Fitness, Gesundheit, Markt | Autor/in: David Köndgen |

Schweden: Training ist 'systemrelevant' – wichtige Hintergründe zu Studio-Wiedereröffnung

Auch in Zeiten der Corona-Pandemie ist Training für die körperliche und geistige Fitness wichtig. Gleichzeitig sind die Fitnessstudios in Deutschland behördlich geschlossen, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. Entsprechend durchdrang am 25. März 2020 die Meldung aus Schweden über die Wiedereröffnung einer der größten Fitnessketten des Landes die Branche auch hierzulande. Wichtig ist jedoch auch, die Hintergründe zu verstehen.

Corona Good News: Fitnessstudio in Schweden wieder geöffnet

'Die Welt steht still. Nur Schweden nicht.' – So oder so ähnlich betiteln viele Publikumsmedien die aktuelle Situation in Schweden

'Välkommen tillbaka', zu Deutsch 'Willkommen zurück'. Dieser Tweet aus dem Stockholmer ARD-Studio ging am 25. März 2020 viral.


 

Daraus geht hervor, dass eine der größten Fitnessstudio-Ketten des Landes ab 26. März 2020 wieder ihre Türen öffnet, trotz Corona-Krise.

Aus Sicht der deutschen Fitnessbranche ein weiterer Hoffnungsschimmer. Allerdings ist es wichtig, die Hintergründe in Schweden zu verstehen.


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Kein Shutdown in Schweden: Kritik aus Europa

Während die ganze Welt sich abschottet, um den Coronavirus einzudämmen, herrscht in Schweden offensichtlich eine andere Einstellung.

Viele Schulen und Kindergärten sind geöffnet, die Regierung hat nur einige wenige Einschränkungen erlassen, aber keine Ausgangssperren angeordnet. (Stand: 26. März 2020)

Schweden hat sich in der Corona-Krise entschieden, einen eigenen Weg zu gehen. Dieser wird von vielen Seiten kritisiert.

Anderer Kurs im Kampf gegen Corona

Für den gelassenen Umgang mit der Corona-Pandemie in Schweden wird Anders Tegnell verantwortlich gemacht. Tegnell ist Staatsepidemiologe und berät die schwedischen Gesundheitsbehörden an oberster Stelle.

In seiner Funktion kann Tegnell mit Prof. Dr. Lothar H. Wieler, Präsident des Robert Koch-Instituts in Deutschland, verglichen werden.

Täglich brieft Tegnell die Politik sowie Regierungsoberhäupter in Schweden und gibt Interviews in den Medien zur Lage im skandinavischen Staat. Mit seiner Haltung stößt er jedoch auf viel Widerstand.

Coronavirus-Ausbreitung ähnlich hoch wie in Deutschland

Anders Tegnells Kurs ist nicht nur weltweit, sondern auch innerhalb Skandinaviens und sogar in Schweden selbst höchst umstritten. In der breiten schwedischen Bevölkerung findet Tegnell viele Befürworter, doch insbesondere in seinem eigenen Fachgebiet auch starke Kritiker.

Ein Blick auf die Zahlen verrät, warum. Laut Johns Hopkins Universität waren in Schweden am 26. März 2020 rund 2.600 Corona-Fälle registriert.

Bezogen auf die Gesamtbevölkerung in Schweden macht das 0,03 Prozent aus. Im Vergleich dazu sind in Deutschland 0,04 Prozent der Bevölkerung mit dem Coronavirus infiziert. Relativ gesehen ist die Situation in Schweden also ähnlich wie in Deutschland und anderen Nationen in Europa und der Welt einzuordnen.

Zahl der Todesfälle durch Corona steigt

Fachkollegen des Staatsepidemiologe gehen mittlerweile auf die Barrikaden. „Es ist blutiger Ernst!“, kritisiert Fredrik Elgh, Professor für Klinische Mikrobiologie an der Universität von Umeå Tegnells Verhalten.

In einem Interview im schwedischen Fernsehen äußert sich Elgh stark beunruhigt. Seine Forderung: ganz Stockholm unter Quarantäne stellen.

Die Zahlen bestätigen seine Meinung. In Schweden sind 62 Todesfälle auf das Coronavirus zurückzuführen, Tendenz steigend (Stand 26. März 2020). In Deutschland sind es zu diesem Stichtag 206 Todesfälle – und das bei einer 8-mal größeren Bevölkerung.

Training ist 'systemrelevant'

Vor diesem Hintergrund erscheint die Wiedereröffnung der größten Fitnesskette Schwedens in einem etwas anderen Licht. Die Zusammenkunft vieler Menschen im Studio könnte die Verbreitung des Virus beschleunigen und das Gesundheitssystem in Schweden an seine Grenzen treiben.

Dennoch steckt auch in dieser Meldung eine positive Nachricht und gibt Hoffnung – auch für Deutschland und dessen Fitnessbranche. Unabhängig vom schwedischen Kurs in der Corona-Krise wurde ein wichtiges Signal gesetzt: „Bewegung ist gerade jetzt wichtig!“.

Einige gehen sogar weiter und bezeichnen Training als 'systemrelevant'. Allerdings zeigt sich hierzulande eben auch: Training kann in diesen besonderen Zeiten eben auch alleine oder in virtueller Gemeinschaft absolviert werden. Angebote dafür gibt es zahlreiche.

Warum Muskeltraining gerade jetzt so wichtig ist

In ihrem Webinar vom 25. März 2020 erläutern Prof. Dr. med. Elke Zimmermann, Mario Görlach und Andreas Bredenkamp die positive Wirkung von Muskeltraining: 


„Nie waren Wachstumsreize so wichtig wie in dieser schwierigen Zeit, denn Muskeln produzieren
unter Belastung Botenstoffe, die sogenannten Myokine, die der Kommunikation
zwischen den Organen dienen, und die in der Lage sind, uns vor Erkrankungen wirksam zu schützen.“


Weitere Informationen zum Vortrag finden Sie hier (PDF-Link).

Auch wir als führender Fachverlag und offizielles Organ des DSSV bieten Ihnen als Studiobetreiber relevante Informationen, die Ihnen und Ihren Mitgliedern einen direkten Mehrwert bieten.

Corona-Hilfe: Übersichtswebseite für Studios

Hierfür haben wir Ihnen einen wertvollen Überblick zu aktuellen Hilfs-Angeboten – darunter auch viele digitale Angebote – der Fitnessindustrie zusammengestellt. Diese Übersicht haben wir in unserer neuen Rubrik 'Corona-Hilfe' verlinkt. Diese zentrale Informationsseite wird regelmäßig aktualisiert – also klicken Sie am besten täglich rein.

DSSV als Anlaufstelle für Studiobesitzer

Eine Übersicht mit allen rechtlichen Fragen rund um Studioschließungen hat der DSSV erstellt. Sie erhalten diese relevanten Informationen auch wenn Sie kein DSSV-Mitglied sind. Eine persönliche Fachberatung ist jedoch nur für DSSV-Mitglieder möglich.

Viele Tipps für die Dauer des Shutdowns finden Sie unserem Artikel 'Shutdown, und nun?'.

Corona-Solidarität: Stay Strong – Stay Together!

Vereint die Corona-Krise bewältigen: Unter dem Slogan 'Stay Strong – Stay Together!' appellieren Entscheider und Studiobetreiber an die Solidarität und Loyalität untereinander. (Lesen Sie auch: Zusammenhalt während der Corona-Krise)