Fitness, Gesundheit, Management | Autor/in: Sarah Staut |

Zeitgemäße BGM-Dienstleistung

Im Einklang mit der zunehmenden Digitalisierung im Kontext von Industrie 4.0 und Arbeiten 4.0 werden auch im BGM digitale Lösungen immer präsenter. Ob Webinare zu Gesundheitsthemen, Gesundheits-Apps oder Gesundheits-/Aktivitätstracker – das digitale BGM ist vielfältig und findet immer mehr Beachtung.

Wie gestalten Sie digitales BGM in der Arbeitswelt 4.0?

Das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) vereint den Arbeits- und Gesundheitsschutz, das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) sowie die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF). Die untenstehende Tabelle (Tab 1.) liefert einen Einblick exemplarischer digitaler Maßnahmen, die derzeit bereits vielerorts im Rahmen des BGM angeboten werden.

Gesundheitsförderung

Neben Apps in den Handlungsfeldern Bewegung, Ernährung und Stressmanagement/Entspannung ist es vor allem sinnvoll, Gesundheitskompetenz via Online-Seminare und digitale Gesundheitsförderungsmaßnahmen auf einer BGM-Plattform aufzubauen.


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Eine solche Plattform kann zudem dazu dienen, über vorhandene BGM-Maßnahmen (bspw. Kurse) zu informieren und sich dort direkt dafür anzumelden. Der KulturCheck der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung e. V. [DGUV] (2022) ermöglicht mithilfe eines Analysetools via App eine Bestandsaufnahme der Unternehmenskultur, um diese weiterzuentwickeln. (Auch interessant: 'BGM boomt')

Damit werden verschiedene Handlungsfelder (Führung, Kommunikation, Beteiligung, Fehlerkultur, Betriebsklima, Sicherheit und Gesundheit) erfasst und ein umfassender Blick auf die Präventionskultur von Unternehmen geliefert.

Sekundär- und Tertiärprävention/BEM

Auf Ebene der Sekundär-/Tertiärprävention und damit verbunden auch im Rahmen des BEM können Apps/Softwarelösungen beispielsweise in Bezug auf die Behandlung von Bluthochdruck, Übergewicht und Stressbeanspruchungen Einsatz finden.

Zudem gewinnt die digitale Drogen- und Suchtberatung an Aufmerksamkeit. In Bezug auf Apps können Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) hinzugezogen werden.

DiGA „sind digitale Medizinprodukte niedriger Risikoklassen, die die Versicherten etwa bei der Behandlung von Erkrankungen oder dem Ausgleich von Beeinträchtigungen unterstützen können. Anwendungsfelder wie Diabetologie, Kardiologie, Logopädie, Psychotherapie oder Physiotherapie vermitteln nur einen kleinen Überblick über die Vielzahl der Einsatzgebiete“ (Bundesministerium für Gesundheit [BMG], 2023).

Arbeitsschutz

Im Rahmen des Arbeitsschutzes werden bereits Maßnahmen, wie „Virtual Reality“-Trainings zur Arbeitsplatzunterweisung für Beschäftigte, Sensorstreifen in der Kleidung für die Messung der Wirbelsäulenbelastung und zur Haltungskorrektur sowie Kamera- und Softwarelösungen zur Risikoanalyse und -beurteilung von arbeitsbedingten Belastungen angeboten.

Hierzu existieren unter anderem bereits webbasierte Lösungen zur Durchführung und Dokumentation von Arbeitsschutz, BEM und Gesundheitsförderung. Diese ermöglichen Unternehmen, den Gesundheitsschutz zu steuern, zu organisieren und kennzahlenbasiert zu analysieren.

Führung

Derzeit bieten zahlreiche Dienstleister (Online-)Trainings für Führungskräfte rund um das Thema Führung auf Distanz/virtuelle Führung an. Mithilfe dieser Trainings werden Führungskräfte für Mindset 4.0 sowie zur Optimierung der virtuellen Kommunikation und Zusammenarbeit sensibilisiert und vorbereitet.

Diese Themen sind wichtig, um Beschäftigte gesund und empathisch führen und ein Verständnis für Beschäftigte bezüglich Vorbehalten/Ängsten gegenüber Digitalisierung/Arbeitswelt 4.0 schaffen zu können.

Vorteile digitaler Maßnahmen

Das digitale BGM ermöglicht die Übertragung von vorhandenen oder neu erfassten Daten im Rahmen eines BGMs in ein digitales Format mit dem Ziel der Verbreitung über und in Datennetze/-n (Walle, 2018).

Einer der größten Vorteile, der sich durch den Einsatz digitaler Medien im BGM ergibt, ist die transparente und schnelle Informationsbereitstellung: Unternehmen können standortübergreifend flexibel und zu jeder Zeit über anstehende betriebliche Maßnahmen zur Gesundheitsförderung informieren und Online-Coachings anbieten.

Auch Mitarbeiterbefragungen können über digitale Instrumente erfolgen, sodass die Möglichkeit der Teilnahme zeit- und ortsunabhängig wird. Darüber hinaus kann mithilfe von spielerischen Elementen (Gamification), beispielsweise in Form von Apps, die Motivation zu einem gesundheitsförderlichen Verhalten gesteigert werden.


Auch lesenswert: 'Gamification im Studio'


Dies wird unter anderem dadurch begünstigt, dass viele Apps und Softwarelösungen die individuell gesetzten Gesundheitsziele visualisieren und Erfolge messen. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass Wearables, Apps und Co. auch im Privatleben genutzt und das Aktivitätsverhalten, die Schlafdauer und der Stresspegel gemessen und gespeichert werden können.

Unternehmen profitieren von digitalen Lösungen dahingehend, dass die Gesundheitsdaten zusammengeführt werden und dadurch ermittelt werden kann, ob das Gesundheitsverhalten in die richtige Richtung geht.

Trotz aller Vorteile darf jedoch nicht davon ausgegangen werden, dass ein digitales BGM das „analoge“ BGM komplett ersetzen kann.

Anforderungen an ein digitales BGM

Viele digitale BGM-Lösungen haben primär den Charakter der Informationsvermittlung, des Austauschs auf Distanz, der Förderung der individuellen Gesundheit und der Verhaltensprävention.

Da es im Rahmen eines BGMs auch um die Schaffung gesundheitsförderlicher Strukturen, Rahmenbedingungen und Prozesse geht, muss jedes Unternehmen für sich prüfen, wie diese entsprechend umgesetzt werden können, wenn sich zahlreiche Beschäftigte im Homeoffice befinden.


 

Über die Autorin

Sarah Staut schloss 2016 erfolgreich den M. A. Prävention und Gesundheitsmanagement an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) ab. Von 2017 bis 2021 war sie dort wie auch an der BSA-Akademie als wissenschaftliche Mitarbeiterin mit Arbeitsschwerpunkt im BGM-Bereich tätig. Seit Ende 2021 ist Sarah Staut im BGM am Universitätsklinikum des Saarlandes (UKS) tätig. Das Projekt „Faszientraining in den OP-Bereichen des UKS“ wurde mit dem Innovationspreis 2022 des Bundesverbandes Betriebliches Gesundheitsmanagement (BBGM e. V.) ausgezeichnet.

www.dhfpg-bsa.de


Zudem gilt es auch zu prüfen, wie Beschäftigte ohne Chance auf Homeoffice (hierzu zählen u. a. Mitarbeiter in Produktions- und Logistikbereichen, aber auch in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen) gesund und arbeitsfähig gehalten werden können.

Dementsprechend sollte mithilfe einer fundierten technischen Basis für alle Beschäftigten eines Unternehmens die Möglichkeit geschaffen werden, digitale BGM-Maßnahmen (bspw. Apps, BGM-Plattformen) sowohl im beruflichen als auch im privaten Kontext abzurufen.


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Selbst wenn digitale Elemente die Informationsverbreitung und Datenerfassung erleichtern, sind persönlicher Kontakt und Motivationsförderung von Seiten der Führungsebene und Arbeitskollegen stets bedeutsame Faktoren, die zum Erfolg eines BGMs beitragen. (Lesetipp: 'Erfolgreich im BGM')

Entscheidend für ein digitales BGM ist, dass möglichst viele Mitarbeiter die digitalen Medien nutzen und bereit sind, dem Unternehmen ihre Daten in anonymisierter Form zur Verfügung zu stellen.

Hybride Maßnahmengestaltung

In der Praxis zeigt sich oftmals, dass BGM-Maßnahmen primär in analoger Form angeboten werden. Digitale Lösungen kommen eher situations- und zielgruppenspezifisch zum Einsatz. Gerade aufgrund der jeweiligen Vorteile von analogen und digitalen Maßnahmen ist es sinnvoll, diese kombiniert anzubieten.

Abbildung 1 veranschaulicht einen exemplarischen Ablauf einer hybriden BGM-Maßnahme. Hierbei wird auf allen Ebenen die Kombination aus digitalen und analogen Gesundheitsmaßnahmen berücksichtigt.

Die Beschäftigten werden zunächst sowohl analog als auch digital über die Gesundheitsmaßnahme informiert. Die Anmeldung erfolgt über die BGM-Plattform, auf der sich die Beschäftigten über die Maßnahme informieren und parallel mithilfe einer App auf die Maßnahme vorbereiten können.

Die Praxiseinheiten werden zwar vor Ort durchgeführt, jedoch werden diese mithilfe einer Kamera und eines Laptops als Livestream übertragen, sodass Beschäftigte sowohl vor Ort als auch im Homeoffice/an anderen Standorten an der Maßnahme teilnehmen können.

Daneben bietet die Plattform ergänzende Online-Seminare zu Themen an, die über die Kurseinheiten (thematisch) hinausgehen. Im Nachgang an die Kurs-/Praxiseinheiten erfolgt die Evaluation des Kurses über ein Webmeeting.

Zudem wird der Kurs mithilfe einer Online-Umfrage anonym evaluiert. Um das Erlernte aus dem Kursprogramm nachhaltig und selbstständig umsetzen zu können, steht den Beschäftigten eine App oder eine anderweitige digitale Lösung sowie die Aufzeichnungen der Livestreams zur Verfügung.


Fazit

Nicht nur für Unternehmen bestehen Anforderungen an digitale BGM-Lösungen, denn auch BGM-Anbieter/-Dienstleister müssen den aktuellen Entwicklungen in der Arbeits- und Lebenswelt Folge leisten und ihre Dienstleistungen dementsprechend anpassen und aktuell halten.

Ein bedarfsorientierter Einsatz digitaler BGM-Lösungen ist unabdingbar, um Beschäftigte sowohl im Homeoffice und auf Dienstreisen als auch im Unternehmen erreichen zu können.


Literaturliste

Bundesministerium für Gesundheit (2023). Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA). Zugriff am 18.10.2023.

Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung e. V. (Hrsg.). (2022). Der KulturCheck. Ein Analysetool für Unternehmen zur Erfassung der eigenen Kultur der Prävention. Zugriff am 10.11.2023.

Walle, O. (2018). Der Einsatz digitaler Lösungen zum Erreichen und zur Motivation von Beschäftigten in einem BGM. In D. Matusiewicz (Hrsg.), Digitales Betriebliches Gesundheitsmanagement (S. 83–97). Wiesbaden: Springer Fachmedien.

Diesen Artikel können Sie folgendermaßen zitieren:

Staut, S. (2024). Zeitgemäße BGM-Dienstleistung. fitness MANAGEMENT international, (171), 94–97.

 

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