiar Pereira & Caron-Lienert, 2016).


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Es sollen Werkzeuge an die Hand gegeben werden, die eine eigenständige Umsetzung der Ernährungsempfehlungen ermöglichen. Nachdem bereits einige Beratungstermine stattgefunden haben, sollten aufgrund ökonomischer und erfolgserhaltender Faktoren demnach auch in der Folgezeit regelmäßig weitere Termine wahrgenommen werden (Boff, Liboni, Batista, Souza & Da Oliveira, 2017).

Die langfristige Zusammenarbeit kann damit zur Stabilisierung des neu erlernten Ernährungsverhaltens beitragen.

Gruppenberatung

Neben der Betreuung von Einzelpersonen kann in der Ernährungsberatung auch innerhalb einer Gruppe gearbeitet werden. Dies bietet Vorteile für die Teilnehmenden, die oftmals durch eine Gruppe einen Motivationsschub erfahren (Hüffmeier et al., 2014). Sie erkennen, dass sie mit ihrem Wunsch nach gesünderem Essverhalten nicht alleine sind und können sich zudem gegenseitig unterstützen und so selbst zu Helfenden werden.

Daneben profitieren auch die Fachkräfte, denn sie können mehr Klientinnen und Klienten gleichzeitig betreuen, auch wenn für Gruppensitzungen eventuell mehr Vorbereitungszeit erforderlich sein sollte. (Mehr lesen: 'Studioteam verstärken')


Über die Autorin

Yamila Betz, M. Sc. Human- und Molekularbiologie, besitzt mehrere Jahre Berufserfahrung in der biochemischen Forschung. Sie ist als Dozentin, Autorin und Tutorin an derDeutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) sowie als Referentin an der BSA-Akademie im Fachbereich Ernährung tätig.


Der größte Nachteil der Gruppen- gegenüber der Einzelberatung liegt darin, dass individuelle Wünsche und Anliegen nur begrenzt berücksichtigt werden können. Hier gilt es, trotz spezifischer Fragen die zuvor festgelegten Schwerpunkte im vorgesehenen Zeitrahmen zu bearbeiten. Daher ist es besonders wichtig, die Zielgruppe möglichst genau zu definieren und dadurch sehr heterogene Gruppen zu vermeiden:

Von einem Kurs zur Körperfettreduktion könnten sich beispielsweise neben gesundheitsorientierten Übergewichtigen auch figurbewusste Normalgewichtige oder wettkampforientierte Athletinnen und Athleten angesprochen fühlen. Die unterschiedlichen Vorstellungen und Erwartungen der jeweiligen Personen könnten dann einer positiven Gruppendynamik und Erfolg versprechenden Beratung im Weg stehen.

Viele Wege führen ans Ziel

Egal ob bei Individualberatung oder Gruppenkurs, im Vordergrund steht immer die Hilfe zur Selbsthilfe. Die betreute Person sollte ihr angestrebtes Ziel selbst formulieren. Die Fachkraft gibt ihr durch fachliche und soziale Kompetenz Hilfestellung auf dem Weg dorthin.

Aus wissenschaftlicher Sicht scheint dabei weniger entscheidend zu sein, ob die Betreuung in Form von Einzel- oder Gruppensitzungen stattfindet. Laut einer aktuellen Studie aus dem Jahr 2022 konnten keine Unterschiede im Ausmaß der Gewichtsabnahme und Körperfettreduktion festgestellt werden (Aldubayan et al., 2022).

Eine Übersichtsarbeit aus 2022, in welche die Ergebnisse von zehn klinischen Studien einflossen, konnte nur geringe Unterschiede bei der langfristigen Gewichtsreduktion feststellen. Gruppenbasierte Interventionen schnitten dabei geringfügig besser ab (Street & Avenell, 2022). Darüber hinaus schlussfolgern die Autorinnen unter Verweis auf eine weitere Übersichtsarbeit (Chopra et al., 2021), dass die Effektivität einer Ernährungsintervention vermutlich am ehesten von der Kompetenz der Ernährungsfachkraft abhängt. (Auch interessant:  'Ernährungsfachkräfte im Studio sinnvoll einsetzen')

Reichweite erhöhen: Seminare, Vorträge, Workshops

Ebenfalls zu den Gruppenveranstaltungen zählen Seminare, Vorträge und Workshops. Hier ist das primäre Ziel die Wissensvermittlung, weniger die Beratung der Teilnehmenden oder das Ableiten individueller Maßnahmen. Themen wie „Zuckerfallen vermeiden“ oder „Gesunde Fette“ sind für ein breites Publikum von Interesse und können für die Zusammenhänge zwischen Prävention, Ernährung und Fitness sensibilisieren. Mit spezifischen Beiträgen wie „Ernährung in der Schwangerschaft“ oder „Nahrung für die Muskeln“ lassen sich aber auch bestimmte Zielgruppen ansprechen.

Solche Gruppenschulungen können als kostenpflichtige Dienstleistung angeboten werden, um über die Teilnahmegebühren unmittelbar Umsatz zu generieren.

Sie können aber auch als Marketinginstrument genutzt werden, um das Angebotsspektrum vorzustellen, die Qualität des eigenen Dienstleistungsangebots zu verdeutlichen oder den eigenen Bekanntheitsgrad zu steigern, zumal die Einstiegshürde für Vorträge aufgrund der moderaten Kosten eher niedrig ist.

Ein Vorteil aus Sicht der Dienstleistenden besteht außerdem darin, dass einmal vorbereitete Vorträge immer wieder angeboten werden können. Die in die Erstellung investierte Arbeitszeit rentiert sich also langfristig.Sollten bereits Kooperationen im Bereich Firmenfitness bestehen, kann man auch auf die Erfahrung im Bereich Ernährung hinweisen. Bieten Sie Ihre Ernährungsexpertise auch Firmen oder Kommunen an. Das kann beispielsweise in Form von Vorträgen zu gesundheitsförderndem Essverhalten im Rahmen von BGM-Maßnahmen oder Gesundheitstagen geschehen.

So schöpfen Sie das volle Potenzial zur Neugewinnung von Mitgliedern durch Ihr Ernährungsfachwissen aus.


Fazit

Fitnessstudios sind schon lange nicht mehr nur Orte zum Muskeltraining. Durch eine umfassende und interdisziplinäre Betreuung können Fitness- und Gesundheitsanlagen ihre Relevanz zukünftig als zentrale Anlaufstellen für die vielfältigen Fragen rund um Gesundheit und Prävention unterstreichen. Wer seine Mitglieder individuell betreut und ihnen passgenau zugeschnittene Ernährungs- und Bewegungskonzepte anbietet, wird langfristig durch eine hohe Zufriedenheit und Loyalität der Kunden profitieren.


Auszug aus der Literaturliste

Aldubayan, M. A., Pigsborg, K., Gormsen, S. M. O., Serra, F., Palou, M., Galmés, S. et al. (2022). A double-blinded, randomized, parallel intervention to evaluate biomarker-based nutrition plans for weight loss: The PREVENTOMICS study. Clinical Nutrition, 41 (8), 1834–1844

Muñoz Obino, K. F., Aguiar Pereira, C. & Caron-Lienert, R. S. (2016). Coaching and barriers to weight loss: an integrative review. Diabetes, Metabolic Syndrom and Obesity: targets and therapy, 10, 1–11.

Street, S. & Avenell, A. (2022). Are individual or group interventions more effective for long-term weight loss in adults with obesity? A systematic review. Clinical obesity, 12 (5), e12539.

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.

Diesen Artikel können Sie folgendermaßen zitieren:

Betz, Y. (2023). Passgenaue Konzepte in der Ernährungsberatung. fitness MANAGEMENT international, (166), 128–130.

Diesen und weitere Artikel finden Sie in der fMi 02/2023 & für Abonnenten EXKLUSIV vorab.

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