Gesundheitspsychologie für die Praxis
Neue Technologien helfen, schneller an Wissen und Informationen zu gelangen, und führen zu mehr Autonomie, die einen zentralen Faktor für die Motivation und Gesundheit darstellt. Dies gilt insbesondere für Führungsverantwortliche, da die technologischen Veränderungen oftmals mit mehr Gestaltungs- und Entscheidungsfreiheit einhergehen und so eine erhöhte Selbstorganisation voraussetzen. Eine aktuelle Untersuchung zeigt, dass sich ein duales Studium positiv auf Self-Leadership auswirken kann.
Die Arbeits- und Lebenswelt ist heutzutage mit hohen zeitlichen, kognitiven und emotionalen Anforderungen verbunden. Dies beeinflusst auch das psychische Wohlbefinden.
Mit der wachsenden Bedeutung von Gesundheitsförderung an Hochschulen steht auch die Gesundheit von Studierenden immer mehr im Mittelpunkt des Interesses. Ziel dabei ist es, einen Lebensraum zu schaffen, der vor allem der Herstellung von Gesundheit dient und eine persönliche und soziale Entwicklung von Studierenden fördert. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit eines detaillierten Wissens über Determinanten der Gesundheit Studierender.
In der Arbeitswelt bilden Mitarbeiter das wichtigste Leistungspotenzial eines Unternehmens, insbesondere in der Dienstleistung der Fitness- und Gesundheitsbranche. Nur motivierte und leistungsbereite Mitarbeiter gelten als Garanten für einen nachhaltigen Unternehmenserfolg.
In diesem Zusammenhang spielen dual Studierende als potenzielle angehende Führungskräfte eine zentrale Rolle, da sie womöglich später die Verantwortung für die Mitarbeiter im Rahmen ihrer Fürsorgepflicht tragen. Sie haben zum einen eine gewisse Vorbildfunktion und sind zum anderen selbst Anforderungen ausgesetzt.
Der vorliegende Beitrag zeigt die positive Auswirkung eines dualen Studienganges auf die Selbstorganisation und Self-Leadership (Selbstführung). Hierbei liegt der Fokus auf der Personengruppe 'Dual Studierender' der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG).
Bedeutung von Self-Leadership und Selbstmanagement
In diesem Zusammenhang nimmt das Thema 'Self-Leadership' einen relevanten Stellenwert ein. Darunter werden selbstbeeinflussende Prozesse zur Steigerung der persönlichen Effektivität verstanden, die es ermöglichen, eigene Stärken zu erkennen, zu nutzen und zugleich Schwächen zu eliminieren (Neck & Manz, 2010, S. 4).
Führung, das scheint heute außer Zweifel zu stehen, spielt sowohl für die Gesundheit der Mitarbeiter als auch für die 'Gesundheit' des Unternehmens eine wichtige Rolle. Besonders in der Mitarbeiterführung tragen die Führungskräfte durch ihre Vorbildfunktion Verantwortung dafür, wie sie mit Belastungen, Ressourcen und ihrer eigenen Gesundheit umgehen.
Das motivationale Herzstück von Self-Leadership stellen laut Furtner (2017, S. 2) die natürlichen Belohnungsstrategien dar. Dabei besteht das zentrale Ziel aller selbstbeeinflussenden Strategien darin, dass sich eine Person intrinsisch motivieren und idealerweise vollkommen in einer Tätigkeit aufgehen kann.
Dem wird eine große Bedeutung beigemessen, denn das höchste Ziel der menschlichen Motivation liegt darin, „ein innewohnendes Interesse für eine Tätigkeit zu entwickeln und Spaß und Freude während der Aufgabenbewältigung zu erleben. […] Eine Person versteht es, intrinsisch motivierende Aspekte in ansonsten weniger erfreuliche Arbeitsaufgaben mit einzubauen und die mentale Vorstellungskraft positiv auf den persönlichen Erfolg auszurichten“ (Furtner, 2017, S. 2).
Dabei nehmen natürliche Belohnungsstrategien von Self-Leadership Einfluss auf die subjektive Wahrnehmung (positive Einstellung gegenüber der Aufgabe), gedankliche Ausrichtung (positives Denken) und Emotionen (Spaß sowie Freude) (Furtner, 2017, S. 20).
Selbstmanagement-Kompetenz ist zudem ein wesentlicher Erfolgsfaktor, um mit den zahlreichen Anforderungen und Herausforderungen des Arbeits- und Privatlebens umgehen zu können und leistungsfähig, motiviert sowie gesund zu bleiben. Diese Kompetenz umfasst „die Bereitschaft und die Fähigkeit, das eigene Leben selbstverantwortlich zu steuern und so zu gestalten, dass Leistungsfähigkeit […], Gesundheit (mentale und körperliche Fitness), Leistungsbereitschaft (Identifikation, Engagement), Wohlbefinden und Balance gefördert und langfristig erhalten werden. Selbstmanagement ist gelebte Selbstverantwortung“ (Graf, 2017, S. 154).
Gesundheit von Studierenden
Studienergebnisse der FOM Hochschule für Oekonomie & Management zum Gesundheitsverhalten von rund 1.000 berufstätigen Studierenden zeigen, dass diese Erfolg im Beruf (73,8 %) sowie regelmäßigen Sport (65,7 %) als wichtig erachten. Die befragten Studierenden gaben an, im Durchschnitt 3,6 Stunden in der Woche einer sportlichen Aktivität nachzugehen. Zudem werden durchschnittlich 1,8 Stunden pro Woche damit verbracht, sich mit der Informationssuche zum Thema Gesundheit und Gesundheitsförderung (Ernährung, Sport und Bewegung) zu befassen (Matusiewicz, Krol, Stender & Lux, 2018).
Eine Befragung von 1.383 Studierenden der TU Kaiserslautern ergab, dass etwa ein Drittel (32,2 %) der Befragten mindestens einmal pro Woche Erschöpfung erlebt. Zudem erlebt etwa ein Viertel (26,6 %) mindestens einmal pro Woche einen Bedeutungsverlust und kann in der Freizeit lediglich moderat vom Studium abschalten.
Die Selbstwirksamkeitserwartung wird jedoch als eher hoch eingeschätzt. 56 Prozent der befragten Studierenden sind regelmäßig mindestens zwei Stunden pro Woche sportlich aktiv (Lesener, Blaszcyk, Gusy & Sprenger, 2018).
Gesundheitsverhalten und Self-Leadership
Im Rahmen des 2019 stattgefundenen Aufstiegskongresses der DHfPG wurden dual Studierende zur Teilnahme an einer Online-Befragung eingeladen. Durch die Berücksichtigung validierter Skalen (Erhebungsinstrumente) wurden u. a. die Themen 'Interne Ressourcen' (Self-Leadership, Engagement, Selbstwirksamkeit), 'Psychische Gesundheit' sowie 'Gesundheitsverhalten' (Schlaf, körperliche Aktivität) fokussiert. Insgesamt haben 153 Teilnehmer die Online-Umfrage abgeschlossen.
Die meisten (61 %) waren zwischen 23 und 26 Jahre alt, davon 58 Prozent weiblich. 42,5 Prozent gaben an, Personalverantwortung zu tragen. Der allgemeine Gesundheitszustand wurde von 58,8 Prozent als gut und von 22,2 Prozent sogar als sehr gut beurteilt. Im Bereich der durchschnittlichen körperlichen Aktivität pro Woche ergab sich ein Mittelwert von 340 Minuten. Auf einer Skala von 'sehr schlecht' bis 'sehr gut' bewerteten 58,2 Prozent der Befragten ihre Schlafqualität als 'ziemlich gut'.
Die Basis für die aufgeführte Untersuchung zeigt das folgende Modell: Engagement, als Garant für Unternehmenserfolg – als bedeutender Kundenbindungsfaktor in der Dienstleistung – beeinflusst das Gesundheitsverhalten und umgekehrt. Diese 'Beziehung' wird durch interne Ressourcen – Selbstwirksamkeit und Self-Leadership – beeinflusst (vgl. Abb.1):
Die in Abbildung 1 skizzierten Zusammenhänge zum Thema Self-Leadership konnten durch die Ergebnisse der bereits erwähnten Untersuchung bestätigt werden (vgl. Tab. 1).
Self-Leadership zeigt eine hohe positive Korrelation mit den untersuchten Dimensionen (körperliche Aktivität, Schlafqualität etc.), wobei ein negativer Zusammenhang mit der psychischen Gesundheitsbeeinträchtigung auffällt (vgl. Tab. 1, rote Markierung). D. h. eine hohe Self-Leadership-Ausprägung wirkt als Prädiktor für die psychische Gesundheitsbeeinträchtigung.
Fazit und praktische Relevanz
Der 'arbeitende Mensch' muss heutzutage mehr als jemals zuvor seine berufliche Entwicklung selbstständig organisieren und zusätzlich seine sozialen Kontakte und das Privatleben pflegen. Die moderne Arbeitswelt erfordert mehr Selbstorganisation.
Wie aus der Stichprobe 'Dual Studierender' zu entnehmen ist, bietet das duale Studium hierbei einen sich positiv auswirkenden Rahmen für die Selbstführung. Verantwortungsbewusstsein für die eigene Gesundheit, das Arbeitsverhalten und das Engagement wird durch Self-Leadership-Fähigkeiten gestärkt und stellt somit eine gute Basis dar, um eine verantwortungsvolle Führungsrolle zu übernehmen.
Aufgrund der beschriebenen Relevanz der Self-Leadership-Kompetenz für die Gesundheit, insbesondere für das Gesundheitsverhalten, scheint ein Handeln Erfolg versprechend, das Mitarbeiter in die Lage versetzt, sich selbst zu führen.
Um leistungsbereite Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig zu binden, ist es wichtig, Self-Leadership zu fördern. Dazu gehört vor allem, einen Rahmen zu schaffen, der die intrinsische und extrinsische Motivation in den Vordergrund rückt.
Gerade hinsichtlich der Förderung der extrinsischen Motivation nimmt der Arbeitgeber eine nicht zu unterschätzende Rolle für die Motivationsförderung in Form von (monetärer) Belohnung, Anerkennung und Lob ein.
Der Schlüssel dazu ist eine werteorientierte Selbstführung. Damit haben Führungskräfte für die Mitarbeiterbindung und damit auch für den Erfolg des Unternehmens eine Schlüsselfunktion inne. 'Self-Leader' zu sein, bedeutet auch eine Führung 'passend zur Lebenswelt' zu entwickeln.
Über die Autorinnen
Professor Dr. Julia Krampitz, Doctor of Public Health und M. A. Prävention und Gesundheitsmanagement, ist als Professorin für den Fachbereich Psychologie/Pädagogik an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) tätig. Sie fungiert außerdem als Fachautorin und gefragte Expertin in den Medien.
Gesundheitswissenschaftlerin Sarah Staut arbeitet als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) sowie der BSA-Akademie im Fachbereich Gesundheitsförderung/Betriebliches Gesundheitsmanagement.
Praktische Erfahrungen im BGM sammelte sie bereits in namhaften Unternehmen.
Auszug aus der Literaturliste
Furtner, M. & Baldegger, U. (2016). Self-Leadership und Führung. Theorien, Modelle und praktische Umsetzung. Wiesbaden: Springer.
Graf, A. (2017). Selbstmanagement-Kompetenz – Sich selbst als Führungsperson an einer Hochschule wirkungsvoll führen. In L. Truniger (Hrsg.), Führen in Hochschulen (S. 153–177). Wiesbaden: Springer Fachmedien Wiesbaden.
Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.
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