Digital, Management | Autor/in: Anke Sörensen |

Die Schattenseiten der digitalen Arbeitswelt

Unser Leben und die Arbeitswelt werden immer digitaler. Neben vielen Vorteilen fördert diese Entwicklung auch die Entstehung und Intensität von digitalem Stress. Dr. David Bausch beschreibt in seinem Buch, wie man gesund mit diesem Phänomen umgehen kann und zeigt persönliche sowie Unternehmens-Strategien zur Prävention und Bewältigung.

E-mails, Messenger, Social Media, Videocalls, Onlinemeetings und Anrufe – ganz schön viel, was jeden Tag auf uns einströmt und längst im Arbeitsleben und in der Freizeit zur Selbstverständlichkeit geworden ist.

Digitalisierung als Gefahr

Digitale Belastungsfaktoren sind zu einem der Gesundheitsrisiken der Moderne geworden und lauern an den unterschiedlichsten Stellen in unserem Arbeitsalltag.


Jetzt unserem WhatsApp-Kanal folgen!


Dr. David Bausch beschreibt in „Digitaler Stress: Schattenseite der neuen Arbeitswelt“ die Entstehung, Herausforderung und Bewältigung von digitalem Stress und entwickelt Strategien und Maßnahmen, um am digitalen Fortschritt teilzuhaben, ohne von ihm überrollt zu werden.

Gesundheitliche und psychische Folgen

Denn digitaler Stress ist eine zentrale Schattenseite des digitalen Fortschritts und kann ernsthafte gesundheitliche Probleme wie starke Erschöpfung, höhere Gereiztheit bei verringerter Leistungsfähigkeit sowie eine gesenkte Arbeitszufriedenheit auslösen.

Gerade am Arbeitsplatz lässt sich digitaler Stress jedoch kaum vermeiden, Pläne und Maßnahmen zu seiner Überwindung sind daher für ein gesundes und innovatives Unternehmen unerlässlich. (Lesen Sie auch:'Neuer BGM-Ratgeber')


Lesetipp: 'Digitale Transformation'


Dr. David Bausch hat in seiner Dissertation die Auswirkungen und Maßnahmen bei digitalem Stress in Organisationen untersucht und die zentralen Erkenntnisse in diesem populärwissenschaftlichen Buch zusammengefasst.  

Er nimmt uns mit in die spannende Entstehungsgeschichte des digitalen Stresses, benennt die zentralen Zusammenhänge und bietet effektive Bewältigungsstrategien für uns selbst sowie für die Umsetzung im Unternehmen. (Mehr lesen: 'BGM: Must-have in der Arbeitswelt 4.0')

Der Autor im Interview

Wir haben Dr. David Bausch, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler, exklusiv einige Fragen zum Thema gestellt.

fM: Was sind klassische Symptome für digitalen Stress?

Dr. David Bausch: In Deutschland sind Millionen von Menschen von digitalem Stress betroffen, wenngleich unterschiedlich stark, aber nur die absolute Minderheit hat ein Bewusstsein dafür, dass ihre wahrgenommene Belastung auf digitalen Stress zurückzuführen ist. Das liegt vor allem daran, dass die Symptome und die negativen Auswirkungen nicht ausschließlich bei digitalem Stress auftreten. Muskelschmerzen, Kopf- und Rückenschmerzen, Konzentrationsschwierigkeiten oder Schlafstörungen können auch durch andere Belastungen bzw. Überlastungen entstehen. Die vermutlich häufigste Belastungsform ist jedoch die emotionale Erschöpfung, also ein Zustand, in dem wir uns platt, ausgelaugt und antriebslos fühlen. Viele beschreiben dies nach langen Tagen mit vielen aufeinanderfolgenden Meetings. Besonders tückisch ist, dass alle verkannten Symptome sich natürlich intensivieren und bis zu einem Burn-out und depressiven Erkrankungen führen können.

Digitaler Stress ist stark von der individuellen Persönlichkeit abhängig. Gibt es trotzdem Präventionsmöglichkeiten, die für alle gelten?

Stress ist immer höchst individuell und digitaler Stress ist da keine Ausnahme, jedoch konnte die Forschung einige große Stressoren und Belastungsfaktoren identifizieren, die einen starken Einfluss auf unser Wohlbefinden nehmen. Diese gilt es zu verstehen, weshalb ich diesen in meinem Buch ein ganzes Drittel widme, sodass der Arbeitsplatz und die individuelle Arbeitsweise sowie die Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen so gestaltet wird, dass aus den Stressoren eine möglichst geringe digitale Stressbelastung erfolgt. Gleichzeitig sind aber auch sogenannte Power Ressourcen von Bedeutung, die helfen, die grundsätzliche mentale Gesundheit zu begünstigen. Hierzu gehören kontrollierte und gesunde Schlafphasen, (Outdoor) Sport, die Pflege analoger Beziehungen sowie der persönliche Aufbau von Resilienz.


 

Über den Interviewpartner

Dr. David Bausch ist Gründer und Geschäftsführer von Digi2place, einer Managementberatung, die zu digitalem Stress und zur Transformation der Arbeitswelt berät. Zudem ist er als Trainer und Keynote Speaker aktiv und lehrt Change Management an der Hochschule Mainz.


Welche Strategien helfen von Arbeitgeberseite aus dabei, die digitale Transformation langfristig psychisch gesund zu bewältigen?

Für mich gibt es zwei große Aspekte, die gewissermaßen das Fundament bilden: Zum einen braucht es psychologische Sicherheit, also eine authentische Vertrauens- und Fehlerkultur. Nur wenn diese wirklich gelebt wird, werden sich Mitarbeitende trauen, über ihre eigene digitale Belastung zu sprechen, so dass Unternehmen darauf reagieren können. Zum zweiten brauchen Unternehmen eine digitale Zusammenarbeitsvereinbarung darüber, wie im Zeitalter der gegenwärtigen Transformation digital zusammengearbeitet werden soll. Das beginnt bei den Kommunikationskanälen, dem Kommunikationsvolumen (bspw. eine überdimensionierte cc-Mail-Kultur) und erstreckt sich auch auf das Thema der ständigen Erreichbarkeit und wann aktive Phasen der Nicht-Erreichbarkeit bestehen. Weitere Faktoren befinden sich bspw. auf Organisationsebene, auf Team- oder Führungsebene.

Haben Sie trotz allem eine positive Vision für eine Arbeitswelt 4.0 ?

Das ist eine schöne Frage, die ich leider zu selten gestellt bekomme. Ich würde sie aber mit ja beantworten wollen. Ich glaube, dass wir für die Arbeitswelt 4.0 ein Umfeld schaffen, in dem die Qualität der Arbeit deutlich begünstigt wird, weil KI-Anwendungen viele Routine-Tätigkeiten abnehmen, auf die Menschen schon heute wenig Lust haben. Das heißt: die Arbeit wird vermutlich mehr Freude machen und optimaler Weise mehr Sinn vermitteln. Gleichzeitig muss das zuvor genannte Umfeld proaktiv geschaffen werden, denn dieses entsteht gewiss nicht von allein. Hier ist es wichtig, sich frühzeitig mit den Schattenseiten der digitalen Arbeitswelt auseinandersetzen, damit wir unsere Kompetenzen und Organisationen so weiterentwickeln, wie es für die Arbeitswelt 4.0 erforderlich ist. Wenn uns das gelingt, glaube ich, dass wir in Zukunft in einer vielversprechenden Arbeitswelt agieren können.

Das könnte Sie auch interessieren: 'Erfolgreich im BGM' & 'Vernetztes Fitnessstudio'