Fitness, Gesundheit, Management | Autor/in: Sandra Gärttner und Prof. Dr. Dr. Julia Krampitz |

Psyche im Regenerationsmanagement

Durch das gezielte Monitoring der psychischen Verfassung und die Einbettung von Regenerationsmaßnahmen in die Trainingsroutine können Trainer nicht nur das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit von Sportlern, sondern auch von Kunden in Fitness- und Gesundheitseinrichtungen signifikant steigern.

Psychische Gesundheit als Komponente der Leistungsfähigkeit

Die Fähigkeit einer Person, durch Erholung ein homöostatisches Gleichgewicht zu erreichen, hängt von der freiwilligen und zwanglosen Natur der Erholungstätigkeit ab (Wieland-Eckelmann & Baggen, 1994).

Im sportwissenschaftlichen Kontext wird dieser Erholungsprozess oft als „Regeneration“ bezeichnet. Kellmann und Kallus (2000) argumentieren, dass passive Regeneration durch selbstinitiierte Prozesse ergänzt werden sollte, um ein psychisches und physisches Gleichgewicht wiederherzustellen.


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Regeneration ist multidimensional und umfasst psychologische, physiologische sowie soziale bzw. umweltbedingte Ebenen. Regenerationsmanagement im Kontext des Sports bzw. des Trainings ist entscheidend für die Leistungsfähigkeit und das langfristige Wohlbefinden von Trainierenden.

Es umfasst physische und psychische Strategien und Maßnahmen, die darauf abzielen, die Erholung nach intensiven Trainingseinheiten oder Wettkämpfen zu optimieren und so Übertraining, Verletzungen und psychische Erschöpfung zu verhindern.

Das sportliche Geschehen ist durch die wechselnde Dynamik von Entspannung und Spannung gekennzeichnet (Baumann, 2009). Gleichermaßen gilt für den sportlichen Kontext, dass sich das Aktivierungsniveau sowohl negativ als auch positiv auf die sportliche Leistung auswirken kann.

Die Überwachung der geistigen Leistungsfähigkeit und die Integration der notwendigen Regenerationsmaßnahmen in die Trainingsroutinen sind demzufolge entscheidend für die Optimierung des Wohlbefindens und der Leistungsfähigkeit von Sportlern sowie Trainierenden in Fitness- und Gesundheitsanlagen (Kölling & Kellmann, 2020).

Monitoring im Regenerationsmanagement

Empirische sportwissenschaftliche Untersuchungen ermöglichen es heute, die körperlichen und geistigen Regenerationsperioden präzise zu planen. Das Monitoring des psychischen Leistungsstands ist ein integraler Bestandteil des Regenerationsmanagements und der Leistungsoptimierung von Trainierenden.

Es ermöglicht die Früherkennung von psychischem Stress, Erschöpfung und anderen mentalen Belastungen, die die sportliche Leistung beeinträchtigen können.

Trainerinnen und Trainer können mithilfe von Selbstberichten, Fragebögen und subjektiven Selbsteinschätzungen der Trainierenden zu einer besseren Selbstbeobachtung und Selbstwahrnehmung verhelfen, indem sie Skalen zum Wohlbefinden oder Trainingstagebücher in den Trainingsverlauf integrieren.

Unerlässlich sind zudem physiologische Indikatoren, wie Herzfrequenzvariabilität, Schlafqualität und das Aktivitätslevel. Hierbei ist der technologiegestützte Einsatz von Smartwatches und Fitnesstrackern die optimale Trainings- und Alltagsbegleitung, um kontinuierlich Daten zu sammeln und diese für die weiteren Trainingsanforderungen zu analysieren und anzupassen, was eine personalisierte und effektive Trainingsgestaltung ermöglicht.


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Für ein professionelles und individuelles Monitoring der Trainierenden ist die Beobachtung und das Feedback durch die Trainer unverzichtbar und bietet zudem einen enormen Mehrwert im Bereich der Kundenzufriedenheit und Kundenbindung. Als Trainerin oder Trainer sollten Verhaltensänderungen, Stimmungsschwankungen sowie ein auffallender Leistungsabfall bei Trainierenden angesprochen und besprochen werden.

Um das Monitoring erfolgreich zu integrieren und zu nutzen, sind regelmäßige Evaluationen und Anpassungen der Trainingspläne und Regenerationsstrategien sinnvoll, um psychische Belastungen frühzeitig zu erkennen und rechtzeitig zu reduzieren. Studien zeigen, dass sich diese Ansätze positiv auf die psychische Gesundheit und die Bedeutung der Regeneration für die Optimierung der sportlichen Leistung auswirken (Walsh et al., 2020; Cuzzolin et al., 2021).

Praktische Empfehlungen für eine Trainingsroutine

In diesem Zusammenhang lassen sich die Empfehlungen zum einen in kurzfristig und zum anderen in mittel- bis langfristig unterteilen. Gut und direkt integrierbare Maßnahmen sind zum Beispiel:

  • Regelmäßige psychologische Bewertungen: Neben anderen validierten Fragebögen wie dem WHO-5-Wohlbefindens-Index (Topp, Østergaard, Søndergaard & Bech, 2015) wird exemplarisch das Profile of Mood States – POMS –(McNair, Lorr & Droppleman, 1971) im Trainingsalltag integriert (vgl. Abb. 1). Diese Instrumente ermöglichen es, den kontinuierlichen Stresslevel sowie die psychische Gesundheit zu überwachen, und signalisieren rechtzeitig einen Handlungsbedarf, um Trainierende vor psychischen Erschöpfungen zu schützen. Zudem hat sich neben Fragebögen auch das Dokumentieren des Trainings und Wohlbefindens in Tagebüchern als wirksam erwiesen, da die Dokumentation für Feedbackgespräche und Trainingsanpassungen genutzt werden kann.
  • Stressmanagementtechniken: Trainerinnen und Trainer können mit gezielten Entspannungsübungen, wie zum Beispiel Atementspannung, Progressive Relaxation oder Körperreisen, ihre Kundschaft während oder nach dem Training anleiten, um zum einen den Umgang mit Druck und zum anderen die Körperwahrnehmung bzw. -beobachtung zu verbessern. Durch das Erlernen und regelmäßige Durchführen von Entspannungsübungen kann Trainierenden auch der Umgang mit Stress im Alltag vermittelt werden.
  • Feedbackgespräche: Ein Etablieren von regelmäßigen vertraulichen Besprechungen, die die Erfahrungen der zuvor angewandten kurzfristigen Maßnahmen (z. B. Fragebögen, Stressmanagementtechniken) reflektieren, sind hilfreich, um den bisherigen Leistungs- und Trainingserfolg sicherzustellen oder gegebenenfalls Anpassungen vorzunehmen.

 

Über die Autorinnen:

Sandra Gärttner: Als Dozentin der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG)) ist Sandra Gärttner für die Studienmodule Stressmanagement und Entspannung zuständig sowie als Referentin der BSA-Akademie im Fachbereich Mentale Fitness/Entspannung tätig. Sie verfügt über mehrere Jahre praktische Erfahrung im Individual- und Gruppentraining, als Kursleiterin, z. B. für Wirbelsäulengymnastik, Pilates, Achtsamkeits- und Entspannungstraining.

Prof. Dr. Dr. Julia Krampitz : An der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) ist Prof. Dr. Dr. Julia Krampitz, Doctor of Public Health und Doctor of Philosophy, für den Fachbereich Psychologie/Pädagogik tätig. Sie fungiert als Fachautorin sowie gefragte Expertin in den Medien und ist darüber hinaus als Coach für sportpsychologisches Training, als Ernährungsberaterin und Personal Trainerin aktiv.

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Mittel- und langfristige Maßnahmen sind zum Beispiel von Trainern entwickelte personalisierte Monitoringpläne, die auf die individuellen Bedürfnisse der Trainierenden abgestimmt sind:

  1. Initialdiagnostik: Vor Beginn des Trainingsprogramms und dann halbjährlich werden mittels standardisierter Fragebögen, persönlicher Interviews und Selbstbewertungen die psychische Verfassung und Stressfaktoren erfasst.
  2. Maßgeschneiderte Regenerationsstrategien: Individuelle Strategien, einschließlich Progressiver Muskelentspannung, geführter Meditation und Schlafhygieneberatung, werden täglich und wöchentlich praktiziert, um psychische Resilienz und effektive Stressbewältigung zu verbessern.
  3. Kontinuierliches Monitoring: Der psychische Zustand wird durch tägliche Tagebucheinträge und monatliche Feedbackgespräche mit dem Trainer kontinuierlich überwacht und angepasst.
  4. Bildungs- und Trainingskomponenten: Vierteljährliche Workshops und kontinuierlicher Online-Zugang zu Ressourcen stärken das Wissen und die Eigenverantwortung bezüglich psychischer Gesundheit.
  5. Regelmäßige Evaluation: Halbjährliche Evaluationsgespräche überprüfen und passen den Regenerationsplan an, um dessen Effektivität zu maximieren.

Diese Pläne sollten spezifische Stressoren und Erholungsbedürfnisse berücksichtigen. Durch regelmäßige Überwachung und Anpassung dieser Pläne können Trainer frühzeitig auf Veränderungen im psychischen Zustand Trainierender reagieren und geeignete Maßnahmen ergreifen.

Dies kann die Anpassung von Trainingsbelastungen, die Integration von Erholungsphasen und die Empfehlung von spezifischen Entspannungstechniken umfassen. Ein individuell zugeschnittener Ansatz gewährleistet, dass die psychische Gesundheit der Trainierenden stets im Mittelpunkt steht und sie optimal unterstützt werden.

Eine weitere Maßnahme wären Schulungsmöglichkeiten sowie das Entwickeln eines Bewusstseins für das Thema auf Kundenseite. Die Durchführung regelmäßiger Workshops zur psychischen Gesundheit für Trainer und Trainierende ist entscheidend, um das Bewusstsein für dieses Thema zu schärfen und die Eigenverantwortung zu stärken.

Solche Workshops können Themen wie Stressbewältigung, Entspannungstechniken, Schlafhygiene und die Bedeutung einer ausgewogenen Work-Life-Balance behandeln. Durch die Sensibilisierung für diese Themen können sowohl Trainerinnen und Trainer als auch Kundinnen und Kunden besser verstehen, wie sie ihre psychische Gesundheit fördern und erhalten können.

Dies trägt dazu bei, eine Kultur des Bewusstseins und der Achtsamkeit zu schaffen, die in der psychischen Gesundheit als integraler Bestandteil des Regenerationsmanagements anerkannt wird.


Fazit

Regenerationsmanagement ist ein komplexer und multidimensionaler Prozess, der darauf abzielt, die Erholungsprozesse von Trainierenden zu optimieren und somit ihre langfristige Leistungsfähigkeit zu sichern.

Durch eine ganzheitliche Herangehensweise, die sowohl physische als auch psychische Faktoren berücksichtigt, können Trainierende nicht nur ihre Leistungsfähigkeit erhalten, sondern auch Verletzungen vorbeugen und ihre Karriere langfristig erfolgreich gestalten.

Ein effektives Regenerationsmanagement umfasst mehrere Schlüsselkomponenten, die nahtlos zusammenwirken müssen, um optimale Ergebnisse zu erzielen.


Auszug aus der Literaturliste

Baumann, S. (2009). Psychologie im Sport. Psychische Belastungen meistern, mental trainieren, Konzentration und Motivation steigern (5., überarb. Aufl.). Aachen: Meyer & Meyer.

Kölling, S. & Kellmann, M. (2020). Current considerations and future directions of psychometric training monitoring of recovery-stress states. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 71 (2), 29–34.

Wieland-Eckelmann, R. & Baggen, R. (1994). Beanspruchung und Erholung im Arbeits-Erholungs-Zyklus. In R. Wieland-Eckelmann, H. Allmer, W. Kallus & J. H. Otto (Hrsg.), Erholungsforschung. Beiträge der Emotionspsychologie, Sportpsychologie und Arbeitspsychologie. Weinheim: Beltz.

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.

Diesen Artikel können Sie folgendermaßen zitieren:

Gärttner, S. & Krampitz, J. (2024). Psyche im Regenerationsmanagement. fitness MANAGEMENT international, 5 (175), 106–108.

 

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