Fitness, Gesundheit | Autor/in: Johanna Blume |

Athletinnen und Athleten als (neue) Zielgruppe: GK-EMS-Training zur Leistungssteigerung

Ganzkörper-Elektromyostimulation (GK-EMS) ist für viele Personengruppen eine zeiteffiziente Trainingsmöglichkeit, um systematisch die eigene Leistungsfähigkeit zu verbessern. Ob physische Anpassungen bei Athletinnen und Athleten mit unterschiedlichen Leistungsniveaus erreicht werden können, und – wenn ja – welche, wurde in einer Bachelor-Thesis der DHfPG untersucht.

DHfPG Science Lab: GK-EMS zur Leistungssteigerung – Athletinnen und Athleten als (neue) Zielgruppe

Heutzutage sind aufgrund steigender Anforderungen im Hochleistungssport gerade während laufender Wettkampfvorbereitungen bis zu sieben Trainingseinheiten pro Woche keine Seltenheit (Filipovic et al., 2016). Die physischen Anforderungen an die Athletinnen und Athleten steigen stetig; das Leistungsniveau muss kontinuierlich nach oben angepasst werden, um erfolgreich zu bleiben oder weitere Fortschritte zu erzielen (Finn & McKenna, 2010). Die körperliche Leistungsfähigkeit ist Grundvoraussetzung des sportlichen Erfolges (Young, 2006).


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Deshalb sollte sie im Trainingsalltag von Athletinnen und Athleten einen hohen Stellenwert einnehmen. Neben sportartspezifischen Trainingseinheiten bedarf es somit eines zusätzlichen Ganzkörpertrainings, welches die muskuläre Leistungsfähigkeit verbessert. Der Einsatz von GK-EMS könnte hier neue Trainingsimpulse geben, da in einer geringen Zeitspanne ein hochintensiver Reiz gesetzt werden kann. (Lesen Sie auch: 'Wie ticken EMS-Nutzer?')

Substanzielle Leistungssteigerungen resultieren aus der Verbesserung der Kraftausdauer, Maximal-, Schnell- und Reaktivkraft sowie der Sprint-, Sprung-, Koordinations- und Ausdauerfähigkeit. In einigen Studien wurden diese durch GK-EMS nachweislich verbessert. GK-EMS soll bei vergleichsweise kurzer Belastungsdauer eine wirksame Trainingsmethode darstellen. Die Frage ist allerdings, ob diese Methode bei hoch trainierten Athletinnen und Athleten für weitere Leistungssteigerungen sorgt oder ob der hohe Trainingsstatus weitere Adaptationen ausschließt.

Methodik

Im Rahmen der Bachelor-Thesis wurde eine systematische Literaturanalyse auf PRISMA-Grundlage durchgeführt und die Ergebnisse in einem narrativen Review zusammengefasst. Relevante Studien wurden durch mehrere Suchvorgänge unter Verwendung verschiedener Suchbegriffskombinationen und -synonyme in unterschiedlichen Datenbanken (PubMed, Google Scholar) ermittelt. Nach inhaltlichem Abgleich der recherchierten Studien mit den vorab definierten Ein- und Ausschlusskriterien wurden zehn Studien in die Analyse aufgenommen. (Science News: 'WB-EMS im Alterscheck')

Ergebnisse

Die Studien dieses Reviews berichten ausnahmslos über eine Steigerung der Leistungsfähigkeit, gemessen an diversen Parametern, wobei die Trainingsinhalte sowie Interventionsdauern je nach Studiendesign und Probandengruppe variieren. So konnten Verbesserungen der vertikalen Sprunghöhe durch den Counter Movement Jump von bis zu 8,8 Prozent beobachtet werden. Beim Squat Jump zeigten sich Verbesserungen von bis zu zehn Prozent; beim Drop Jump von bis zu 19,3 Prozent, was eine deutliche Steigerung der Sprungkraft darstellt.

Ebenso konnten in Bezug auf die Maximalkraft nach einer mehrwöchigen GK-EMS-Intervention signifikante Verbesserungen der Rumpfflexion (+ 33,7 %), der Rumpfextension (+ 15,5 %), der Knieflexion (+ 20,7 %), der Knieextension (+ 31,4 %) sowie des Maximalgewichts beim Bankdrücken (+ 9,8 %) festgestellt werden. Bezüglich der Sprintzeiten auf fünf und zehn Meter wurden die Athleten (Fußballer) um 4,3 Prozent bzw. 2,6 Prozent schneller.

Betrachtet man sportartspezifische Leistungssteigerungen, ist nicht nur die Erhöhung der Kraftfähigkeiten, sondern der Transfer der Zuwächse in sportartspezifische Bewegungen entscheidend.

GK-EMS-Training hat – wie sich zeigt – einen positiven Einfluss auf die Sprungleistung, weshalb ein verbessertes sportartspezifisches Leistungspotenzial für Sportarten, bei denen eine gute Sprungfähigkeit Grundlage ist, angenommen wird. Daher kann hier eine Empfehlung einer Anwendung ausgesprochen werden. Die Ausführung des GK-EMS-Trainings sollte dabei idealerweise dynamisch sein und mit zusätzlichen sportartspezifischen Bewegungen kombiniert werden, was auch als „superimposed EMS“ bezeichnet wird.


Lesetipp: 'Sicheres und effektives Ganzkörper-EMS-Training'


Zusammenfassend ist eine Anwendung von GK-EMS auch bei hoch trainierten Athletinnen und Athleten eine sinnvolle Ergänzung der Trainingsroutine und kann zu Steigerungen der muskulären und sportartspezifischen Leistungsfähigkeit führen. Mit entsprechenden Angeboten können Fitnessstudios ambitionierten Hobbyathletinnen und -athleten sowie Profisportlerinnen und -sportlern neue und zeiteffiziente Trainingsmöglichkeiten bieten, gleichzeitig ihren Kundenstamm erweitern und neue Umsatzpotenziale erschließen.


Fazit 

Die vorgestellte Thesis verdeutlicht, dass regelmäßig durchgeführtes GK-EMS-Training eine wirksame Methode zur Steigerung unterschiedlicher Leistungsparameter ist. Alle untersuchten Studien deuten nach sechs bis 28 Trainingseinheiten auf eine Steigerung der Leistungsfähigkeit bei Athletinnen und Athleten ohne EMS-Vorerfahrung hin. Bezüglich der Maximalkraftfähigkeit konnten selbst hoch trainierte Athletinnen und Athleten ihr ohnehin schon hohes Niveau durch isometrisches und dynamisches Training nach kurzer Zeit deutlich steigern und von GK-EMS-Training profitieren.


 

Über die Autorin

Johanna Bluhme

Alter: 24

Abschluss: B. A. Fitnesstraining

Aktuelle Tätigkeit: Freiberufliche Trainerin

 

Diesen Artikel können Sie folgendermaßen zitieren:

Bluhme, J. (2023). GK-EMS-Training zur Leistungssteigerung. fitness MANAGEMENT international, 2 (166), 138–139.

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