Digitale Entwicklung und die Zukunft des Gruppentrainings
Die Corona-Krise hat die digitale Entwicklung in allen Branchen stark beschleunigt, auch in der Fitness- und Gesundheitsbranche ist dies deutlich spürbar. Online-Training nimmt im Jahr 2021 erstmals die Spitzenposition der weltweiten Fitnesstrends ein. Was bedeutet das für die Zukunft des Gruppentrainings?
Bereits in den Jahren vor der Corona-Pandemie wurden die Vor-Ort-Kurse durch virtuelle Kurse ergänzt. Verschiedene Apps bringen das Fitnesstraining auf den heimischen Fernseher, das Smartphone oder aber auch auf die Leinwand im Fitnessstudio.
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Ganz neu ist diese Entwicklung gerade im Gruppenfitnessbereich aber nicht. Vielmehr orientiert man sich hierbei an den Wurzeln des Gruppentrainings. Denn bereits in den 1980er-Jahren tanzten Millionen Menschen mit Jane Fonda zu Hause vor dem Fernseher.
Erst nach und nach etablierten sich die Aerobic-Kurse und später die weiteren Kursformate in den Räumen der Fitnessstudios.
Aufgrund des ersten pandemiebedingten Lockdowns mussten die Fitnessstudios allerdings noch einen Schritt weitergehen. Es bedurfte mehr als der bereits entwickelten virtuellen Kurse, denn die Studios wollten ihren Mitgliedern zeigen, dass sie noch da sind.
Dadurch erhofften sie sich natürlich, die Solidarität ihrer Kunden zu stärken und die Kundenbindung zu erhalten. So dauerte es nicht lange, bis die ersten Studios ihre eigenen Kurse aufzeichneten und ihren Mitgliedern zur Verfügung stellten. Aus dieser Notlösung entwickelte sich innerhalb des letzten Jahres ein komplett neues Angebot.
Vor Ort, online-live und on demand
Unterschieden wird nun nicht mehr nur zwischen virtuellen Kursen und Vor-Ort-Kursen, sondern zwischen Vor-Ort-, Online-Live- und On-Demand-Kursen.
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Die On-Demand-Kurse werden aufgezeichnet und anschließend den Mitgliedern zur Verfügung gestellt. Dadurch entsteht ein hohes Maß an Flexibilität für die Teilnehmenden, denn egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit, es besteht immer die Möglichkeit auf ein Workout.
Die Betriebe profitieren gleichzeitig von der höheren Nutzungsdauer der Videos. Außerdem wird das Angebot nach und nach immer größer und die Teilnehmenden können sich aussuchen, wozu sie gerade Lust haben und welches Angebot für sie am besten passt.
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Etwas anders verhält es sich mit den Online-Live-Kursen. Diese finden nach einem virtuellen Kursplan statt, also zu festgelegten Uhrzeiten. Ein Instruktor streamt direkt aus dem Kursraum oder von zu Hause aus seinen Kurs live auf die Bildschirme und Endgeräte der Teilnehmenden.
Interaktionsmöglichkeiten in Online-Live-Kursen
Dadurch entsteht eine höhere Dringlichkeit und es ermöglicht mehr Interaktion, da sich die Trainierenden eventuell sogar mit Ton und Bild zuschalten können.
Die Online-Live-Kurse werden oft als persönlicher wahrgenommen, denn durch Ton, Bild und eventuell auch durch Chatfunktionen kann der Trainer auf die Gruppe reagieren und gegebenenfalls auch korrigierend eingreifen.
Das hält die Zukunft bereit
Wichtig für einen gelungenen Online-Live-Kurs ist allerdings die Technik und das Handling, wie beispielsweise eine stabile Internetverbindung und die richtige Positionierung der Kamera.
Was bedeutet dies nun für die Zukunft? Werden die Online-Angebote nach dem Ende der Corona-Krise wieder sukzessive von der Bildfläche verschwinden oder werden sie mit den Vor-Ort-Kursen in Konkurrenz treten?
Online-Training – die Zukunft?
Die neuen Angebote stellen für die Kunden und die Anbieter einen großen Zusatznutzen dar und beeinflussen nachweislich die Kundenzufriedenheit und die Kundenbindung (Baena-Arroyo, García-Fernández, Gálvez-Ruiz & Grimaldi-Puyana, 2020).
Daher ist davon auszugehen, dass diese neuen digitalen Formate zu einem festen Bestandteil in der Fitnessbranche werden. Die digitalen Angebote bieten den Teilnehmenden noch mehr Flexibilität und ein Training kann an jedem Ort und zu jeder Zeit absolviert werden, egal ob man nur zehn Minuten oder doch 60 Minuten Zeit hat.
Das Studio virtuell zu sich holen
Ein digitales Angebot schafft automatisch Kundennähe, denn egal wo der Kunde ist, er kann das Studio virtuell zu sich holen. Und genau diese Kundennähe und Verlässlichkeit haben aktuell höchste Priorität (ClubIntel, 2020).
Darüber hinaus 'schnuppern' viele Sportanfänger und potenziellen Neumitglieder eher mal in einen Online-Kurs rein, denn hier spielt das Schamgefühl eine wesentlich kleinere Rolle als bei der ersten Teilnahme an einem ausgebuchten Vor-Ort-Kurs.
Und wer digital den ersten Schritt bereits gewagt hat und positive Eindrücke sammeln konnte, traut sich dann auch ins Fitnessstudio, wo er als langfristiges Mitglied gewonnen werden kann.
Individueller Betreuungsbedarf
Ablösen werden die digitalen Formate die Vor-Ort-Kurse in den Fitnessstudios aber nicht komplett. Das Vor-Ort-Training ist und bleibt das Herzstück der Studios, denn der Wunsch nach Gemeinschaft, Austausch und sozialen Kontakten sowie der Bedarf an individueller Betreuung durch qualifiziertes Trainerpersonal sind nach wie vor vorhanden.
Ein reines Online-Training ist für die meisten Kunden kein vollwertiger Ersatz (Kobel & Preuschoff, 2020), aber es stellt eine hervorragende Ergänzung zum Vor-Ort-Angebot dar, die nicht ungenutzt bleiben sollte. (Lesen Sie auch: 'Fitness in Corona-Zeiten')
Fazit
Fitness- und Gesundheitseinrichtungen sollten die alten Strukturen aufbrechen und ihr Vor-Ort-Angebot um neue Online-Formate erweitern und diese auch langfristig beibehalten. Um eine geeignete Kulisse zu schaffen und die nötige Technik zu erwerben, werden erste Investitionskosten auf die Unternehmen zukommen.
Doch im Kosten-Nutzen-Vergleich wird sich der finanzielle Aufwand lohnen und die Online-Kurse werden langfristig Gewinn bringen. Denn durch ein erfolgreiches Online-Angebot erlangen die Mitglieder mehr Flexibilität in der Absolvierung ihres Fitnesstrainings. Dies stärkt gleichzeitig die Bindung zum Unternehmen.
Für Interessierte, die noch nicht sicher sind, kann das Online-Angebot im Verkaufsgespräch als ein überzeugendes Abschlussargument genutzt werden, da es Sicherheit vermittelt. Und darüber hinaus kann eine weitaus größere Zielgruppe sogar außerhalb des eigentlichen Marktgebietes angesprochen werden.
Über die Autorin
Die Fitnessökonomin (B. A.) Katja Karalus arbeitet als pädagogische Mitarbeiterin und Dozentin an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und der BSA-Akademie. Sie unterrichtet selbst seit mehreren Jahren ein breites Portfolio an Gruppentrainingsangeboten in verschiedenen Fitnesseinrichtungen.
Auszug aus der Literaturliste
Baena-Arroyo, M. J., García-Fernández, J., Gálvez-Ruiz, P. & Grimaldi-Puyana, M. (2020). Analyzing Consumer Loyality through Service Experience and Service Convenience: Differences between Instructor Fitness Classes and Virtual Fitness Classes. Sustainability, 12 (3), 828.
ClubIntel (Hrsg.) (2020). What Members Say Matters. What Members Say is Needed if Health/Fitness Facilities Want them Back. Zugriff am 25.02.2021.
Kobel, S. & Preuschoff, G. (2021). Auswirkungen der Corona-Krise auf das Trainingsverhalten. Zugriff am 24.02.2021.
Thompson, W. R. (2021). Worldwide Survey of Fitness Trends for 2021. ACSM's Health & Fitness Journal, 25 (1), 10–19.
Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.
Diesen und weitere Artikel finden Sie in der fMi 03/2021 & für Abonnenten EXKLUSIV vorab.
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