Ernährung, Gesundheit | Autor/in: Niklas Schwarz |

Prävention und Therapie mithilfe von Ernährung bei Arthrose

Etwa fünf Millionen Menschen in Deutschland leiden unter den Beschwerden einer Arthrose, die die am häufigsten auftretende chronische Gelenkerkrankung darstellt (Deutsche Arthrose-Hilfe e. V., 2022). Training und Bewegung spielen bei der Prävention und Behandlung von Arthrose eine wichtige Rolle. Doch wie sieht es mit der Ernährung aus?

Bestimmte Nährstoffe können eine Arthrose positiv beeinflussen

Arthrose ist eine Gelenkerkrankung, bei der die Knorpelschicht eines Gelenks ganz oder teilweise zerstört ist. Folglich kommt es zu Knochenveränderungen. Zu den am häufigsten betroffenen Gelenken zählen Hüfte, Hände und Knie (Deutsche Arthrose-Hilfe e. V., 2022).

Deutschlandweit sind 21,8 Prozent der erwachsenen Frauen und 13,9 Prozent der erwachsenen Männer betroffen, wobei diese Anzahl mit zunehmendem Alter ansteigt. Etwa die Hälfte der Frauen und ein Drittel der Männer ab 60 Jahren leiden unter Arthrose (Fuchs, Kuhnert & Scheidt-Nave, 2017).

Aufgrund verschiedener Studien weiß man heute, dass bestimmte Nährstoffe das Arthrosegeschehen beeinflussen können.

Prävention durch Ernährung

Bekannt ist, dass Bewegung und Training bei der Prävention von Arthrose eine wichtige Funktion haben. Vor allem regelmäßiges und sinnvoll geplantes Krafttraining beugt der Degeneration des Gelenkknorpels vor.

Die Ernährung kann hier anknüpfen und die positiven Effekte des Sports unterstützen.

Ein erhöhtes Körpergewicht stellt einen Risikofaktor für die Entstehung einer Arthroseerkrankung dar (Keyßler, 2018, S. 720). Ein Kaloriendefizit mit dem Ziel einer Gewichtsreduktion ist also bei übergewichtigen Menschen zu empfehlen, um Arthrose vorzubeugen.

Darauf aufbauend ist eine nährstoffreiche Kost mit viel Obst und Gemüse sowie eine Reduktion bzw. Vermeidung von Alkohol- und Tabakkonsum zur Prävention von Arthrose empfehlenswert (Keyßler, 2018, S. 721).


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Auf eine adäquate Zufuhr von Vitamin K, Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren sowie auf eine angepasste und ggf. verringerte Aufnahme von Omega-6-Fettsäuren sollte ebenfalls geachtet werden (Thomas, Browne, Mobasheri & Rayman, 2018).

Hierbei spielt das Verhältnis von Omega-3- zu Omega-6-Fettsäuren (optimal 1:1) eine wichtige Rolle (Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. [DGE], 2017a). In Bezug auf die genannten Ernährungsempfehlungen zur Prävention von Arthrose erfüllt bspw. die mediterrane Ernährung diese Voraussetzungen (Keyßler, 2018, S. 724).


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Hierbei werden Oliven- und Nussöle, Nüsse sowie nennenswerte Mengen an fettreichem Fisch (Omega-3-Fettsäuren) verzehrt.

Supplementierung von Kollagen

Kollagene Strukturproteine kommen hauptsächlich im Bindegewebe vor. Daher ist naheliegend, dass eine Zufuhr von Kollagen (hier: Kollagenhydrolysat) einen positiven Effekt auf Gelenke bzw. den Knorpel haben kann (Clark et al., 2008).

Da Kollagen hauptsächlich in tierischem Bindegewebe und Knorpel vorkommt und seltener auf dem Speiseplan zu finden ist, bietet sich eine Supplementierung als leichtere Form der Aufnahme an. Es gilt jedoch, noch weitere Studienergebnisse abzuwarten, um daraus Empfehlungen über Nährstoffe und -konzentrationen bei der Prävention von Arthrose ableiten zu können.

Gezielter Einsatz von Nährstoffen zur Therapie

Studienergebnisse zur Therapie von Arthrose sind im Vergleich zur Prävention etwas eindeutiger, jedoch herrscht auch hier noch dringender Forschungsbedarf. Ähnlich wie bei der Prävention ist auch bei der Therapie von Arthrose auf die Nährstoffvielfalt zu achten.

Alkohol- und Tabakkonsum sollten reduziert oder im besten Fall gemieden werden (Keyßler, 2018, S. 721). Eine obst- sowie gemüsereiche Kost ist auch bei der Therapie sinnvoll, da diese Lebensmittel reich an Vitaminen, Mineralstoffen, Antioxidanzien sowie sekundären Pflanzenstoffen sind.Die mediterrane Ernährung spielt hierbei erneut eine wichtige Rolle (Keyßler, 2018, S. 724).

Die entzündungshemmend wirkenden Gewebshormone, die aus Omega-3-Fettsäuren gebildet werden, haben in der Therapie der Arthrose eine essenzielle Funktion. Eine Supplementation von Glucosamin konnte sich positiv auf bspw. Schmerzen oder Steifheit auswirken, wobei die Kombination beider Nährstoffe (Omega-3-Fettsäuren und Glucosamin) bessere Effekte erzielte (Gruenwald, Petzold, Busch, Petzold & Graubaum, 2009).

Ärztlich kontrollierte Supplementierung

Auch eine ärztlich kontrollierte Gabe von Nicotinamid kann die Gelenkbeweglichkeit verbessern und den (Burgerstein et al., 2012, S. 463).

Eine ausreichend hohe Versorgung mit Vitamin C kann die Reparatur und Neubildung von Knorpelgewebe fördern, indem die Bildung von Kollagen und Glycosaminoglycanen gefördert wird (Burgerstein et al., 2012, S. 464).


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Weitere Nährstoffe, die bei der Therapie unterstützen können, sind Creatin, Kollagen(-hydrolysat) und Chondroitin (Kreider et al., 2017; Lugo, Saiyed & Lane, 2016; Reichenbach et al., 2007). Bei der Gabe von Chondroitin und Glucosamin ist eine ausreichende Menge an Kupfer zu berücksichtigen, da dieses die Wirkung von Chondroitin und Glucosamin fördert (Fiebrich & Grünwald, 2007).

Eine ausreichende Menge an Vitamin E kann die Bildung der entzündungsfördernden Arachidonsäure hemmen und somit das Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 aktiv verbessern (Burgerstein et al., 2012, S. 463).

Auch Vitamin K ist am Knorpelaufbau beteiligt. Um ein durch Arthrose bedingtes hohes Frakturrisiko zu vermeiden, aber dennoch keine Blutgerinnungsstörung bei Selbstmedikation zu riskieren, sollte auch die Zufuhr des fettlöslichen Vitamin K ärztlich kontrolliert werden (Burgerstein et al., 2012, S. 465).

Kurkuma und Grüner Tee

Die Wirkungsweise von Kurkumin, bekannt aus der Kurkumawurzel oder dem Gewürz Curry, und von Grünem Tee wird derzeit in Studien untersucht. Kurkumin soll verschiedene Entzündungsmediatoren günstig beeinflussen (Kuptniratsaikul et al., 2014; Madhu et al., 2013; Chandran et al., 2012).

Auch Grünem Tee wird eine positive Wirkung auf das Entzündungsgeschehen zugeschrieben (Comblain et al., 2017). Weitere Studienergebnisse und daraus abgeleitete Ernährungsempfehlungen hierzu stehen noch aus.

Abgesehen von der Zufuhr der unterschiedlichen Nährstoffe ist auch das Körpergewicht der Patient:innen zu beachten. Sind Patient:innen übergewichtig, ist zur Entlastung der Gelenke und des Knorpelgewebes eine Gewichtsreduktion sinnvoll.

Wie bei der Prävention gilt auch in der Therapie, dass zusätzlich zur Ernährung ein angepasstes Training durchgeführt werden sollte.

Mit angepasstem Speiseplan gegen Arthrose

Um Übergewicht zu vermeiden und damit der Arthrose entgegenzuwirken, gilt es, allgemeine Ernährungsempfehlungen umzusetzen und ein Kaloriendefizit einzuhalten. Bei der Nährstoffversorgung hilft in der Praxis die Fünf-am-Tag-Regel: drei Portionen Gemüse und zwei Portionen Obst pro Tag.

Dadurch werden ausreichend Vitamine und Mineralstoffe zugeführt. Außerdem profitiert der Körper von den enthaltenen Ballaststoffen, die zu einem erhöhten Sättigungsgefühl beitragen (DGE, 2017b). Dabei sollten die Obst- und Gemüsesorten möglichst von unterschiedlicher Farbe sein, da so unterschiedliche essenzielle Mikronährstoffe aufgenommen werden.

Die richtige Proteinzufuhr

Proteine, die u. a. in magerem Fleisch, Milchprodukten oder Hülsenfrüchten enthalten sind, tragen ebenfalls zu einer verbesserten Sättigung bei und können so dabei helfen, Übergewicht zu vermeiden oder das Körpergewicht zu reduzieren.

Hierbei ist auf eine gesteigerte Proteinzufuhr von z. B. mehr als 1,5 Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht zu achten (Stulnig, 2011). Außerdem sind Vollkornprodukte als Kohlenhydratquelle zu bevorzugen.

Zur Aufnahme der genannten Omega-3-Fettsäuren bietet sich die vermehrte Zufuhr von fetten Fischarten oder auch von Leinsamen bzw. Leinöl an. Auch bestimmte Algenprodukte können dabei helfen, den Bedarf an Omega-3-Fettsäuren zu decken.

Zu den Omega-6-reichen Lebensmitteln, die es im Vergleich dazu zu reduzieren gilt, zählen fettes Fleisch (v. a. Schweinefleisch), Getreide(-produkte), Sonnenblumen- sowie Distel- und Kürbiskernöl.


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Weitere im Bereich der Prävention und Therapie von Arthrose erwähnte Nährstoffe sollten möglichst mit speziellen Ernährungsplänen über Lebensmittel zugeführt oder ggf. supplementiert werden, wenn die Aufnahme über Lebensmittel nicht gewährleistet werden kann. Die Gabe ist immer ärztlich zu kontrollieren (Blutbild).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass eine Kost, die reich an Obst und Gemüse, mageren Proteinquellen wie Milchprodukten oder Hülsenfrüchten sowie Nüssen, guten Ölen und fettigem Fisch ist, bei der Prävention und Therapie von Arthrose unterstützen kann.

Die mediterrane Ernährung bspw. sieht diese Lebensmittel in nennenswerter Menge vor.

Nährstoffe einer Arthrosetherapie und ihr Vorkommen Teil 2


Fazit

Sowohl zur Prävention als auch zur Therapie von Arthrose spielen ein normales Körpergewicht und eine entzündungshemmende Kost eine große Rolle. Dies gilt es durch Ernährungsempfehlungen, wie die Fünf-am-Tag-Regel sowie hohe Ballaststoff- und Proteinzufuhr, umzusetzen.

Wichtige Nährstoffe in Bezug auf Arthrose sind Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren, wobei erstgenannte vermehrt zu verzehren sind. Darüber hinaus gibt es viele weitere Nährstoffe, z. B. die Vitamine K und D und das Kollagen, die Einfluss auf das Entzündungsgeschehen und den Knorpelaufbau bzw. die -regeneration haben.

Zusätzlich zur Ernährung sollten geplante Trainings- bzw. Bewegungseinheiten auf der Tagesordnung stehen


Über den Autor

Niklas Schwarz, B. A. Ernährungsberatung, ist als Dozent, Autor und Tutor an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und an der BSA-Akademie im Fachbereich Ernährung tätig.

Praktische Erfahrung sammelte er mehrere Jahre als Fitnesstrainer und Ernährungscoach in der Betreuung von Sportlern sowie übergewichtigen Personen.


Auszug aus der Literaturliste

Deutsche Arthrose-Hilfe e. V. (2022). Deutsche Arthrose-Hilfe e. V. | Häufigkeit. Zugriff am 10.02.2022.
Keyßler, G. (2018). Rheumatoide Arthritis. In H. K. Biesalski, S. C. Bischoff & C.  Puchstein (Hrsg.). Ernährungsmedizin. Nach dem neuen Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer (4., vollständig überarbeitete und erweiterte Aufl., S. 720–724). Stuttgart: Thieme.
Thomas, S., Browne, H., Mobasheri, A. & Rayman, M. P. (2018). What is the evidence for a role for diet and nutrition in osteoarthritis? Rheumatology (Oxford, England), 57 (suppl_4), iv61-iv74.

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de.

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