Digital, Gesundheit, Anzeige | Autor/in: Sarah Staut & Oliver Walle |

Digitales Gesundheitsmanagement – Trainingsort Homeoffice

Die Corona-Pandemie sorgt für einen enormen Schub in der Nutzung digitaler Möglichkeiten zum Informationsaustausch, zur Kommunikation und – in einigen Bereichen – auch zur Dienstleistungserbringung. Für das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) bedeuteten die Ausgangsbeschränkungen ein abruptes Ende der Vor-Ort-Termine in Unternehmen. Jedoch kann BGM auch während solcher Krisenzeiten gelingen, selbst wenn die Beschäftigten im Homeoffice arbeiten. Im Expertentalk 'Digitales BGM' können Sie die Autoren dieses Artikels im Haufe Online-Seminar am 20. Oktober 2020 oder anschließend im aufgezeichneten Video erleben.

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Die Corona-Pandemie kam für viele überraschend. Sowohl im Privatleben als auch in weiten Teilen der Businesswelt führte der Corona-Lockdown zu massiven Einschränkungen, in einigen Branchen kam der Geschäftsbetrieb völlig zum Erliegen.

Einschränkungen für BGM-Dienstleister

Und da das BGM nun einmal im Unternehmen stattfindet, folgte von heute auf morgen die Einstellung sämtlicher Trainings, Kurse und Coachings. Für viele BGM-Dienstleister, insbesondere für Soloselbstständige, bedeutete dies einen hundertprozentigen Umsatzeinbruch, der wohl noch mindestens bis zum Herbst 2020 andauern wird.

Auswirkungen des 'BGM-Shutdowns'

In einer BGM-Dienstleister-Umfrage des Bundesverbandes Betriebliches Gesundheitsmanagement e. V. (BBGM) Anfang Juni 2020, die durch die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) wissenschaftlich begleitet wurde, gaben 56 Prozent der Befragungsteilnehmer an, dass sie Umsatzeinbrüche erlitten hätten.

Anhaltende Abschottung

45 Prozent mussten sogar ihre komplette Dienstleistungserbringung ruhen lassen. Auch nach den schrittweisen Lockerungen seit Mai 2020 zeigte sich im August 2020 immer noch eine Abschottung vieler Firmen gegen externe Personen, die nur in besonderen und wichtigen Fällen das Unternehmen bzw. das Werksgelände betreten durften.

Warten auf BGM in gewohnter Form

In der Konsequenz bedeutet dies für die Dienstleister der Betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF), dass sie wohl noch lange warten müssen, bis die Maßnahmen wieder in gewohnter Form stattfinden können.

Auch die Teilnehmer der BBGM-Befragung sehen dies so. Nur 18 Prozent gehen davon aus, dass bis Ende 2020 ein BGM-Normalbetrieb möglich sein wird, 52 Prozent sehen dies erst wieder für 2021.

Analoge vs. digitale Programme 

Durch die Corona-Pandemie mussten nicht nur Schulen und einige Firmen feststellen, dass sie in den vergangenen Jahren zu wenig für die Digitalisierung ihrer Leistungen und internen Kommunikation getan haben.

Auch die Gesundheitsbranche und vor allem der BGM-Bereich setzten zu sehr auf analoge Programme, das heißt den direkten Kontakt zwischen Berater und Unternehmen bzw. Trainer und Beschäftigten in arbeitsplatznahen Maßnahmen oder in Kursräumen.

BGM erfährt Digitalisierungsschub

Das Besondere daran ist die Tatsache, dass gerade diese analoge Interaktion einen wesentlichen Erfolgsfaktor darstellt und digitale Lösungen dies nicht vollständig ersetzen können.

Aber die Corona-Krise machte deutlich, dass Alternativen vorhanden sein müssen, weshalb es nun aufgrund dieser veränderten Situation zu einem Digitalisierungsschub in der BGM-Branche kam. 77 Prozent der BBGM-Befragungsteilnehmer gaben an, neue Leistungen in dieser Zeit entwickelt zu haben (vgl. Abb. 1).

BGM im Homeoffice

Der Fokus bei vielen Neuentwicklungen lag auf dem Erreichen der Beschäftigten im Homeoffice. Hierzu wurden sie, neben der Beteiligung an Webmeetings für den Aufbau des BGM-Managementsystems, auch mittels Videos, Challenges, Podcasts und digitaler Azubi- und Führungskräfteprogramme zur Teilnahme an Gesundheitsförderungs- und Präventionsprogrammen motiviert.

Corona-bedingt angepasste Preisstrategie

Die Firmen mesana und fitbase bieten sogar einen 'Gesundheitstag@home' an. Der saarländische BGM-Dienstleister Lebensfreude Gesundheitsmanagement erreicht beispielsweise viele Personen über das Projekt 'Größte Mobile Pause im Saarland'.

Jedoch gab es auch Anpassungen der BGM-Dienstleister auf organisatorischer Ebene: Unter anderem führte die Pandemie dazu, dass andere Dienstleister von größeren Firmen übernommen wurden und/oder ihre Preisstrategie anpassten (Angebot von 'Name your price'-Produkten).

BGM NEXT LEVEL

Viele dieser Neuentwicklungen haben primär den Charakter der Informationsvermittlung, des Austauschs auf Distanz, der Förderung der individuellen Gesundheit und der Verhaltensprävention.

Da es im Rahmen eines BGM auch um die Schaffung gesundheitsförderlicher Strukturen, Rahmenbedingungen und Prozesse geht, muss zukünftig auch geprüft werden, wie diese entsprechend umgesetzt werden können, wenn sich zahlreiche Beschäftigte im Homeoffice befinden.

BGM digital UND analog

Zudem gilt es, auch zu prüfen, wie Mitarbeiter ohne Chance auf Homeoffice (hierzu zählen u. a. Beschäftigte in Produktions- und Logistikbereichen, aber auch in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen) gesund und arbeitsfähig gehalten werden können.

Im BGM der Zukunft werden weitaus spezifischere und stärker individualisierte Maßnahmen benötigt, die hinsichtlich der Mischung zwischen analogen und digitalen Programmbausteinen zu prüfen sind. So werden aktuell zahlreiche Forschungsaufträge zur Gestaltung neuer Produkte und dementsprechend auch neuer BGM-/BGF-Leistungen vergeben.

Neue Apps fürs BGM

Hierzu zählen etwa die Nutzung von Virtual Reality-Brillen (kurz: VR- Brillen) bei Stressmanagementprogrammen, die Messung der Wirbelsäulenbelastung durch Sensorstreifen in der Kleidung und die Programmierung neuer Apps für das BGM auf Basis dieser Messdaten. (Lesen Sie jetzt weiter: ''Effektives BGM – wichtige Kennzahlen für die Erfolgsmessung)

Für BGM-/BGF-Anbieter ist es daher ratsam, ebenfalls über die Hinzunahme digitaler Lösungen nachzudenken, sodass der Anschluss an die Marktentwicklung nicht verpasst wird.

Videoanleitungen und Online-Trainings

Für Fitness- und Gesundheitszentren wäre zum Beispiel die Erstellung von zielgruppen- und problemspezifischen Interventionen (beispielsweise Fitnessübungen) in Form von Videoanleitungen und Online-Trainings sinnvoll.

Dadurch können Studios neue Zielgruppen und Kunden auch außerhalb ihres Einzugsbereichs auf virtueller Ebene erreichen und Umsätze generieren.

Relevanz und Bedeutung des (digitalen) BGM

Die Ergebnisse der BBGM-Umfrage wurden von den Autoren dieses Artikels in einem Haufe Online-Seminar am 24. Juni 2020 mit dem Titel 'BGM im Homeoffice – verrückte Idee oder was lernen wir durch Krisen wie Corona?' vorgestellt. (Lesen Sie auch: 'E-Health im Fokus')

Den Zuhörern wurde im Seminar die Frage nach der Bedeutung eines BGM gerade in einer solchen Zeit gestellt. 63 Prozent der Teilnehmer in diesem Seminar (hälftig Dienstleister und Unternehmensvertreter) gaben an, dass BGM gerade während solcher Krisen wichtig und auch im Nachgang dringend erforderlich sei.


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Ein weiteres kostenloses Haufe Online-Seminar findet am 20. Oktober 2020 um 14 Uhr statt. Es trägt den Titel 'Digitale BGM-Lösungen selbst erstellen – So geht’s!' 
Weitere Referenten sind neben den Autoren dieses Artikels Prof. Dr. Sven Gehring (Chief Information Officer DHfPG und BSA-Akademie) und Prof. Dr. Jörg Loth (Vorstand und Vorstandsvorsitzender IKK Südwest). Sie können sich direkt hier auf der Haufe-Website anmelden.


Zudem gaben 81 Prozent der Befragten (n = 189) an, davon auszugehen, dass dem digitalen BGM bzw. dem Einsatz digitaler Lösungen in einem BGM in den nächsten Jahren eine hohe bis sehr hohe Bedeutung beigemessen wird (Walle & Staut, 2020).

Untenstehende Tabelle zeigt, dass eindeutig von einem Bedeutungszuwachs auszugehen ist, nicht nur im BGM allgemein, sondern vor allem im digitalen BGM.

Fazit

BGM-Anbieter sollten die aktuellen Entwicklungen in der Arbeits- und Lebenswelt berücksichtigen und ihre Dienstleistungen demensprechend anpassen.

Ein bedarfsorientierter Einsatz digitaler BGM-Lösungen wird daher auch in Zukunft unabdingbar sein, um Beschäftigte sowohl im Homeoffice als auch im Unternehmen erreichen zu können.


So erstellen Sie digitale BGM-Lösungen selbst

Melden Sie sich hier für das Haufe Online-Seminar 'Digitale BGM-Lösungen selbst erstellen – So geht’s!' am 20. Oktober 2020 an oder schauen Sie sich die Seminaraufzeichnung anschließend im Video an.

Seminar-Inhalte 'Digitales BGM'

Die fortschreitende Digitalisierung sorgt branchenübergreifend für viele Veränderungen. Auch in der betrieblichen Gesundheitsförderung (BGF) ergänzen digitale Lösungen bereits seit Jahren die klassischen.

Vor diesem Hintergrund diskutieren Sarah Staut, Oliver Walle, Prof. Dr. Sven Gehring und Prof. Dr. Jörg Loth im Rahmen eines Expertentalks unter anderem diese Fragen:

  • Welche digitalen Lösungen sind für das BGM nutzbringend? 
  • Welche Anforderungen stellen Unternehmen an bedarfsspezifische digitale Lösungen?
  • Welche Sichtweise hat die Gesetzliche Krankenversicherung?
  • Welche Rolle spielt E-Health dabei?
  • Welche Bedeutung haben spezifische Studiengänge, wie etwa in den Bereichen Sport- und Gesundheitsinformatik?

Die Zielgruppen des Haufe Online-Seminars sind unter anderem:

  • Arbeitsschutzbeauftragte
  • Beauftragte im Umwelt- und Arbeitsschutz
  • Betriebliche Gesundheitsmanager
  • Betriebs- und Personalräte
  • Geschäftsführer
  • Führungskräfte
  • HR-Manager
  • Organisationsentwickler
  • Personalentwickler
  • Personalleiter
  • Personalsachbearbeiter
  • Personalreferent
  • Sicherheitsbeauftragte

 

Über die Autoren

Sarah Staut, M. A. Prävention und Gesundheitsmanagement, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und der BSA-Akademie im Fachbereich Gesundheitsförderung/Betriebliches Gesundheitsmanagement. Praktische Erfahrungen im BGM sammelte sie bereits in namhaften Unternehmen.

Oliver Walle arbeitet als Dozent, Autor und Tutor an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und der BSA-Akademie. Außerdem ist er Geschäftsführer eines BGM-Beratungsunternehmens und unterstützt bundesweit Unternehmen beim strategischen Aufbau von Gesundheits- und Arbeitsschutzmanagementsystemen sowie in Demografieprojekten.

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