Fitness, Gesundheit | Autor/in: Michelle Post |

Generationsübergreifende Gruppenkurse: Come together and train together

Gemeinsames Trainieren mit unterschiedlichen Altersgruppen, speziell mit Kindern und Senioren, kann für Fitness- und Gesundheitsanlagen als Herausforderung und Chance angesehen werden. Wieso ein gemeinsames Training sinnvoll ist, welche Vorteile und Umsetzungsmöglichkeiten sich hier bieten und wie beide Altersgruppen voneinander profitieren, erfahren Sie in diesem Artikel.

Generationsübergreifende Gruppenkurse

Trotz des hohen Stellenwerts von Sport im Kindesalter steigt die Anzahl an muskuloskelettalen und kardiovaskulären Erkrankungen bei Kindern an (Ferrauti, Stadtmann, Ulbricht & Kappenstein, 2020, S. 508–510). Ein Risikofaktor hierfür ist der Bewegungsmangel (Hebebrand & Bös, 2022, S. 112), obwohl ein kindlicher Bewegungsdrang natürlich und angeboren ist.


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Erst mit dem Bilden von gesundheitsfördernden Faktoren durch ein bewusstes und unbewusstes Lernen vom familiären und alltäglichen Umfeld entstehen Schutzfaktoren für verschiedene Erkrankungen. Werden durch das soziale Umfeld eines Kindes jedoch nur gesundheitshemmende Faktoren gebildet, steigen auch gleichzeitig die Risikofaktoren für einige Erkrankungen.


Lesen Sie dazu: 'Dreiviertel aller Kinder bewegen sich zu wenig'


Im Kindergarten und in der Schule werden die empfohlenen täglichen Bewegungszeiten von mindestens 60 Minuten oft nicht erreicht, daher muss das Bewegungspensum durch eine aktive Freizeitgestaltung erfüllt werden. Hierzu eignen sich verschiedene Gruppentrainingsangebote (Rütten & Pfeifer, 2017, S. 223–225; Ring-Dimitriou et al., 2020).

Bei der Trainingsgestaltung für Kinder sollte hierbei vor allem der Fokus auf dem spielerischen Aufbau liegen. So entwickeln junge Menschen den Spaß an der Bewegung und bauen dadurch gesundheitsförderliche Ressourcen sowie eine intrinsische Motivation, sich regelmäßig bewegen zu wollen, auf (Ring-Dimitriou et al., 2020).

Beim Gruppentraining sollte bis zum sechsten Lebensjahr vorwiegend ein koordinatives Training durchgeführt werden, da in diesem Alter das für Bewegungsabläufe essenzielle Fundament entwickelt wird. Im Fokus steht die Förderung des Gleichgewichts, der Reaktion und der Orientierung.

Ab dem zehnten Lebensjahr können darauf aufbauend ausdauer- und kraftorientierte Spiele eingebunden werden (Haber, 2018, S. 338–340; Ferrauti, Stadtmann, Ulbricht & Kappenstein, 2020, S. 510–512).

Alterungsprozesse abschwächen

Eine der einschränkenden Veränderungen im Alter ist die Abnahme der koordinativen Fähigkeiten; ohne ein ausgeprägtes Koordinationsvermögen kann eine Person den Alltag nur schwer meistern. Koordinationstraining ist insbesondere für eine Sturzprophylaxe von zentraler Bedeutung, da Stürze zu den größten Gefahren für die Gesundheit älterer Menschen zählen.

Ein Sturz kann viele Folgen mit sich bringen, da mit der daraus resultierenden körperlichen Verletzung ein vorübergehender oder sogar kompletter Verlust der Eigenständigkeit einhergehen kann (Jansen et al., 2021).

Neben Kräftigungs- und Beweglichkeitsübungen sollten zur Sturzprophylaxe Gangschulungen, Reaktionsspiele und Balanceübungen durchgeführt werden. Diese lassen sich einfach und effektiv in ein Training, bspw. in einen Parcours, integrieren (Bachl, Lercher & Schober-Halper, 2020, S. 272, S. 294; Gosch, 2022).


Über die Autorin

Michelle Post, M. A. Prävention und Gesundheitsmanagement, war als Unternehmensleitung einer Fitnessanlage tätig. Sie gibt ihre langjährige Erfahrung im Gruppentraining für Kinder, Erwachsene und ältere Menschen als Dozentin an der  Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) sowie als Referentin an der BSA-Akademie weiter.


Das Gruppentraining bildet hier neben dem Personal Training, das aufgrund der intensiven Betreuung eine individuelle Trainingsgestaltung gewährleistet, einen möglichen Gestaltungsrahmen für ältere Menschen (Bachl, Lercher & Schober-Halper, 2020, S. 294), da die Trainingsinhalte im sozialen Miteinander umsetzbar sind und gleichzeitig die Häufigkeit von Stürzen durch eine Verbesserung der muskuloskelettalen Leistungsfähigkeit, der koordinativen Fähigkeiten sowie des Gleichgewichtssinnes verringert werden kann.

Durch Partner- oder Gruppenübungen kann außerdem ein Sicherheitsgefühl entstehen. Damit rückt die Angst zu fallen in den Hintergrund und die Personen können sich besser auf die korrekte Übungsausführung konzentrieren.


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Des Weiteren werden psychosoziale Aspekte positiv beeinflusst. In Gesellschaft fühlen sich ältere Menschen meist wohler und der Einsamkeit im Alter wird entgegengewirkt (Gosch, 2022).

Je älter die Personen sind, umso besser eignen sich wieder spielerische Übungsformen. Dadurch werden negative Assoziationen mit dem Älterwerden und dem Begriff „Sturzprophylaxe“ abgewandt und der Spaß an der Bewegung in den Vordergrund gestellt. (Lesen Sie auch: 'Gruppentrainings mit Senioren')

Durch das Abschwächen von Alterungsprozessen steigt die Lebensqualität und die intrinsische Motivation zur regelmäßigen körperlichen Aktivität (Bachl, Lercher & Schober-Halper, 2020, S. 294; Gosch, 2022).

Zwei Lebenswelten – eine Fitnesscommunity

Eine aktive Freizeitgestaltung ist vom Kindes- bis ins hohe Erwachsenenalter förderlich für die Gesundheit. Werden beide Zielgruppen hinsichtlich der Trainingsgestaltung betrachtet, stellen sich neben den Effekten eines koordinativen Trainings weitere deutliche Übereinstimmungen heraus.

Beide Parteien sollten ein Krafttraining absolvieren, um den aktiven Bewegungsapparat zu stabilisieren und muskuloskelettale Erkrankungen zu minimieren. Zusätzlich unterstützen die Jüngeren den Knochenaufbau und die Älteren wirken einem Knochenschwund entgegen (Bartl & Bartl, 2021, S. 104–105).

Auch von Ausdauertrainingsinhalten profitieren sowohl die Kinder als auch die älteren Menschen, da so kardiovaskulären Erkrankungen vorgebeugt oder bei bestehenden Erkrankungen die Auswirkungen reduziert werden können (Ferrauti, Stadtmann, Ulbricht & Kappenstein, 2020).

Daneben wird bei beiden Altersgruppen ein spielerisches Vorgehen empfohlen, um den Spaß an der Bewegung an sich zu fördern und das faktische Training in etwas Angenehmes zu „verpacken“.

Die praktische Umsetzung eines generationsübergreifenden Gruppenkurses sollte zielgruppenspezifisch erfolgen, um beiden Altersgruppen einen adäquaten Trainingsreiz zu ermöglichen. Ein Praxisbeispiel hierfür ist das Spiegelspiel. Dieses ist für alle Teilnehmenden – dank Variabilität auch für zahlreiche Erkrankungsbilder – geeignet.


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Hierbei gibt Person A Bewegungen vor, die von Person B nachgeahmt werden müssen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, es können sowohl einfache Bewegungen als auch koordinative Aufgaben oder Gleichgewichtsübungen integriert werden.

Das Spiel eignet sich auch als Gruppenübung, kann mit zusätzlichen Geräten kombiniert werden und hat je nach Übungswahl unterschiedliche Fokusse. Die gesamte Muskulatur kann gestärkt, die Ausdauer gefördert und die Koordination verbessert werden (Bachl, Lercher & Schober-Halper, 2020, S. 301).

Um den Kindern eine ausreichende Bewegungszeit zu ermöglichen, können „Rennpausen“ eingelegt werden, in denen sich die Kinder bewegen und die älteren Personen – wenn nötig – regenerieren können, wodurch eine bestmögliche Kursatmosphäre durch Einbezug der individuellen Bedürfnisse geschaffen wird.


Lesetipp: Was Sie über Kinder als Zielgruppe im Fitnessstudio wissen sollten, erfahren Sie im Fachartikel  'Fit Kids oder Couch-Potatoes' von Cornelia Müller.


Koordinative Übungen mit dem Ball sowie einfache Bewegungsparcours können sowohl für junge als auch ältere Personen einen wichtigen Anteil an der Verbesserung der motorischen Leistungsfähigkeit haben und durch spielerische Inhalte in der gemeinsamen Umsetzung die Freude an Bewegung fördern.

Die Kombination aus Inhalten – z. B. ein vorangehender Laufparcours für Kinder, an dessen Ende Bälle aus einem Korb genommen und aus einer gewissen Distanz zu den älteren Partnerinnen und Partnern geworfen werden müssen –, bezieht sowohl den kindlichen Bewegungsdrang als auch koordinative Aspekte des Werfens und Fangens bei beiden Zielgruppen mit ein.

Hier sind die Kompetenzen der Trainerinnen und Trainer von größter Wichtigkeit, da der Einbezug aller Personen bei einer heterogenen Gruppe durch mögliche Variationen der Trainingsinhalte essenziell ist.

Die Akquise der angesprochenen Zielgruppen kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Großeltern, die bereits Mitglieder in den Fitness- und Gesundheitsanlagen sind, können ihre Enkelkinder mitbringen, wodurch frühzeitig eine neue Zielgruppe erschlossen und an die Anlage gewöhnt wird. (Lesen Sie dazu: ''Up to age': Zielgruppe versus Lifestyle')

Des Weiteren können potenzielle Kooperationen mit Kindergärten und Altersheimen für Anlagenbetreibende, losgelöst von bereits bestehenden Mitgliedern, eine durchaus lukrative Ergänzung des Studioportfolios darstellen. Demnach ist das Zusammenkommen ein Beginn, Zusammenbleiben ein Fortschritt und zusammen trainieren ein Erfolg für alle Beteiligten.


Fazit

Eine aktive Freizeitgestaltung bildet bei Kindern die Basis für einen gesunden Lebensstil, bei älteren Menschen reduziert sie altersbedingte Begleiterscheinungen und Erkrankungen. Das Training beider Altersgruppen verfolgt zwar unterschiedliche Ziele, gestaltet sich inhaltlich jedoch oft ähnlich.

Die Fitness- und Gesundheitsanlagen können sich diesen Vorteil zunutze machen und durch generationsübergreifende Gruppenangebote neue Mitglieder gewinnen und sich vom Markt abheben.


Auszug aus der Literaturliste

Bachl, N., Lercher, P. & Schober-Halper, B. (2020). Bewegt Altern. Professionelle Strategien für ein gesundes und aktives Älterwerden. Berlin, Heidelberg: Springer.
Ferrauti, A., Stadtmann, T., Ulbricht, A. & Kappenstein, J. (2020). Training im Kindes- und Jugendalter. In A. Ferrauti (Hrsg.), Trainingswissenschaft für die Sportpraxis (S. 507–546). Berlin, Heidelberg: Springer.
Rütten, A. & Pfeifer, K. (2017). Nationale Empfehlungen für Bewegung und Bewegungsförderung. Das Gesundheitswesen, 79 (S 01), 2–3.

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