DSSV-Studie zum Image der Fitnessbranche

Welche Faktoren sind der Bevölkerung für ein gelungenes Trainingserlebnis wichtig? Die DSSV-Imagestudie zeigt das Selbst- und Fremdbild der Fitnessbranche.
Lesezeit: 4 Minuten
Ein Mann mit Lupe schaut durch das Glas und sieht darin ein Fitnessstudio mit Laufbändern. Im Hintergrund sind farbige Silhouetten von Menschen sowie die Logos der DHfPG und des DSSV zu sehen.
Wie wird Fitnesstraining wahrgenommen? Die neue Imagestudie von DHfPG und DSSV beleuchtet, wie Mitglieder, Nicht-Mitglieder und Betriebe die Fitnessbranche einschätzen
Gesundheit braucht Personal – das zeigt die aktuelle Imagestudie des DSSV e. V. und der DHfPG. Sie beleuchtet erstmals das Selbst- und Fremdbild der Fitnessbranche im direkten Vergleich und offenbart deutliche Unterschiede. Besonders kritisch wird die Glaubwürdigkeit der Branche bewertet – für die Bevölkerung entscheidet vor allem ein Faktor über Vertrauen und Anerkennung: die Qualifikation des Personals und die Qualität der Betreuung. Das Fazit ist eindeutig: Gesundheit braucht qualifiziertes Personal, um das Gesundheitsversprechen einzulösen und als relevanter Partner im Gesundheitssystem anerkannt zu werden.

In seinem Kommentar appelliert Prof. Dr. Thomas Wessinghage an die Fitnessstudiobetreiber, verantwortungsvoll, seriös und professionell zu agieren. Denn die Ziele der Branche sind klar definiert und ambitioniert: die Anerkennung als systemrelevanter Gesundheitsdienstleister in der Bevölkerung, in der Politik und bei zentralen Akteuren des Gesundheitssystems.

Was aber bedeutet dieser Appell? Antworten liefert die Imagestudie des DSSV e. V., die in Zusammenarbeit mit dessen Forschungs- und Bildungspartner, der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) durchgeführt wurde. Sie entwickelt einen Fahrplan auf Basis wissenschaftlich fundierter Ergebnisse. 

Kommentar zum Thema

Den Kommentar von Prof. Dr. Thomas Wessinghage liest du, indem du auf eines der nachstehenden Bilder klickst.

Die Datengrundlage umfasst dabei nicht nur die brancheninterne Sicht (Betriebe, Mitglieder), sondern auch die Außenperspektive (Nicht-Mitglieder). Durch diesen Drei-Gruppen-Vergleich erlaubt die Studie erstmals, das Selbstbild der Branche ihrem Fremdbild gegenüberzustellen.

Zwei zentrale Schnittmengen treten deutlich hervor: Zum einen wird Gesundheit in allen Gruppen als wesentlichster Nutzen von Fitnesstraining betrachtet, zum anderen hängt die Glaubwürdigkeit einer Gesundheitsdienstleistung maßgeblich von einer Variablen ab: der Qualifikation des Personals.

Methodik und Stichprobe

Befragt wurden hierfür 1.056 aktive Mitglieder von Fitness- und Gesundheitsanlagen sowie 1.069 Personen ohne Mitgliedschaft. Beide Gruppen sind repräsentativ nach Alter und Geschlecht (Basis: DSSV, 2025 bzw. Destatis, 2025). Zusätzlich gaben Betreiber und Führungskräfte Bewertungen für insgesamt 6.386 Betriebsstätten ab.

Die Wahrnehmung der Fitnessbranche

Zu Beginn der Befragung vervollständigten die Teilnehmenden den Satz: 'Fitnesstraining ist für mich …'. Diese offene, ungestützte Abfrage ermöglicht ein ungefiltertes Bild der Assoziationen zu Fitnesstraining, ohne jegliche inhaltliche Vorgaben oder Lenkungen. Die Antworten wurden nach Valenz (positiv, negativ, gemischt, neutral) kodiert. Abb.1 zeigt die Ergebnisse.

Wie zu erwarten war, verbinden Mitglieder und Betriebe weit häufiger positive Aspekte mit Fitnesstraining als die Bevölkerung ohne Mitgliedschaft. Zu den positiven Assoziationen der Betreiber zählen insbesondere die körperliche Gesundheit ('essenziell für die Gesundheit', 'das Elixier, um gesund alt zu werden'), die mentale Gesundheit ('Bestandteil meiner Ausgeglichenheit und wichtig für meine Energie') sowie ästhetische Motive ('eine tolle Form, den Körper optisch schöner und energetischer zu machen').

In einigen Fällen ist das Positive zudem an eine Bedingung geknüpft: 'sinnvoll unter qualitativer Betreuung'. Warum gerade diese Sichtweise richtungsweisend sein kann, werden die folgenden Analysen noch zeigen.

Mitglieder assoziieren mit Fitnesstraining in erster Linie ebenfalls den positiven Einfluss auf ihre körperliche und mentale Gesundheit ('Balsam für den Körper', 'das A und O, um gesund und fit zu bleiben', 'das beste Mittel, um meine Gesundheit zu erhalten und auf andere Gedanken zu kommen', 'ein Ausgleich zum Alltagsstress', 'eine Möglichkeit, Körper und Geist in Einklang zu bringen').

Sie verweisen zudem auf ihre Lebensqualität ('meine Me-Time', 'der Ausgleich in meinem Leben, den ich brauche, und meine Quelle für Stärke und Selbstbewusstsein') und zeigen teils eine starke emotionale Verbundenheit ('Abwechslung und Leidenschaft').

Auch unter Nicht-Mitgliedern wird der gesundheitlich positive Effekt von Fitnesstraining teilweise anerkannt ('ein Ausgleich zum Alltag, eine Möglichkeit, meine Gesundheit zu stärken und mentale Stärke aufzubauen'), sie verbinden diesen jedoch auch mit Einschränkungen ('eine gesunde Art, Sport zu machen, solange man gesund und richtig trainiert'). Häufig betonen sie zudem, gerade nicht in einer Fitnessanlage zu trainieren ('nichts, was ich in einem Studio erledigen müsste', 'wichtig, aber unabhängig von einem Fitnessstudio', 'im Freien genauso effektiv').

Ein erheblicher Teil der Nicht-Mitglieder stellt jedoch überhaupt keinen Bezug zwischen den positiven Effekten von Training und der Fitnessbranche her. Vielmehr (45,4 % der Nennungen) verbinden Personen ohne Mitgliedschaft Fitnesstraining mit negativen Aspekten. Für sie ist Fitnesstraining unter anderem 'eine Qual', 'Zeitverschwendung', 'anstrengend und lästig', 'rausgeworfenes Geld', 'langweilig, zeitraubend', 'ein ungesunder und teurer Zeitvertreib für Angeber und Poser', 'der absolute Horror, ich fühle mich in Fitnessstudios nicht wohl' oder 'eine Drucksituation'.

Diese hohe Quote negativer Assoziationen unterstreicht die erheblichen Vorbehalte, die in der Außenwahrnehmung gegenüber dem Training und der Branche bestehen.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass dort, wo Überschneidungen zwischen Innen- und Außenperspektive bestehen, diese vor allem die Themen Gesundheit und Funktionalität betreffen. Insgesamt jedoch unterscheiden sich die beiden Perspektiven deutlich.

Der Einfluss der Personalqualifikation und Betreuungsqualität auf das Image

Die kritische Sichtweise der Nicht-Mitglieder auf Fitnesstraining zeigt sich auch in ihrer Bewertung der Fitnessbranche als solcher. Auf einer Skala von 1 (sehr negativ) bis 5 (sehr positiv) liegt das Image der Branche aus Außenperspektive lediglich im mittleren Bereich (M = 3,15).

Auf die Frage, was sich ändern müsste, um dieses Bild zu verbessern, nennen die Befragten neben preisbezogenen Aspekten vor allem einen klaren Schlüsselfaktor: die Qualifikation des Personals und damit untrennbar verbunden die Qualität der individuellen Betreuung in Fitnessanlagen. In beiden Punkten sehen sie erheblichen Verbesserungsbedarf und stellen somit die Gesundheitskompetenz der Branche infrage.

Was die Branche daraus lernen kann

Damit wird deutlich: Die Branche mag ihren Gesundheitsauftrag verinnerlicht haben, doch offensichtlich gelingt es ihr nicht, diesen überzeugend nach außen zu kommunizieren und vor allem ihn konsequent zu leben.

Gesundheitskompetenz erwerben Fitnessanlagen nicht durch das bloße Angebot von Training an sich, sondern ausschließlich durch die konsequente Einlösung ihres Gesundheitsversprechens sowie mit qualifiziertem Personal, das eine individuelle sowie hochwertige Betreuung gewährleistet.

Dieses Ergebnis bringt eine Wahrheit auf den Punkt, die unmissverständlich ist und konsequentes Handeln erfordert: Gesundheit braucht Personal. Zunächst im Inneren und dann in der Außendarstellung des tatsächlichen Selbst.

Diesen Artikel kannst du folgendermaßen zitieren:

Kobel, S. (2025). DSSV-Studie zum Image der Fitnessbranche. fitness MANAGEMENT international, 5 (181), 66 –67.

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Für fitness MANAGEMENT berichtet

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