Digitale Versorgung Gesetz: Mehrere Diabetes-Apps bereits zertifiziert
Gesundheits-Apps, Telemedizin, künstliche Intelligenz oder Robotik: Der digitale Wandel hat die Medizin erreicht. Doch welche App hilft wirklich? Auf welche digitalen Angebote können sich Patienten verlassen? Die Herausforderung lautet, die auf dem Markt vorhandenen Apps qualitativ einzuordnen. Der Diabetes-Bereich gilt als Vorreiter. Denn bereits seit Mitte 2017 gibt es das Gütesiegel „DiaDigital“.
Ob Diabetes-Tagebücher oder Programme zur Ernährungssteuerung – weltweit gibt es mittlerweile Zehntausende Diabetes-Apps. Deren Qualität jedoch schwankt stark.
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Eine weitere Zahl beeindruckt: 99,8 Prozent. Das ist der Anteil der Zeit, die Menschen mit Diabetes mit ihrer Krankheits- und Therapiebewältigung auf sich allein gestellt sind. Viele Betroffene sind in ihrem Alltagsleben also auf digitale Unterstützung angewiesen. Spezielle Diabetes-Apps, die zum Beispiel ihre Blutzuckerwerte dokumentieren.
Gesundheits-Apps auf Rezept
„Gesetz für eine bessere Versorgung durch Digitalisierung und Innovation“ lautet der etwas sperrige Titel des von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) vor Kurzem auf den Weg gebrachten Gesetzes, mit dem Ärzte künftig unter anderem Apps verschreiben können. Kürzer: Digitale Versorgung Gesetz oder eben ganz kurz DVG.
Das DVG sieht vor, dass Menschen mit Diabetes künftig Apps auf Rezept erhalten können und die Kosten dafür von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen werden. Hersteller müssen beim Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) nachweisen, dass ihre Apps die Versorgung der Patienten verbessert. „Wie viel Geld der Hersteller erhält, verhandelt er dann selbst mit dem GKV-Spitzenverband“, heißt es auf der offiziellen Internetseite des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG). (Lesen Sie auch: Minister will Digitalisierung der Medizin vorantreiben)
Qualitätssiegel für Diabetes-Apps
Das Gütesiegel DiaDigital bringt bereits seit 2017 Licht in den App-Dschungel. Initiiert wurde es als gemeinsames Projekt der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG), der Deutschen Diabetes-Hilfe, dem Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland (VDBD), und der Deutschen Diabetes-Hilfe – Menschen mit Diabetes (DDH-M) unter Federführung der Arbeitsgemeinschaft Diabetes & Technologie (AGDT). Das Bochumer Zentrum für Telematik und Telemedizin (ZTG) entwickelte schließlich das Qualitätssiegel.
Betroffene und Behandler beurteilen Hand in Hand
Das Ziel: eine qualitative Einschätzung und Bewertung der Apps im Diabetesbereich. „Das Besondere an DiaDigital ist, dass die Diabetes-Apps von Betroffenen und Behandlern gemeinsam beurteilt werden. Hier wird nicht über den Patienten, sondern mit ihm gesprochen“, erklärt Diana Droßel, stellvertretende Vorsitzende diabetesDE. Gemeinsam mit Dr. med. Matthias Kaltheuner hat sie die DiaDigital-Projektleitung inne.
„Der hohe Kriterienkatalog, den wir für jede Testung zugrunde legen, hat sich auf alle Fälle bewährt. Die Hersteller sind dankbar, wenn wir ihnen zurückspiegeln, dass ihre App noch Schwächen oder Fehler aufweist.“
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Dr. med. Matthias Kaltheuner, Projektleitung DiaDigital
Schritte zur Siegelvergabe:
- App-Hersteller bewirbt sich um das Siegel und füllt eine Selbstauskunft aus
ZTG prüft die App sowohl technisch als auch deren Datenschutz und erstellt einen Bericht
Registrierte App-Tester (pro Testung mindestens fünf Behandler und fünf Betroffene) nehmen individuelle Bewertung vor
Intensive Beratung des finalen Prüfergebnisses mit allen Beteiligten
Zusammenfassung der Ergebnisse der Tester in einem Fazit
Anschließen wird die App inklusive Selbstauskunft, dem Ergebnis der technischen Überprüfung und dem Fazit unter „Apps mit dem DiaDigital-Siegel“ veröffentlicht. Erfüllt eine App die Kriterien nicht, bekommt erhält der Hersteller die Möglichkeit zur Nachbesserung. Bislang haben acht Diabetes-Apps das DiaDigital-Siegel erlangt.
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