LifeFit Group Interview mit CEO Martin Seibold und CCO Christophe Collinet
Den Nachwirkungen der Corona-Pandemie zum Trotz verfolgt die LifeFit Group konsequent weiter ihren Expansionskurs. Im April 2022 wurde die Fitnesskette 'In Shape' übernommen, im Dezember 2022 die Kette 'FitnessLOFT'. fitness MANAGEMENT international hat mit Martin Seibold (CEO LifeFit Group) und Christophe Collinet (CCO LifeFit Group) über die Hintergründe der Akquisitionen und die Pläne des Unternehmens gesprochen.
fM: Im Dezember 2022 hat die LifeFit Group die LOFT Holding GmbH übernommen, die unter der Marke FitnessLOFT 27 Anlagen in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt betreibt und deren Studiokonzept zum Segment Full-Service-Best-Price (FSBP) zählt.
Was macht das Marktsegment FSBP für die LifeFit Group so attraktiv?
Christophe Collinet: Den Begriff Full-Service-Best-Price verwenden wir vor allem intern, weil er ganz gut beschreibt, was dieses Marktsegment ausmacht. Mit Discount hat dieses Segment nichts mehr zu tun, außer einem attraktiven Einstiegspreis.
Die Servicequalität stimmt und es wird der Gedanke gelebt, den Kundinnen und Kunden durch Betreuung, Trainingsangebot und Studiodesign einen Mehrwert zu bieten.
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Dieses Segment ist in den letzten Jahren am stärksten gewachsen und hat sich auch aus der Krise heraus extrem gut entwickelt. Die Fitnesskonsumenten in Deutschland haben sich weiterentwickelt und sehen diesen Mehrwert. Anstatt der 25 Euro im Discountstudio investieren sie lieber einen Zehner mehr im Monat, können dafür aber auch in einem stylishen Ambiente und mit einem sehr strukturierten Produkt trainieren.
Full-Service-Best-Price schließt eine Marktlücke, die in den letzten Jahren entstanden ist. Kundinnen und Kunden können sich ihre Mitgliedschaft selbst baukastenartig zusammenstellen, buchen was sie haben möchten.
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Die meisten Kunden nutzen das Gesamtpaket, weil sie den Mehrwert sehen, im Club alles nutzen zu können. Für uns ist klar, dass wir in dem Bereich stark wachsen können – sowohl aus unserem bestehenden Portfolio heraus, als auch über Zukäufe. Wir haben uns als verlässlicher Partner für M&A Transaktionen im Markt etabliert und ich arbeite aktiv daran weitere Deals für uns aufzugleisen.
Zum Portfolio der LifeFit Group gehören bereits mehrere Marken aus dem Studiosegment FSBP. Wie beugen Sie Konkurrenzsituationen vor, wenn sich einzelne Marken jeweils auf Wachstumskurs befinden?
Christophe Collinet: Wir achten bei unserer Expansion darauf, dass sich unsere Marken nicht kannibalisieren. Es kommt bei einer Akquisition durchaus vor, dass es Überlappungen der Einzugsgebiete gibt, es führt aber nicht zu Problemen.
In Göttingen gibt es z. B. ein FitnessLOFT und ein Fitness First RED, die sehr nahe beieinander liegen und die vorher sowie auch jetzt sehr gut koexistieren. Rein geografisch gesehen haben wir dort expandiert, wo wir noch keine Studios hatten.
Im Moment sind wir mit Fitness First RED in den Städten, FitnessLOFT eher im Norden und Smile X im Südwesten im FSBP-Segment in Deutschland gut vertreten.
Die Fitness- und Gesundheitsbranche hat sich im Frühjahr 2023 konsolidiert und steuert in weiten Teilen wieder auf ihr Vor-Corona-Niveau zu. Wie ist der Stand der Erholung bei der LifeFit Group?
Martin Seibold: Seit März 2023 sind wir mit fast allen Marken wieder auf dem Vor-Corona-Niveau.
Konnten Sie im Rahmen der Konsolidierung spürbare Unterschiede zwischen den verschiedenen Marken bzw. Studiokonzepten feststellen?
Martin Seibold: Unsere Premiumanlagen haben mit über 30 Prozent Rückgang der Mitgliedschaften stärker verloren als die Full-Service-Best-Price-Anlagen mit ca. 20 Prozent. Wir haben daraufhin die Preise verändert und auch das Produkt differenziert: Die Mitgliedsbeiträge für Fitness First RED haben wir um ca. 20 Prozent reduziert, BLACK um 20 Prozent erhöht.
Von 2021 bis in den Sommer 2022 haben über 15 Millionen in die Trainings- und Wellnessbereiche investiert, um eine klare, bessere Differenzierung zwischen Premium (BLACK) und Full-Service-Best-Price (RED) zu schaffen.
RED hat einen stärkeren Fokus auf das Training, BLACK auf Produkttiefe mit einem umfangreicheren Angebot in den Bereichen smartes Kraftraining, Physio und Wellness.
Was waren bzw. sind die entscheidenden Faktoren, dass Ihr Unternehmen die Krise gestärkt überstanden hat?
Martin Seibold: Wir haben ein Commitment, dass wir das, was der Kunde möchte, in unseren Filialen widerspiegeln. Dafür schrecken wir auch nicht vor größeren Investitionen zurück. Wir haben immer geschaut, was der Kunde will und was wir ihm bieten können.
Unsere Größe ist auch ein Faktor. Wir sind sehr gut und breit aufgestellt und im Unternehmen sind alle Facetten des Fitnesstrainings vertreten. Dadurch können wir auf unglaublich viel Erfahrung in den unterschiedlichsten Bereichen der Branche zurückgreifen.Es ergeben sich immer wieder starke Synergien – sowohl für unsere Marken als auch für spezifische Trainings- und Betreuungskonzepte.
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Ein weiterer Faktor, der uns erfolgreich macht, ist unsere Authentizität. Wir leben Fitness. 90 Prozent unserer Mitarbeitenden trainieren selbst aktiv. In den letzten Jahren haben wir den Fokus darauf noch verschärft und schaffen teamintern durch Challenges – z. B. in unserer App – zusätzliche Motivation.
Diese Leidenschaft für gutes Training hat sicher auch bei den Übernahmen von In Shape und FitnessLOFT eine Rolle gespielt: Die Betreiber sind bei ihrer Entscheidung, ihre Firmen zu verkaufen, nicht nur nach dem Preis gegangen, sondern haben auch berücksichtigt, welcher Käufer am verantwortungsvollsten mit ihrem Lebenswerk umgeht.
LifeFit Group
Die LifeFit Group ist eine führende Fitness- und Gesundheitsplattform in Deutschland, die mehrere Fitnessmarken unter einem Dach vereint. Mit Fitness First BLACK bietet die Kette ein hochwertiges Leistungsangebot, während Fitness First RED ein besonderes Workout-Zonen-Konzept in Verbindung mit attraktiven modularen Preisen für eine breite Kundenbasis bietet.
ELBGYM ergänzt als exklusiver Performance-Fitness-Anbieter mit seiner starken Community das vielfältige Angebot Die Fitnesskonzepte von Barry's, dem Pionier des High-Intensity-Intervalltrainings, The Gym Society, dem innovativen Kompaktstudiokonzept aus den Niederlanden, sowie die Marken Club Pilates und YogaSix von Xponential Fitness runden das Portfolio der LifeFit Group ab.
Sie kennen uns seit mehreren Jahren als fairen Wettbewerber und können sicher sein, dass wir die Anlagen auch in ihrem Sinne weiterführen.
Wir haben natürlich auch Fehler gemacht. Im ersten Lockdown haben wir alle Mitarbeitenden an Bord behalten und das Kurzarbeitergeld aufgestockt. Im zweiten Lockdown konnten wir das leider nicht mehr realisieren und mussten viele Mitarbeitende ziehen lassen. Rückblickend war das ein Fehler.
Eine konsequente Positionierung als wichtiger Teil des Gesundheitsbereichs ist für viele Experten die Grundlage für zukünftige Krisenresistenz und nachhaltiges Wachstum der Branche. Wie lautet Ihre Einschätzung?
Martin Seibold: Wir arbeiten eng mit dem DSSV, der Experten Allianz und dem DIFG zusammen, um das Bewusstsein in der Gesellschaft für das Thema „Gesundheit braucht Training“ zu schärfen. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, gesellschaftlich und politisch mehr zu erreichen.
Wir als Betreiber und Mitglieder in den Verbänden haben eine riesige Verantwortung und müssen den Mehrwert des Trainings für die Gesundheit aller natürlich nach vorne treiben. Wenn wir es nicht schaffen, dass wir in fünf Jahren als systemrelevant gesehen werden, dann ist etwas falsch gelaufen.
In den vergangenen drei Jahren konnte die Branche schon gute Fortschritte machen und die Verbände haben einen guten Job gemacht.
Mitgliedschaftsmodelle mit kurzen oder flexiblen Laufzeiten werden sowohl von bestehenden Fitnesskunden als auch von Interessenten immer stärker nachgefragt. Wie hat die LifeFit Group auf diesen Trend reagiert?
Martin Seibold: Bei Fitness First BLACK im Premiumsegment bieten wir immer auch monatlich kündbare Mitgliedschaften an. Bei unseren Marken im Full-Service-Best-Price-Segment bieten wir hauptsächlich 24-Monats-Verträge an, die innerhalb der ersten drei Monate auch monatlich gekündigt werden können, aber die Rücktrittsquote liegt deutlich unter fünf Prozent. Wir haben im Moment nicht das Thema, dass die Leute Fitness kurzfristig sehen.
Was sind darüber hinaus die entscheidenden Faktoren, die die Entwicklung der Fitness- und Gesundheitsbranche aktuell und in Zukunft prägen?
Martin Seibold: Ich bin davon überzeugt, dass wir es 2024 als Branche schaffen, zu den Mitgliederzahlen und der Marktdurchdringung zurückzukommen, die wir vor Corona hatten. Die Marken von 15 Millionen Mitgliedern und 20 Prozent plus Marktdurchdringung wurden nur um drei Jahre nach hinten ins Jahr 2028 geschoben.
Es sind weniger Clubs „pleitegegangen“, als viele gedacht hätten – inklusive mir. Die Leute wollen wieder zurück, sie wollen die Community. Dieser Fokus auf den Kunden, ihn jetzt gut zu integrieren, ihm Angebote zu machen, dass er dabeibleibt, ist ganz wichtig.
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Wir haben deshalb enorme Investitionen getätigt und expandiert. Hier sind wir weiter auf der Suche nach passenden kleineren Ketten. Zudem eröffnen wir im Mai das erste Club Pilates Studio in Frankfurt. Ein Boutiquekonzept mit dem wir über geeignete Franchisenehmer ebenfalls weiter wachsen wollen.
Der Fokus sollte darauf liegen, den Menschen ein fantastisches Erlebnis zu bieten. Wir sind stolz auf das Erreichte, wollen uns aber immer weiter verbessern. Das Erlebnis der Trainierenden beginnt bei den Mitarbeitenden, geht über das Studiodesign, moderne Geräte, aufgeräumte Umgebung etc.
Es sind so viele Elemente des Erlebnisses 'Studiobesuch', die wir immer weiter optimieren können. Daran sollten wir arbeiten.
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