Gesundheit | Autor/in: Sabine Kind, Matthias Schömann-Finck, Sarah Staut |

Outdoorsportler – auch im Sommer ins Fitness-Studio?

Viele Outdoorsportler nutzen im Winter das Trainingsangebot von Fitness-Studios. Wie gelingt es Studiobetreibern, diese Zielgruppe auch im Sommer als Kunden zu halten?

Viele Outdoorsportler nutzen in den kalten und dunklen Wintermonaten das Trainingsangebot von Fitness-Studios. Für Studiobetreiber stellt sich jedes Jahr aufs Neue die Frage, mit welchen Angeboten Outdoorsportler auch im Sommer als Kunden gehalten und an das Unternehmen gebunden werden können.

Outdoorsport erfreut sich in Deutschland immer größerer Beliebtheit – so konnten beispielsweise Händler und Hersteller von Outdoorsportausrüstung in den letzten Jahren steigende Umsätze verbuchen. Mit dem Kauf von Outdoorbekleidung wird heutzutage (neben der Funktionalität) auch ein Lebensgefühl vermittelt. Farbenfrohe Jacken, stylishe und dennoch funktionale Hosen, Rucksäcke, die sich nicht nur für den Einsatz beim Wandern oder Klettern eignen, sind kaum noch aus unserem Alltag wegzudenken. Viele Hersteller von Outdoorsportbekleidung nutzen ihre Bekanntheit und bieten breite Kollektionen an. Diese Diversifizierung bietet sich an, denn viele Outdoorsportler sind vielfältig sportlich aktiv.

Eine Befragung der Universität Bayreuth, an der 782 Männer und 654 Frauen im Alter zwischen 14 und 70 Jahren teilnahmen, zeigte, dass viele Freizeitsportler in mehreren verwandten Outdoorsportarten aktiv sind: so können sich beispielsweise Wanderer auch für das Nordic Walking begeistern und Kletterer für das Mountainbiking. Bei Sportkletterern und Bergsteigern war die Vielfalt an ausgeübten Aktivitäten am größten. Neben „psychischem Wohlbefinden“, „Spaß“, „Abschalten vom Alltag“, „Erleben“ und dem Motiv „die Natur spüren“, wurde als ein weiterer wichtiger Motivationsgrund „Gesundheit und Fitness“ genannt.

Outdoorsportler und Fitness-Studio im Sommer – ein Widerspruch?
Fitness- und Gesundheitsanlagen dienen in der kalten und dunklen Jahreszeit vielen Outdoorsportlern zum „Überwintern“, denn Training nach Feierabend draußen in der Dunkelheit ist nicht jedermanns Sache. Insbesondere wenn Kälte und gegebenenfalls noch Schnee und Eis dazukommen, sind die Bedingungen für Läufer, Nordic Walker, Radfahrer, Inlineskater und andere Sportler nicht nur unangenehm, sondern unter Umständen auch gefährlich. So nutzen viele der genannten Sportler Angebote von Fitness-Studios für ihr Wintertraining und dies nicht nur, indem sie „ihren“ Sport indoor fortführen und beispielsweise Laufbänder und Radergometer nutzen. Oft werden auch bewusst alternative Angebote in Kraft- und Gruppentraining gewählt, um Abwechslung und Auflockerung im Training zu haben und auch, um eventuelle Schwächen bei Kraft und/oder Beweglichkeit auszugleichen.

Für die Fitnessanlagen stellen sich große Herausforderungen, wenn im Frühjahr die ersten Sonnenstrahlen an Kraft gewinnen und die Tage wieder länger werden. Denn dann lassen sich wieder viele Sportler von „ihren“ Sportarten nach draußen locken. Für Fitness-Studios stellt sich die Frage, mit welchen Angeboten Outdoorsportler auch im Sommer als Kunden gehalten und an das Unternehmen gebunden werden können.

Um diese Herausforderung zu meistern, können qualifizierte Fitness- und Gesundheitsanlagen Pluspunkte ins Feld führen und mit einigen Ergänzungen ihres Angebotes auch die große Gruppe der „klassischen“ Outdoorsportler über den Sommer begleiten. Dies ist umso wichtiger, je genauer man sich die eingangs genannten hohen Werte für die Ausübung von klassischen Ausdaueraktivitäten wie Rad fahren oder Laufen ansieht. Selbst wenn nur ein kleiner Teil dieser Gruppen über den Winter ins Fitness-Studio ausweichen sollte, so zeigt sich doch bei diesen sportlich aktiven Personen ein Kundenpotenzial für Fitnessunternehmen.

Umsetzung in die Studio-Praxis
Ergänzungen des Angebots von Fitness-Studios, um „klassische“ Outdoorsportler über den Sommer zu begleiten, könnten folgende sein:
- Im Ausdauersport wird der Wert von Krafttraining heute höher eingeschätzt als noch vor einigen Jahren; hier können ambitionierte Sportler mit abgestimmten Angeboten in Ergänzung zum Training in ihrer Hauptsportart an das Fitness-Studio gebunden werden
- Qualifizierte Anleitung durch Trainer, Bindung durch Beratung und Hinweise auf orthopädische Defizite (z. B. muskuläre Dysbalancen bei Ausdauersportlern) sowie Angebote von Ausgleichssport
- Strukturierte Trainingsplanung: Hierin könnte das Fitness-Studio seine Kompetenzen erweitern und dementsprechend ambitionierten Sportlern im Sommer auch im Outdoorbereich anbieten (ggf. auch mit Angeboten zur Leistungsdiagnostik, falls das Fitness-Studio über einen eigenen Diagnostikbereich verfügt).
- Angebote zur Ernährungsberatung
- Fitness-Studio als Treff- und Ausgangspunkt für Outdooraktivitäten, bspw. als Startpunkt von Laufgruppen (ggf. mit Nutzung des Sanitär- oder auch Wellnessbereichs)

Diese Thematik wird noch ergänzt durch „moderne Entwicklungen“ wie Outdoorfitness etc. für Zielgruppen, die nicht den traditionellen Outdoorausdauersportarten zuzuordnen sind.

Die jährliche Umfrage „Worldwide Survey of Fitness Trends“ der amerikanischen Fachgesellschaft ACSM (American College of Sports Medicine) belegt seit einigen Jahren, dass auch die in der Fitnessbranche Tätigen Outdooraktivitäten mit ihren bzw. für ihre Kunden seit Längerem als wichtigen Trend ansehen. Seit der Ausgabe von 2012 rangieren „Outdoor activities“ unter den Top 15 der abgefragten Fitness-Trends.

Fazit
Viele Studien zeigen gesundheitsförderliche Effekte von Outdoorsport auf. Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft sorgt für eine verbesserte Durchblutung und trägt zur Verbesserung der Immunabwehr bei. Darüber hinaus kann der Aufenthalt in der Natur einen Beitrag zur Stressreduktion leisten. Dass Outdoorsport Bestandteil der Gesundheitsbildung sein kann, ist als weiterer Beweggrund zu nennen, weshalb Fitness-Studios Aktivitäten in der Natur in ihr Angebotsportfolio aufnehmen sollten.

Auch finanziell rechnet sich Outdoorsport für Fitnessanbieter, da es nicht notwendig ist, neue Flächen für Sportaktivitäten zu erschließen. Zudem haben viele Städte und Gemeinden das Potenzial für Outdooraktivitäten erkannt und bieten vermehrt öffentlich zugängliche Bewegungsparcours an. Da diese jedoch nur unter fachkundiger Anleitung von ausgebildeten Trainern genutzt werden sollten, ist es für Fitness-Studios von Vorteil, Training sowie Workouts in diesen Anlagen anzubieten. Durch die Auswahl unterschiedlicher Routen und Anlaufstellen wird der Outdoorsportgruppe eine Vielfalt an Kulissen und dadurch Naturerfahrung geboten. Auch dieser Aspekt kann sich positiv auf die Motivation sowie die Teilnahme an Outdoor-aktivitäten auswirken und ermöglicht dadurch, Kunden an das Fitness-Studio zu binden.

www.dhfpg-bsa.de

Sarah Staut
M. A. Prävention und Gesundheitsmanagement ist seit 2017 an der DHfPG und der BSA-Akademie, als Dozentin im Fachbereich Gesundheitswissenschaften und BGM tätig.

Matthias Schömann-Finck
M. A. Politikwissenschaft, Geschichte und M. Sc. Patient Management, ist seit 2010 an der DHfPG und der BSA-Akademie, als Dozent im Fachbereich Gesundheitswissenschaften und UV-Schutz tätig.

Sabine Kind
M. A. Gesundheitsmanagement, ist seit 2011 an der DHfPG und der BSA-Akademie, als Dozentin im Fachbereich Gesundheitswissenschaften und UV-Schutz tätig.

Literatur
Brehm, W., Tittlbach, S. & Häussler, V. (2010). Motivations-Studie Outdoorsport. Bayreuth: Universität Bayreuth.

Statista GmbH. (2017). Welche Sport- und Outdooraktivitäten betreiben Sie? Statista GmbH. Zugriff am 12.12.2017. Verfügbar unter de.statista.com/statistik/daten/studie/201860/umfrage/beliebtheitsgrad-ausgewaehlter-outdoorsportarten-bei-den-deutschen/


Thompson, W. R. (2017). Worldwide Survey of Fitness Trends for 2018. The CREP Edition. ACSM' Health & Fitness Journal, 21 (6), 10-19.

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte: marketing@dhfpg-bsa.de

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