Fitness, Gesundheit | Autor/in: Anke Sörensen |

Wie gelingt der Übergang von Therapie zu Training?

Nach Abschluss einer therapeutischen Behandlung in der Physiotherapiepraxis bietet ein weiterführendes medizinisches Gesundheitstraining im Selbstzahler:innenbereich sowohl den Patient:innen und Kund:innen als auch den Therapeut:innen viele Vorteile. Diese psychologischen, medizinischen, trainingswissenschaftlichen und wirtschaftlichen Aspekte sollten bei der Entscheidungsfindung und Implementierung eine Rolle spielen – denn sie bieten viele Möglichkeiten für die individuelle konzeptionelle Gestaltung eines therapieergänzenden Trainingsbereiches. Wie erfolgreich eine Investition in das Gesundheitstraining sein kann, erläutern die Geschäftsführer von sportsmed-saar im Interview.

Den Übergang von Therapie zu Training optimieren: Tipps für Physiopraxen

Bei einer Verletzung oder muskuloskelettalen Erkrankung zeigen Therapiemaßnahmen den Weg zur Genesung auf und führen in der Regel zu Behandlungserfolgen.

Doch leider setzen sowohl der Fachkräftemangel in Physiotherapiepraxen als auch die begrenzten Verordnungsmöglichkeiten vonseiten der Ärzt:innen der therapeutischen Arbeit personelle, finanzielle und zeitliche Grenzen.

Für einen nachhaltigen Erfolg wäre meist ein weiterführendes Gesundheitstraining zielführend. Zudem wird in allen Leitlinien für die Behandlung von muskuloskelettalen Beschwerden Bewegungstherapie empfohlen.

Kompetenz, Vertrauen und persönliche Bindung

Zwischen Patient:innen und Therapeut:innen ist durch die gemeinsame Bewältigung einer Verletzung oder Erkrankung über einen gewissen Zeitraum bereits ein Vertrauensverhältnis und eine persönliche Bindung entstanden, was entscheidend zur Genesung beiträgt.

Fachleute gehen davon aus, dass zwischen 50 und 70 Prozent des Therapieerfolgs von der Beziehung zwischen Patient:innen und Therapeut:innen abhängt. Das gegenseitige Vertrauen unterstützt den Rehabilitationsprozess positiv und bietet Anknüpfungspunkte für den Übergang in ein medizinisches Gesundheitstraining.


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Auf Basis einer gründlichen Analyse und im Lauf der Behandlung hat der:die Therapeut:in bereits fundiertes Wissen über den Gesundheitszustand des:der Patient:in erworben.

Gepaart mit dem therapeutischen Know-how ermöglicht dies ihm:ihr die Erstellung individueller Trainingspläne, die weit über ein „Standardprogramm“ hinausgehen. Bereits in der Therapie erlernte Übungen können im anschließenden Gesundheitstraining vertieft und weiterentwickelt werden.

Aufbau auf bestehendes Vertrauensverhältnis

Patient:innen müssen ihr gesundheitliches Befinden nicht – wie beim Wechsel in ein Fitnessstudio – erneut einer unbekannten Person erklären. Missverständnisse werden ausgeschlossen und Erfolge begünstigt, weil Patient:in und Therapeut:in auf ein bestehendes Vertrauensverhältnis aufbauen.

Während der Pandemie hat sich gezeigt, wie wertvoll diese Vertrauensverhältnisse sind: Das Physiotherapeutennetzwerk Physio Aktiv stellte in einer Umfrage unter den Physiotherapiepraxen mit Trainingsbereich eine signifikant geringere Kündigungsquote der Mitglieder im Gegensatz zur Fitnessbranche fest.

Physiotherapiepraxen als sichere Orte

In Zahlen ausgedrückt waren es in den vergangenen beiden Jahren nur 15,9 Prozent Mitgliederverluste im Vergleich zu den 20,5 Prozent in den Fitnessstudios (Wisner, 2021).

Daran lässt sich ablesen, dass Physiotherapiepraxen als sichere Orte für ein medizinisch betreutes Training mit entsprechendem Hygienekonzept wahrgenommen wurden, woraus eine höhere Loyalität der Kund:innen resultierte.

Bereiche Rehabilitation & Training

Schneller als die Fitnessstudios konnten Physiotherapeut:innen in den Bereichen Rehabilitation und Training wieder in den normalen Betrieb übergehen und ihre Patient:innen fühlten sich aufgrund der hohen Hygienestandards rasch wieder sicher.

Von diesem Vertrauensbonus profitiert langfristig auch ein medizinisches Trainingsangebot im selben Haus.

Gesteigertes Gesundheitsbewusstsein

Der Bedarf an Therapie und Fitness hat sich geändert. Die Pandemie hat das Bewusstsein in der Bevölkerung dafür geschärft, wie wichtig körperliche Fitness für das Wohlbefinden und die Prävention sind. Viele Menschen sind bereit, in ihre Gesundheit zu investieren.

Gleichzeitig nehmen Zivilisationskrankheiten wie Arthrose, Rückenschmerzen, Adipositas, Diabetes und psychische Leiden zu und unsere Gesellschaft wird immer älter.

Maßgeschneiderte Trainingskonzepte

Auch für ältere Menschen, die möglicherweise Hemmungen haben, in ein Fitnessstudio einzutreten, bietet medizinisches Gesundheitstraining eine niedrigschwellige Lösung.

Medical-Fitness-Anbieter:innen können sowohl Gesundheitstraining als ernstzunehmende Präventionsmaßnahme unter qualifizierter Anleitung positionieren als auch maßgeschneiderte Trainingskonzepte liefern und damit ihr Unternehmen auf ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein stellen.

Marktanalyse und Kund:innenbedürfnisse

Wer mit dem Gedanken spielt, das Unternehmen zu erweitern, sollte sich gründlich mit den aktuellen Herausforderungen des Marktes und den Bedürfnissen der Kund:innen auseinandersetzen.

Dazu gehört u. a. die Beantwortung der folgenden Fragen: Welchen Mehrwert/Nutzen wollen wir unseren Kund:innen bieten? Wie können wir unsere Stärken als Team einbringen? Bietet der Markt vor Ort die Chance auf zusätzliches Einkommen? Ist das Team motiviert und bereit für die neuen Herausforderungen?

Bedürfnisse der Zielgruppe

Sehr wichtig ist auch der Blick durch die „Kund:innenbrille“: Wie heben wir uns mit unserem Konzept von der Konkurrenz ab? Wer ist unsere Zielgruppe, was sind ihre Bedürfnisse und an welchen „Stellschrauben“ müssen wir drehen, um Synergien zu nutzen und sie rundum zu begeistern (Rolli, 2021)?

Zirkel, EMS-Training, BIA-Messungen

Physiotherapiepraxen können neben ihrer umfassenden Gesundheitsexpertise mit einem medizinisch orientierten Selbstzahler:innenbereich (beispielsweise mit Zirkel, EMS-Training, BIA-Messungen) und/oder mit Personal Training bei den Kund:innen punkten, ihnen neue Mehrwerte bieten und sie langfristig an das Unternehmen binden (Tetzlaff, 2020).

Je individueller das Konzept auf den Standort, das Klientel und die eigenen Kompetenzen zugeschnitten ist, desto größer sind die Chancen auf Erfolg.


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Unsere Experten

Im sportsmed-saar, Praxis für Physiotherapie, Sportphysiotherapie und ambulante Rehabilitation am Olympiastützpunkt in Saarbrücken, werden Diagnostik, Therapie und Training seit vierzehn Jahren sehr erfolgreich miteinander verknüpft. Hier trainieren zahlreiche Spitzensportler:innen.

Im Doppelinterview erläutern die Geschäftsführer Oliver Muelbredt, Dipl.-Sportlehrer Schwerpunkt Rehabilitation, und Dirk Mund, Physiotherapeut, die Vorteile ihrer interdisziplinären Zusammenarbeit, des intensiven Austauschs und der ganzheitlichen Sicht auf Patient:innen und Kund:innen.


Auszug aus der Literaturliste

Rolli, N. (2021). Neue Geschäftsfelder für Physiotherapeuten. medical fitness and healthcare, 01/2021, 62–64.
Tetzlaff, S. (2020). Selbstzahlerbereiche als Erfolgsmodell. medical fitness and healthcare, 02/2020, 40–42.

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte presse@fitnessmanagement.de.

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