'The Fitness Company' Gründer Gottfried Wurpes im Interview: „Die Zukunft gehört der Fitness 4.0“
Anfangen. Weitermachen. Durchhalten. Gottfried Wurpes ist beruflich wie privat schon oft neue Wege gegangen. In seinem aktuellen Buch „Fitnesslife“, das weder Biografie noch Ratgeber, sondern eine persönliche Geschichte über sein Leben mit Sport sein soll, zeigt er, mit welchen sieben Qualitäten ihm diese Transformationen jedes Mal geglückt sind. fitness MANAGEMENT hat mit dem Unternehmer aus Österreich über seinen Werdegang, die sieben Qualitäten seiner Persönlichkeit und seine Karriere selbst gesprochen.
fMi: Lieber Herr Wurpes, Sie sind seit den Neunzigern fester Bestandteil der internationalen Fitnessbranche. Wie hat alles angefangen?
Gottfried Wurpes: Ich war Industriekaufmannlehrling beim Hersteller für Feuerwehrfahrzeuge Rosenbauer in Österreich und lernte dort Walter kennen, einen Hünen von zwei Metern Körpergröße und 150 Kilogramm Masse, damals Weltmeister im Bankdrücken.
Er nahm mich zaundürres Bürschchen mit in einen dieser muffigen und düsteren Souterrainräume, die aber gleichzeitig vom Enthusiasmus und der Leidenschaft der Trainierenden nur so übersprudelten. Dieser Körperkult zog mich vom ersten Moment an in seinen Bann und ließ mich nicht mehr los.
Im DACH-Raum kennt man Sie besonders auch wegen des Erfolgs mit Ihrer Firma „The Fitness Company“. Wie kam damals der Stein für die Gründung ins Rollen?
Ich war 1991 gerade einmal 21 Jahre jung, aber voller Überzeugung, meine Begeisterung zum Beruf machen zu wollen und ein Handelsunternehmen für Sporternährung, Sportbekleidung und Fitnessgeräte zu gründen. Mein Verkaufstalent hatte ich bereits seit einiger Zeit im Unternehmen meines damaligen Mentors unter Beweis gestellt.
Als mich in diesem Unternehmen wer fragte, warum ich nicht eine eigene Firma aufbaue, kam der Gedankenstein ganz beiläufig, aber umso nachhaltiger ins Rollen.
Ein Jahr später gründete ich mein eigenes Unternehmen und gab ihm den selbstbewussten Namen „The Fitness Company“, obwohl meine erste „Firmenzentrale“ nichts weiter war als der Wohnzimmertisch in meiner kleinen Wohnung. Die Aufbauphase war ein einziger Adrenalinrausch, Gelassenheit und Zufriedenheit stellten sich nicht ein, dafür war die Angst, nicht genug zu tun, allgegenwärtig.
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Es war eine „One-Man-Show“ par excellence: Ich importierte amerikanische Fitnessbekleidung und verkaufte Proteinpulver, verpackte mit meiner damaligen Freundin am Wochenende die Bestellungen und war unter der Woche bereits frühmorgens auf dem Weg zu der sehr überschaubaren Menge an Fitnessclubs im Land.
Der Erfolg gab schließlich meinem nicht enden wollenden Engagement recht. Die ersten vier Jahre meiner Selbstständigkeit waren ein Senkrechtstarter. 1995 beschäftigte ich bereits zehn Mitarbeitende und wir hatten auch schon sehr ordentliche Umsätze.
Heute hat „The Fitness Company“ eine ganz besondere Beziehung zum Fitnessgerätehersteller Technogym. Wie kam es dazu?
Im Jahr meiner Unternehmensgründung lernte ich Nerio Alessandri auf der FIBO kennen. Auch Nerio stand damals noch am Beginn mit seinem Garagen-Start-up und nur wenigen Mitarbeitenden in Italien. Der unerschütterliche Glaube an die damals noch so junge Fitnessbranche einte uns.
Über unseren Interviewpartner
Gottfried Wurpes wurde 1969 geboren und wuchs in Linz-Urfahr auf. Er gründete mit nur 21 Jahren seine Firma „The Fitness Company“, die er mittlerweile seit über 33 Jahren erfolgreich führt. Darüber hinaus ist er seit 25 Jahren Technogym General Importeur in Österreich.
Neben seiner Leidenschaft, dem Fahrradfahren, ist er verheiratet und vierfacher Familienvater. Im Frühjahr 2023 veröffentlichte Gottfried Wurpes sein neues Buch „Fitnesslife – 7 Qualitäten der Transformation“. Dieses ist u. a. online über alle gängigen Plattformen erhältlich.
Heute sage ich gern, dass zwischen Nerio und mich als Distributor seiner Geräte in Österreich, Tschechien und der Slowakei kein Löschblatt mehr passt. Dabei lassen wir in unserer Zusammenarbeit nie das Gefühl von „Wir haben es geschafft!“ entstehen. Was in der Vergangenheit bereits gelungen ist, kann in Zukunft noch viel mehr möglich machen, um Menschen für mehr Bewegung und Gesundheit zu begeistern.
Was tun Sie in Momenten des Erfolgs und wie gehen Sie mit Herausforderungen um?
Besonders im Moment des Erfolgs muss man sich klar machen: Errungenes hat viele Mütter und Väter. Man sollte eine Beobachterposition aufbauen und sich ganz im Bild betrachten. Pures Gift für jeden weiteren potenziellen Erfolg ist die Selbstzufriedenheit.
Als Unternehmer sollte man auch mit Herausforderungen umgehen können. Besonders vor harten Entscheidungen ist die Differenzierung zwischen persönlichen Sympathien und Vorlieben sowie dem Nutzen für Team, Unternehmen, Struktur und Markt essenziell.
In Ihrem Buch „Fitnesslife“ sprechen Sie von sieben Qualitäten, die Ihr Leben bestimmen und durchdringen. Welche sind diese und wie haben Sie sie herausgearbeitet?
Ich habe mir für mein Buch Forschungsfragen gestellt: Worin besteht die Kontinuität in meinem Leben? Was gibt mir und meinem Leben Stabilität, Rhythmus und die richtige Richtung? Und dabei bin ich auf diese sieben Qualitäten gekommen: Fokus, Disziplin, Leidenschaft, Ausdauer, Selbstreflexion, Erfahrung und Großzügigkeit. Sie sollen auch ein wertvoller Denkanstoß für alle sein, die im Leben mehr erreichen wollen.
Welche der sieben Qualitäten würden Sie besonders als Ihre Kernkompetenz im Hinblick auf Ihren unternehmerischen Erfolg bezeichnen?
Am meisten in meinem Leben verdanke ich sicher der Disziplin, auch wenn das vielleicht ein bisschen altmodisch klingt. Disziplin hat kein gutes Image, weil sie uns an nörgelnde Erziehungsberechtigte, cholerische Chefs oder autoritäre Dogmen erinnert.
Für mich schafft Disziplin aber Struktur, und Struktur schafft Ordnung. Sie ist ein Schlüssel zu mehr Freiheit und das Fundament jeglichen Erfolgs. Die Bedeutung von Disziplin erstreckt sich aus meiner Sicht auf alle Lebensbereiche. Disziplinierte Menschen haben klare Ziele vor Augen und setzen sich feste Deadlines, die sie konsequent einhalten.
Sie schaffen sich Struktur und Prioritäten, um ihre Arbeit effizient zu erledigen. Dies ermöglicht es ihnen, produktiver zu sein und bessere Ergebnisse zu erzielen. Disziplin hilft ihnen auch, Ablenkungen zu minimieren und konzentriert zu bleiben.
Wo sehen Sie die Gesundheits- und Fitnessbranche national wie international in 17 Jahren, wenn „The Fitness Company“ ihr 50-jähriges Jubiläum feiert?
Ich sehe für unsere Branche eine sehr positive Zukunft. Der Stellenwert von Gesundheit und Fitness ist in den vergangenen Jahren noch einmal enorm gestiegen. Die Menschen haben gesehen, dass Gesundheit und Fitness die Grundlage für ein ausgeglichenes und langes Leben sind. (Lesetipp: 'Gesundheit als Lebensstil')
Ich glaube, dass sich der Markt noch verdoppeln und verdreifachen wird. Wir werden in Österreich beispielsweise dorthin kommen, wo heute die Amerikaner sind. Nahezu 30 Prozent könnten dann in unsere Fitnessclubs gehen. Aktuell sind wir bei rund zwölf Prozent.
Die Digitalisierung der Branche ist ein zentrales Thema. Die Zukunft gehört der Fitness 4.0. Und das wird eine großartige Zukunft. Fitness 4.0 integriert die Digitalisierung und überhaupt den gesamten Ansatz der Technik in das Fitnessleben.
Nach dem Einzug von IT- und Computertechnik soll im Fitnessclub der Zukunft alles intelligent und vor allem alles mit allem vernetzt und verbunden sein. Das Internet der Dinge hält auch in den Fitnessclubs Einzug. (Auch lesenswert: 'Digitalisierung im Fitnessstudio')
Sind Sie heute am beruflichen Ziel Ihrer Träume angelangt?
Auch wenn die Branche heute ganz anders aussieht als damals, sind wir noch längst nicht am Ziel angelangt. Solange wir nicht alle Menschen zu einem gesünderen Leben motiviert haben, geht es für uns immer weiter.
Diesen und weitere Artikel finden Sie in der fMi 06/2023 & für Abonnenten EXKLUSIV vorab.
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