Bernhard Beidl über Generationenmix: „Authentizität macht den Unterschied“
Fitness- und Gesundheitsunternehmer:innen, die mit ihrem Studiokonzept unterschiedlichen Zielgruppen und Generationen gerecht werden wollen, brauchen für diesen Generationenmix ein innovatives Studiokonzept. Wie ein solches Konzept aussehen und in der Praxis umgesetzt werden kann, erläutert der österreichische Studiobetreiber, Personal Trainer sowie Dozent der DHfPG und der BSA-Akademie, Bernhard Beidl, in einem Interview.
Nach 14 Jahren Polizeidienst, in denen er weltweit eingesetzt wurde und als Einsatztrainer Polizist:innen in Taktik, Technik, Sonder- und Amoklagen aus- und fortbildete, kündigte Bernhard Beidl seinen Staatsdienst, um seine Leidenschaft als Trainer, Coach und Dozent zu leben. Gesundheitstrainierende, aber auch Nationalteamspielerinnen, Jiu-Jitsu-Weltmeisterinnen und Kraftdreikämpfer zählen zu seinen Klient:innen. Neben dem Bau seines Trainingscenters „Bernhardtrainiert“ 2014 wurde auch die „CrossFit® Lakefront Box“ ins Leben gerufen. Auf dem „GYM&BOX Areal“ bietet sein Team ganzheitlich mehr Wohlbefinden für alle Alters- und Leistungsgruppen.
Hinweis: Den Einstieg ins Thema lesen Sie hier im Artikel 'Wie geht Generationenmix?'.
fM: Sie vereinen in Ihrer Anlage unterschiedliche Trainings- und Betreuungskonzepte unter einem Dach. Wie beschreiben Sie selbst Ihr Angebot?
Bernhard Beidl: Vorab freue ich mich, dass unser Konzept Interesse geweckt hat. Beschreiben würde ich es als „All-in-one-Konzept“. Wir wollen alles, was für ganzheitlich mehr Wohlbefinden sorgt, hier bei uns unter einem Dach anbieten.
Dazu gehört unseres Erachtens nach Bewegung, Ernährung, Reflexion, Regeneration sowie die Physio- oder Sportphysiotherapie. Unser Ziel ist es seit jeher auch, Möglichkeiten für In- und Outdoortraining zu schaffen und weitestgehend zu verbinden.
Wie heterogen ist die Altersstruktur der Mitglieder und Kund:innen in Ihrem Studio? Welche Herausforderungen gehen damit in der Studioorganisation und im Marketing einher?
Ein Konzept, das für jede:n etwas bietet, muss natürlich jede Leistungsstufe und Altersschicht abdecken können. Bei den Mitgliedern in unserem Fitnessstudiobereich haben wir einen Altersdurchschnitt von 40 Jahren. In der „CrossFit® Lakefront Box“ drücken unsere Kleinsten das Durchschnittsalter auf ca. 30 Jahre.
Aufgrund der noch immer eingeschränkten Möglichkeiten der Kleinsten im Kindergarten und in den Schulen starten hier schon Vierjährige mit spielerischem Training unter Aufsicht einer Pädagogin und Fitnesstrainerin.
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Völlig anders läuft unter demselben Dach unser Kleingruppen-Personal-Training mit Sportrehabilitationspatient:innen bzw. Menschen reiferen Alters ab: Mit einer Altersspanne vom vierten bis zum 86. Lebensjahr gehen glückliche Menschen bei uns ein und aus. Das macht uns natürlich stolz.
Und der Austausch zwischen den verschiedenen Generationen fühlt sich für alle Mitglieder sowie auch für das gesamte Trainer:innenteam unglaublich familiär an.
Die einzige Herausforderung ist lediglich, den unterschiedlichen Musikgeschmack der verschiedenen Altersschichten zur gleichen Zeit zu treffen (lacht). Jung lernt von älter und umgekehrt. So hat so manches ältere Mitglied durch die Jugend im Studio Social Media für sich entdeckt, während die Jugend gelernt hat, die Lebensweisheiten der Älteren zu schätzen.
Durch welche Maßnahmen und Prozesse bewältigen Sie diese Herausforderungen?
Unser Team setzt sich aus Menschen zwischen 18 und 73 Jahren zusammen. Jede Generation hat so ihre:n Ansprechpartner:in. Das ist auf jeden Fall ein Schlüssel für die Harmonie, die bei uns herrscht.
Dass Fitness auch hier in Österreich längst in jeder Altersschicht angekommen ist, ist unübersehbar. Wie die jeweiligen Menschen abgeholt werden müssen, ist ein Lernprozess, den jede:r Trainer:in bei uns durchlaufen muss.
Mir als Inhaber ist es wichtig, dass jede:r Trainer:in jedes Mitglied beim Namen kennt und wir auch die Mitglieder untereinander durch Events, kleinere Wettkämpfe oder sonstige gemeinsame Unternehmungen untereinander bekannt machen.
Welche Angebote werden von welcher Trainings- bzw. Altersgeneration besonders gern genutzt?
Diese Frage ist wirklich sehr schwer zu beantworten. Grundsätzlich war unser erster Gedanken bei der Gründung von GYM&BOX, das Beste aus zwei Welten zu vereinen. Jede:r sollte alles nutzen können.
Wir bieten CrossFit®, d. h. Gewichtheben inklusive allem, was dazugehört, hochqualitativ geleitet durch eine CrossFit® Level 3 Trainerin an. Das Athletiktraining leitet bei uns ein ehemaliger Fußballprofi, u. a. für komplette Mannschaften, und unser Verein für Kraftdreikampf bietet auch für Leistungssportler:innen aus diesem Bereich alles, was nötig ist.
Wir haben herausgefunden, dass unterschiedliche Menschen unterschiedliches Training mögen. Aber sie probieren gern alles aus, wenn – wie bei uns – die Möglichkeit besteht. Die ältere Generation ist zum größten Teil in unserem Gymbereich aktiv, gemischt mit den klassischen jugendlichen Studiomitgliedern. Die CrossFit® Box wird von der älteren Generation lediglich für die betreuten Kleingruppen-Personal-Trainings genutzt. Die Jüngeren bis etwa 40 nutzen sowohl das Gym als auch die Box. Gemeinsame Sportevents verbinden beide Gruppen und die Synergieeffekte sind einfach grandios.
Ihr Motto lautet: „#TeamAthletDesLebens“ – die jüngsten Trainierenden sind die Kund:innen von morgen. Wie kann man speziell diese Zielgruppe zunächst erreichen und dann bestmöglich motivieren und schon frühzeitig für einenaktiven Lebensstil und das Training im Studio begeistern?
Während sich einige Studios auf die ältere Generation fokussieren und sich andere wiederum durch Discountpreise auf jüngeres, finanziell weniger gut situiertes Klientel stürzen, ist unser Ansatz auch hier ganzheitlich. Unsere verschiedenen Mitgliedschaftsoptionen tragen dazu bei, dass wir alle Zielgruppen nahezu gleichermaßen ansprechen, obwohl wir uns eher im Premiumsektor ansiedeln.
Lesen Sie auch: 'Wie geht Generationenmix?' (klicken Sie hierzu einfach auf untenstehendes Bild)
Darüber hinaus sind unser Kindertraining, das gemeinsame Kinder-Eltern-Training und die „Teensstunden“ mit hoher Wahrscheinlichkeit einzigartig.
Die Kinder bei unserer Trainerin abgeben zu können, um selbst etwas für die Gesundheit zu tun, sorgt für weniger Ausreden. Gemeinsam mit den Kindern zum Training zu gehen, bringt zugleich auch eine Vorbildfunktion mit sich. Haben die Kinder bei uns mal Fuß gefasst, wollen wir deren Bewegungsdrang natürlich fördern. Durch unser Training formen wir auch die Champions von morgen.
Unsere Kleinsten sind gewachsen und wir durften im Laufe der Jahre von nationalen bis hin zu Europameister:innen- oder Weltmeister:innentiteln schon alles begleiten.
Ihre Kund:innen können neben klassischen Trainings- und Kursangeboten auch zwischen zahlreichen Personal Trainings und Zusatzleistungen wählen. Ein derart umfangreiches Leistungsportfolio bringt große Herausforderung für die Mitarbeiter:innenqualifikation sowie Personalplanung und den Personaleinsatz mit sich. Wie gehen Sie damit um?
Was klein begann, wurde nun wirklich riesig. Noch 2014 stand ich neben meinem Hauptberuf als Polizist allein in meinem ca. 200 Quadratmeter kleinen Studio. Die Dimensionen haben sich rasch verändert und mir wurde bewusst, dass neben dem besten Equipment der Welt, Trainer:innen mit Know-how und Leidenschaft benötigt werden.
Ich denke, es ist nahezu einzigartig, dass einige Trainer:innen 24 Stunden Tag ein Tag aus, inklusive der Nacht hier auf unserem Areal verbringen. Wir haben einen eigenen Trainer:innenbereich mit Küche, Flipper, Whirlpool und auch einer Sauna auf dem Grundstück. Wir arbeiten nicht nur zusammen, wir leben zusammen und vor allem wachsen wir gemeinsam.
Das eigene Training sowie die Fortbildungen eines:einer jeden Einzelnen sind mir persönlich am wichtigsten. Jede:r Trainer:in hat seine:ihre Stärken – diese zu forcieren, ist meine Aufgabe. Ich bin 24 Stunden am Tag mit Feuer und Flamme im Einsatz, egal ob Gym, Box oder für meine Lehrtätigkeiten an der DHfPG und der BSA-Akademie.
Der positive Stress tut mir gut und hält mich jung genauso wie die große Bandbreite an Generationen, die sich bei uns trifft.
Welche interdisziplinären Qualifikationen müssen Trainer:innen mitbringen, um Mitglieder aus unterschiedlichen Zielgruppen möglichst professionell und ganzheitlich zu betreuen?
Wir setzen ein Studium an der DHfPG oder den Weg in Richtung „Fitnesstrainer/in-A-Lizenz“ an der BSA-Akademie voraus. Auch Sportwissenschaftler:innen sind bei uns untergekommen.
Letztendlich ist es der ständige Austausch untereinander, der uns als Team einfach immer professioneller arbeiten lässt. Wir wissen, was wir hier geschaffen haben und das schätzen auch unsere Klient:innen, die uns zu größten Teilen schon seit 2014 unterstützen und uns treu sind.
Flexibilität und Individualität spiegeln sich auch in Ihren verschiedenen Mitgliedschaftsmodellen wider. Welche Möglichkeiten stehen hier zur Auswahl und wie kommen diese flexiblen Tarifoptionen bei Ihren Kund:innen an?
Flexibilität und Individualität fordert das Leben von uns allen. Mitgliedschaftstarife ohne Bindung haben wir seit 2014 – nicht erst seit den Lockdowns. Unsere Kund:innen sind dafür dankbar. Diejenigen, die eine Mitgliedschaft bei uns haben, trainieren auch regelmäßig. Diejenigen, die für einige Monate keine Zeit haben und pausieren, kommen anschließend gern wieder.
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Die Mundpropaganda ist unser Marketingtool Nummer eins. Hat man viele begeisterte Kund:innen, kommen auch weitere hinzu. Unsere Tarife setzen sich aus Frühmitgliedschaften für die Uhrzeit von 06.30 bis 16.30 Uhr, Ganztagsmitgliedschaften von 06.30 bis 22.00 Uhr und Spätmitgliedschaften von 19:00 bis 22:00 Uhr sowie Wochenendmitgliedschaften zusammen.
Diese zu „switchen“, um höchste Flexibilität zu bekommen, ist monatsweise möglich. Auch das wird sehr geschätzt.
Welche Tipps geben Sie Studiobetreiber:innen an die Hand, um langfristig ein motivierendes Trainingsumfeld zu schaffen, in dem Jung und Alt gemeinsam trainieren und Spaß haben können?
Dürfte ich nur ein Wort wählen, wäre dies Authentizität. Lebe und liebe, was Du tust! Das spürt jede:r Besucher:in.
Wenn ich weiter aushole, würde ich ein Trainer:innenteam empfehlen, das zusammenpasst wie ein Puzzle, sodass für jede Art von Mitglied der:die passende Ansprechpartner:in dabei ist.
Ein weiterer Rat ist, sich auf zwei Social-Media-Kanäle zu fokussieren, um sichtbar zu sein. Auch die ältere Generation ist mittlerweile auf Facebook zu finden, während die Jüngeren sich eher Instagram und Snapchat widmen.
Ich bin 43 Jahre alt und kommuniziere mit jüngeren Coachees, die ich trainieren darf, über Snapchat oder, wenn es sein muss, auch über TikTok – ein weiterer Grund, ein Trainer:innenteam zu haben, das eine große Altersspanne hat.
„Sei frech, wild und wunderbar“, würde Pipi Langstrumpf sagen. GYM&BOX ist definitiv on- und offline zu finden – sowohl mit professionellen Tipps rund um die Themen Bewegung, Ernährung, Regeneration und Reflexion als auch mit einer großen Portion Humor sowie mit vollkommener Transparenz, was unser Unternehmen betrifft.
Unsere Stammmitglieder sind ein wesentlicher Teil unseres Betriebes und das zeigen wir ihnen auch.
Diesen und weitere Artikel finden Sie in der fMi 03/2022 & für Abonnenten EXKLUSIV vorab.
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