Der 'Eisenvirus' in Corona-Zeiten – ein Kommentar von Albert Busek
Der 'Eisenvirus' lebt! Fitnessurgestein Albert Busek spricht in einem persönlichen Kommentar über seinen etwas anderen Virus und die schwierige Zeit während der ersten Corona-Quarantäne. Warum gerade das Training dem 76-Jährigen als Kraftquelle und Lebenselixier so viel bedeutet und wie schwer ihm der Verzicht fällt, erläutert er exklusiv in seinem unnachahmlichen und authentischen Stil.
HINWEIS der Redaktion: Dieser Text stammt aus der Zeit des ersten Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020, da er jedoch seither nichts von seiner Aktualität verloren hat, haben wir ihn in Rücksprache mit dem Autor nochmals über unsere Social-Media-Kanäle für Sie ausgespielt.
Ohne Fitness geht es nicht. Wer einmal vom 'Eisenvirus' infiziert ist, kommt nicht mehr davon los. Ich bin im doppelten Sinne 'infiziert' und freue mich darüber, dass der Trainingsvirus selbst Corona übersteht und das Training (mit weniger Einschränkungen) bereits wieder möglich ist/wird.
„Gefährlich ist’s, den Leu zu wecken,
Verderblich ist des Tigers Zahn,
Doch der schrecklichste der Schrecken,
Das ist der Mensch in seinem Wahn.“
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Friedrich Schiller (1759-1805)
Dieses Schiller-Zitat aus seinem Gedicht 'Das Lied von der Glocke' wird solange gültig sein, solange es die Spezies Mensch gibt, um in der in Corona-Zeiten so häufig verwendeten Fachterminologie der Wissenschaftler zu bleiben.
Der Virus, über den wir alle reden
Der Coronavirus ist allgegenwärtig und fast im Stundentakt hören wir seit Wochen Zahlen, Daten, Hypothesen und viele Kommentare. Der SARS-CoV-2-Virus durchdringt unsere Gesellschaft so umfassend und total wie es wohl noch keiner von uns erlebt hat.
Vor allem aber hat diese Pandemie auf unsere Gesellschaft Auswirkungen, die in ihrem ganzen Ausmaß zum jetzigen Zeitpunkt von niemandem real eingeschätzt werden können. Die Schäden werden gewaltig sein – in jeglicher Hinsicht.
Jeder einzelne von uns ist mehr denn je gefordert
Ob wir wollen oder nicht, wir müssen mit dem Virus leben und uns so gut es nur irgendwie geht anpassen und den Vorsichtsmaßnahmen Priorität einräumen. Das gilt gleichermaßen für Gesellschaft, Unternehmen und Privatpersonen.
Zusammenhalt und Besonnenheit statt Egoismus
Was wir nicht müssen ist, uns als einzelner Mensch von dem Coronavirus total beherrschen zu lassen. Bei den strikten Vorgaben zur 'sozialen Distanz' könnte das den Egoismus fördern, obwohl gerade jetzt der Zusammenhalt gesellschaftlich und insbesondere auch in unserer Branche so wichtig sind.
Kreativität, intelligente Lösungen, Besonnenheit und Hilfsbereitschaft sind gefragt und dennoch muss jeder Mensch seine ganz persönliche Kraftquelle finden.
Kraftquelle Training – mein persönlicher Stabilisator
Familie und Freunde sind DIE Kraftquelle schlechthin, aber für mich ganz allein war dies neben dem Glauben vor allem das Training. Für mich war und ist das Training, gerade in schweren persönlichen Phasen besonders wichtig. Es war mein Stabilisator, nicht nur physisch, sondern gerade auch psychisch.
Einmal infiziert, nie mehr losgelassen
Mein persönlicher 'Magic Touch' war vor mehr als sechzig Jahren, am 14. Oktober 1959, als ich zusammen mit meinem lebenslangen Freund Erich Janner erstmals eine Hantel berührte und mich der Eisenvirus seither nicht mehr losgelassen hat.
'Eisenvirus' – Beruf und Lebensinhalt
Am 1. Oktober 1964 machte ich mein Hobby zum Beruf. Seither lebe ich einen Traum, der Wirklichkeit wurde. Wo und wann immer sich für mich eine Tür in den Bereichen Muskeln, Training, Fitness, Ernährung, Veranstaltungen, Medien und vielem mehr auftat, ging ich mit vollem Risiko und Engagement hinein.
Wegbegleiter und Freunde
Mit dem Eisenvirus war ich nicht allein: rückblickend betrachtet haben der Muskelsport und das Training mein Leben verändert und mich über die Jahre mit sehr vielen Menschen in aller Welt zusammengebracht, die diesen positiven Virus mit mir teilen. Viele davon sind langjährige Freunde und Wegbegleiter geworden.
Fitnesstraining lebensnotwendig
Seit 2010 bin ich wegen gesundheitlicher Probleme regelmäßig in Behandlung und das Training wurde im Wortsinne lebenswichtig. Entgegen verschiedener Befürchtungen von Fachleuten habe ich mit einem ziemlich ausgeklügelten Trainings- und Ernährungsplan die negative Entwicklung verlangsamen können.
Unverzichtbarer Baustein der Gesundheit
Ohne meinen über Jahrzehnte aufgebauten 'Grundstock' des Bewegungsapparates hätte ich das niemals geschafft. Bei schwerem Heben über Stunden in meinem Lager habe ich mir Ende August 2019 eine hochgradige Spinal-Stenose (LWS) zugezogen, die schließlich Ende Februar 2020 erfolgreich operiert wurde.
Ganz schlimm war für mich physisch und psychisch, dass ich aufgrund der Schmerzen und des diesmal zu hohen Risikos sieben Monaten nicht effektiv trainieren konnte.
Unverhofft kommt oft: Aus der Reha direkt in die Quarantäne
Nach vier Wochen in der Reha-Klinik sehnte ich schon den Tag in der ersten Aprilwoche herbei, an dem ich wieder richtig trainieren konnte. Zuhause erhielt ich jedoch telefonisch die Nachricht, dass es in der Reha-Klinik mehrere positive Covid-19-Fälle gab, die erst jetzt bekannt wurden und ich zu den möglichen Kontaktpersonen gehörte.
Ich wollte sofort Klarheit und die bekam ich am 7. April 2020: „Ihr Test war positiv, ab sofort häusliche Quarantäne und strikte Selbstbeobachtung!“ sagte mir eine sehr freundliche Dame vom Münchner Gesundheitsamt.
Never give up: Durchhaltevermögen in der Quarantäne
In diesen letzten schweren Wochen hat mir mein Lebensgrundsatz sehr geholfen: „Alles im Leben ist positiv, es kommt nur auf den Blickwinkel an“.
Das Positive an dem 'positiven Test' war für mich die mögliche Chance, dass ich trotz meiner 76 Jahre und Vorerkrankung Hoffnung auf einen milden Verlauf haben kann, haben muss! Daran habe ich mich festgebissen und diese Phase mit Gottes Hilfe nach dreiwöchiger Quarantäne weitestgehend überstanden.
Fit bis ins hohe Alter
Nach den ersten zwei Trainingseinheiten nach so langer Zeit bin ich erfüllt von Demut und Dankbarkeit und hoffe sehr, dass die knapp 12 Millionen Mitglieder bald wieder in die Fitness-Anlagen zurückkehren können, um das zu tun, was für die Volksgesundheit von herausragender Bedeutung ist: sich bewegen, trainieren und dabei das eigene Immunsystem stärken.
In diesem Sinne – halten Sie sich fit und drücken wir gemeinsam die Daumen, dass der Lockdown bald ein Ende hat und wir bald wieder flächendeckend regulär in den Studios trainieren können! Ich hoffe, dass die restlichen Bundesländer dem positven Beispiel von Nordrhein-Westfalen, Hessen, Schleswig-Holstein und Sachsen folgen und ihre Fitness- und Gesundheitsanlagen ebenfalls wieder zeitnah öffnen.
“TO WHOM IT MAY CONCERN...
...OPEN THE GYMS AROUND THE WORLD”
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Albert Busek (Facebook-Post am 5.5.2020)
Über den Autor
Albert Busek ist u. a. Unternehmer, Studiobesitzer, Gründer der BSA-Akademie und einer der Wegbereiter des Bodybuildings in Deutschland. Als Sportfunktionär bei Bodybuilding-Meisterschaften trat er erstmals 1960 in Erscheinung.
Als langjähriger Präsident des Deutschen Bodybuilding- und Fitnessverbandes (DBFV) sowie Herausgeber und Chefredakteur mehrerer Bodybuilding-Zeitschriften stieg er zu einem der einflussreichsten Funktionäre der deutschen Kraftsportszene auf.
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