Fitness, Gesundheit | Autor/in: Christian Ewald |

Rückentraining für Büromitarbeitende

Büromitarbeitende mit sitzender Tätigkeit, die nicht regelmäßig körperlich aktiv sind, leiden häufig unter Rückenbeschwerden. In einer Master-Thesis der DHfPG wurde untersucht, wie die isometrische Rumpfkraft sowie die Schmerzintensität von Personen mit sitzender Bürotätigkeit durch ein sechswöchiges Trainingsprogramm im Fitnessstudio beeinflusst werden kann.

Welche Effekte hat ein Rückentraining für Büromitarbeitende auf Schmerzen und Kraftleistung?

Laut 'Global status report on physical activity 2022' wird das empfohlene Mindestmaß an körperlicher Aktivität vom Großteil der Menschen nicht mehr erreicht (WHO, 2022). (Auch interessant: 'Mangel an Bewegung akut')

Die Studie 'Gesundheit in Deutschland aktuell' (GEDA 2019/2020 EHIS) des Robert Koch-Instituts ermittelt die Einhaltung der Bewegungsempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation für Erwachsene: Die Ergebnisse zeigen, dass lediglich 27,6 Prozent der Frauen und 31,2 Prozent der Männer die Empfehlungen im Bereich Muskelkräftigung erfüllen (Robert Koch-Institut, 2019/2020, S. 72–84).


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In Deutschland verrichten ca. 40 Prozent der Arbeitnehmenden ihre Arbeit im Sitzen, was in Kombination mit Bewegungsmangel die Entstehung von Muskel-Skelett-Erkrankungen begünstigen kann (Backhaus et al., 2021, S. 66).

Arbeitsunfähig: Rückenschmerzen oft die Ursache

Bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen betreffen fast die Hälfte der Fälle die Wirbelsäule und den Rücken. Darüber hinaus nehmen Rückenschmerzen einen immensen Einfluss auf die Arbeitsfähigkeit, wobei die Schmerzursachen sehr unterschiedlich sein können (Meyer, Wing, Schenkel & Meschede, 2021, S. 443).

In dieser Master-Thesis wurde untersucht, inwiefern sich eine sechswöchige Trainingsintervention auf unspezifische Rückenschmerzen und die Rumpfkraft von Büromitarbeitenden auswirkt.

Methodik

Konkretes Ziel der Arbeit war es, den Einfluss eines sechswöchigen gerätegestützten Kraft- und Beweglichkeitstrainings auf die Schmerzintensität und Kraftleistung von Büromitarbeitenden zu untersuchen.

Für die Untersuchung wurden Personen im Alter zwischen 18 und 60 Jahren rekrutiert, die in Teil- oder Vollzeit einer überwiegend sitzenden Bürotätigkeit nachgingen und zum Zeitpunkt der Untersuchungsdurchführung weder regelmäßig sportlich aktiv waren, noch Kontraindikationen für eine körperliche Belastung aufwiesen.


Lesetipp: 'Prävention & richtiges Sitzen wichtiger denn je'


An der randomisiert kontrollierten Interventionsstudie nahmen insgesamt 34 Personen (27 weiblich; 7 männlich) teil, die zufällig auf die Interventions- (IG) und Kontrollgruppe (KG) aufgeteilt wurden. Das Durchschnittsalter lag bei 42,76 ± 13,26 Jahren, das durchschnittliche Körpergewicht war 72,68 ± 15,15 kg und die durchschnittliche Körpergröße betrug 171,06 ± 7,56 cm.

Training für die Rückenmuskulatur

Die Teilnehmer der Interventionsgruppe absolvierten in den sechs Wochen nach dem Eingangstest zweimal wöchentlich ein standardisiertes Trainingsprogramm, bestehend aus jeweils einem Trainingssatz mit zwölf Wiederholungen bei 50 Prozent des 1-RM bei Übungen mit geführten Trainingsgeräten und dem eigenen Körpergewicht sowie statischen Dehnübungen für die wirbelsäulen- und beckenumgebende Muskulatur.

Die Trainingsintervention wurde von qualifiziertem Trainerpersonal angeleitet und während der gesamten Interventionsdauer betreut. Die Kontrollgruppe absolvierte zwischen Eingangs- und Abschlussuntersuchung kein Kraft- und Beweglichkeitstraining.

Rückenschmerzen verringert

Die Datenerhebung fand in Form einer Prä-Post-Messung unmittelbar vor und nach der Intervention mittels einer Skala zur Erfassung der Schmerzintensität der Rückenbeschwerden (numerische Ratingskala) sowie eines isometrischen Krafttests für die Rumpfmuskulatur (Flexion, Extension, Rotation und Lateralflexion) statt.

Die erhobenen Daten wurden anschließend zunächst deskriptiv ausgewertet und die Veränderungen innerhalb sowie die Unterschiede zwischen den Gruppen auf Signifikanz geprüft.

Ergebnisse

Hinsichtlich der Rückenschmerzen zeigte sich bei der Interventionsgruppe eine statistisch signifikante Verringerung der NRS-Skalenwerte zur Schmerzintensität (p = 0,004). In der Kontrollgruppe senkten sich Werte hingegen nicht statistisch signifikant (p = 0,157). Es wurde ein signifikanter Unterschied der Schmerzintensität zwischen der Interventionsgruppe und der Kontrollgruppe (p < 0,001) festgestellt.

Kraftwerte gesteigert

Bei der Testung der isometrischen Kraftleistung wurde bei allen Testübungen ein statistisch signifikanter Unterschied zwischen der Interventionsgruppe und der Kontrollgruppe beobachtet (p < 0,001). Dabei nahmen die Kraftwerte bei den Übungen Rumpfflexion, -extension, -lateralflexion (beide Richtungen) sowie -rotation (beide Richtungen) durch die standardisierte Trainingsintervention signifikant stärker zu als in der Kontrollgruppe.


Fazit

Bei Betrachtung der Untersuchungsergebnisse kann schlussfolgernd festgehalten werden, dass bereits ein sechswöchiges standardisiertes Trainingsprogramm zu einer deutlichen Verbesserung der isometrischen Rumpfkraft bei inaktiven Büromitarbeiterinnen und -mitarbeitern führen kann.

Linderung der Rückenschmerzen

Darüber hinaus lassen die erfassten Angaben zur signifikanten Reduktion der Schmerzintensität in der Interventionsgruppe den Rückschluss zu, dass durch ein Kraft- und Beweglichkeitstraining eine wirkungsvolle Linderung von unspezifischen Rückenschmerzen bei Personen mit überwiegend sitzender Tätigkeit erzielt werden kann.

Fitnesstraining hilft

Die Ergebnisse der vorgestellten Master-Thesis bestätigen die Wirksamkeit professionell angeleiteter Trainingsprogramme zur Verbesserung von Rückenbeschwerden bei inaktiven Personen und können als weiterer Beleg der multidimensionalen gesundheitspositiven Effekte von Training im Fitnessstudio angesehen werden.



Diesen Artikel können Sie folgendermaßen zitieren:

Ewald, C. (2023). Rückentraining für Büromitarbeitende. fitness MANAGEMENT international, 4 (168), 120–121.

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