Miriam Fuchs im Interview: „Wir legen Wert auf Steigerung der Gesundheitskompetenz“
'Be the best version of yourself'. Als Gesundheitsmanagerin bei der CaraVita GmbH arbeitet Miriam Fuchs an BGM-Projekten zu diesem Ziel für Individuen und Unternehmen. Im Interview erläutert sie, wie sich Gesundheitskompetenz lernen und stärken lässt.
mfhc: Als Gesundheitsmanagerin in der CaraVita GmbH erarbeiten Sie individuelle Lösungen für die Gesundheit der Mitarbeitenden in unterschiedlichen Unternehmen. Was sind die übergeordneten Ziele Ihrer Arbeit und vor welchen Herausforderungen stehen Sie heute?
Miriam Fuchs: Im Rahmen von CaraVita Business setzen wir uns dafür ein, alle Menschen in einem Unternehmen zu einem gesundheitsbewussten Umgang mit sich selbst und anderen zu befähigen. Gemeinsam schaffen wir ein Umfeld, in dem Menschen und Unternehmen wachsen.
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Unser übergeordnetes Ziel heißt: „Be the best version of yourself“ – sowohl als Individuum als auch als Unternehmen. Dies gelingt durch eine individuelle Betrachtung und ganzheitliche Vorgehensweise. Und gerade das sehe ich noch als Herausforderung: die Ganzheitlichkeit der Betrieblichen Gesundheit für Unternehmer greifbar zu machen.
Nehmen bestimmte Krankheits- oder Beschwerdebilder der Beschäftigten zu? Welche Rolle spielen dabei die Zivilisationskrankheiten?
Im vergangenen Jahr haben Atemwegserkrankungen die Statistik zu den AU-Fällen angeführt. Durch die Corona-Pandemie und deren Folgen sind diese Erkrankungen sowie psychische Krankheitsbilder auf dem Vormarsch. Man merkt allerdings, dass lebensstilbedingte Erkrankungen auch im Arbeitsalltag eine immer größere Rolle spielen.
Wächst die Zahl der von internistischen und orthopädischen Zivilisationskrankheiten Betroffenen gleichermaßen oder gibt es Unterschiede?
Wenn ich Beschäftigte nach Beschwerden oder vorhandenen Erkrankungen frage, werden zuerst Muskel-Skelett-Erkrankungen genannt. Erst auf Nachfrage werden internistische Krankheiten erwähnt. Daher lässt sich schwer beurteilen, wie das tatsächliche Wachstum der unterschiedlichen Krankheitsbilder ist.
Was sind die Ursachen und haben sich dadurch die Schwerpunkte Ihrer Beratungstätigkeit und Handlungsfelder verschoben?
Ursachen für Muskel-Skelett-Beschwerden und Übergewicht sind vor allem Zwangshaltungen und mangelnde körperliche Aktivität. Meines Erachtens darf man auch psychische Belastungen nicht außer Acht lassen.
Unsere Schwerpunkte sind die Handlungsfelder Bewegung, Ergonomie und Stressmanagement, somit können wir die aktuellen Bedarfe gut abdecken. Zukünftig werden wir den Bereich des Betrieblichen Eingliederungsmanagements verstärkt hinzunehmen, da der Bedarf zur Unterstützung durch den Anstieg der Langzeit-AU-Fälle wächst.
Mit welchen Maßnahmen und Angeboten reagieren Sie auf das Phänomen Zivilisationskrankheiten? Hat sich die Relevanz von BGM-Maßnahmen in Firmen dadurch verändert?
Ich bin davon überzeugt, dass die mentale und körperliche Gesundheit im Wechselspiel agieren. Daher legen wir Wert auf die Steigerung der Gesundheitskompetenz der Menschen. In unserem Angebot stellen wir die psychosozialen Aspekte in Unternehmen in den Fokus. Wir vermitteln den Unternehmern, dass Sozialkompetenzen in Verbindung mit harten Kennzahlen wie Produktivität und Krankenstand stehen.
Über unsere Interviewpartnerin
Miriam Fuchs, übte nach einer Ausbildung zur Physiotherapeutin ab 2012 zunächst ein Jahr lang diesen Beruf in Spanien aus, anschließend bis 2019 in Deutschland.Nachdem sie ihren Bachelor of Arts in Gesundheitspsychologie im Fernstudium absolviert hatte, machte sie ihren Master of Arts in Prävention und Gesundheitsmanagement an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). Seit August 2020 ist sie bei der CaraVita GmbH als Gesundheitsmanagerin tätig und für die Analyse und Umsetzung von BGM-Projekten in Unternehmen zuständig.
In der Prävention heißt es: Verhältnisprävention vor Verhaltensprävention. Arbeitsbedingungen sollten an die Mitarbeitenden angepasst werden. Das bedeutet aber auch, dass wir jeden Mitarbeitenden individuell betrachten müssen, denn dieselbe Gestaltungsmaßnahme kann bei jedem Menschen anders wirken. Damit erreichen wir, dass Unternehmer ihren eigenen Betrieb vielschichtiger wahrnehmen und dies den Weg für ein ganzheitliches BGM ebnet.
Welche Vorteile bietet die interdisziplinäre Ausrichtung der CaraVita GmbH mit Experten für Bewegung, Ergonomie, Stressmanagement und Entspannung?
Da die CaraVita GmbH aus einem interdisziplinären Team besteht, können wir alles aus einer Hand anbieten, von der Prävention bis hin zur Rehabilitation. Bei akuten Beschwerden können wir direkt unsere Physio- und Ergotherapeuten mit einbeziehen.
Wir betrachten den Menschen ganzheitlich und können so individuell Schwerpunkte setzen: sei es, die mentalen Fähigkeiten zu stärken oder die physischen – ohne den anderen Part zu vernachlässigen.
Wie ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit innerhalb des CaraVita-Teams strukturiert? Welche Prozesse haben Sie etabliert?
Durch unsere schnellen Kommunikationswege können wir zügig eine Lösung für den Kunden finden. Hier ein Beispiel: Finden wir im Rahmen unserer Analysephase heraus, dass es bei einem Unternehmen häufig zu AU-Fällen aufgrund von Sehnenscheidenentzündungen kommt, erarbeiten wir gemeinsam mit unseren Handtherapeuten ein Konzept bezüglich ergonomischer Arbeitsgestaltung inklusive Hilfsmittel und Übungen im Rahmen der Prävention.
Weitere Interviews und Hintergründe
In einem weiteren Interview spricht Ingo Noll vom Gesundheitspark Neunkirchen über interdisziplinäre Angebote. Lesen Sie außerdem unseren Artikel 'Zivilisationskrankheiten' als Einstieg zu den Interviews.
Indem Sie auf das entsprechende Bild oberhalb dieses Textes klicken, gelangen Sie direkt zum jeweiligen Artikel.
Zudem können wir über unsere interne Rezeptverschreibung bei akuten Beschwerden zeitnah Therapietermine anbieten.
Wie hilfreich und wichtig sind lokale Netzwerke und Kooperationen? Arbeiten Sie auch mit externen Anbietern, beispielsweise Fitness- und Gesundheitsanlagen, zusammen?
Ich finde es wichtig, Netzwerke und Kooperationen aufzubauen. Schließlich hat jeder seine Kompetenzen und gemeinsam können wir eine ganzheitlichere Versorgung gewährleisten.
Aktuell arbeiten wir noch nicht mit anderen Fitnessanlagen zusammen, da die CaraVita selbst medizinische Trainingstherapie anbietet. Dennoch nutzen wir Netzwerke, um Kunden und Patienten wohnortnahe Empfehlungen bezüglich Therapie und Training geben zu können.
Daneben bestehen Kooperationen mit Orthopädiefachgeschäften, Büromöbelherstellern und Betriebsmedizinern.
Wie stellen Sie sicher, dass die fachliche Kompetenz in der Betreuung dauerhaft auf einem hohen Standard bleibt? Welche Aus- und Fortbildungen haben sich in Ihrem Team bewährt?
Durch Kongresse, Literatur, Social Media und Netzwerke halten wir uns up to date. Natürlich erweitern wir regelmäßig unser Wissen durch fachbezogene Fortbildungen.
Wir haben festgestellt, dass sich in unserem Team von CaraVita Business besonders Fortbildungen im Bereich Coaching und Persönlichkeitsentwicklung bewähren. Durch die Stärkung der eigenen Persönlichkeit können wir uns authentisch und verständnisvoll auf unser Gegenüber einstellen und so das beste Ergebnis für unseren Kunden erzielen.
Wie gestaltet sich Ihre Zusammenarbeit mit Ärzten, Krankenkassen und Physiotherapeutinnen? Was würden Sie sich in dieser Beziehung wünschen?
Die Zusammenarbeit mit Physiotherapeuten ist sehr eng, da ein Großteil unseres Kollegiums dieser Berufsgruppe angehört.
Die CaraVita hat bereits langjährige Beziehungen zu Ärztinnen und Ärzten verschiedener Fachrichtungen aufgebaut. Im Bereich des BGM arbeiten wir mit einem Unternehmen für Arbeitsmedizin zusammen. Die Zusammenarbeit mit den Ärzten ist sehr unkompliziert und geschieht meistens auf schnellem Dienstweg.
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Ich würde mir ein großes Netzwerk wünschen, in dem Krankenversicherungen, Betriebsmediziner, BGMler, Therapeuten und Hilfsmittelversorger gemeinsam Konzepte erarbeiten und umsetzen.
Wie werden zivilisationsbedingte Krankheitsbilder das BGM in der Zukunft beeinflussen?
Ich denke, dass wir mit individuellen Konzepten reagieren müssen. Immer mehr Menschen sind von Zivilisationskrankheiten betroffen, daher gilt es, die Gesundheitskompetenz jedes Einzelnen zu stärken. Dabei muss Beachtung finden, dass wir gerade in der Arbeitswelt die gesundheitlichen Bedürfnisse der unterschiedlichen Altersgruppen betrachten und dass wir für generationengerechte Anreize zur Umsetzung sorgen müssen.
Was müsste sich im Gesundheitssystem ändern und welche Präventionsmaßnahmen sollten etabliert werden, damit Arbeitnehmende gesund bleiben?
In der Therapie sollte es einen Direktzugang geben, damit Menschen schneller die für sie notwendige und zielgerichtete Behandlung erhalten. Auch Training auf Rezept finde ich sinnvoll. So wäre bereits im Rahmen der Prävention eine Maßnahme vorhanden, um die Eigenverantwortung der Menschen in Bezug auf ihre Gesundheit, vor allem die körperliche, zu stärken.
Im Rahmen des BGM sollten Fördermöglichkeiten für Unternehmen transparenter und leichter zugänglich gestaltet werden, damit Hürden zur Umsetzung des BGM verringert werden.
Diesen und weitere Artikel finden Sie in der mfhc 02/2024 & für Abonnenten EXKLUSIV vorab.
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