Fitness, Gesundheit | Autor/in: Leonie Friederike Bartkowski |

Demografischer Wandel in Unternehmen: BGM zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit

Der demografische Wandel beeinflusst die heutige und zukünftige Arbeitswelt. Der wachsende Anteil der älteren Beschäftigten stellt Unternehmen vor große Herausforderungen. Welchen Beitrag ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) zum Erhalt der Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit der Altersgruppe 50 plus leisten kann, wurde in einer Master-Thesis der DHfPG untersucht.

Wie wirkt sich BGM auf die Arbeitsfähigkeit von Arbeitnehmern der Altersgruppe 50 plus aus?

Der demografische Wandel sorgt für älter werdende Belegschaften. Bereits heute sind etwa 35 Prozent der Beschäftigten in Deutschland zwischen 50 und 65 Jahre. Mit zunehmendem Alter der Erwerbstätigen kommt es zu Leistungseinbußen, längeren krankheitsbedingten Fehlzeiten und gesundheitsbedingten Frühberentungen (BAuA, 2023). (Auch interessant: 'Soziodemografische Herausforderungen im Zweiten Gesundheitsmarkt')

Die Arbeitsfähigkeit und die Produktivität werden gefährdet (BAuA, 2017). Diese Umstände führen zu gravierenden wirtschaftlichen Folgen und stellen Unternehmen vor große Herausforderungen (BAuA, 2023).

Vor diesem Hintergrund wird es für Unternehmen immer wichtiger, mithilfe geeigneter Maßnahmen sowohl die Gesundheit als auch die Leistungs- und Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten über die gesamte Erwerbsbiografie hinweg zu erhalten und zu fördern.

Die Arbeitsfähigkeit hängt dabei im Wesentlichen von zwei Hauptfaktoren ab: den individuellen Ressourcen der Beschäftigten (Gesundheit, Leistungsfähigkeit, Kompetenzen, Werte, Einstellung, Motivation) und den spezifischen Arbeitsanforderungen bzw. -bedingungen (Arbeitsinhalt, Arbeitsumgebung, Arbeitsorganisation, Führung) (Institut für Arbeitsfähigkeit, 2019).

Ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) kann ein möglicher Lösungsansatz zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit im Kontext des demografischen Wandels sein (INIFES, 2014). Unter einem BGM wird die systematische sowie nachhaltige Schaffung und Gestaltung von gesundheitsförderlichen Strukturen und Prozessen sowie die Befähigung der Beschäftigten zum gesundheitsförderlichen Handeln verstanden (DIN SPEC, 2012).


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In einem ganzheitlichen BGM laufen alle gesundheitsbezogenen Aktivitäten aus den Bereichen Arbeitsschutz, Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM) und Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) zusammen. (Lesetipp: 'Geschäftsbereich BGM')

Jeder Bereich beschäftigt sich gleichermaßen mit dem individuellen Verhalten der Beschäftigten und der Gestaltung von gesundheitsgerechten Arbeitsbedingungen in Unternehmen. Wesentliches Ziel aller drei Bereiche ist der Erhalt und die Förderung der Gesundheit und Arbeitsfähigkeit (INIFES, 2014).

Methodik

Ziel der Master-Thesis war es, mithilfe einer Übersichtsarbeit die Einflussmöglichkeiten zum Erhalt der Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit von Erwerbstätigen der Altersgruppe 50 plus und die Bedeutung eines BGM zu identifizieren.

Die systematische Literaturrecherche wurde anhand zuvor definierter Schlüsselwörter in verschiedenen BGM-spezifischen Internetdatenbanken (Initiative Gesundheit und Arbeit, Initiative Neue Qualität der Arbeit, Bundesverband Initiative 50Plus, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, INQA WAI-Netzwerk) sowie ergänzend über die beiden allgemeinen Suchmaschinen Google und Google Scholar durchgeführt.

Die Suche war auf deutschsprachige Veröffentlichungen begrenzt. Berücksichtigt wurden themenrelevante Leitlinien, Reporte, Experteninterviews, Beiträge in Fachzeitschriften und Fachbüchern sowie Einzelstudien, Reviews und Metaanalysen.

Insgesamt erfüllten 15 Publikationen aus den Jahren 2003 bis 2022 die definierten Einschlusskriterien und wurden in die Ergebnisanalyse eingeschlossen. Die Literaturauswertung erfolgte anhand einer strukturierten qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2018).

Relevante Erkenntnisse zur Effektivität von Maßnahmen zum Erhalt der Arbeits- und Beschäftigungsfähigkeit wurden dabei sechs thematisch übergeordneten Hauptkategorien sowie acht themenspezifischen Subkategorien systematisch zugeordnet und regelgeleitet analysiert.

Ergebnisse

Positive Einflussmöglichkeiten auf den Erhalt der Arbeitsfähigkeit von älteren Beschäftigten konnten für verschiedene Maßnahmen in den Hauptkategorien Gesundheit, Qualifikation, Arbeitsbedingungen, altersgemischte Teams, Führung und Unternehmenskultur identifiziert werden (vgl. Abb. 1).

So tragen arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchungen, eine alterssensible Gefährdungsbeurteilung und Maßnahmen der Betrieblichen Gesundheitsförderung maßgeblich zum Erhalt der Gesundheit und damit zur Arbeitsfähigkeit bei. Auch eine regelmäßige Fort- und Weiterbildung der älteren Beschäftigten hat einen wesentlichen Einfluss. (Auch lesenswert: 'Einfluss systematischen Fitnesstrainings auf Alterungseffekte')

Ebenfalls von hoher Bedeutung ist eine gesundheits- und altersgerechte Gestaltung der Arbeitsbedingungen vor allem in den Bereichen Arbeitsaufgabe, Arbeitszeit und Arbeitsgestaltung sowie der Einsatz von altersgemischten Teams. Zudem wirken sich eine alterns- und altersgerechte Führung und eine altersfreundliche Unternehmenskultur positiv auf den Erhalt der Arbeitsfähigkeit von älteren Beschäftigten aus.


Fazit

Die Ergebnisse der Master-Thesis zeigen vielfältige positive Einflussmöglichkeiten auf den Erhalt der Arbeitsfähigkeit von älteren Beschäftigten. Sofern die hier identifizierten Einflussmöglichkeiten im Rahmen eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements in Unternehmen systematisch zusammengeführt und strategisch verankert werden, kann ein BGM einen positiven Beitrag zum Erhalt der Arbeitsfähigkeit von älteren Beschäftigten leisten.

Ein besonderes Augenmerk ist in diesem Zusammenhang auf eine regelmäßige Fort- und Weiterbildung von Führungskräften und Mitarbeitern zu richten.


Über die Autorin

Leonie Friederike Bartkowski

Alter: 26

Abschluss:
M. A. Prävention und
Gesundheitsmanagement

Aktuelle Tätigkeit:
Sport- und Bewegungstherapeutin sowie BGM- und Präventionsbeauftrage im Therapiezentrum Burgmannshof.

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