Fitness, Gesundheit | Autor/in: Ronja Reuber & Carolin Schmidt |

Marco Wolter im Interview: „Genau der richtige Schritt zur genau richtigen Zeit“

Die Notwendigkeit, die Menschen nach den Lockdowns wieder in Bewegungen zu bringen, hat Marco Wolter, Studiobetreiber des Fitness Loft Saarbrücken, auch in seinem Studio gesehen. Deshalb begrüßt er und auch die Teilnehmenden die „Fitmach-Aktion“ des Saarlandes und freut sich über die positiven Effekte.

Marco Wolter,  Studiobetreiber des Fitness Loft Saarbrücken, ist begeistert von der 'Fitmach-Aktion'

fM: Herr Wolter, Sie waren mit dem Fitness Loft Saarbrücken eines der ersten saarländischen Studios, das sich der „Fitmach-Aktion: fit & gesund im Saarland“ angeschlossen hat. Was hat Sie vom Modellprojekt überzeugt?

Marco Wolter: Ich war begeistert davon, dass das Gesundheitsministerium, die DHfPG, PuGiS e. V. und die saarländischen Krankenkassen mit großem Engagement und einem ganz klaren Bekenntnis zu Fitness- und Gesundheitstraining gemeinsam hinter der Aktion stehen. Immer noch werden wir von vielen nicht als die Expert:innen für Gesundheit und Training wahrgenommen, die wir sind.

Da ist ein solches Modellprojekt natürlich eine unschätzbare Hilfe, um diese Menschen überhaupt zu erreichen und vom Nutzen unseres Angebots zu überzeugen.

Wie haben Sie den körperlichen und mentalen Zustand Ihrer Trainierenden nach der Wiedereröffnung erlebt?

Ganz einfach ausgedrückt: katastrophal. Ich bin jetzt seit 30 Jahren Trainer und weiß ganz genau, welchen Effekt ein gezieltes Training auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit haben kann bzw. kenne ich die Auswirkungen körperlicher Untätigkeit.

Aber die negativen Folgen einer so langen Trainingspause auf einen Schlag bei hunderten Leuten zu erleben war absolut erschreckend. Wir haben noch dazu sehr viele ältere Mitglieder, für die das Training praktisch die Grundvoraussetzung für den Erhalt ihrer Selbstständigkeit im Alltag ist.

Von denen haben nicht wenige so abgebaut, dass sie bei uns nicht mehr weiter trainieren konnten, weil sie nach dem Lockdown körperlich gar nicht mehr in der Lage waren, das Studio aufzusuchen. Menschen, die zuvor noch Liegestützen und Kniebeugen machten und an Kursen teilnahmen, standen sechs Monate später kurz vor dem Einzug ins Altersheim.


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Das miterleben zu müssen, hat mich sehr traurig und wütend gemacht. Aber auch bei Mitgliedern mit weniger offensichtlichen körperlichen Defiziten waren die Messungen ernüchternd. Unser Diagnostiksystem, das u. a. Körperfett, Kraft und Beweglichkeit misst, hat Verschlechterungen des biologischen Alters um bis zu zehn Jahre erfasst – besonders bei jungen Menschen!

Wie war die Resonanz in der Bevölkerung auf Ihre Teilnahme an der „Fitmach-Aktion“? Haben sich mittlerweile bereits Proband:innen angemeldet oder befinden sich einige vielleicht schon im Training?

Wir haben bereits in der ersten Woche 35 Teilnehmer:innen für die Studie gewinnen können, was für ein Studio unserer Größe ein wirklich ausgezeichnetes Ergebnis ist! Natürlich braucht so etwas immer ein bisschen Vorlaufzeit, daher haben aktuell erst ca. zehn Personen mit der Studie begonnen.


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Aber wir sind absolut zufrieden, auch weil wir es geschafft haben, alle Trainingslevel zu erreichen: von Anfänger:innen bis zu Wiedereinsteiger:innen; alte sowie junge Menschen usw.

Welche Vorteile kann Ihr Studio selbst aus der Teilnahme am Modellprojekt ziehen?

Neben dem Imagegewinn, den wir uns für die ganze Branche erhoffen, und den daraus folgenden positiven Effekten hoffen wir darauf, dass möglichst viele Studienteilnehmende nach den acht Wochen eine Mitgliedschaft bei uns abschließen. In Zahlen können wir das jetzt natürlich noch nicht ausdrücken.

Aber ich denke, die Hoffnung ist schon berechtigt, dass die Proband:innen nicht nur das kostenfreie Training „abstauben“ wollen, sondern dankbar für die Einstiegsmöglichkeit in körperliche Aktivität sind und auch langfristig in ihre Gesundheit investieren möchten.

Inwiefern, glauben Sie, kann das Modellprojekt die Menschen zu mehr körperlichem Training und zu mehr Bewegung motivieren?

Wir wissen, wie extrem sich der zunehmende Bewegungs- und Trainingsmangel auf die Entstehung oder Verschlechterung von u. a. Adipositas, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes auswirkt. Diesen Trend umzukehren ist kein Sprint, sondern ein Marathon und da ist es natürlich mit einer Studie bei Weitem nicht getan.

Aber auch wenn die „Fitmach-Aktion“ nur ein kleiner Schritt ist, bin ich überzeugt davon, dass es genau der richtige Schritt zur genau richtigen Zeit in die richtige Richtung ist.


Feedback zur „Fitmach-Aktion“

In einem weiteren Interview spricht Studiobetreiber Patrick Heisel (SportArt Völklingen) über seine Erfahrungen mit der „Fitmach-Aktion“. Hier finden Sie außerdem den Einstieg zu den Interviews (indem Sie auf das entsprechende Bild klicken, gelangen Sie direkt zum jeweiligen Artikel).

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