Fitness, Gesundheit | Autor/in: Carolin Schmidt |

Modellprojekt für mehr Fitness und Gesundheit: Monika Bachmann und Dirk Mathis im Interview

Um den Bewegungsmangel entgegenzuwirken und das Bewegungsverhalten der Bevölkerung zu verbessern, hat das saarländische Gesundheitsministerium, die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und der Verein für Prävention und Gesundheit im Saarland (PuGiS e. V.) die „Fitmach-Aktion: fit & gesund im Saarland“ gestartet. Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) und Geschäftsführer von PuGiS e. V. Dirk Mathis verraten im Interview Beweggründe und Ziele des Modellprojekts und was das für die anderen Bundesländer Deutschlands bedeuten könnte.

Gesundheitsministerin Monika Bachmann (CDU) und Geschäftsführer von PuGiS e. V. Dirk Mathis im Interview über die Fitmach-Aktion im Saarland

Monika Bachmann (CDU) ist bereits seit 1994 Mitglied des saarländischen Landtages und übte schon mehrere Jahre davor neben ihrer beruflichen Tätigkeit u. a. als Versicherungskauffrau politische Ämter aus. Seit 2014 ist sie Ministerin für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie.

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Dirk Mathis ist seit 2019 Geschäftsführer von PuGiS e. V. Ebenfalls ist er als Autor für Fachzeitschriften aktiv. Sein Ziel ist es, für alle Saarländer:innen, speziell Kinder und Jugendliche bessere gesundheitsförderliche Strukturen zu schaffen und ein „gesundes Aufwachsen“ zu ermöglichen.

fM: Frau Gesundheitsministerin Bachmann, Sie haben gemeinsam mit der DHfPG und dem Verein PuGiS e. V. die „Fitmach-Aktion: fit & gesund im Saarland“ ins Leben gerufen. Warum haben Sie dieses Pilotprojekt gestartet? Und aus welchen Gründen bietet sich gerade das Saarland hierfür an?

Monika Bachmann: Durch Datenerhebung der DHfPG wurde ersichtlich, dass die Corona-Pandemie die Problematik des Bewegungsmangels nochmals verschärft hat und dass auch selbst körperlich aktive Menschen während der Krise die Motivation zum körperlichen Training verloren haben. Wir haben das Pilotprojekt gestartet, um dem entgegenzuwirken.

Neben verschiedenen anderen Faktoren gehört körperliche Inaktivität bzw. Bewegungsmangel zu den Hauptrisikofaktoren für nichtübertragbare Erkrankungen, wie z. B. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes mellitus Typ 2, psychische Störungen und Muskel-Skelett-Erkrankungen, kurz MSE.


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Laut dem Bericht „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA 2014/2015 – EHIS) gaben 48,0 Prozent der befragten saarländischen Männer an, mindestens 2,5 Stunden pro Woche ausdaueraktiv zu sein und 34,6 Prozent mindestens zwei Mal pro Woche muskelkräftigende Übungen zu absolvieren.

Bei den saarländischen Frauen war der Anteil mit 35,9 Prozent Ausdaueraktivität und 24,0 Prozent Muskelkräftigungsaktivität deutlich geringer.

Durch ein Mindestmaß an einem körperlich aktiven Lebensstil wäre eine Vielzahl der genannten Gesundheitsprobleme weitgehend vermeidbar oder sie würden verringert. Aus diesem Grund sind Maßnahmen sinnvoll, die dem Bewegungsmangel entgegenwirken und das Bewegungsverhalten der Bevölkerung verbessern.

Studien der DHfPG (2021) zeigen, dass die Bereitschaft, künftig mehr auf die eigene Gesundheit zu achten, in der Bevölkerung zwar gegeben ist, die Umsetzung dieser Verhaltensintention aber nur einem Teil der Menschen ohne aktive Unterstützung durch eine:n qualifizierte:n Gesundheitsdienstleister:in aktuell gelingt.

Genau an dieser Stelle setzt das Projektkonzept an. Ich freue mich, dass auch die saarländischen Krankenkassen dieses Projekt mitfördern und PuGiS ebenfalls beteiligt ist.

Sie engagieren sich seit Jahren auf Landes- und auf Bundesebene für mehr Bewegung und Prävention. Sehen Sie in der „Fitmach-Aktion“ das Potenzial, bundesweit die Themen Fitness und Gesundheit populärer zu machen? Wenn ja, warum?

Wir unterstützen das Projekt, weil wir uns hierdurch eine langfristige Steigerung der körperlichen Aktivität der saarländischen Bevölkerung erhoffen. Sofern in anderen Bundesländern noch keine vergleichbaren Projekte stattfinden, könnte das hier durchgeführte Vorhaben bei positiven Ergebnissen sicherlich auch als Modellprojekt und Vorbild dienen.

Bewegungsmangel ist kein spezifisch saarländisches Problem. Das Konzept hat daher auch das Potenzial, auf andere Bundesländer übertragen zu werden.

Weshalb ist Ihrer Meinung nach die Fitness- und Gesundheitsbranche eine so wichtige Akteurin, wenn es um den Erhalt der Gesundheit geht?

Um die körperliche Aktivität der Bevölkerung zu steigern, sind viele Ansätze und viele beteiligte Akteur:innen wichtig. Hierzu gehört natürlich auch die Fitness- und Gesundheitsbranche, da hier Menschen ihrem Körper etwas Gutes tun und regelmäßig unter Anleitung trainieren können.


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Das Projektkonzept ermöglicht, Menschen mit fehlendem oder unzureichendem Bewegungsverhalten den Zugang zu Fitness- und Gesundheitsanlagen, wo sie nach einem auf sie zugeschnittenen Trainingsplan, der auf den Empfehlungen der WHO basiert, und mit bedarfsorientierter Unterstützung durch qualifiziertes Personal trainieren können.

Damit soll regelmäßige körperliche Aktivität in das Leben der Saarländer:innen – auch über die Dauer des Projektes hinaus – integriert werden, um die genannten Vorteile für die Gesundheit realisieren zu können. Deshalb ist es mir ein wichtiges Anliegen, dieses Modellprojekt zu unterstützen, um hierdurch die körperliche Aktivität der Saarländer:innen zu erhöhen.

fM: Herr Mathis, Sie sind Geschäftsführer des gemeinnützigen Vereins für Prävention und Gesundheit im Saarland (PuGiS e. V.), der u. a. vom GKV-Bündnis für Gesundheit gefördert wird, und unterstützen die „Fitmach-Aktion: fit & gesund im Saarland“ der DHfPG und des saarländischen Gesundheitsministeriums. Wie hat sich Corona auf die gesundheitliche Situation der saarländischen Bevölkerung ausgewirkt?

Dirk Mathis: Die Corona-Pandemie hat Veränderungen in fast allen Bereichen der Gesellschaft beschleunigt und verstärkt. Aber nicht nur aus gesellschaftspolitischer, sondern auch aus gesundheitlicher Perspektive hinterlässt die Pandemie ihre Spuren.

Wie in ganz Deutschland hat die Pandemie auch weitreichende Auswirkungen auf die Alltagsstruktur der saarländischen Bürger:innen, was die negative Entwicklung von Zivilisationskrankheiten über alle Lebensphasen hinweg begünstigt.

Vor allem die während der Pandemie geltenden Kontaktbeschränkungen, ein in dieser Zeit übermäßiger Medienkonsum, fortschreitender Bewegungsmangel und auch Fehlernährung stellen ein zusätzliches hohes Risiko für Zivilisationskrankheiten dar.

Welche Rolle spielt die Fitness- und Gesundheitsbranche in Bezug auf die physische und psychische Gesundheit dieser Menschen im Speziellen?

„Mens sana in corpore sano“ lautet eine lateinische Redewendung, die übersetzt „Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper“ bedeutet. Eine Vielzahl an Studien hebt die Zusammenhänge zwischen körperlicher Aktivität und psychischer Gesundheit auf der emotionalen, aber auch auf der kognitiven Ebene über alle Lebensphasen hinweg hervor.


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Alternative Sporträume müssen erschlossen werden und die bekannten Möglichkeiten ergänzen.

Die Chancen, die die Fitness- und Gesundheitsbranche bietet, sind enorm, da sie die vorhandenen kommunalen Ressourcen um ein Vielfaches erweitern kann.

Was möchten Sie mit dem Modellprojekt erreichen?

Wir haben drei unterschiedliche Ziele formuliert, die aber auch alle miteinander in Verbindung stehen:

  1. Wir können durch das Modellprojekt unsere indirekte Zielgruppe der Kampagne „Das Saarland lebt gesund!“, nämlich alle saarländischen Bürger:innen und sogar eine mit spezifischen Gesundheitsgefährdungen belastete Zielgruppe, die älteren Personen, erreichen. Durch die konkrete Ansprache im Rahmen des Modellprojektes besteht die große Chance, diese Zielgruppe kurzfristig „in Bewegung“ zu bringen und hoffentlich auch langfristig für ein Mehr an Bewegung im Tagesablauf zu begeistern.
  2. Wir wollen unseren Beitrag zu einer breitgefächerten kommunalen Allianz zur Bewegungsförderung leisten. Durch das Zusammenführen von Hauptamt (z. B. Gesundheitsstudio) und Ehrenamt (v. a. Sportverein) in kommunalen Lenkungsgruppen oder kommunalen Präventionskonferenzen wollen wir zwei entscheidende kommunale Player zusammenführen, einen Austausch ermöglichen, eventuelle Ängste beseitigen und mögliche Fusionen anregen.
  3. Wir erhoffen uns, durch die begleitend durchgeführte Evaluation einen Aufschluss über die relevanten Zusammenhänge von geplantem Input sowie realem Output zu erhalten. Nicht zuletzt sind wir aber auch auf das Outcome in Bezug auf die Zielgruppe gespannt. Im Optimalfall erhalten wir sogar einen konkreten Impact, also z. B. längerfristige positive Auswirkungen auf die (saarländische) Gesellschaft. Ebenfalls sollen die mit der Durchführung der Studie einhergehenden Ergebnisse nicht nur allen teilnehmenden Proband:innen, sondern auch der Fachöffentlichkeit und damit auch allen Saarländer:innen präsentiert werden.

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