Fitness, Management, Markt | Autor/in: Anke Sörensen |

Unternehmensführung – Interview mit Stefan Lang: „Image von Gesundheitsanbietern stärken“

Wer die vergangenen 1,5 Jahre dazu genutzt hat, sein Unternehmen intensiv weiterzuentwickeln, profitiert jetzt davon. Emma Lehner und Stefan Lang zeigen, warum innovatives Handeln in der Fitnessbranche unabdingbar ist, um die steigenden Kundenansprüche zu befriedigen.

Stefan Lang, Betreiber des STEP Sports Spa, im Interview zu innovativer Unternehmensführung

Unternehmen in der Fitness- und Gesundheitsbranche müssen heute kontinuierlich ihr Produkt mithilfe digitaler Prozesse an die gestiegenen Erwartungen ihrer Kunden anpassen. Die Pandemie hat die Digitalisierung beschleunigt und für eine Vielzahl neuer Angebote gesorgt, die über das „normale“ Trainingserlebnis hinausgehen – vom Eingangscheck über die Auswertung der Fortschritte bis hin zum individuell zugeschnittenen Trainingsplan auf Basis valider Daten. Über all diesen technischen Innovationen sollte jedoch nie der persönliche Kontakt zum Kunden aus den Augen verloren werden.

Unser Experte

Stefan Lang, Betreiber des STEP Sports & Spa, zeigt, warum er von einer klaren Positionierung im Gesundheitsbereich profitiert.

Welche Learnings haben Sie im STEP Sports & SPA in Bezug auf Digitalisierungsmaßnahmen aus der Corona-Pandemie gezogen und wie werden Sie digitale Projekte in Zukunft weiter vorantreiben?

Stefan Lang: Wir haben bereits lange vor der Pandemie mit der vernetzten Digitalisierung angefangen und alle Prozesse im Club optimiert. Damit haben wir alle Aufgaben, die sich digital leichter lösen lassen, den Trainern abgenommen, damit diese mehr Zeit für eine bessere Kundenbetreuung haben. Durch Corona wurde diese Entwicklung massiv beschleunigt, vor allem die Aufgabe, das Training digital zu den Mitgliedern nach Hause zu bringen.

Unsere interne digitale Strategie musste innerhalb kürzester Zeit auch extern funktionieren, was den Aufbau unserer App stark beschleunigt hat. Statt in den geplanten fünf Monate haben wir diese App in nur vier Wochen umgesetzt und darin Trainingspläne, Videos on demand von LES MILLS und eigene Produktionen über Vimeo integriert. Dabei war es ein sehr wichtiges Learning, dass die Mitglieder über der Digitalisierung nicht den Bezug zu unserem Studio verlieren dürfen.


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Für mich waren die Lockdowns das Zünglein an der Waage, um mich noch einmal für den Studiengang B. Sc. Sport-/Gesundheitsinformatik an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) einzuschreiben, damit ich auch wirklich alle digitalen Prozesse verstehe. Je mehr IT-Know-how ich selbst aufbaue, desto effektiver kann ich mit Geräte- und Softwareanbietern besprechen, was ich wirklich brauche.

Wir haben bereits vor der Corona-Pandemie begonnen, ein Betreuungskonzept zu entwickeln, das wir dann noch digitaler umgesetzt haben. Unser Ziel ist es, aussagekräftige Gesundheitsdaten aus der Praxis zu erarbeiten, um diese für unsere Werbung, das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) und die Zusammenarbeit mit Krankenkassen zu nutzen. Relevante Ergebnisse nach außen zu tragen ist ausgesprochen wichtig, um das Image von Gesundheitsanbietern in der Gesellschaft zu stärken.

Das Gesundheitsbewusstsein in der Bevölkerung ist gewachsen. Welche Chancen und Potenziale ergeben sich daraus für die Branche und speziell für Ihr eigenes Unternehmen?

Wir haben uns schon in den letzten zwei Jahren vor der Pandemie immer mehr im Gesundheitsbereich positioniert und einen Bereich ausgebaut, der zwischen Fitness und Selbstzahlerbereich in Physiotherapiepraxen liegt. Dort führen wir einen sehr umfangreichen, medizinlastigen digitalen Eingangscheck (cardioscan, Stress Pilot® etc.) durch. Als Heilpraktiker bin ich ein großer Fan von Diagnostik.

Seit der Pandemie merken wir verstärkt, dass wir damit auf dem richtigen Weg sind. Das Startpaket für die kompletten Checks liegt bei 250 Euro. Früher mussten wir es verkaufen, heute buchen es fast 70 Prozent der Neukunden automatisch, weil alle gemerkt haben, wie wichtig Gesundheit ist. Auch langjährige Mitglieder buchen den Check jetzt nachträglich und die Erkenntnisse daraus fließen in das Betreuungskonzept ein.

Was müssen Unternehmer tun, um sich noch klarer als Gesundheitsexperten zu positionieren?

Man muss sein Angebot seriös stärker nach außen tragen und beispielsweise durch die Zertifizierung nach der Europäischen Norm und der DIN-Norm sowie durch die Hygienezertifizierung sichtbar machen. Solche Siegel zeigen, dass ein hoher Standard eingehalten wird.


 


Das Bewusstsein der Mitglieder hat sich geändert und der Anspruch an uns ist gestiegen. Dementsprechend müssen wir unser Gesundheitsangebot abliefern. Wir haben darauf reagiert und als eine der Maßnahmen unseren Check-in auf die Trainingsfläche verlegt.

Alle unsere Mitarbeitenden verfügen über einen Trainerschein. Jetzt steht niemand mehr nur am Eingang am Empfangstresen, sondern es sind immer drei bis vier Mitarbeitende auf der Fläche verfügbar – ganz ohne Erhöhung der Personalkosten bieten wir so 30 Prozent mehr Betreuung.

Wichtig ist auch hoch qualifiziertes Personal. Während der Lockdowns haben wir unsere Mitarbeitende fortgebildet, um sie bei uns zu halten. Ich arbeite besonders gern mit dual Studierenden der DHfPG, weil man diese noch formen kann und von ihrer Ausbildung profitiert.


Über den Interviewpartner

Stefan Lang ist seit 2013 Inhaber und Geschäftsführer des STEP Sports & Spa in Stuttgart-Vaihingen. Er ist außerdem Heilpraktiker sowie im Bereich BGM als freiberuflicher Berater tätig.


Perspektiven 2022 – weiteres Interview:

Emma Lehner, CEO Bodystreet, erläutert, wie wichtig Nachhaltigkeit Fairness und technische Innovationen für ihr Unternehmen sind: Unternehmensführung – Interview mit Emma Lehner: „Innovationsmanagement als agiler Prozess“.


 

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