Fitness, Gesundheit | Autor/in: Sascha Tetzlaff |

Mit den eigenen Kernkompetenzen zum Erfolg im BGM: So gelingen Firmenkooperationen

Betriebliches Gesundheitsmanagement erfreut sich in der Fitness- und Gesundheitsbranche zunehmender Beliebtheit als potenzielle Einnahmequelle für die Einrichtungen. Die Praxis zeigt aber, dass dies kein Selbstläufer ist. Um erfolgreich zu sein, gilt es einige Punkte zu beachten.

So gelingen Firmenkooperationen im BGM

Immer mehr Fitness- und Gesundheitsanlagen setzen auf Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) als Möglichkeit, den Umsatz zu steigern. Laut Eckdatenstudie 2023 bieten bereits 42,5 Prozent aller Anlagen Zusatzangebote im Bereich BGM an, bei den Kettenbetrieben kooperieren sogar 81,2 Prozent mit Firmen (DSSV, S. 37).


Lesetipp: 'Eckdaten '23'


Das Ziel ist eine Win-win-win-Situation für alle Beteiligten: Firmen versprechen sich gesündere und leistungsfähigere Mitarbeitende, was in der Gesamtbetrachtung zu einem möglichst positiven Return on Investment (ROI) führen soll; Fitness- und Gesundheitseinrichtungen bietet BGM eine über das Kerngeschäft hinausgehende Möglichkeit, Umsatz zu generieren; Mitarbeitende der Unternehmen hingegen profitieren von der Chance, ihre Gesundheit positiv zu beeinflussen.

Laut der Studie „Beweg dich, Deutschland!“ der Techniker Krankenkasse gehören Betriebssportangebote und ein Zuschuss zum Fitnessstudio zu den am häufigsten gewünschten Angeboten von Mitarbeitern (2022, S. 24). Die Wünsche von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sollten zwar nicht das alleinige Kriterium zur Auswahl von Gesundheitsförderungsangeboten darstellen, sind jedoch unbedingt zu berücksichtigen, denn das Commitment der Mitarbeiter beeinflusst maßgeblich die Akzeptanz der Maßnahmen und somit letztendlich die Beteiligung.

Solche Firmenfitnessangebote gehören neben Gesundheitstagen, Kursangeboten und verschiedenen Gesundheitsmessungen sicher zu den am häufigsten durchgeführten Maßnahmen im Rahmen von Firmenkooperationen. Hier beschränken sich die Interventionen aber häufig auf einzelne Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF), und dort vor allem auf die Verhaltensebene. Man setzt also primär am Verhalten des einzelnen Mitarbeiters an und versucht dieses positiv zu beeinflussen.

Dabei ist gerade die Kombination von Verhaltens- und Verhältnisebene, also ebenso die menschengerechte Gestaltung der Arbeits- und Lebensbedingungen sowie eine systematische Vorgehensweise, am erfolgversprechendsten (GKV-Spitzenverband, 2023).

Hier bieten sich für Fitness- und Gesundheitseinrichtungen noch einige ungenutzte Potenziale, um ihre Kompetenzen in effektive und lukrative Angebote einzubringen. (Lesen Sie auch: 'Geschäftsbereich BGM')

BGM bietet noch viel mehr

Der Arbeitsmarkt und das Arbeitsleben in Deutschland unterliegen seit jeher einem stetigen Wandel. Treiber davon war und ist der technologischeFortschritt, der demografische Wandel, aber auch sich verändernde gesellschaftliche Ansprüche und Werte. Lebensentwürfe werden zunehmend individueller und vielfältiger (Bundesministerium für Arbeit und Soziales, 2015), was zu neuen Arbeitswelten und -formen mit Themen wie New Work, Workation, VUCA-Welt und hybride Arbeit führt.

So komplex sich die heutige Arbeitswelt und ihre Anforderungen darstellen, so mannigfaltig gestaltet sich auch eine optimale Gesundheitsförderung. Dies drückt sich in einem multiperspektivischen Rahmenverständnis von BGM durch den Bundesverband Betriebliches Gesundheitsmanagement e. V. (BBGM) aus: „BGM basiert auf einem salutogenetischen und biopsychosozialen Gesundheitsverständnis und befähigt als offener Managementansatz Individuen und Organisationen mit dem Ziel gemeinsam Gesundheitspotenziale nachhaltig zu entwickeln“ (2022).


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Aus dieser ganzheitlichen Betrachtung von Gesundheit sowie dem Ansetzen an dem Individuum (Mitarbeiter) und der Organisation (Arbeitgeber) selbst ergeben sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten für Fitness- und Gesundheitseinrichtungen in Teilbereichen eines BGMs, sofern entsprechende Kompetenzen im eigenen Unternehmen vorhanden sind oder erworben werden.

Dazu können beispielsweise Maßnahmen im Bereich der Ergonomie, gesundheitliche Aufklärung/Wissensvermittlung im Rahmen multimodaler Maßnahmen, zu Ernährung oder psychischer Gesundheit wie auch die physiotherapeutische Betreuung von Risikogruppen gehören.

Fokussierung auf Kernkompetenzen

Ob auch eine Prozessberatung eines ganzheitlichen BGMs angeboten werden kann oder sich nur auf einzelne Teilbereiche konzentriert werden sollte, hängt stark von den individuellen Voraussetzungen der Einrichtung ab, denn die Prozessberatung gehört sicherlich nicht zu den klassischen Kernkompetenzen im Gegensatz zu angeleitetem Fitnesstraining oder einer individuellen Ernährungsberatung.


Über den Autor

Sascha Tetzlaff, M. A. Prävention und Gesundheitsmanagement, verfügt über langjährige Branchenerfahrung im Zweiten Gesundheitsmarkt in den Bereichen Fitness und Physiotherapie. Er ist als pädagogischer Mitarbeiter und Dozent an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) im Fachbereich Gesundheitsförderung tätig.


Um also erfolgreich als BGM-/BGF-Dienstleister agieren zu können, bedarf es zunächst immer einer Prüfung, welche Kompetenzen in der eigenen Einrichtung bzw. bei den Mitarbeitenden vorhanden sind oder aufgebaut werden können, welche Ressourcen zur Verfügung stehen und welche Teilbereiche in der Betrieblichen Gesundheitsförderung damit abgedeckt werden können. (Auch interessant: 'Kompetenzprofil für BGM')

Zu beachten ist, dass nur Maßnahmen angeboten werden sollten, die die eigenen Ressourcen – sei es finanziell, personell oder fachlich – nicht überschreiten. Fehlende Kompetenz wirkt sich negativ auf die Dienstleistungsqualität aus und eine Win-win-win-Situation kann nicht eintreten.

Gerade zu Beginn der neuen Geschäftstätigkeit ist aber aufgrund der Vielzahl von Anbietern eine positive Weiterempfehlung besonders wichtig, um am Markt Fuß zu fassen.

Laut der Studie „#whatsnext – Gesund arbeiten in der hybriden Arbeitswelt“ variiert allerdings auch die Akzeptanz und demnach der Umsetzungsgrad bei Unternehmen. So setzen „erst“ 27 Prozent der Betriebe ein ganzheitliches BGM um, während 61,2 Prozent bisher „nur“ BGF-Maßnahmen ins Unternehmen integriert haben (Institut für betriebliche Gesundheitsberatung GmbH, 2023, S. 14).

Analyse und Vermarktung von BGF

Sind lohnende Einsatzfelder identifiziert und sollen ins Angebotsportfolio aufgenommen werden, sollten Fitness- und Gesundheitseinrichtungen unbedingt einige Erfolgskriterien der Betrieblichen Gesundheitsförderung beachten, damit die Maßnahmen letztendlich auch den gewünschten Nutzen erzielen.

Neben der bereits beschriebenen Berücksichtigung von Verhaltens- und Verhältnisebene, der Partizipation der Mitarbeitenden und der Berücksichtigung eigener Ressourcen und Kompetenzen sollten die Maßnahmen unbedingt zielgruppenorientiert angeboten werden. Insbesondere um „Risikopersonen“ in Unternehmen zu erreichen, bedarf es einer Ansprache am Arbeitsplatz, einer Berücksichtigung der Arbeitssituation und der Probleme des einzelnen Mitarbeiters sowie einer gezielten Aufklärung und Motivation.


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Um für Unternehmen und Mitarbeiter einen möglichst großen Nutzen sicherstellen zu können, sollte vor allem auf evidenzbasierte Maßnahmen gesetzt werden. So gibt es z. B. Wirksamkeitsnachweise für zielgruppenspezifisch zugeschnittene körperliche Bewegungsprogramme in Form reduzierter Fehlzeiten. Stressmanagementprogramme und Präventionsmaßnahmen, die auf reine Wissens- und Informationsvermittlung in Unterrichtsform abzielen, erweisen sich dagegen als ungeeignet, um beispielsweise Muskel-Skelett-Erkrankungen (MSE) vorzubeugen (Initiative Gesundheit und Arbeit, 2019, S. 9).

Sollen Maßnahmen durch andere Akteure finanziert oder gefördert werden, sollte auf jeden Fall im Vorfeld geprüft werden, ob und welche Voraussetzungen zu erfüllen sind, z. B. das Vorhandensein einer gewissen Anbieterqualifikation oder einer Zertifizierung. Unter bestimmten Voraussetzungen kann für arbeitgebergeförderte Präventions- und betriebliche Gesundheitsförderungsleistungen auch eine Steuerbefreiung vorliegen (Bundesministerium der Finanzen, 2021).

Zum Einstieg in den Markt hat sich in der Praxis folgende Vorgehensweise bewährt:

  1. Qualifikationen des eigenen Personals prüfen
  2. Dienstleistungen/Angebotsportfolio definieren
  3. Marktanalyse durchführen und Akquisestrategie festlegen
  4. Außendarstellung (Website, Social Media, Print etc.) anpassen
  5. Kundenpräsentation vorbereiten (Angebot, Preise und Konditionen)
  6.  Erstgespräch vorbereiten (Recherche, Präsentation)

Fazit

Die Veränderungen in der Arbeitswelt und der Gesellschaft führen dazu, dass BGM und BGF für Fitness- und Gesundheitsunternehmen eine lohnenswerte Möglichkeit bieten, um das eigene Angebotsportfolio zu erweitern und zusätzlichen Umsatz zu generieren.

Die nachhaltige und erfolgreiche Erschließung dieses neuen Geschäftsbereichs ist allerdings trotz steigendem Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung und bei Unternehmen kein Selbstläufer. Jede Fitness- und Gesundheitsanlage sollte daher vorab genau prüfen, welche Dienstleistungen den eigenen Möglichkeiten entsprechen und ob Qualitätskriterien entsprechend umgesetzt werden können. Dabei gilt es auch die Unterschiede zwischen einzelnen Maßnahmen der BGF und einem als Managementansatz definierten BGMs zu beachten.


Auszug aus der Literaturliste

BBGM e. V. (2022). Rahmenverständnis BGM. Zugriff am 17.07.2023.

DSSV e. V. – Arbeitgeberverband Deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (Hrsg.). (2023). Eckdaten der deutschen Fitnesswirtschaft 2023. Hamburg: Hrsg.

GKV-Spitzenverband. (2023). Leitfaden Prävention. Handlungsfelder und Kriterien nach § 20 Abs. 2 SGB V zur Umsetzung der §§ 20, 20a und 20b SGB V vom 21. Juni 2000 in der Fassung vom 27. März 2023. Berlin: GKV-Spitzenverband.

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.

Diesen Artikel können Sie folgendermaßen zitieren:

Tetzlaff, S. (2023). So gelingen Firmenkooperationen. fitness MANAGEMENT international, 5 (169), 98-100.

 

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