Viele Fitnessstudios wollen die erneute Schließung nicht akzeptieren und klagen
Gegen die erneute vierwöchige Schließung während des 'Lockdown light' wehren sich viele der großen Fitnessketten und wollen in den meisten Bundesländern Klage einreichen. Plus: Update vom 11. November 2020 zu den Gerichtsentscheidungen aus Hamburg zum Corona-Lockdown für Fitnessstudios.
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Die wichtigsten Fakten in Kürze:
- Große Fitnessketten wie die LifeFit-Gruppe und Clever Fit klagen gegen den 'Lockdown light', die RSG-Group jedoch nicht.
- Wichtigstes Argument ist die niedrige Infektionsrate in Fitness- und Gesundheitsanlagen (0,78 pro 100.000 Besuche) dank ausgefeilter Hygienekonzepte.
- Fitnessketten fehlen aufgrund der Schließung die Neumitgliedschaften, für die der November entscheidend ist. Der Verlust wird sich nicht aufholen lassen.
Los geht's! Die Hintergründe und Detailinformationen:
Der von der Bundesregierung ab dem 2. November 2020 verordnete 'Lockdown light' bedeutet, dass erneut alle Gastronomie, Kultur- und Sportstätten für mindestens vier Wochen schließen müssen. Doch viele der großen Fitnessketten wollen diese Entscheidung nicht akzeptieren. Wie der Business Insider berichtet, haben sich fast alle großen Fitnessketten in Deutschland zusammengetan und in den meisten Bundesländern Klagen eingereicht.
LifeFit-Gruppe und Clever Fit klagen
Gerichte und Anwälte stellen sich derzeit auf eine Klagewelle ein. Vor allem in Berlin, Bayern und Nordrhein-Westfalen gingen bereits eine Vielzahl von Eilanträgen und Klagen ein.
Von Martin Seibold, Geschäftsführer der LifeFit-Gruppe, zu der Fitness First, Smile X und Elbgym gehören, war zu erfahren, dass die Gruppe in allen Bundesländern bereits gegen die Schließungen klagt.
Fitnessstudios in Hamburg dürfen öffnen
UPDATE: Mittlerweile war ein Eilantrag in Hamburg erfolgreich. Dort entschied das Verwaltungsgericht, dass Fitness First seine Studios wiedereröffnen darf. (Lesen Sie jetzt weiter: 'Etappensieg gegen Shutdown')
Clever Fit, mit fast 400 Studios eine der größten Fitness-Discounter-Ketten Deutschlands, kündigte am 3. November 2020 ebenfalls Widerstand gegen die erneuten Schließungen an und prüft bereits, wie gegen die Anordnungen der Behörde vorgegangen werden könne.
Fitnessstudios keine Infektionherde
Die Studiobetreiber argumentieren damit, dass sie alles daran gesetzt hätten, die Hygienekonzepte einzuhalten und Infektionsketten nachverfolgbar zu machen. Zurzeit gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass Besuche im Fitnessstudio zur Ausbreitung der Pandemie beigetragen hätten.
Im Gegenteil: Eine umfangreiche Studie des europäischen Branchenverbands EuropeActive zeigt, dass in Fitnessstudios nur eine durchschnittliche Infektionsrate von 0,78 pro 100.000 Besuche festgestellt wurde. In einer Auswertung des Robert-Koch-Instituts von Ende Oktober werden Sport- und Fitnessstätten nicht explizit als Infektionsherd aufgeführt, hier liegt der Fokus auf der Ansteckungsgefahr im privaten Umfeld.
„Mir fehlt die nachvollziehbare Begründung,
warum ausgerechnet die Betriebe schließen sollen,
die effektive Hygienekonzepte vorgelegt haben und darüber hinaus technisch perfekt
dafür ausgestattet sind, um potenzielle Infektionsketten detailliert
und wahrheitsgetreu nachvollziehen zu können,
ohne den Datenschutz unnötig zu strapazieren.“
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Alfred Enzensberger, Gründer und Geschäftsführer Clever Fit GmbH
Klage trotz Unterstützung der Bundesregierung
Die Fitnessketten wollen klagen, obwohl die Bundesregierung für Unternehmen, die aufgrund der Corona-Maßnahmen schließen müssen, eine außerordentliche Wirtschaftshilfe in Höhe von 75 Prozent des Umsatzes des Vorjahresmonats angekündigt hat. Diese Option könnte für viele Fitnessanlagen sogar lukrativer als eine Öffnung sein.
Der Grund für Klagen trotz der finanziellen Unterstützung liegt laut Buiness Insider darin, dass Betreibern aufgrund der Schließung die Neumitgliedschaften wegfallen. In der Regel werden im November die meisten Neuverträge abgeschlossen und damit Mitgliedschaften über ein bis zwei Jahre.
Martin Seibold, Geschäftsführer der LifeFit-Group, spricht von einem Verlust von bisher 20.000 Neuverträgen im Jahr 2020.
Auch Rainer Schaller, Gründer und Geschäftsführer der RSG Group, dem Mutterkonzern hinter McFit, bestätigt, dass sich die verlorenen Neuverträge nicht wieder aufholen lassen werden. Trotzdem sieht die RSG Group von einer Klage gegen die Maßnahmen ab. (Lesen Sie jetzt weiter: 'Rainer Schaller im Interview')
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