Fitness, Markt | Autor/in: Albert Busek |

Albert Busek: Der einzige Weg: Miteinander!

Gesellschaftliche Krisen und Konflikte gibt es seit Menschengedenken. Manche Generation hat es dabei besonders hart getroffen, wie zum Beispiel die Generation vor hundert Jahren, die zwei Weltkriege überstehen musste – wenn ihr das Glück hold war. Als 1943, kurz nach einem schweren Bombenangriff in München Geborener, war ich auch unter den Glücklichen. Eine Fliegerbombe hat unser Haus nur um circa 20 Meter verfehlt, sonst hätte es mich wahrscheinlich nicht gegeben.

Arnold Schwarzenegger 1993 bei den Special Olympics World Winter Games in Schladming, Österreich

Die gegenwärtige Situation auf unserem Kontinent erinnert mich seit langer Zeit wieder öfter daran, besonders aber heute. Ich schreibe diese Zeilen am 60. Todestag (9. August 2022) des ersten deutschen Literaturnobelpreisträgers nach dem Zweiten Weltkrieg – Hermann Hesse. Dieser widmete sein literarisches Werk der Aussöhnung der Völker und des Menschen mit sich selbst. Mein ganzes erwachsenes Leben ist dieser Hesse-Satz ein Leitbild für mich:

„Alle Natur, alles Wachstum, aller Friede, alles Gedeihen und Schöne in der Welt beruht auf Geduld, braucht Zeit, braucht Stille, braucht Vertrauen.“

Wahrscheinlich lag es zunächst ganz einfach an dem Wort „Geduld“, eine meiner persönlichen Schwachstellen. (Lesen sie auch: 'Albert Busek: Nothing beats the real thing')

Mutig wandte sich der junge Hermann Hesse während des Ersten Weltkrieges öffentlich gegen die damalige Kriegsbegeisterung in Deutschland. Die Reaktionen darauf glichen 1914 einem heutigen Shitstorm. Hesse schlug blanker Hass entgegen und es zerbrachen sogar Freundschaften.

Diese Erfahrung, diese Unversöhnlichkeit hat Hermann Hesse nachhaltig geprägt und – Gott sei Dank – gestärkt.

Seit Beginn der Pandemie im Frühjahr 2020 und in der weiteren Entwicklung bis heute erleben wir alle eine der schwierigsten Phasen auf unserem Kontinent seit 1945.

Zuspitzung gesellschaftlicher Konflikte

Im Oktober 2020 schrieb ich, dass wir auf Dauer mit der Pandemie „leben können und müssen“. Geprägt wurden die letzten zwei Jahre jedoch von ungeahnten politischen Fehleinschätzungen und vor allem von einer Polarisation in der Gesellschaft, wie ich sie mir nach den historischen Erfahrungen nicht habe vorstellen können.
 

Ich dachte oft an die vielen Zitate großer Schriftsteller, vor allem an Hesse, Saint-Exupéry und Remarque. (Lesen sie dazu: Der 'Eisenvirus' in Corona-Zeiten – ein Kommentar von Albert Busek')

Kann man den „Zeitgeist“ heute vielleicht mit „multipler Polarisation“ auf den Punkt bringen? Für mich persönlich ist es jedenfalls ein Tumult zwischen Herz und Verstand, weil ich quer durch alle Gesellschaftsschichten und sogar im ganz privaten Bereich diese unsägliche Unversöhnlichkeit der Menschen wachsen sehe.


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Bei aller Hilfsbereitschaft durch Einzelpersonen und Institutionen ist immer wieder diese Intoleranz und Respektlosigkeit zu spüren, wenn es um strittige Themen geht.

Russischer Angriff auf die Ukraine

Ziemlich genau zwei Jahre nach Beginn der Pandemie erlebten wir am 24. Februar 2022 mit der „Zeitenwende“ (nach Bundeskanzler Olaf Scholz) eine Tragödie für unseren Kontinent und ja, eine epochale Zäsur.

Für jeden von uns ist dies aber auch die Chance, zusammenzuwachsen, zuzuhören und auf den Werten unserer demokratischen Grundordnung die Meinungsvielfalt nicht nur zuzulassen, sondern aus ihr neue Kraft zu schöpfen.

Ungewöhnliche Vorbilder

Schon vor Jahrzehnten hatte ich meine ersten Schlüsselerlebnisse mit den Aktiven der Special Olympics – mit behinderten Menschen. Ja, sie sind behindert, aber sie zeigen uns allen gemäß ihrer Eidesformel immer wieder, was wirklich wichtig ist:

„Ich will gewinnen, aber wenn ich nicht gewinnen kann, will ich es zumindest tapfer versuchen.“

Dazu eine kleine Anekdote von den Special Olympics World Winter Games 1993 in Schladming in Österreich: Die Skilangläufer erreichten den Zieleinlauf und einer von ihnen wurde angesichts des Zieles wohl so nervös, dass er die Schritte zu hastig setzte und kaum mehr vorwärts kam. Nur mit großer Mühe erreichte er das Ziel – als Letzter.

Seine Freude war jedoch grenzenlos und er stürmte auf alle seine Mitstreiter zu und umarmte jeden von ihnen. Unvergesslich, wie so viele Momente in der so menschlichen Welt der Behinderten.

Das Miteinander zählt

Dazu passt ein Satz von Antoine de Saint-Exupéry: „Mein Bruder, du bereicherst mich durch deine Unterschiede.“

Wir alle sind unterschiedlich, wir alle sind Menschen und jeder Mensch ist einzigartig.

Es ist zwingend notwendig an der Verständigung untereinander zu arbeiten:

An der Akzeptanz gegensätzlicher Positionen
An der Anerkennung
Am Respekt vor der Andersartigkeit
An der wahrhaftigen Inklusion
AM MITEINANDER

In diesen schicksalhaften Tagen auf unserem Kontinent sollten wir uns darauf besinnen und die Zuversicht vermitteln, dass die Geschichte der Menschheit letztlich eine Fortschrittsgeschichte ist und bleibt.

Dazu Auszüge aus „Stufen“ von Hermann Hesse:

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,

Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

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