Fitness, Gesundheit, Management | Autor/in: Barbara Nützel |

Was kommt? Was bleibt? Was geht? Gesundheitsförderung in der VUCA-Welt

Gesundheitsförderung in transformativen Zeiten bringt gesundheitsprotektive und wertsteigernde Effekte für Unternehmen und ihre Mitarbeitenden. Mit Praxisimpulsen besteht hier die Möglichkeit, direkt in die Umsetzung zu gehen und die unmittelbare Wirkung zu erleben.

Gesundheitsförderung in der VUCA-Welt

VUCA-Rahmenbedingungen prägen mittlerweile weltweit das Leben vieler Menschen. VUCA steht für Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity, zu Deutsch Unbeständigkeit, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit.

Um arbeitsstrukturelle und gesundheitliche Herausforderungen, die Zunahme von psychischen Krankheiten, Fachkräftemangel und die Übernahme von Gesundheitsverantwortung kompetent meistern zu können, gilt die (Betriebliche) Gesundheitsförderung als einer der Schlüsselfaktoren.

Wie können die Menschen in der VUCA-Welt stark bleiben bzw. gestärkt werden? Was gilt es im Rahmen der Gesundheitsförderung unter sich ständig verändernden Bedingungen zu beachten und wie lässt sich den aktuellen Herausforderungen begegnen? (Lesetipp: 'Umdenken im Rahmen der Unternehmensführung')

Was bedeutet VUCA?

Der Begriff VUCA ist ein Akronym, das sich aus folgenden Begriffen zusammensetzt (Heller, 2019):

  • Volatilität (Situationen, die sich plötzlich, unerwartet und intensiv mit unbeständiger Geschwindigkeit ergeben),
  • Unsicherheit (Unvorhersagbarkeit und Unbekanntheit von zukünftigen Ereignissen und entsprechenden Konsequenzen),
  • Komplexität (engl. complexity; entsteht durch eine Vielzahl verschiedener Systeme auf unterschiedlichen Ebenen, die oft nur unzureichend entsprechenden Zuständigkeitsbereichen zugeordnet werden können) und
  • Ambiguität (beschreibt die Mehrdeutigkeit und fehlende Präzision von Situationsbeschreibungen, die in der Folge zu ambiguen Interpretationen von Informationen führen und damit ein Verständnis der Realität erschweren, was häufig auf Störungen in der Kommunikation zurückzuführen ist).

Veränderungen in der Arbeitswelt 4.0

Die heutige Arbeitswelt steht vor vielen Herausforderungen, wie z. B. der digitalen Transformation (Lang, 2020, S. 11). Die vermehrte Einführung digitaler Technologien und die damit verbundenen Veränderungen in der Arbeitswelt werden – in Anlehnung an die sogenannte vierte industrielle Revolution – häufig unter dem Begriff Arbeit 4.0 beschrieben (Ruiner & Wilkesmann, 2016).

Poethke et al. (2019) definieren Arbeit 4.0 als die zunehmend digitalisierte, flexible und entgrenzte Form des Arbeitens, die nicht nur eine Veränderung der Arbeitsverrichtung an sich betrifft, sondern auch die Relevanz einer Reorganisation von Arbeitsformen und Arbeitsverhältnissen in vielen Bereichen aufzeigt.

Im Kontext von VUCA und der Arbeitswelt 4.0 knüpft Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) an verschiedene Themenfelder an und beschreibt einen ganzheitlichen Ansatz, der übergeordnet die Rahmenbedingungen sowie Strukturen und Prozesse einbezieht, welche die gesundheitsförderliche Gestaltung der Arbeit zum Ziel haben.


Auch interessant: 'Fitness- und Gesundheitsanalagen als BGM-Anbieter'


Generell stellt sich hier die Frage: Wo und wie kann Gesundheit hergestellt bzw. gefördert werden? Um dies zu erreichen, muss in den jeweiligen Arbeits- und Lebensbereichen (Settings wie Familie, Stadt, Schule, Arbeit) auf die dort herrschenden kulturellen, sozialen oder organisatorischen Rahmenbedingungen Rücksicht genommen bzw. diese sogar essenziell verändert werden.

Auch die Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) wird auf dieser Grundlage vor neue Herausforderungen gestellt. BGF bezeichnet dabei eine mehrere Analyse- und Gestaltungsebenen (Beschäftigte, Organisation, Arbeit) umfassende Handlungsstrategie, die strategisch und methodisch darauf abzielt, Gesundheitsressourcen im Unternehmen oder in einer Institution aufzubauen. (Lesen Sie auch: 'BGM boomt')

Das Ziel der Ressourcenstärkung zum langfristigen Erhalt der Gesundheit und Arbeitsfähigkeit bleibt allerdings auch im Kontext der Arbeitswelt 4.0 weiterhin der Kerninhalt der BGF (GKV-Spitzenverband, 2022, S. 27). Gesundheitsförderung kann also im Wesentlichen als moderne Unternehmens- bzw. Organisationsentwicklungsstrategie begriffen werden, mit dem Ziel, die Gesundheit am Arbeitsplatz zu stärken, das Wohlbefinden der Beschäftigten zu verbessern und Krankheiten vorzubeugen (Blattner & Mayer 2018, S. 22).

Die einzige Konstante ist der Wandel

Was gilt es im Rahmen von BGF unter sich ständig verändernden Bedingungen zu beachten? Und wie lässt sich den aktuellen Herausforderungen begegnen? Als ein erster Schritt müssen der rasante Wandel und die damit verbundenen Entwicklungen analysiert werden.

Eine zunehmende Förderung aufgrund einer höheren Forderung nach der Vereinbarkeit von Familie, Freizeit und Beruf durch die Verschmelzung von Privat- und Berufsleben (sog. Work-Life-Blending) wird ein essenzieller Faktor sein. Ein verstärkter Fokus auf psychologische Ressourcen wie Resilienz- und Selbstwirksamkeitskompetenz sowie ein Verständnis für wesentliche Zusammenhänge zwischen Gesundheit, Stress, Selbstfürsorge und Fürsorge ist für Beschäftigte daher von Bedeutung.


Über die Autorin

Barbara Nützel, M. A. Gesundheitsmanagement, ist Dozentin, Tutorin und Autorin an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) sowie an der BSA-Akademie im Fachbereich Psychologie und Gesundheitsförderung tätig. Zusätzlich verfügt sie über langjährige Erfahrung im Projektmanagement sowie als, Yoga-, Pilates- und Personal Trainerin.


Weiterhin bleiben für sie der Umgang mit der Digitalisierung bzw. der Nutzung moderner Medien, eine fortlaufende Reizüberflutung und Arbeitsverdichtung in Verbindung mit einem hohen Termin- und Zeitdruck, die permanente Erreichbarkeit sowie eine gesteigerte Wahrnehmung eines negativen Stressempfindens als Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt.

Diese dynamischen und sich verändernden Arbeitsstile und Denkweisen können zu einem gefühlten Verlust der Planbarkeit und Sicherheit im Arbeits- und Privatleben führen, dem gilt es mit unterschiedlichen Maßnahmen entgegenzuwirken.

Praxisimpulse

Die neue, dynamische Arbeitswelt 4.0 bietet für Fitness- und Gesundheitseinrichtungen eine Möglichkeit, in unterschiedlichen Bereichen mit Unternehmen zu kooperieren und diese in der Umsetzung von BGF-Maßnahmen zur Stärkung der Gesundheit der Mitarbeitenden zu unterstützen. Voraussetzung hierzu sind qualifizierte und professionelle Angebote, welche für die Unternehmen zur Verfügung gestellt werden.


FOLGEN Sie uns bei LinkedInFacebookInstagram & Twitter
und verpassen Sie keine Fitness-NEWS mehr!


Zum Thema Stress- und Ressourcenmanagement können Workshops angeboten werden, um das Stressbewältigungsverhalten gesundheitsförderlich zu verändern sowie langfristig die psychische Belastbarkeit zu erhöhen und die Erholungsfähigkeit zu verbessern. Hierbei kann beispielsweise Entspannungs-, Resilienz- oder Achtsamkeitstraining über einen bestimmten Zeitraum in regelmäßigen Abständen für die Beschäftigten gegeben werden. (Lesetipp: 'Mentale Gesundheit und Achtsamkeit – mehr als nur ein Trend')

Mit Kompetenzen und Weiterbildungen im Bereich der mentalen Fitness, als Berater für Stressmanagement oder als Entspannungs- und Kommunikationstrainer können diese Inhalte in den Unternehmen durch das Personal aus Fitness- und Gesundheitseinrichtungen abgedeckt werden und somit ins BGF-Angebot einfließen.

Darüber hinaus gilt es, die Beschäftigten für die Entwicklung von adaptiven Coping-Strategien im Umgang mit Stress zu sensibilisieren. Möglichkeiten zum Erlernen oder Anpassen von Coping-Strategien ergeben sich u. a. durch das Angebot von Sport- und Bewegungsprogrammen, die zum Ausgleich in den Arbeitsalltag integriert werden können. Dabei bieten sich ausdauer- und gesundheitsorientierte Gruppentrainingsangebote wie z. B. Indoor Cycling, Walking oder Rückentraining mit einem lizenzierten Trainer zur gleichzeitigen sozialen Interaktionsmöglichkeit an.

Dies kann entweder während der Arbeitszeit als eine (angeleitete) bewegte Pause ermöglicht oder außerhalb der Arbeitszeit in Kooperation mit einer Fitness- und Gesundheitsanlage angeboten und durchgeführt werden.

Auch die Zurverfügungstellung und die entsprechende Nutzung von Rückzugsräumen, um sich durch vorangehend erlernte Entspannungstechniken im Arbeitsalltag kurzzeitig zu erholen und somit Stress entgegenzuwirken, kann die Belastbarkeit und Erholungsfähigkeit der Mitarbeitenden positiv beeinflussen. Qualifizierte Mitarbeitende aus Fitness- und Gesundheitseinrichtungen können hier gezielt Coaching-Methoden in die BGF implementieren.


Fazit

Was liegt näher, als dafür zu sorgen, das Arbeitsumfeld des Menschen so zu gestalten, dass es für den Erhalt seiner Gesundheit förderlich ist?

Viele Unternehmen haben dies für sich bereits erkannt. Sie haben die Gesundheitsförderung zu einer Managementaufgabe gemacht und nutzen die Kooperationsmöglichkeiten mit Fitness- und Gesundheitseinrichtungen. Investitionen in die Gesundheitsförderung der Beschäftigten sind immer Investitionen in die Zukunft des Unternehmens sowie der Gesellschaft.

Gesunde Beschäftigte in gesunden Unternehmen sind ein Ziel, an dem sich alle beteiligen können, von der Unternehmensleitung über die Fitness- und Gesundheitseinrichtungen bis hin zu den Beschäftigten, die direkt davon profitieren.


Auszug aus der Literaturliste

GKV-Spitzenverband. (2022). Leitfaden Prävention-Handlungsfelder und Kriterien §20 Abs. 2 SGB V. Berlin: GKV-Spitzenverband. Zugriff am 21.03.2023.

Heller, J. (2019). Resilienz für die VUCA-Welt: Individuelle und organisationale Resilienz entwickeln. Berlin: Springer.

Lang, Gert (Hrsg.) (2020). Betriebliche Gesundheitsförderung in der Arbeitswelt 4.0 – Digitalisierung und faire Gesundheitschancen. Ein Praxisbuch. Fonds Gesundes Österreich, Gesundheit, Österreich, Wien. Zugriff am 21.03.2023.

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.

Diesen Artikel können Sie folgendermaßen zitieren:

Nützel, B. (2023). Gesundheitsförderung in der VUCA-Welt. fitness MANAGEMENT international, 5 (169), 106–108.

 

Diesen und weitere Artikel finden Sie in der fMi 05/2023 & für Abonnenten EXKLUSIV vorab.

Zum Abonnement
fMi 05/2023