Gesundheit, Management | Autor/in: Jochen van Recum |

Vertrauen und Engagement – die unsichtbaren Fäden des Erfolgs

Vertrauen und Engagement sind die Basis für nachhaltigen Geschäftserfolg von Fitness-, Gesundheits- und Physiotherapieeinrichtungen. Wie Sie mit der richtigen Führung die Teamproduktivität ankurbeln und die Mitarbeiterentwicklung fördern, erfahren Sie in diesem Artikel.

Vertrauen und Engagement – die unsichtbaren Fäden des Erfolgs

Wie schon Altbundeskanzler Konrad Adenauer sagte: „Nehmen Sie die Menschen wie sie sind, andere gibt’s nicht.“

Übertragen auf die Führung einer Fitness- und Gesundheitseinrichtung bedeutet dies, dass Sie aufgrund des Fachkräftemangels mit dem vorhandenen Mitarbeiterstab Ihre Ziele bestmöglich erreichen müssen – denn trotz umfangreicher Recruitingmaßnahmen können viele Stellen derzeit häufig nicht besetzt und Personalengpässe vermieden werden (Kreis, 2021; Rolli, 2022).


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Umso wichtiger ist es, dass Ihr bestehendes Team gut zusammenarbeitet und zusammenhält sowie in stressigen Phasen funktioniert.

Engagement und Loyalität sind keine Selbstläufer

Für Führungskräfte ist wichtig, immer den Überblick über alle Verantwortungsbereiche zu behalten – und das nicht nur kennzahlengetrieben, sondern auch im Hinblick auf das große Ganze und die Mitarbeitenden.

Aber wie gelingt das und wie sichert man eine vertrauensvolle, produktive Zusammenarbeit?

Um das zu klären, sollten Sie zuallererst folgende Fragen beantworten: Wer unterstützt mich und das Unternehmen? Wer steht mir in guten wie in schlechten Zeiten zur Seite? Wer kümmert sich nicht nur um sich, sondern auch um andere und sein Umfeld?


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Die Studie „The Global Study of Engagement“ (Hayes et al., 2018), die auf Befragungsergebnissen von 19.000 Beschäftigten basiert, verdeutlicht, wie eng Mitarbeiterengagement und Teamwork zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen. Für engagierte und motivierte Mitarbeitende waren u. a. folgende Punkte wichtig:

  • Ich bin von der Mission meines Unternehmens überzeugt (Werte-Fit).
  • Ich kenne die Erwartungen an mich an meinem Arbeitsplatz genau (Transparenz).
  • Die Mitglieder meines Teams teilen meine Werte (Werte-Fit).
  • Ich kann bei meiner täglichen Arbeit meine Stärken nutzen (Mitarbeitereinsatz).
  • Meine Teamkollegen stehen stets hinter mir (Zusammenhalt).
  • Ich weiß, dass herausragende Arbeit bei uns anerkannt wird (Wertschätzung).
  • Ich habe ein tiefes Vertrauen in die Zukunft des Unternehmens (Vertrauen).
  • Meine Arbeit fordert mich so heraus, dass ich mich kontinuierlich weiterentwickeln kann (Weiterentwicklung/Perspektive).

Als Führungskraft ist es Ihre Aufgabe, langfristig ein Arbeitsumfeld zu schaffen, das diese Kriterien erfüllt und ein produktives Zusammenarbeiten ermöglicht. Um das zu gewährleisten, sind drei zentrale Erfolgsfaktoren entscheidend.

Das Management gibt die Richtung vor

Das Sprichwort „Der Fisch stinkt vom Kopf“ beschreibt ein Problem, dass von der Spitze des Unternehmens ausgeht. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit sind eine klare Orientierung, gemeinsame Ziele und Teamspirit essenziell – und genau hier liegt nicht selten das erste Problem.

Sie müssen als Vorbild vorangehen und das Unternehmen „in ruhigen wie stürmischen Fahrwassern auf Kurs halten“ – doch das gelingt nur, wenn Sie auch den nötigen Rückhalt und die Unterstützung Ihres Teams haben und alle an einem Strang ziehen.

Sie haben den Führungskompass in der Hand und können mit der richtigen Mission, Vision und Zielsetzung wertvolle Orientierungsanker geben.


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Wichtig ist, dass Ihre Unternehmenskultur möglichst flexibel, mitarbeiternah und dennoch ergebnisorientiert ist. Geben Sie Ihrem Team den nötigen Freiraum für Eigeninitiative, Engagement und treiben Sie gemeinsame Ideen voran, denn das fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl und stärkt langfristig die Mitarbeiterbindung.

Teamleiter als Leuchttürme und Multiplikatoren

Die Vision und Mission Ihres Unternehmens setzt den Kurs, doch wie sicher sind Sie, dass auch jedes Teammitglied diesen Kurs kennt und verfolgt? Je größer das Unternehmen und je mehr Mitarbeitende/Standorte Sie haben, umso schwieriger wird es, den Überblick zu behalten und nah an allen Schnittstellen bzw. Menschen zu sein.

Das nächste wichtige Bindeglied in der Führungskette sind Ihre Teamleiterinnen und Teamleiter. Sie stellen die zentrale Verbindung zwischen der Führungsebene und der Unternehmensbasis her. Diese Positionen tragen als verlängerter Arm der Geschäftsleitung in der Funktion von Multiplikatoren und Motivatoren entscheidend dazu bei, ein starkes Team zu formen.


Über den Autor

Jochen van Recum ist Sportökonom, Physiotherapeut und Absolvent der renommierten Managementausbildung des Malik Instituts in der Schweiz. Er leitete über zehn Jahre Fitnessstudios, ein Gesundheitszentrum sowie mehrere Physiotherapiepraxen. Seit 2016 arbeitet er als pädagogischer Mitarbeiter und Dozent an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und der BSA-Akademie.


Besetzen Sie diese Stellen mit kompetenten, loyalen Teammitgliedern, die Ihren Spirit täglich vorleben, weitergeben und andere motivieren, sich aktiv ein- und den Betrieb gemeinsam voranzubringen.

High-Performer statt nur Mitschwimmer

Hohe Leistungsbereitschaft und Motivation sind keine Selbstverständlichkeit, sondern das Ergebnis der richtigen Mitarbeiterführung. Laut Managementexperte Fredmund Malik (2019) sind dafür Vertrauen, gemeinsame Ziele sowie langfristige Mitarbeiterentwicklung und ein stärkenorientierter Einsatz wichtig.

Echte Teamintegration und Motivation setzt voraus, dass Sie Ihre Teammitglieder auch wirklich kennen, einschätzen und gezielt fördern können.


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Was Sie sich fragen sollten: Warum habe ich die aktuellen Mitarbeiter eingestellt? Welche Stärken und Werte bringen sie mit? Sind sie aktuell auf der richtigen Position? Warum gehören sie zu meinem engsten Vertrauenskreis? Wer sind die Mitschwimmer und wer kann andere mitziehen? Warum sind einige so effizient und was können andere davon lernen? Und wer ist bereit, sich weiterzuentwickeln und zeigt neben einer hohen Leistungsbereitschaft auch soziale Kompetenz?

Achten Sie auf die Mitarbeitenden mit Potenzial. Wer das Zeug zum High-Performer hat, sollte auch dahingehend entwickelt werden. Es ist ein Privileg, wenn Mitarbeitende Positionen innehaben, in denen sie sich sowohl beruflich als auch persönlich weiterentwickeln können – das ist in einem dynamischen Arbeitsumfeld aber nicht immer direkt möglich.

Umso wichtiger ist es, dass Sie sich regelmäßig in Feedbackgesprächen austauschen, Leistung/Engagement honorieren, Wertschätzung zeigen und individuelle Entwicklungsperspektiven und Weiterbildungsmöglichkeiten bieten.

Teamgeist stärken und Emotionen zulassen

Small Talk und regelmäßiger Austausch fördern die Teamarbeit – ja, Sie haben richtig gehört: Sie ermöglichen das Entdecken gemeinsamer Interessen und stärken zwischenmenschliche Beziehungen.

Studienergebnisse zeigen, dass Hochleistungsteams durchschnittlich 25 Prozent mehr Zeit damit verbringen, auch mal über nicht arbeitsbezogene Themen zu sprechen und sich häufiger außerhalb der Arbeitszeiten treffen (Sias, 1998).

Dies fördert engere Freundschaften und verbessert die Zusammenarbeit. Schlussendlich ist es nicht die ununterbrochene Arbeit, sondern das Knüpfen intensiver Kontakte, das ein Team noch enger zusammenbringt und effektiver macht.

Mit regelmäßigen Teamevents, Workshops und Brainstorming-Meetings können Sie diese Entwicklung unterstützen.

Authentizität, Verlässlichkeit, Vertrauen, Transparenz und Spaß am Arbeitsplatz geben der Arbeit nicht nur einen tieferen Sinn, sondern haben auch einen positiven Einfluss auf das Wohlbefinden und die Ergebnisse der Mitarbeitenden (Sias, 1998).

Gerade deshalb sollten Teammitglieder stets ein positives Verhältnis zueinander pflegen und auch offen über kritische Themen sprechen dürfen. Unterdrücken Sie negative Emotionen nicht, da dies auf Dauer sehr belastend sein kann. Der offene, konstruktive Umgang mit Emotionen kann die Teamleistung verbessern, solange dies in einem psychologisch sicheren Umfeld geschieht (van den Bosch & Taris, 2013).

Man wächst bekanntlich mit seinen Aufgaben und nichts schweißt ein Team noch mehr zusammen als das gemeinsame Bewältigen von Herausforderungen und Problemen.

Die Qualität der kleinsten Teile ergibt in Summe den Erfolg

Nach Christian „Toto“ Wolff, dem Teamchef und CEO des Mercedes-AMG PETRONAS Formula One Teams – achtmaliger Gewinner des Konstrukteurs-WM-Titels –, siegt nicht das Team mit den meisten High-Performern/Individualisten, sondern das Team, das am besten zusammenarbeitet und seine Stärken optimal nutzt (Elberse, 2023).

Sie können nur Leistung bringen, wenn Ihr Team harmoniert, jeder einzelne Mitarbeitende seine Rolle/Aufgabe kennt, Prozesse reibungslos funktionieren und sich die Teammitglieder mit ihren Stärken/Talenten ergänzen und ihren Beitrag zum großen Ganzen leisten.

Dafür legen Sie bereits bei der Einstellung den Grundstein und können auf individueller Basis durch gezielte Förderung und Weiterbildung dafür sorgen, dass jeder vom anderen bestmöglich profitiert und sich weiterentwickelt.

Und das gilt auch für Sie – denn Sie können und müssen als Führungskraft nicht alles selbst tun. Suchen Sie sich die High-Performer, die Ihre Schwächen ausgleichen und setzen Sie diese geschickt ein.


Fazit

Schlussendlich liegt es an Ihnen, Ihr Team so aufzustellen und zu verstärken, dass Lücken geschlossen und bestmögliche Ergebnisse erzielt werden können.Jedes Teammitglied bringt mit seiner Generation, seinem kulturellen Hintergrund, seiner Arbeitseinstellung und seiner Qualifikation individuelle Stärken und Werte in das Unternehmen ein. Das Erkennen und Nutzen dieser individuellen Qualitäten bildet den Kern für die Entwicklung einer erfolgreichen Teamdynamik und ist eine der zentralen Führungsaufgaben von Fitness- und Gesundheitsunternehmern.


Auszug aus der Literaturliste

Elberse, A. (2023). Schwerpunkt Teams: Die Teamformel. Harvard Business manager, (4), 21–29.

Hayes, M., Chumney, F., Wright, C. & Buckingham, M. (2018). The Global Study of Engagement - Technical Report. Zugriff am 16.09.2023.

Malik, F. (2019). Führen – Leisten – Leben. Wirksames Management für eine neue Welt. Frankfurt a. Main: Campus Verlag.

van den Bosch, R. & Taris, T. W. (2014). The authentic worker's well-being and performance: the relationship between authenticity at work, well-being, and work outcomes. Journal of Psychology, 48 (6), 659–681.

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.

Diesen Artikel können Sie folgendermaßen zitieren:

van Recum, J. (2023). Produktiv, engagiert und motiviert. medical fitness and healthcare, 2, 52–55.

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