DSSV | Autor/in: Sabrina Fütterer |

Zwischen Preiskampf und Kostenexplosion: Fitness- und Gesundheitsanlagen im Spannungsfeld

Die Fitnessbranche wurde aufgrund ihrer Abo-Systeme und der staatlichen Auflagen von der Corona-Krise besonders hart getroffen. Die aus den Verordnungen resultierenden Schließungen verhinderten einen Ausgleich der natürlichen Fluktuation und auch die Neukund:innengewinnung auf einem Vor-Krisen-Niveau war nahezu unmöglich. Hinzu kommt das aktuelle BGH-Urteil (Az. Xll ZR 64/21), das eine Kompensation der Schließungszeiträume durch Verlängerung der Mitgliedschaft untersagt. Betreiber:innen, die keine individuellen Vereinbarungen mit ihren Kund:innen getroffen und weiterhin Beiträge abgebucht haben, erfahren jetzt unter Umständen noch zusätzliche negative Auswirkungen der Pandemie.

Tipps für Fitnessstudio-Betreiber:innen: DSSV e.V. Leitfaden Kostenmanagement in Fitness- und Gesundheitsanlagen.

Die Corona-Welle aus dem Winter 2021/22 ist überstanden. Ein Blick auf die aktuellen behördlichen Verordnungen ermöglicht eine optimistische Sicht auf die Branchensituation für die kommenden Monate. In den meisten Bundesländern wurden die Auflagen komplett aufgehoben und ein regulärer Studiobetrieb ist wieder möglich.


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Auch der Blick in den aktuellen Arbeitsalltag der Studios zeigt die schönen Seiten der Branche und erinnert alle Beteiligten wieder an ihre ursprüngliche Motivation, in dieser Branche aktiv zu sein.

Der Blick auf den Wettbewerb und die aktuellen politischen Entwicklungen offenbart jedoch neue Herausforderungen (Lesen Sie weiter: 'Effektiv Kosten sparen').

Unschlagbar positives Produkt für kleines Geld?

Eigentlich sollte die Corona-Krise noch einmal deutlich gezeigt haben, dass die Fitnessbranche ein aus volkswirtschaftlicher sowie individuell persönlicher Sicht unschlagbar positives Produkt anbietet: Fitness- und Gesundheitstraining trägt nachweislich wesentlich dazu bei, den Gesundheitszustand und auch das Wohlbefinden der Bevölkerung zu verbessern.

Es stellt sich die Frage, warum der Wert für dieses Produkt stetig abnimmt, obwohl alles um die Branche herum teurer wird.


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Die Generierung von Neumitgliedern wird nicht selten durch Rabattaktionen und mehrere Freimonate in Angriff genommen. Hierdurch wird zwar die Mitgliederzahl erhöht, der Durchschnittsbeitrag jedoch verringert.

Hinzu kommt eine durch das Gesetz für faire Verbraucherverträge (lesen Sie weitere Hintergründe in unserem Artikel 'Mitgliedsverträge anpassen') erschwerte langfristige Bindung der Mitglieder und damit eine zusätzliche Unsicherheit bei betriebswirtschaftlichen Kalkulationen.

Kostendruck erfordert Analyse und Strategie

Die zweite Herausforderung resultiert aus den aktuellen politischen Entwicklungen und Entscheidungen. Diese führen zu einem enormen Kostenanstieg, beginnend bei den Energiekosten über die benötigten Waren und steigenden Indexmieten bis zu dem ab Oktober 2022 steigenden Mindestlohn.

Somit steht unsere Branche nach zwei pandemiegetriebenen Jahren vor weiteren Aufgaben, die eine betriebswirtschaftliche Analyse des eigenen Unternehmens und eine individuelle Strategie erfordern.

Viele Anlagenbetreiber:innen haben bereits damit begonnen, sich über die rechtlichen Möglichkeiten einer Beitragsanpassung bei den DSSV-Juristinnen zu informieren. Ihnen ist bewusst, dass die Beiträge der Kostensituation angepasst werden müssen.

Ermittlung des Break-even-Points

Eine detaillierte und individuelle Analyse der Mitglieder- und Beitragsstruktur sowie eine Ermittlung des Break-even-Points ist notwendig. Auch wenn individuelle Faktoren wie das Image oder die Marktpositionierung berücksichtigt werden müssen, sollte der Beitrag der Mitglieder generell so kalkuliert werden, dass dieser bei allen Mitgliedern zu einer Überschreitung der Gewinnschwelle führt.

Daher kann ein Discountpreis auch nur von Unternehmen aufgerufen werden, hinter denen auch ein Discountangebot und die entsprechende Kostenstruktur steckt.

Das Potenzial der Kostenoptimierung

Der Erfolg und das stetige Wachstum der Branche haben in der Vergangenheit häufig dazu geführt, dass der Blick auf die Umsatzgenerierung gerichtet war und viele Kostenpositionen als gegeben hingenommen wurden.


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Doch auch in diesem Bereich steckt viel Potenzial zur Gewinnoptimierung. Eine individuelle Analyse der einzelnen Kostenpositionen kann dabei helfen, in verschiedenen Unternehmensbereichen Optimierungen durchzuführen und damit bedeutende Einsparpotenziale zu erzielen.

Hierbei können die einzelnen Kosten aus den betriebswirtschaftlichen Unterlagen zunächst gesammelt und dann die einzelnen Bereiche nach und nach analysiert werden.

Unternehmensbereiche mit Einsparpotenzial

Im Energiebereich handelt es sich dabei beispielsweise nicht nur um die Auswahl der Energielieferanten, sondern auch um den Austausch von Leuchtmitteln sowie die Einrichtung von Wassersparinstallationen und energiesparenden Beleuchtungs- und Heizkonzepten.


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Der Bereich der Prozesse befindet sich meist in einem Spannungsfeld zwischen Kostenoptimierung und Aufrechterhaltung der Qualität. Dennoch bietet auch dieser Bereich häufig Optimierungspotenziale, z. B. im Rahmen der Ablauforganisation und der Einsatzplanung.

Nicht an Mitarbeiter:innen sparen

In Zeiten des Fachkräftemangels sollte jedoch keinesfalls an den Mitarbeiter:innen gespart, sondern vielmehr der Arbeitseinsatz effizient gestaltet werden.


Auch der Verbrauch von Ressourcen kann analysiert und optimiert werden. Dabei stellen Kostenvergleiche von Waren sowie klare Mengen- und Ausgaberegelungen nur eine Auswahl an Möglichkeiten dar.

Fazit

Die Fitness- und Gesundheitsbranche kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten, den negativen gesundheitlichen Auswirkungen der Corona-Krise entgegenzuwirken und zusätzlich dabei zu unterstützen, die aus dem Gesundheitszustand der Bevölkerung resultierenden volkswirtschaftlichen Probleme abzuschwächen.

Die aktuellen Entwicklungen stellen die Branche aber vor weitere Herausforderungen, die für die meisten Betreiber:innen eine individuelle Analyse sowie Strategie voraussetzen.


Leitfaden & Workshop „Kostenmanagement“

Um Betreiber:innen eine Hilfestellung zur Einsparung der Unternehmenskosten zu geben, hat der DSSV e. V. in Kooperation mit der W.I.F.F. GmbH einen Leitfaden veröffentlicht, um den aktuellen nachteiligen Entwicklungen entgegenzuwirken.

Der neue Leitfaden gibt Studiobetreiber:innen wichtige Kostenrichtwerte an die Hand und liefert einen detaillierten Überblick zu relevanten Kostenposten (Lesen Sie weiter: 'Tipps für Fitnessstudios: DSSV-Leitfaden Kostenmanagement').

Jetzt anmelden!

Die Autor:innen des Leitfadens veranstalten am Donnerstag, 4. August 2022, einen Workshop zum Thema „Kostenmanagement“. Für DSSV-Mitglieder ist die Teilnahme kostenfrei möglich.

Diesen und weitere Artikel finden Sie in der fMi 04/2022 & für Abonnenten EXKLUSIV vorab.

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