Wo steht die Branche heute?

Wie wird die deutsche Fitnessbranche wahrgenommen, was macht sie glaubwürdig und welche Faktoren bestimmen ihr Image?
Lesezeit: 7 Minuten
Symbolisches Titelmotiv der Branchenstudie: Ein Mann blickt durch eine Lupe auf das Fitnessstudio – stellvertretend für die genaue Betrachtung von Image und Kompetenz der Fitnessbranche.
Welche Faktoren bestimmen das Image der deutschen Fitnessbranche?
Wie wird die deutsche Fitnessbranche von ihren Anspruchsgruppen wahrgenommen, was macht sie glaubwürdig und welche Faktoren bestimmen ihr Image? Die neue Studie des DSSV und der DHfPG zeigt: Qualifikation und Kompetenz bilden Vertrauen und prägen das Bild der Branche.

Die deutsche Fitnessbranche entwickelt sich wirtschaftlich stabil (DSSV, 2025), doch neben dem Streben nach Wachstum rückt zunehmend auch die inhaltliche Profilbildung in den Vordergrund. Im Mittelpunkt steht dabei, das eigene Selbstverständnis zu schärfen und die Außenwahrnehmung nachhaltig zu verbessern, um Vertrauen, Anerkennung und gesellschaftliche Relevanz weiter auszubauen. Die Branche verfolgt die Vision, dass Fitness in der Bevölkerung neu gedacht wird. Das bedeutet, überholte Stereotype hinter sich zu lassen und den individuellen, gesellschaftlichen wie gesundheitlichen Nutzen des Fitnesstrainings glaubhaft zu vermitteln. 

Gleichzeitig setzt sich die Branche weitere ehrgeizige Ziele: eine Reaktionsquote von über 30 Prozent in den kommenden Jahren und die Anerkennung als relevanter Gesundheitsakteur in der Politik und im Gesundheitssystem. Um diese Ziele zu erreichen, gilt es jedoch zunächst zu klären, wo die Branche heute steht.

Die neue Imagestudie des DSSV e. V. und der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) geht dieser Frage nach und vergleicht die Perspektiven von Betreibern und Führungskräften, Mitgliedern sowie der Bevölkerung ohne Mitgliedschaft auf die Branche. Die Ergebnisse zeigen, wo sich die Sichtweisen decken und wo sie auseinandergehen – und eröffnen damit vielfältige Chancen für die Akteure der Branche.

Wege zu einem glaubwürdigen Branchenimage

Wenn es darum geht, Fitness neu zu denken, stellt sich die zentrale Frage: Welches Bild haben die Menschen tatsächlich von der Branche? Die Studie liefert die Antwort und zeigt ein Branchenimage, das sich aktuell nur auf durchschnittlichem Niveau bewegt, unabhängig von der Perspektive (vgl. Abb. 1).

Einschätzung der Gesundheitskompetenz von Fitnessstudios – Drei Perspektiven im Vergleich

Die Branche wird also weder klar negativ noch klar positiv wahrgenommen. Ihr Image scheint vielmehr wenig gefestigt, woraus sich ein klarer Handlungsbedarf ergibt.

Die Frage nach Faktoren, die das Image nachhaltig verbessern können, zeigt, dass die bestehenden Herausforderungen mit Blick auf das Image nicht primär kommunikativ, sondern strukturell bedingt sind. Es geht also weniger darum, Missverständnisse zu korrigieren, als vielmehr darum, Strukturen, Prozesse und Qualitätsstandards konsequent weiterzuentwickeln.

Statements

Porträtbild von Mahssa Noori
Foto: FitX Deutschland GmbH
Die Studie ist eine wichtige Bestandsaufnahme für unsere Branche. Sie zeigt uns ehrlich, wie wir wahrgenommen werden – nicht nur von unseren Mitgliedern, sondern auch von Menschen, die bisher keinen Zugang zu Fitnessstudios gefunden haben. Dabei wird deutlich, wo noch Hürden bestehen – und genau da liegt unsere Chance: gemeinsam daran zu arbeiten, diese Barrieren abzubauen und noch mehr Menschen für Sport und Bewegung zu begeistern.

Besonders wichtig finde ich die Erkenntnis, wie bedeutend die Themen Personalqualifikation und Betreuungskompetenz sind – das ist ein klarer Auftrag an uns alle. Die Studie bestätigt, was wir bei FitX leben: Wir möchten Fitness und den damit verbundenen aktiven Lebensstil allen zugänglich machen – und dafür brauchen wir qualifiziertes, empathisches und präsentes Personal. Wir setzen weiter auf den Faktor Mensch in unseren Studios, deshalb investieren wir gezielt in Aus- und Weiterbildung und setzen konkrete Betreuungsstandards, die wir in jedem unserer Studios erfüllen wollen. Unser Ziel ist eine Studioatmosphäre, die Menschen willkommen heißt – unabhängig von Alter, Herkunft oder Fitnesslevel. So können wir aktiv dazu beitragen, dass Menschen Freude an Bewegung haben und gleichzeitig etwas für ihre Gesundheit tun. Die Ergebnisse der Studie sind für uns Rückenwind, diesen Weg weiterzugehen und stets auch zu prüfen, wo wir uns noch verbessern können.
Mahssa Noori
FitX
Porträtbild von Martin Seibold
Foto: LifeFit Group
Die Imagestudie ist aus zwei Gründen wichtig für die Branche. Erstens: Wir haben ein Selbstbild unseres Angebots und glauben, vieles richtig zu machen. Deswegen ist es wichtig, sich ab und zu einen Spiegel vorzuhalten und das Selbstverständnis mit dem Fremdbild abzugleichen. Die Studie liefert wichtige Antworten dazu, wo wir heute wirklich stehen. Zweitens stellt sich die Frage, mit welchen Strategien und Konzepten wir auf diese Erkenntnisse reagieren. Unsere Branche will für die ganze Gesellschaft relevant sein. Während Corona mussten wir erleben, dass es noch nicht so war – woraufhin wir den Plan entwickelten, dieses Ziel innerhalb von fünf bis zehn Jahren zu erreichen. Die Imagestudie ist ein guter Meilenstein, um herauszufinden: Welches Standing hat die Branche aktuell und welche Aktionen müssen folgen, um dorthin zu gelangen, wo wir sein wollen? Die Ergebnisse zeigen, dass noch ein weiter Weg vor uns liegt.
Martin Seibold
LifeFit Group
Porträtbild von Stephan Schulan
Foto: all inclusive Fitness
Die Fitnessbranche steht an einem Wendepunkt. Nach Jahren, in denen Preis und Angebot oft im Vordergrund standen, zeigt die Imagestudie sehr klar: Menschen verbinden Fitness zunehmend mit einem gesundheitsorientierten Lebensstil und erwarten Professionalität und echte Betreuungskompetenz. Diese Erkenntnis ist ein Weckruf für die Branche. Wir müssen uns als Teil des Gesundheitswesens sowie als Partner in der persönlichen Gesundheitsentwicklung verstehen und nicht nur als Anbieter von Training. Die Studie liefert uns dafür eine belastbare Grundlage, um das Vertrauen in Fitnessstudios langfristig zu stärken.

Für uns ist die Studie kein Marketinginstrument, sondern ein strategisches Werkzeug. Wir wollen verstehen, wie Mitglieder, Interessenten und die Öffentlichkeit Fitness wahrnehmen und welche Faktoren Vertrauen schaffen. all inclusive Fitness steht für ganzheitliche Betreuung und qualitativ hochwertige Trainingsangebote. Durch die Ergebnisse können wir überprüfen, ob unser Selbstbild mit den Erwartung unserer Zielgruppen übereinstimmt und wo wir noch konsequenter handeln müssen. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit anderen Akteuren die Wahrnehmung der Branche als systemrelevanten Anbieter zu stärken. Diese Studie schafft dafür eine gemeinsame Argumentationsbasis.
Stephan Schulan
all inclusive Fitness
Porträtbild von Markus Sigl
Foto: wellyou Holding
Die Ergebnisse der Studie sind für die gesamte Fitnessbranche von existenzieller Bedeutung. Sie bieten uns die Chance einer dringend notwendigen Realitätsprüfung. Jahrelang kämpft die Branche darum, als ernstzunehmender Gesundheitsdienstleister anerkannt zu werden. Die Studie zeigt uns knallhart auf, wo wir aktuell stehen und welche Kommunikationsprobleme wir scheinbar noch haben – und sie zeigt auf, wo wir hinwollen. Wir Betreiber profitieren davon, unsere Angebote präziser an den wahrgenommenen Nutzen der Konsumenten auszurichten. Als bundesweit agierende Kette versprechen wir uns von den Ergebnissen eine fundierte, strategische Leitlinie für die nächsten Jahre. Es geht um Benchmarks und Differenzierung: Die Studie liefert uns Benchmarks, wie unsere spezifischen Leistungen im Vergleich zur gesamten Branche wahrgenommen werden. Sie zeigt uns, wo wir in der wahrgenommenen Betreuungsqualität stehen. Daraus erzielen wir wichtige und relevante Ableitungen, die wir auch im Tagesgeschäft umsetzen werden.
Markus Sigl
wellyou

Aus den offenen Antworten der Befragten lassen sich sechs zentrale Handlungsfelder ableiten, die für eine nachhaltige Imageverbesserung entscheidend sind: der Abbau überholter Stereotype (in der Wahrnehmung wie im Studioalltag), eine breitere und inklusivere Zielgruppenansprache, die konsistente Kommunikation der Markenidentität, gezielte gesundheitliche Aufklärung sowie eine Preisgestaltung, die zur Markenidentität passt. Als wichtigster Einflussfaktor aber zeigt sich das Personal, das die Qualität einer Anlage nach innen wie außen durch Fachkompetenz, emotionale Intelligenz und gelebte Professionalität verkörpern muss. Nur wenn Mitarbeitende den inhaltlichen Anspruch einer Marke im täglichen Handeln widerspiegeln, entsteht ein glaubwürdiges, vertrauenswürdiges und dauerhaft positives Image der gesamten Branche.

Im Podcast 'Fitness im Ohr' spricht Host Janosch Marx mit Prof. Dr. Sarah Kobel (DHfPG) über die Relevanz, Ergebnisse und Learnings der Imagestudie für die Fitness- und Gesundheitsbranche. Jetzt reinhören.

Einschätzung der Gesundheitskompetenz von Fitnessstudios – Drei Perspektiven im Vergleich

Qualifikation als Fundament der Gesundheitsdienstleistung

Mit Blick auf die Gesundheitskompetenz zeigt die Imagestudie eine deutliche Diskrepanz zwischen der wahrgenommenen gesundheitlichen Wirksamkeit von Fitnesstraining und der zugeschriebenen Gesundheitskompetenz der Branche. Fitnesstraining als solches wird von allen Befragtengruppen mit positiven gesundheitlichen Effekten in Verbindung gebracht; diese Einschätzung überträgt sich jedoch nicht automatisch auf die Branche. Über alle drei Perspektiven hinweg wird die Gesundheitskompetenz der Branche lediglich durchschnittlich bewertet (vgl. Abb. 2).

Die Ergebnisse der Studie zeigen deutlich: Die wahrgenommene Gesundheitskompetenz der Branche hängt unmittelbar von der Qualifikation des Personals in den Fitnessanlagen ab. Wird diese als unzureichend eingeschätzt, verliert die Branche an Glaubwürdigkeit. Wird die Personalqualifikation hingegen als fundiert wahrgenommen, stärkt das die Akzeptanz und das Vertrauen in die gesundheitliche Relevanz der gesamten Branche.

Einen Vertrauensvorsprung genießen Sport- und Bewegungstherapeuten, denen über alle Befragtengruppen hinweg höhere Kompetenzwerte zugeschrieben werden als dem Personal auf der Trainingsfläche. Insgesamt wird klar: Qualifiziertes Fachpersonal ist der entscheidende Schlüssel für die Positionierung der Fitnessbranche als glaubwürdiger, professioneller und anerkannter Gesundheitsdienstleister.

Personal als strategischer Schlüssel zur Positionierung

Für Fitnessanlagen, die sich als Gesundheitsdienstleister verstehen und als solche anerkannt werden wollen, bedeutet dies, Personalentwicklung als zentrales strategisches Thema zu begreifen. Die Gesundheitskompetenz einer Anlage entsteht nicht durch Kommunikation und Positionierung, sondern durch Qualifikation und Handlungskompetenz der Mitarbeitenden. Entscheidend ist, dass jedes Studio, das Gesundheit als Markenkern versteht, ein strukturiertes Personalkonzept etabliert und nachhaltig verankert. Dieses Konzept sollte sicherstellen, dass Markenidentität, Personalqualifikation und Betreuungsqualität optimal aufeinander abgestimmt sind. Dazu gehören verbindliche Standards in drei Bereichen: erstens die Definition klarer Qualifikationsanforderungen, die das eigene Qualitätsversprechen tragen, zweitens der gezielte Personaleinsatz zur Sicherung von Betreuungsqualität und individueller Unterstützung und drittens die systematische Verankerung von Weiterbildungen.

Differenzierung als Notwendigkeit für Glaubwürdigkeit

Allerdings gilt es zu bedenken: Nicht jede Fitnessanlage muss oder kann sich als Gesundheitsdienstleister positionieren. Die Ergebnisse der Studie unterstreichen, dass statt einer einheitlichen Positionierung vielmehr eine klare Differenzierung innerhalb der Branche notwendig ist. Denn: Differenzierung schafft Glaubwürdigkeit.

Gesundheit ist dem Fitnesstraining zwar inhärent, stellt jedoch nicht für alle Zielgruppen den zentralen Motivationsfaktor dar. Trainierende können primär auch Ziele wie Leistungssteigerung oder eine Verbesserung der körperlichen Ästhetik verfolgen; gesundheitliche Effekte gelten dabei dann als willkommener, aber sekundärer Nutzen. Für die Anbieter bedeutet das: Positionierung ist eine strategische Entscheidung. Wer sich als Gesundheitsdienstleister versteht, muss diesen Anspruch konsequent über Personal, Betreuung und Kommunikation einlösen. Aber auch wer den Fokus nicht primär auf Gesundheit legt, sollte sein Profil klar definieren und professionell im Inneren vertreten. Unabhängig von der gewählten Ausrichtung bleibt das Personal der zentrale Qualitätsfaktor. Alle drei Befragtengruppen beurteilen die Branche maßgeblich anhand von Qualifikation, Kompetenz und Betreuungsqualität der Mitarbeitenden. Jede Anlage sollte daher prüfen, wie Markenidentität und Personalprofil zueinanderpassen, und sicherstellen, dass diese Verbindung sichtbar und konsistent gelebt wird.

Wer seine Markenidentität klar definiert und sie durch qualifiziertes Personal sowie transparente Kommunikation untermauert, stärkt nicht nur das eigene Image, sondern auch das Ansehen der gesamten Branche, die in ihrer Vielfalt nicht verwässert, sondern an Stärke gewinnt.

Imagestudie herunterladen

Die vollständige Studie mit allen Ergebnissen steht zum kostenlosen Download bereit. Sie bietet einen umfassenden Einblick in die Selbst- und Fremdwahrnehmung der deutschen Fitness- und Gesundheitsbranche.
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Fazit

Die Studie zum Image der Fitnessbranche macht deutlich: Zukunftsfähigkeit entsteht nicht allein durch Wachstum und Reichweite, sondern vor allem durch Kompetenz, Qualität und eine klar gezeichnete Markenidentität. Im Zentrum steht dabei das Personal als entscheidender Faktor für Vertrauen und die professionelle Wahrnehmung der gesamten Branche.

Ob Gesundheitsorientierung, Leistungssteigerung oder körperliche Ästhetik: Erst qualifizierte, kompetent handelnde Mitarbeitende verleihen diesen Ausrichtungen die nötige Substanz. Sie sind das Bindeglied zwischen Marke und Mitgliedern und damit der Schlüssel, um die Fitnessbranche als starken, verlässlichen und anerkannten Bestandteil einer modernen Gesellschaft zu verankern.

Diesen Artikel kannst du folgendermaßen zitieren:

Kobel, S., Marx, J. (2025). Wo steht die Branche heute?. fitness MANAGEMENT international, 6 (182), 38–41.

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